Süddeutsche Zeitung - 12.10.2019

(singke) #1
von jutta czeguhn

Pasing– „Fragen Sie mal die Investoren
indieser Stadt, ob wir großzügig sind bei
der Nachverdichtung. Bauverhinderer sei-
en wir, sie müssten um Bäume herum bau-
en.“ Oberbürgermeister Dieter Reiter
(SPD) lud die Besucher seiner Bürger-
sprechstunde in der Pasinger Anne-
Frank-Realschule wohl eher rhetorisch
ein, einmal bei so einem Treffen mit Inves-
toren dabei zu sein. Nicht wenige der
mehr als 200 Leute in der Turnhalle, da-
von ist auszugehen, würden da ohne Zö-
gern zusagen. Georg Mayer beispielswei-
se, der mit 76 Jahren aus seiner Wohnung
in der ehemaligen Eisenbahner-Siedlung
an der Pasinger Hieronymusstraße auszie-
hen soll, weil sein Vermieter, die Vonovia,
den Wohnblock abreißen will. Wohnungs-
not, dreistes Spekulantentum, Nachver-
dichtung, Verkehrskollaps – die Bürger-
Sorgen, die dem OB aus dem Saal entge-
genschlugen, sind die Kernprobleme sei-
ner Stadt. Schnelle Lösungen, das stellte
Reiter klar, kann er nicht anbieten.
Da mochten die Heilserwartungen im
Publikum noch so groß sein. „Herr Reiter,
erlösen Sie uns endlich!“, flehte etwa Su-
sanne Lachenmayr und forderte ein plau-
sibles Verkehrskonzept für den Münch-
ner Westen, vor allem aber für Pasinger
Brennpunkte wie die wachsende Groß-
siedlung an der Paul-Gerhardt-Allee.
Göttlichen Ratschlusses bedarf es da
kaum, nur eines S-Bahn-Haltepunktes.
Doch der, so der OB, sei in der Verantwor-
tung der Deutschen Bahn, und diese, das
schilderte er den Pasingern unverblümt,
sei auch für einen Münchner Rathauschef
in etwa so schwer zu erreichen wie der lie-
be Gott. Immerhin, das will Reiter erfah-
ren haben: „Der Halt wird wohl kommen.“
Und wenn es nach ihm geht, gibt es nächs-
tes Jahr auch ein eigenes Münchner Ver-
kehrsreferat. Alles aus einer Hand, end-
lich auch ein Gesamtverkehrskonzept,
und zwar zügig.
Mehr Menschen, mehr Autos. Laut Rei-
ter wird München innerhalb der Stadt-
grenze kaum noch wachsen können. Maxi-
mal 60 000 Wohnungen noch, dann sei-
nen alle Flächen dicht. Nur noch im Um-
land würden Neubaugebiete möglich
sein, weshalb man heute schon eng mit
den Landkreisen kooperiere. Eine kaum
beruhigende Perspektive für die Bewoh-

ner der Gartenstadt-Quartiere in Pasing
und Obermenzing, die längst zu Toplagen
für Investoren geworden sind. Wohnkom-
plexe auf Grundstücken, in denen sich vor-
mals, wie ein Obermenzinger dem OB me-
lancholisch schilderte, noch Fasane tum-
melten. Eine Entwicklung, für die der
Stadt keinesfalls die Verantwortung zuzu-
schieben sei, grollte Dieter Reiter ein we-
nig: „Tut nicht immer so, als würden wir
dort Baurecht schaffen.“
Ebenso wenig könne die Stadt nach ak-
tueller Gesetzeslage etwas gegen die stei-
genden Mietpreise unternehmen. „Wenn
es nach mir ginge, würde ich ja gerne die
ganze Stadt zum Erhaltungssatzungsge-
biet erklären“, sagte Reiter, doch die Ge-
richte würden das konsequent unterbin-
den. Auch an den Grundstückspreisen tra-

ge die Stadt keine Schuld. „Seit 1958, dem
Jahr meiner Geburt, sind diese um
38000 Prozent gestiegen. Wenn mein Va-
ter damals irgendwo 1000 Quadratmeter
gekauft hätte, säße ich heute wohl nicht
auf diesem Podium“, so Reiter. Doch habe
er zusammen mit seinem Vorgänger im
Amt, Hans-Jochen Vogel, eine Initiative
gestartet, die Sozialbindung von Eigen-
tum, so wie es in der Bayerischen Verfas-
sung und im Grundgesetz stehe, über ein
Bundesgesetz zu regeln.
Fragt sich bloß, ob den Menschen in
München die Zeit bleibt, auf den Erfolg
dieser Unternehmung zu warten. Eine
Obermenzingerin im Saal berichtete,
dass sie bald nach Mecklenburg-Vorpom-
mern „auswandern“ werde – um sich das
Leben noch leisten zu können.

