Süddeutsche Zeitung - 24.10.2019

(Nora) #1

  1. Oktober, Dortmund
    Schreibenund Arbeit. Peter Rühm-
    korfs Selbst III/88. Aus der Fassung.
    Zum 90. Geburtstag am 25. Oktober

  2. Mit Jan Bürger, M. Stingelin u. a.
    Literaturhaus, Tel. (0231) 330 48 497.





      1. Oktober, Dachau
        Sintiund Roma: Der nationalsozialisti-
        sche Völkermord in historischer und
        gesellschaftspolitischer Perspektive.
        Mit Romani Rose u. a.Max-Mannheimer-
        Studienzentrum, Tel. (08131) 61 77 10.









      1. Oktober, Berlin
        etc is poetry. Poesie, Poetik, Positio-
        nen. Mit Michael Lentz u. a.Akademie
        der Künste, Tel. (030) 200 57 - 1000.









      1. Oktober, Salzburg
        Humor und Philosophie - eine ernste
        Angelegenheit?Mit Rudolf Lüthe, Tho-
        mas Gutknecht u. a.Kontakt: Internatio-
        nale Gesellschaft für Philosophische Pra-
        xis, Tel. (030) 774 40 14.









      1. Oktober, Witzenhausen
        Jugend im Kalten Krieg. Mit Christoph
        Kleßmann u. a.Archiv der dt. Jugendbe-
        wegung, Tel. (05542) 50 17 20.





  3. Oktober, Dresden
    Schwerpunkt Heiner Müller: „Ich ha-
    be versucht, eine Hoffnung zu den-
    ken“. Mit Dirk Baecker, Noah Willumsen
    u. a.Hellerau - Europäisches Zentrum
    der Künste, Tel. (0351) 264 62 - 0.

  4. Oktober, Essen
    Natur schreiben. Zur literarischen
    Konjunktur eines Genres. Vortrag von
    Roland Borgards.Kulturwissenschaftli-
    ches Institut, Tel. (0201) 72 04 - 0.

  5. Oktober, Hamburg
    Flüchtlings- und Asylpolitik: Berichte
    und Einsichten vom anderen Ende der
    Welt. Klaus Neumann und Tobias Eule
    im Gespräch.Hamburger Institut für So-
    zialforschung, Tel. (040) 41 40 97 - 0.





      1. Oktober, Berlin
        Der Aufbau Ost im ostmitteleuropäi-
        schen Vergleich. Eine Bilanz nach 30
        Jahren. Mit Philipp Ther u.a.Dt. Gesell-
        schaft, Tel. (030) 88 412 254.






von catrin lorch

D


ie angelsächsische Literatur sieht
ihre Außenseiter gerne an der fri-
schen Luft. Henry David Thoreaus
„Walden“, Daniel Defoes „Robinson Cru-
soe“ oder Rudyard Kiplings „Dschungel-
buch“ sind auch Entwicklungsromane, de-
ren Helden sich nicht an Menschen, son-
dern an der Natur abarbeiten. Ihr Charak-
ter entfaltet sich vor Meeresrauschen und
Tierrudeln, ihre Eigenheiten zaust der
Wind zurecht, und ihre Talente festigen
sich in sicherem Abstand zur Zivilisation.
Gerade haben Dschungelbücher wieder
Konjunktur und die Waisen und Wolfskin-
der viele Welpen. Sie heißen Daniel und Ca-
thy und irren durch die Wälder von Fiona
Mozleys „Elmet“; oder Linda, wie die Erzäh-
lerin der „Geschichte der Wölfe“ (Emily
Fridlund); oder „Lanny“ in dem gleichnami-
gen Roman von Max Porter. Allesamt Kin-
der, die rauen familiären Bedingungen und
einer unverdorbenen Landschaft aus-
gesetzt werden. So eine ist auch Kya aus De-
lia Owens „Gesang der Flusskrebse“, ein
überraschend erfolgreiches Debüt, das al-
lerdings mit Lanny, Linda, Daniel und Ca-
thy so viel zu tun hat wie „Fünf Freunde“
mit Anton Reiser.
„Der Gesang der Flusskrebse“ ist nicht
einfach zu kategorisieren – das Buch will
Entwicklungsroman und Liebesgeschich-
te sein, Natur Writing und obendrein auch
noch Krimi. Kya ist das kleinste Geschwis-
terchen einer Großfamilie, die in der
Marschlandschaft North Carolinas haust.
Der Zerfall dieser Familie in den Fünfziger-
jahren des vergangenen Jahrhunderts ist
allerdings nur insofern berichtenswert, als
die Autorin glaubwürdig machen muss,
warum ein Kind im Grundschulalter voll-
kommen allein in den Marschen lebt.
Das Mädchen in der armseligen Hütte
ist zunächst eine Robinson-Figur, die sich
von Muscheln und Fischen ernährt, Gemü-


