Süddeutsche Zeitung - 12.10.2019

(singke) #1

Es ist ziemlich nass und ziemlich


grün. Den ganzen Tag regnet es


schon, das Gras leuchtet, die Blätter


wehen im Wind, Gerhard Schwab


stapft durch eine Flusslandschaft in


der Nähe von München. Auch er ist


ziemlich grün: Grünes Stirnband im


wallenden Haar, grünes T-Shirt, grü-


ne Hose. Um den Hals baumelt ein


Fernglas, in der Hosentasche steckt


sein Schlüsselbund mit einem wei-


chen braunen Anhänger, einem Bi-


ber aus Kunstfell, dem über die Jah-


re der Schwanz, die sogenannte Kel-


le, abgefallen ist. Mit echten Bibern


kennt sich Gerhard Schwab sehr gut


aus. Seit 30 Jahren beschäftigt er


sich schon mit dem Nagetier, das in


Deutschland fast ausgerottet war


und erst seit etwa 50 Jahren wieder


an Flüssen und Seeufern lebt.


Etwa 45 000 Biber gibt es in

Deutschland, so viele, wie eine Klein-


stadt Einwohner hat. Schwab findet


Biber ziemlich faszi-


nierend. „Sie zei-


gen uns: Wir sind


nicht alleine auf


der Welt. Der Biber


macht, was er will.“


Ein friedliches Tier,


sehr gerne bei seiner Familie, Vegeta-


rier: Er ernährt sich von frischen


Trieben, Rinde, Gräsern. Tagsüber


schlummert er in seinem Bau, der so-


genannten Burg, oder pflegt sein


Fell mit seiner Putzkralle. Nachts


werkelt er dann, baut Dämme, wo er


Dämme bauen will, staut Flüsse und


Bäche, wo er welche stauen will, und


nagt an Bäumen, wo er Bäume anna-


gen möchte. Manchmal überflutet


er dabei Felder, die einem Bauern ge-
hören, oder Straßen, die zu einem
Ort führen. Oder er fällt Bäume, die
eigentlich wachsen sollen. Aus Men-
schensicht richtet er so Schaden an,
aber aus Bibersicht versucht er nur,
ein normales Biberleben zu führen.
Wenn der angerichtete Schaden
zu groß ist, kommt Gerhard Schwab.
Dann klingelt sein Telefon, am Appa-
rat: aufgebrachte Bürger und aufge-
löste Bürgermeister. Schwab ist Bi-
bermanager. Er arbeitet für eine Na-
turschutzorganisation und be-
schreibt seine Arbeit so: „Ich überle-
ge, wie man Probleme mit Bibern
gut lösen kann.“ Biber sind meistens
nur an einem schmalen Streifen ent-
lang von Gewässern aktiv – Abstand
zu ihnen zu halten wäre also schon
einmal eine sehr wirksame Metho-
de. Andere: Obstbäume schützen, in-
dem man ihnen sogenannte „Draht-
hosen“ verpasst, also Geflechte aus
Maschendraht.
Elektrozäune an Ge-
müsefelder bauen.
Wenn Biber mit ih-
ren Bauwerken zur
Gefahr werden,
weil sie zum Bei-
spiel in der Nähe von Kläranlagen ak-
tiv sind oder der Schaden zu enorm
ist, empfiehlt Schwab auch mal eine
sogenannte Entnahme. Dann wer-
den Fallen aufgestellt. Biber sind in
Deutschland besonders geschützte
Tiere und dürfen deswegen bei-
spielsweise nicht gejagt werden.
In Nordamerika ist das anders.
Dort leben sehr viele Biber, sie
werden gegessen und ihr Fell zu

warmen Mützen verarbeitet. Auch
Gerhard Schwab hat schon Bibergu-
lasch gegessen und fand es gut, auch
eine Mütze hatte er schon mal auf,
die fand er weniger gut, „man
schwitzt die ganze Zeit“. Das Biber-
fell ist ungeheuer dicht, wo Men-
schen ein Haar haben, wachsen dort
70 Haare.
Gerhard Schwab läuft weiter
durch die Flusslandschaft bei Mün-
chen, die Biber hier machen gerade
keine Probleme, aber er will mal
nach ihnen schauen. Er hat immer ei-
ne Tüte mit Ersatzkleidung im Auto,
falls er bei seinen Ausflügen ins Was-
ser fällt, und an der linken Hand hat
er bis heute eine Narbe, Attacke ei-
nes Bibers, den er mal im Schlaf ge-
stört hat. Der Bibermanager stoppt
und hält inne: „Hören Sie das?“ Da-
hinten plätschert es. Und wenn es

plätschert, sind Biber nicht weit. Sie
bauen ja Dämme, und zwar so gut,
dass sie auch exzellente Baumeister
sind – der größte jemals von ihnen
gebaute Damm war 850 Meter breit.
In den gestauten Flächen können sie
dann schwimmen und ihre Wohn-
burgen bauen, und sie helfen damit
auch der Natur – Frösche, Libellen
und andere Insekten siedeln sich an.
Gerhard Schwab kniet plötzlich
nieder und greift nach einem abge-
nagten Baumstumpf. „Das war der
Biber.“ Er schaut durch sein Fern-
glas. Nichts zu sehen. Biber sind
scheu und nachtaktiv. Er lässt das
Fernglas wieder los. Schön ist es
hier: Ein plätschernder Bach, ver-
schiedene Grüntöne, eine Feenland-
schaft, die auch Schwab verzückt:
„Eines ist klar: Ohne den Biber wür-
de es hier ganz anders aussehen.“

SZ: Ihr habt euch beide selbst entwaffnet.
Washabt ihr abgegeben?
Marcel:Eine Spielzeugpistole samt Magazin.
Vinzent:Eine Softair-Pistole.

