Süddeutsche Zeitung - 24.10.2019

(Nora) #1

Eine Stadt im Rinderwahn: In den vergan-
genen paarJahren haben in München di-
verse Restaurants aufgemacht, die sich
von gewöhnlichen Steakhäusern unter-
scheiden wollen, indem sie auf hochwerti-
ge – und entsprechend teure – Produkte
setzen. Dazu gehört seit vergangenem
Frühjahr nun auch der Louis Grillroom am
Viktualienmarkt.
Louis sei ein Reisender, sagte Rudi Kull,
als das Emiko zumachte. Das japanische
Lokal war lange das kulinarische Aushän-
geschild des Louis Hotels, das Kull mit Al-
bert Weinzierl betreibt. Und so hat es den
reisenden Louis von Nippon auf die Vieh-
weiden dieser Welt verschlagen. Die liegen
mal in Australien, mal in Frankreich, mal
in Bayern und – ja – schon auch noch in Ja-
pan, wo das berühmte Kobe-Rind her-
kommt. Statt Sushi gibt’s nun eben Steak.
Und weil sie es hier offenbar mit dem Rei-
senden durchaus ernst meinen, gibt es ne-
ben den dauerhaften Fleischspezialitäten
alle zwei bis drei Monate Produkte von
Fleischveredlern aus verschiedenen Län-
dern. Aktuell, noch bis Ende Oktober,
kommt das Fleisch der Franzosen Franck
und Olivier Metzger auf den Tisch. Von No-
vember bis Januar gibt’s dann Steaks von
den italienischen Brüdern Bifulco.
Man kann sich fragen, ob es wirklich
noch einen weiteren Steak-Laden braucht,
wenn nur in Steinwurfweite bereits ein
paar Lokale mit Fokus auf Fleisch zu fin-
den sind, etwa das El Gaucho, das Goldene
Kalb oder das Little London. Aber offen-
sichtlich läuft das Beef-Business im obe-
ren Preissegment. Da kann man schon mal


spekulieren, ob dieser Trend zum Steak
vielleicht eine Gegenbewegung zum Vega-
ner-Hype der vergangenen Jahre und Ge-
grilltes nicht gar so etwas wie ein kulinari-
sches Statussymbol für Männer mittleren

Alters ist – nach dem Motto: Porterhouse
statt Porsche. Und gehört es nicht längst
zum guten Ton, dass man sich beim The-
ma Rindfleisch fachkundig wie ein Metz-
ger über die unterschiedlichen Schnitte –
pardon: „cuts“ – austauscht, die wiederum
in verschiedenen Ländern unterschiedlich
ausfallen? Ja, wer gar ein französisches Ba-
vette nicht von einem amerikanischen
Flank-Steak und ein Porterhouse nicht
von einem T-Bone unterscheiden kann,
gilt in Grillerkreisen als Greenhorn.
Wer nun kein solcher Fleisch-Versteher
ist und auch keine Lust hat, sich allzu sehr
selbst mit solchen Details zu beschäftigen,
ist im Louis Grillroom bestens aufgeho-
ben. Dort kommt ein Fleisch-Sommelier
an den Tisch, eine Platte mit diversen ro-
hen Steaks in der Hand, und erklärt dem
Gast alles, was er so wissen muss. Das ge-
schieht mit einer Freundlichkeit und Ge-
duld, die ihresgleichen sucht. Überhaupt
zeigte sich der Service im Louis Grillroom
als außergewöhnlich aufmerksam und
fachkundig – sei es bei der Fleisch- oder
der Weinberatung. Und das braucht es
auch, wenn man sich irgendwie von der
Konkurrenz abheben will. Denn der Grill-
room ist zwar ein gutes Lokal, aber kein be-
eindruckendes. Die Qualität des Fleisches,
das wir bei unseren Besuchen probierten,
ist aber allemal ihren Preis wert. Das mild
aromatische Filet vom Charolais-Rind für
38 Euro je 220 Gramm war erwartungsge-
mäß zart wie Butter. Etwas bissfester und
aromatischer fiel die Bavette, ein marmo-
riertes Stück des Bauchlappens, vom Cha-
rolais aus (28 Euro je 220 Gramm). Ebenso