se anbaut und nach getaner Arbeit Vogel-
federn, Tierzähne, Pflanzen und Bälge sam-
melt. Nachdem sie von einem älteren Jun-
gen das Lesen und Schreiben anhand eines
Natur-Almanachs erlernt hat, bearbeitet
sie ihre Funde mit wissenschaftlicher Sorg-
falt. Ihre Küche verwandelt sich in eine
Wunderkammer mit akribisch beschrifte-
ten Exponaten. Kya schläft auf der Veran-
da, vergisst es aber nie, vor dem Schlafen-
gehen noch die Möwen zu füttern.
Dass die Schönheit des Mädchens noch
befremdlicher ist als ihre Wildheit, daran
lässt Delia Owens keinen Zweifel: „Selbst in
diesem jungen Alter hatte sie das aparteste
Gesicht, das er je gesehen hatte. Mit ihren
großen, fast schwarzen Augen und der
schmalen Nase über ebenmäßigen Lippen
wirkte sie exotisch. Sie war groß und dünn
und machte einen zarten, geschmeidigen
Eindruck, als wäre sie vom Wind geformt
worden. Doch zugleich vermittelten die jun-
gen sehnigen Muskeln eine stille Kraft.“

Die Geschichte könnte ein schwülstiger,
grünstichiger Mädchentraum bleiben,
zumal es auch viel um Sex und dessen Ver-
meidung geht, ausgepolstert mit Vogelfe-
dern und dürren Ästchen. Die Autorin hat –
so steht es im Klappentext – jahrelang als
Biologin in Afrika gelebt, bevor sie nach Ca-
rolina gezogen ist. Doch mangelt es dem
Buch ausgerechnet an plastischen Beschrei-
bungen, die Natur ist Kulisse, die meisten
Passagen lesen sich wie Einschübe aus dem
Biologiebuch oder entfalten sich in eigenar-
tigen Vergleichen: Es ist „heiß wie Wild-
schweinatem“, das Mädchen hastet so
schnell davon „wie ein Waschbär vom Ab-
falleimer“, der Uhu sitzt „dick und flaumig
wie ein Daunenkissen“ im Baum. Deftig

dampft derweil das Südstaaten-Essen auf
dem Tisch, „wie Ma es gemacht hätte“, also
„Schwarzaugenbohnen mit roten Zwie-
beln, gebratener Schinken, Maisbrot mit
Grieben, in Butter und Milch gekochte Li-
mabohnen. Warmen Brombeerkuchen mit
einer süßen Buttersoße, in die etwas Bour-
bon“ gerührt wurde.
Doch traut die Autorin wohl weder ihrer
Figur noch der Landschaft wirklich, und
mitten im Idyll liegt eine Leiche herum: Es
ist Chase, der „bewunderte Quarterback
und Frauenschwarm“, Sohn reicher Ge-
schäftsinhaber, verheiratet mit dem „hüb-
schesten Mädchen“ des Provinznests Bar-
kley Cove, an das die Marschen angrenzen.
Schnell fällt der Verdacht auf das Marsch-
mädchen, zumal Kya jahrelang die heim-
liche Geliebte des Ermordeten war, bis er
sie sitzen gelassen hatte.
Nun kann man sich als Leser fragen, ob
solche Begriffe für Beziehungskisten eine
jenseits aller moralischen Gepflogenheiten
aufgewachsene Frau überhaupt berühren.
Aber da sind – neben ihren Beobachtungen
im Tierreich – auch die expliziteren Ab-
schnitte des Biologiebuchs: „Der Penis des