Warum macht ihr das?
Vinzent:Irgendwie macht es schon Spaß, rum-
zulaufen und zu schießen und gleichzeitig ist
es aber auch komisch, wenn man mal wirklich
nachdenkt, was man da tut.
Marcel:Ich finde Nervs zum Beispiel ziemlich
cool. Dabei interessiert mich weniger, auf wen
ich ziele oder wen ich treffe. Eher die Technik:
Wie schafft es so ein Plastikding die Patrone
derart zu beschleunigen? Ich habe sechs ver-
schiedene Modelle zu Hause. Jedes habe ich
schon mal auseinander gebaut. Wenn ich nicht
mehr weiter weiß, hole ich mir die Bauanlei-
tung aus dem Internet.
Vinzent:Meine kleine Schwester hat so eine,
eine Vollautomatische. Die sieht aus wie echt,
bloß in Neonfarben. Ich meine, die ist sechs!

Was bringt es, Wasserpistolen zu zerstören?
Vincent:Sie sind halt der Anfang. Danach
kommt eine Nerv, dann eine Softair. Dann viel-
leicht Paintball?
Marcel:Ich habe acht Waffen zu Hause. Ich ha-
be die jetzt nicht alle abgegeben. Einfach, weil
ich es unangenehm finde, mit Ein-Meter-
Zwanzig-Dingern in die Schule zu gehen. Aber
ich will bald gar keine Waffe mehr haben.

Wie lief das mit dem Abgeben, seid ihr da
zum Lehrer: „da bitte“?
Vinzent:Nee, da steht eine offene Box im Trep-
penflur und da legt man das halt rein.

Finden das alle gut?
Vinzent:Natürlich nicht. Es gibt schon ein
paar, die schütteln den Kopf oder wollen sogar
welche wieder rausnehmen, weil die vielleicht
besser sind als die, die sie zu Hause haben.
Marcel:Das geht ja wohl gar nicht.
interview: georg cadeggianini

Rezepte aus dem Internet
Es gibt festen Schleim, der sich anfühlt wie
Knete. Oder glibbrigen Schleim, der an Wackel-
pudding erinnert. Das kommt darauf an, wel-
che Zutaten man verwendet. Im Internet gibt
es Videoanleitungen mit super Rezepten, ich
experimentiere aber auch gerne herum.

So wird es bunt und glitzernd
Als Zutaten für Schleim eignet sich vieles.
Mehl, Salz und Rasierschaum zum Beispiel
werden ziemlich fest. Wasch- oder Duschgel
machen den Schleim klebrig, aber dafür duf-
tet er gut. Mit flüssigem Kleber klappt es auch,
aber dann trocknet der Schleim schnell ein.
Wer es bunt mag, kann Lebensmittelfarbe
oder Glitzer dazu tun.

Lieber nicht die Salatschüssel verwenden
Meine Mama war anfangs nicht so begeistert
von meiner Schleimproduktion, weil das eine
ziemliche Sauerei macht und sie immer ihre
Küchensachen suchen musste. Aber mittler-
weile benutze ich eine alte Schüssel, die wir
nicht mehr in der Küche brauchen.

Super zum Entspannen
Viele kapieren nicht, was so toll ist an Schleim.
Aber ich mag das Herumexperimentieren mit
verschiedenen Zutaten und finde das Kneten
total entspannend. Wenn ich Wut im Bauch ha-
be, knete ich sie einfach weg. Mit manchen
Schleimen kann man auch Streiche spielen,
weil sie Pupsgeräusche machen, wenn man sie
fest drückt. protokoll: eva heidenfelder

Schleim herstellen


Erwachsene finden Schleim oft eklig. Dabei
macht esviel Spaß, selbst welchen zu machen

Beim Baumeister


Biber könnenBäume fällen und


Flüsse stauen, was manche


Menschen ärgert. Dann rufen


sie Gerhard Schwab an.


Er ist Bibermanager


von mareen linnartz

Kindertipp


Von Zoe, 11

Gerhard Schwab mag Biber sehr gerne. Er hat auch schon bei sich zu
HauseBiber-Findelkinderaufgenommen.

... der Mittelschule Murnau


Dort steht eine Sammelbox für Plastikpistolen.


Vinzentund Marcel, beide 12, haben was entsorgt


Kinder aus acht Ländern haben gemeinsam Hunderte von Plastikwaffen gesammelt. Diese Woche werden sie in
Nürnberg zu einer vier Meter hohen Skulptur verbaut. Dafür wird Baustahl erhitzt. Die Kinder dürfen die Waffen
dann selbst hineindrücken. Anschließend werden sie verschmolzen. Für die nächste Skulptur sammelt das Spiel-
zeugmuseum Nürnberg weiter Plastikwaffen. Mehr Informationen unter konferenz-der-kinder.de

Fotos: Stefanie Preuin; Gerhard Schwab (4)

Biber sind friedliche Tiere,
Vegetarier und sehr gern
bei der Familie

Fotos: privat (Kindertipp), Johannes Volkmann

Ein Anruf bei ...

Ein abgenagter Baumstamm: Hier war der Biber. Große Bäume fällt er -
so bekommt er Nahrung und Baumaterial für seine Dämme.

Die Zähne des Bibers sind nicht weiß wie in der Zahnpastawerbung.
Aber seine Beißkraft ist sechsmal größer als bei einem Menschen.

Biber können locker fünf Minuten tauchen. Ihr Zuhause, die soge-
nannte Burg (hier im Bild), ist zum Teil von Wasser geflutet.
Free download pdf