stark marmoriert und geschmacklich in-
tensiv war das medium rare genossene
Chuck Flap, ein Nackenstück vom australi-
schen Wagyu-Rind (34 Euro je 220
Gramm). Es lohnt sich wegen der Vielfalt
von Konsistenzen und Aromen unter-
schiedliche Zuschnitte zu probieren.
Die Zubereitung auf dem Steingrill be-
herrscht die Küche im Grillroom dabei per-
fekt. Serviert wird das Ganze mit etwas
Meersalz und grob gemahlenem Pfeffer,
dazu kann der Gast eine von acht Soßen

auswählen, die man ob des aromatischen
Fleisches eigentlich gar nicht gebraucht
hätte. Wir probierten eine sehr cremige
und milde Kräuterbutter, eine fein mit Es-
tragon abgeschmeckte Sauce béarnaise
und eine leider etwas langweilige Pfeffer-
rahmsauce. Eine großartige Beilage war
das Bio-Kartoffelpüree, das es in fünf Vari-
anten gibt. War die Variante „Natur“ (5,50)
schon eine köstlich-cremige Ergänzung
zum zarten Fleisch, so war das mit Amalfi-
Zitrone verfeinerte Püree (6,50) eine aro-

matische Sensation. Da verloren die eigent-
lich auch sehr guten Pommes Allumettes
(frittierte Kartoffelstücke im Streicholzfor-
mat für 5,50) den Vergleich. Sehr gut ge-
macht waren auch die Vorspeisen, eine Kür-
bis-Ingwer-Suppe mit einer „Pulled-Beef-
Praline“ als Einlage (9,50), ein geflämmter
Wildlachs mit Lachskaviar und Kohlrabi
(19) und der knackige Caesar Salad (12,50).
Alles recht konventionell, großartige Expe-
rimente gehören wohl nicht zum Konzept.
Auch der süßliche Teriyaki-Sesam-Lachs
(26) war gefällig, ebenso die Nachspeisen:
Eine Crème brûlée mit Zwetschgen (9) oder
das Gateau au Chocolat (10), ein Schokotört-
chen, das mit Rotweineis serviert wurde
und einem himbeerfarbenen Schwämm-
chen obendrauf, das nach nichts schmeck-
te und vor allem kurios aussah – nett,
wenn’s dabei ist, egal, wenn nicht.
Insgesamt scheint die Küche auf ein in-
ternationales Publikum zugeschnitten zu
sein. Die Atmosphäre des Grillroom erin-
nert mit den gedämpften Brauntönen und
den mit Spots ausgeleuchteten Tischen an
andere typische Hotel-Restaurants, außer
man sitzt am Fenster und schaut auf den
Viktualienmarkt. Wer’s mag, für den ist’s
das Höchste. Sei’s drum: Schaltet man bei-
de Ohren wegen der bei unseren Besuchen
permanent dudelnden Easy-Listening-Mu-
sik auf Durchzug, kann man im Louis Grill-
room seinen (wenn auch teuren) Spaß ha-
ben – allein schon wegen der Weinkarte
mit gut ausgesuchten deutschen und inter-
nationalen Weinen. Die hat – wie sollte es
anders sein – für jeden Geldbeutel und Ge-
schmack etwas zu bieten. pep rooney

von susanne hermanski

E


s sollte sein großes Jahr werden, die-
ses 2019. Im Sommer erhielt Ingo
Maurer den Schwabinger Kunst-
preis, denn auch wenn er weltweit Erfolge
feierte – mit seinem Atelier, der „Desig-
nerei“, war der große Meister des Lichts
immer in der Kaiserstraße geblieben. Am



  1. November wird in der Pinakothek der
    Moderne eine Ausstellung ihm zu Ehren
    eröffnet. Nun wird sie zur posthumen und
    damit im Grunde viel zu kleinen Werk-
    schau werden. Und weil Ingo Maurers