Kleinlibellen-Männchens (ist) mit einem
winzigen Löffel ausgestattet, mit dem es
die Spermien eines vorherigen Kontrahen-
ten entfernt, bevor es selbst zur Tat schrei-
tet. Kya ließ die Zeitschrift sinken. Ihre Ge-
danken trieben dahin wie die Wolken.“ Und
schnell hat das Marschmädchen das Wis-
sen auf ihre Situation übertragen: „Chase
hatte sie ganz gezielt mit seinem Gerede
von Heirat geködert, dann prompt mit ihr
geschlafen und sie anschließend wegen ei-
ner anderen verlassen. Sie wusste aus ihren
Studien, dass Männchen von einem Weib-
chen zum nächsten ziehen, warum also war
sie auf diesen Mann hereingefallen?“
Obwohl nicht sicher ist, dass der junge
Chase umgebracht wurde und nicht ein-
fach nur von einem Leuchtturm gestürzt
ist, landet das Marschmädchen im Gefäng-
nis, wo sie stumm auf dem Bett sitzt und
sich „einzelne Strähnen ihrer Haare“ aus-
zupft „wie Federn. So wie Möwen das tun“.
Offensichtlich ist Delia Owens in Bezug auf
das Verhalten von Vögeln informierter als
in der Juristerei, die Schilderung der
Gerichtsverhandlung gegen Kya bleibt er-
ratisch. Nicht einmal in den gesetzlosen

Südstaaten, vermutet man, kann es so
sprunghaft zugegangen sein.
Das Happy End nach ihrem Freispruch
hält tatsächlich bis ans Ende ihrer Tage:
„Kya fuhr in ihrem ganzen Leben nie wie-
der nach Barkley Cove, sondern verbrach-
te die meiste Zeit allein mit Tate in der
Marsch. Die Leute sahen sie bloß als eine
ferne Silhouette, die durch Nebel glitt, und
im Laufe der Jahre wurden die Rätsel ihrer
Geschichte zu einer Legende, die im Diner
wieder und wieder über Buttermilchpfann-
kuchen und Hamburgern erzählt wurde.“
Und selbst wenn es in dem Mordfall noch
zu einer überraschenden Wendung
kommt, steuert die Geschichte auf eine un-
übertreffliche Schlussbemerkung zu:
„Dank Tates inniger Zuneigung erkannte
sie schließlich, dass menschliche Liebe
mehr ist als die bizarren Paarungskämpfe
der Geschöpfe in der Marsch.“

Delia Owens:Der Gesang der Flusskrebse. Roman.
Aus dem Englischen von Ulrike Wasel und Klaus
Zimmermann. Hanserblau, Berlin 2019. 459 Seiten,
22 Euro.

Die Autorin traut weder ihrer
Figur noch der Landschaft, und
mitten im Idyll liegt eine Leiche

AGENDA


Heiß wie


Wildschweinatem


Delia Owens’ Überraschungserfolg „Der Gesang der


Flusskrebse“ als modernes Dschungelbuch


12 HBG (^) LITERATUR Donnerstag, 24.Oktober 2019, Nr. 246 DEFGH
In der Wildnis North Carolinas lebt Celia Owens’ Hauptfigur allein. FOTO: KEVIN CROSBY / UNSPLASH
Wer einen Fluß überquert muß die eine Seiteverlassen. Mahatma Gandhi.
Das Licht helfe dir,Kurs zu halten auf deiner Reise.
Der Wind stärke dir den Rücken.
Der Sonnenschein wärme dein Gesicht
und der Regen falle sanft auf deine Haare.
Bis wir uns wiedersehen,
halte Gott dich geborgen in seiner schützenden Hand.
Irischer Reisesegen.
Wenn Du bei Nacht in den Himmel schaust,
wird es Dir sein, als leuchten alle Sterne,
weil ich auf einem von ihnen wohne,
weil ich auf einem von ihnen lache.
Du allein wirst Sterne haben,
die lachen können.
Und wenn Du Dich getröstet hast,
wirst Du froh sein, mich gekannt zu haben.
Du wirst immer mein Freund sein.
Du wirst Lust haben, mit mir zu lachen.
Und Du wirst manchmal Dein Fenster öffnen,
gerade so zum Vergnügen
und Deine Freunde werden sehr erstaunt sein,
wenn sie sehen,
dass Du den Himmel anblickst und lachst.
Dann wirst Du ihnen sagen:
„Ja, die Sterne,
die bringen mich immer zum Lachen.“
Antoine de Saint-Exupéry
Deine Eltern Karinund Jakob Setzwein mit Deinem Bruder Christopher,85386 Eching
I N M E M O R I A M
Jakob Maria Setzwein