Obermenzing– Beim Kunsthandwerks-
markt im Zehentstadel bei der Bluten-
burg, Zehentstadelweg 6, werden hand-
gefertigte Objekte aus Holz, Papier und
Keramik präsentiert. Künstler und Hand-
werker aus München und Umgebung
stellen am Samstag, 19. Oktober, von
13 bis 18 Uhr und am Sonntag, 20. Okto-
ber, von 11 bis 18 Uhr aus. brju

Blumenau– Engel hören und sehen, das
soll ein Konzert am Sonntag, 20. Okto-
ber, um 17 Uhr ermöglichen. In der Pfarr-
kirche „Erscheinung des Herrn“ an der
Blumenauer Straße 1 werden Chor-
stücke aus 1000 Jahren Musikgeschichte
präsentiert, die über Engel erzählen. Für
das optische Erleben sorgt eine Ausstel-
lung von Schülern der Grundschule am
Hedernfeld und der Blumenauer Grund-
schule: 150 Engel schmücken den Kir-
chenraum. Der Eintritt zum Konzert
beträgt zwölf/zehn Euro, für Kinder und
Jugendliche ist er frei. Die Ausstellung
ist bis 10. November zu sehen. brju

Pasing– Nur junge Menschen zwischen
neun und 24 Jahren stehen auf der Büh-
ne bei der mittlerweile 14. musikali-
schen Eigenproduktion der Pasinger
Fabrikspatzen/Statt.Oper unter der
Regie von Nina Rausch. Aufgeführt wird,
in einer eigenen Fassung, „Das kalte
Herz“ von Wilhelm Hauff. Premiere ist
an diesem Sonntag, 20. Oktober, um
19 Uhr in der Wagenhalle der Pasinger
Fabrik, August-Exter-Straße 1, eine
weitere Vorstellung dort findet statt am
Montag, 21. Oktober, um 19 Uhr. Karten
unter der Telefonnummer 888 88 06
oder unter [email protected]. Ti-
ckets kosten Kinder, Schüler, Studenten
fünf, Erwachsene sieben Euro. son

Neuried– Konkurrenz für den Amtsinha-
ber: Der Ortsverband der CSU schickt sei-
ne Ortsvorsitzende und Gemeinderätin
Marianne Hellhuber ins Rennen um den
Chefsessel im Rathaus, den derzeit noch
Bürgermeister Harald Zipfel (SPD) okku-
piert. Sie wurde einstimmig bei der Auf-
stellungsversammlung der CSU als Kandi-
datin gewählt. Mit Hellhuber hat die Neu-
rieder CSU eine langjährig aktive Kommu-
nalpolitikerin nominiert. Seit neun Jahren
sitzt sie im Gemeinderat, sie löste einst
Ernst Fischer ab, der während seiner
Amtszeit ausschied.


Bei der folgenden Kommunalwahl
2014 wurde sie auch als Gemeinderätin ge-
wählt. Inzwischen ist sie auch stellvertre-
tende Kreisvorsitzende der CSU München-
Land. Im Ortsverband engagiert sich die
50 Jahre alte gelernte Groß- und Außen-
handelskauffrau seit 2004, trat kaum
zweieinhalb Jahre später in den Vorstand
ein und wurde vor zehn Jahren zur Orts-
vorsitzenden gewählt.
Jetzt also die Krönung zur Bürgermeis-
terkandidatin. Florian Forster, stellvertre-
tender Vorsitzender des Ortsverbands,
schlug Hellhuber am Mittwoch formell als


Kandidatin vor, ihr langjähriger Frakti-
onskollege im Gemeinderat, Michael Zim-
mermann, der auch als Fraktionssprecher
amtiert, bekräftigte den Vorschlag. Die
Wahl leitete Ursula Mayer (CSU), Bürger-
meisterin von Höhenkirchen-Siegerts-
brunn.
Hellhuber, Mutter von zwei Töchtern,
ist in Neuried gut vernetzt. Sie ist Vorsit-
zende des Kindernetzes Neuried, Vor-
standsmitglied des Fördervereins Freun-
de der Musikschule und Mitglied in fast al-
len Neurieder Vereinen. In ihrer Vorstel-
lungsrede formulierte sie ihre Ziele für
Neuried. So sei die aktuelle Gemeinderats-
politik zu sehr auf kurzfristige Lösungen
ausgerichtet, ihrer Ansicht nach brauche
es mehr Perspektiven, um nachhaltig zu
handeln. Sie setze auf eine starke Gemein-
schaft sowie gelebten Umwelt-, Ressour-
cen- und Klimaschutz. Zudem müsse eine
gemeinsame Leitidee für Neuried geschaf-
fen werden. Oberste Priorität habe für sie
der Schuldenabbau und eine Steigerung
der Gewerbesteuereinnahmen, um die Ge-
meinde handlungsfähiger zu machen:
„Diese Themen sind für mich Chefsache.“
Die Kandidatenliste für den Gemeinde-
rat hat der Ortsverband bisher noch nicht
vorgelegt. „Wir wollten das bewusst tren-
nen“, sagte Peter Kellner, Schriftführer
des Ortsverbands, auf Anfrage. Die Liste
soll im Januar 2020 zur Abstimmung vor-
gelegt werden. annette jäger