Team in dieser Woche, nach dem Tod ih-
res Chefs am 21. Oktober, nun viele andere
Aufgaben zu bewältigen hat, wird es auch,
entgegen der ursprünglichen Planung, zu-
nächst keine feierliche Einweihung seiner
letzten großen Lichtskulptur im Residenz-
theater geben. Geplant war sie für diesen
Donnerstag.
Ingo Maurer hat sie für den Wintergar-
ten des Theaters gestaltet, als magisch fun-
kelnde „Silver Cloud“, die seit Eröffnung
der Spielzeit am vergangenen Wochenen-
de schimmernd über den gesamten Max-
Joseph-Platz hinweg zu sehen ist. Wie viele

andere Arbeiten Maurers ist auch sie im öf-
fentlichen Raum erfahrbar. So können
Münchner und Gäste aus aller Welt etwa
im Zwischengeschoss am U- und S-Bahn-
hof unter dem Marienplatz in seine Farb-
welt eintauchen. Auch der viel frequentier-
te U-Bahnhof der Münchner Freiheit ist
von Maurers Vision für ein urbanes Leben
geprägt.
In der Paternosterhalle der Pinakothek
werden nun feine, kleinere Arbeiten Mau-
rers zu sehen sein: Papier, Porzellan oder
Plastikmäuse – alles das eben, was er zum
Leuchten und Glänzen brachte.

Fleisch aus aller Züchter Länder


DasBeef-Business boomt: Viele Restaurants der Stadt setzen auf hochwertiges Rind. Der Louis Grillroom holt sich die köstlichen Steaks alle paar Monate aus einer anderen Region


Das Programm ist klar: Fleisch, nicht nur für Reisende. Im Grillroom des Louis
Hotels gibt’s Steaks für Leute, die sich damit auskennen. FOTO: STEPHAN RUMPF

Die Farbenspiele des
Ingo Maurer
durchziehen die
gesamte Stadt – vom
Residenztheater
(oben), bis zum
Marienplatz-
Zwischengeschoss
(links) und über die
Münchner
Freiheit hinaus.
FOTOS: SIMON KOY,
CATHERINA HESS,
FLORIAN PELJAK

Ins Licht


An vielen Orten seiner Heimatstadt ist das Werk des verstorbenen Designers
Ingo Maurer zu erleben. Ganz alltäglich und bald in einer Schau der Pinakothek

Qualität: ●●●●○
Service: ●●●●●
Ambiente: ●●●○○
Preis/Leistung: ●●●●○

Viktualienmarkt 6
Telefon: 089 – 41 11 90 8111
http://www.thelouisgrillroom.de

Öffnungszeiten
Täglich von 17.30 – 23 Uhr
(Küche bis 22.30 Uhr, Fr. und Sa.
bis 23 Uhr)

K

O

S
T
P
RO

BE

LOUIS GRILLROOM


R4 (^) MÜNCHEN Donnerstag,24. Oktober 2019, Nr. 246 DEFGH
Programm:
Keynote Prof. Dr. Tanjev Schultz, Johannes-Gutenberg-Universität Mainz:
Vertrauen in den Journalismus und Glaubwürdigkeit der Medien
Workshop-Themen:



  • Fake News – oder: Wem kann ich trauen?

  • WhatsApp & Co.: Medienkompetenz in Messengern

  • Rechte von Lehrern und Schülern

  • Grundschulstoff ist Zeitungsstoff

  • Photoshop, Deep Fakes und Reality-TV – auch Bilder können lügen


Fortbildungsveranstaltung für Lehrkräfte aller Schularten in Bayern –


Vorträge, Workshops, Diskussionen und Erfahrungsaustausch



  1. November 2019, 9:00 bis 13:00 Uhr


München, Wilhelmsgymnasium


Der Lehrermedientag ist eine gemeinsame Initiative der bayerischen Zeitungen
unter der Schirmherrschaft von Staatsminister Prof. Dr. Michael Piazolo

HEIMATZEITUNGEN
MEHR ZEITUNG

Anmeldeschluss


15.11.2019


Informationen und Anmeldung: http://www.lehrermedientag.de


Lehrermedientag München

Free download pdf