      1. 1993 +24. 10. 2009
        Zum 10. Jahrestag
        Nach einem erfüllten Leben ist mein geliebter Mann, unser geliebter Vater,
        Schwiegervater, Großvater und Urgroßvater heimgegangen.
        Hans Roth







    1. November 1926
      † 20. Oktober 2019
      Marie-Gabriele Roth, geb. Weickmann
      Hans und Barbara Roth, geb. Inselkammer
      Hans, Georg, Theresa, Friedrich
      Michael und Gabriela Roth, geb. Inselkammer
      Johanna, Emily, -RVH¿QH, Magdalena
      Barbara Grünewald, geb. Roth
      Maria Grünewald
      Veronika Majeron, geb. Grünewald und Johannes Majeron mit Wanda
      Rosenkranzgebet am Samstag, den 26. Oktober 2019 um 17.30 Uhr in Hl. Blut,
      Scheinerstr. 12, München-Bogenhausen
      Trauergottesdienst am Montag, den 28. Oktober 2019 um 12.30 Uhr in St. Georg,
      Bogenhauser Kirchplatz 1, München-Bogenhausen mit anschließender Beerdigung
      um 15 Uhr im Waldfriedhof München, Alter Teil, Fürstenrieder Straße 288
      Die Belegschaften der Firmen
      Fritz Roth Quetschwerk GmbH & CoKG,
      Rothof Freizeit Betriebs GmbH,
      Rothof Hotel Betriebs GmbH und
      München Inter GmbH
      trauern um
      Hans Roth sen.





    1. November 1926
      † 20. Oktober 2019
      Du stellst meine Füße auf weiten Raum (Psalm 31,9)



  • 9.12.1926 † 19.10.
    In Liebe nehmen wir Abschied von meinem Mann, unserem Vater,
    Großvater, Urgroßvater und Bruder
    Erhard Eppler
    Trauerfeier am Reformationsfest, Donnerstag, 31. Okt
    in St. Michael Schwäbisch Hall.
    Die Beisetzung findet am Samstag, 2. November im engsten Familienkreis statt.
    Irene Eppler
    Susanne Stetter
    Lisa und Christoph Dehn mit Jonathan, Viktoria und Josefine
    Teresa und Felix Zaiser mit Paula und Sophie
    Frieder Stetter und Solveig Wagner mit Jano
    Verena und Klaus Rothaupt
    Johanna und Carsten Wiebusch mit Martin, Georg und Benedikt
    Tilman Rothaupt und Teresa Suermann mit Anton und Martha
    Anne und Veit Rothaupt
    Dorothea Eppler
    Richard Eppler, Irmgard Weingärtner und Ilse Gönnenwein
    Die Städtischen Friedhöfe München bitten um telefonische Mitteilung,
    wenn Sie Angehörige für nachfolgend genannte Verstorbene kennen:
    Sachdienliche Hinweise an Telefon-Nr. 0 89/2 31 99-2 72 oder -2 76.
    Name Vorname Alter Sterbedatum
    Balogh Agota 81 Jahre 15.10.
    Bukowczan Udo 58 Jahre 16.10.
    Bemlotte Klaus Wilhelm 75 Jahre 18.10.
    Oguz Nural 81 Jahre 21.10.
    Die Hochschule München gibt voller Trauer bekannt, dass
    Herr Bernhard Glas
    am 14.10.2019 verstorben ist.
    Wir verlieren in ihm einen vielversprechenden, zuverlässigen,
    hilfsbereiten und von allen geschätzten Kollegen. Er wird uns sehr
    fehlen und wir werden Herrn Glas in dankbarer Erinnerung behalten.
    Der Familie gilt unser tiefes Mitgefühl.
    Hochschule München Fakultät für
    Bauingenieurwesen
    Prof. Lothar Schmidt
    Dekan
    Dr.-Ing. Kai Wülbern
    Kanzler
    Weitere Bestattungen finden Sie auf Seite 28.

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