„Wir brauchen weniger Autos in der Stadt, sonst lässt sich kein Problem
lösen“ – OB Dieter Reiter bei der Bürgersprechstunde. FOTO: JUTTA CZEGUHN

Marianne Hellhuber zusammen mit ihren Unterstützern (von links) Michael Zim-
mermann, Andreas Giese, Paolo Brenner und Florian Forster. FOTO: PRIVAT


Warten auf die Erlösung


Bei seiner Bürgersprechstunde in Pasing wird Oberbürgermeister Dieter Reiter mit
den Sorgen der Menschen konfrontiert. Schnelle Lösungen kann er nicht bieten

Kunsthandwerk im Stadel


Engelhafte Chormusik


Premiere mit Fabrikspatzen


Anlauf zum Chefsessel


CSU schickt Marianne Hellhuber in die Bürgermeisterwahl


Vor zehn Jahren wurde


Marianne Hellhuber zur


CSU-Ortsvorsitzenden gewählt


WESTEN UND WÜRMTAL


DEFGH Nr. 242, Samstag/Sonntag, 19./20. Oktober 2019 PGS STADTVIERTEL R17


Vinothek


2018

GARDA BIANCO DOP
Azienda Agricola Feliciana,
Lombardei, Italien

Ein Weißwein, der mit seinem Aromen-
spiel die Herkunft von den Ufern des
Gardasees nicht verleugnen kann. Florale
Noten von Glyzinien und Veilchen verbin-
den sich mit Aromen reifer Aprikosen und
Ananas. Kraftvoll mit überzeugendem
Finale am Gaumen.

Preis pro Flasche:
11,95 € (15,93 €/Liter)

2018

PINOT BLANC & PINOT GRIS
VDP Gutswein, Battenfeld Spanier,
Reinhessen, Deutschland

Der Spätsommer lässt grüßen und
zeigt sich mit reifen Fruchtnoten,
die an Apfel, Mirabelle, Aprikose
und Birne erinnern. Ein Hauch von
Feuerstein im Duft verleiht diesem
Pinot aromatische Tiefe. Ein saftiger
Vertreter, der zu einem warmen
Spätsommertag ebenso passt wie zu
einer kühlen Herbstnacht.

Preis pro Flasche:
12,80 € (17,07 €/Liter)

2018

ST. LAURENT ROSÉ
Flick, Rheinhessen,
Deutschland

Die zarte Frucht des Saint Laurent Rosé
mit Anklängen roter Johannisbeeren,
Himbeeren und einer leichten,
frischen Zitrusnote im Hintergrund
lädt zum Genießen ein. Feine
Beerenfruchtaromen und zarte
Zitrusnoten am Gaumen.

Preis pro Flasche:
8,50 € (11,33 €/Liter)

2013

FINCA RÍO NEGRO
Selección Especial,
Castilla-La Mancha, Spanien

Diese besondere Cuvée aus Tempranillo,
Syrah, Merlot und Cabernet Sauvignon
präsentiert sich mit üppigem, würzigem
Duft, Lebkuchengewürz, Kardamom und
fast pfeffrigen Noten, die durch reife
Beerenfrucht und Anklänge von Back-
pflaumen ergänzt werden. Ein saftiger
Wein mit feiner Reife und gleichzeitig
frischem Charakter.

Preis pro Flasche:
17,90 € (23,87 €/Liter)

2017

BLAUFRÄNKISCH
Strehn, Burgenland,
Österreich

Mit seiner satten, aromatischen
Beerenfrucht von Brombeeren und
Holunder, ergänzt durch würzige Noten
und einen Hauch Lakritz, präsentiert
sich dieser Blaufränkisch mit typischem
Charakter. Dieser wird am Gaumen durch
die gut eingebundenen Tannine, milde
Würze und reife Frucht unterstrichen.

Preis pro Flasche:
12,95 € (17,27 €)

2017

MERLOT CATALPA
Single Vineyard, Bodega Atamisque,
Mendoza, Argentinien

Intensiv präsentiert sich der Duft
dieses Merlot, bei dem schwarze Jo-
hannisbeeren und schwarze Kirschen
mit feinen würzigen Aromen und
eleganten Röstnoten verbunden
werden. Am Gaumen ein aromatischer
Typus mit reifer Beerenfrucht und gut
eingebundenen Tanninen.

Preis pro Flasche:
13,90 € (18,53 €/Liter)

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