Süddeutsche Zeitung - 24.10.2019

(Nora) #1

Die Addams Family


ZurHochzeit gibt es Kokosnusssaft mit Limette,
auch sonst haben Morticia und Gomez Addams
schräge Angewohnheiten. Animationsfilm-Update
der berühmten Gruselsippe.  Bericht


Bayala


In der Elfenwelt Bayala welken die Pflanzen, das Eis
schmilzt undDrachen gibt es auch keine mehr. Dar-
an ist jedoch nicht der Klimawandel schuld, sondern
eine böse Königin mit Allmachtsfantasien. Der Ani-
mationsfilm von Aina Järvine basiert auf den Elfenfi-
guren der Firma Schleich und kommt ohne größere
Überraschungen aus, stattdessen hat er teils etwas
von einer Sortimentsvorstellung. Der Spielzeugher-
steller aus Schwäbisch-Gmünd will schließlich auch
ein paar neue Produkte in die Kinderzimmer beför-
dern. ANA MARIA MICHEL


Berlin 4 Lovers


Das Konzept der Dokumentation über das Dating-
Verhaltenjunger Erwachsener in Berlin könnte
nicht simpler sein: Zehn Menschen erzählen brav
hintereinander, wie es ihnen bei der Suche nach der
Liebe geht. Antwort: Mal so, mal so – aber speziell
bei der Nutzung der populäre Dating-App „Tinder“
eher schlecht. Dabei sitzen sie in ihren Wohnungen
oder laufen durch die Straßen Berlins. Collagiert
wird dieser minimalistische Erzählansatz mit einem
nachgestellten, rosa eingefärbten Symbol-Date,
das dem Ganzen den Charme einesX-Factor-Beitra-
ges verleiht. Eineinviertel Stunden dauert das Erst-
lingswerk von Leonie Loretta Scholl. Wer jemanden
kennt oder jemanden kennt, der jemand kennt, der
in einer Großstadt lebt und im digitalen Raum nach
einer Beziehung sucht, kann sich die Zeit vermutlich
sparen. Für alle anderen ein intimer Einblick über
Einsamkeit, Großstadtanonymität und den Waren-
charakter von Personen auf Dating-Portalen.
MAGDALENA PULZ


Easy Love


Wie geht das heute eigentlich mit der Liebe? Der
deutsche FilmemacherTamer Jandali nimmt die Be-
ziehungsentwürfe von sieben jungen Kölnern in den
Blick. Alle suchen sie nach dem richtigen Maß an
Sinnlichkeit und emotionaler Verbindlichkeit. Erfri-
schend unverkrampft und sehr intim ist dieses Pano-
rama der postmodernen Ängste und Fantasien
nicht nur, weil Jandali ein feines Gespür für kleine All-
tagsmomente hat, sondern auch weil er seinen Film
in einem semi-dokumentarischen Zwischenzustand
schweben lässt. Die Protagonisten spielen sich
selbst, aber in einer imaginierten, mutigeren Versi-
on ihrer selbst. Ein Film über das Wollen und Wa-
gen. ANNETT SCHEFFEL


Lebe schon lange hier


Ein Jahr lang hat der deutsche Filmemacher Sobo
Swobodnik aus dem Fenster seiner Kreuzberger
Wohnung Schwarzweiß-Aufnahmen der Straßen-
kreuzung unten gemacht. Für Variation sorgen ver-
schiedene Ausschnitte, Zeitraffer und Slow Motion,
Tag und Nacht, Menschen und Autos. Auf der Ton-
spur: Musik (erinnert anAmélie), Wohnungsgeräu-
sche (intimer Natur), Textsplitter (trivialer Natur).
Der Film summt vor sich hin, man lebt ironisch. Ber-
lin eben. PHILIPP STADELMAIER


Lieber Antoine


als gar keinen Ärger


Sie kann auch Groteske und mütterliches Melo-
dram, Flic oder Sadomaso: Adèle Haenel, die gerade
für ihre sensible Darstellung inPorträt einer Frau in
Flammengerühmt wird (ab Ende Oktober auch bei
uns im Kino). Zuvor kann man sie, ebenso sensibel,
erleben im Film von Pierre Salvadori. Sie ist Kommis-
sarin in einer Stadt am Meer und gerät in einen Stru-
del von Komplikationen, als sie erfährt, dass ihr
Mann, der Polizeichef, nicht nur bei einem Juwelen-
raub mitkassiert hat – sogar ihren Hochzeitsring –,
sondern dazu einen Unschuldigen ins Gefängnis
schickte. Der Mann ist seit zwei Jahren tot, der Un-
schuldige kommt nach Jahren wieder frei. Und lernt,
fürs Leben: Besser Arschloch sein als Opfer. Audrey
Tautou baut das vertrackteste, schönste Wiederse-
hen der Kinogeschichte. FRITZ GÖTTLER


Salmas Geheimnis


Einmal im Jahr, so glaubt man in Mexiko, kehren die
Totenzu ihren Familien zurück. Auch Salma möchte
am Día de los Muertos ihre Eltern treffen, die sie nie
kennengelernt hat. Doch die Frau, bei der sie aufge-
wachsen ist, verbietet es ihr. Salma will nicht aufge-
ben, ein Zauberbuch bringt sie in eine geheimnisvol-
le Welt. Die Grundidee von Carlos Gutiérrez Medra-
nos Animationsfilm ist interessant, auch wenn es
an Tempo fehlt. Allerdings wird die Story ab einem
gewissen Punkt leider viel zu kompliziert.
ANA MARIA MICHEL


Terminator: Dark Fate


Arnold Schwarzenegger ist wieder dabei, Linda Ha-
milton ebenso.Auch sonst erinnert der sechste Teil
der Actionfilmreihe stark anTerminator 2aus dem
Jahr 1991.  Bericht


Weitermachen Sanssouci


Nachdem Max Linz in seinem ErstlingsfilmIch will
michnicht künstlich aufregendie Berliner Kultursze-
ne verballhornte, nimmt er sich nun den Universi-
tätsbetrieb vor.  Filmkunsttipp


Zoros Solo


Der afghanische Flüchtlingsjunge ist ein ganz schö-
nes Früchtchen und die Knabenchorleiterin eine
spröde Zicke. Und natürlich läuft es darauf hinaus,
dass sich die beiden in ihren Hoffnungen und Sehn-
süchten näher kommen und unterstützen. Doch
ganz so vorhersehbar wie man vermuten könnte,
läuft die Läuterung durch Musik und der Weg zur Fa-
milienzusammenführung mit dem in Orbans Un-
garn hängen gebliebenen Vater dann doch nicht ab.
Denn Martin Busker hat sein mit Andrea Sawatzki
prominent besetztes Spielfilmdebüt mit ironischen
Brechungen, das Feelgood-Märchen mit ein paar bö-
sen Widerhaken über Ängste und Vorurteile in der
Kleinstadt versetzt. ANKE STERNEBORG


Die einen machten vor Freude einen Hop-
ser, andere rissen müde die Arme hoch
oder klappten vor Erschöpfung zusam-
men: Wer beim München-Marathon ver-
gangene Woche nach 42,195 Kilometern
über die Ziellinie rannte, schlich oder
kroch, konnte stolz auf sich sein – und das
auch zeigen. So etwas wie Stolz ist der Titel-
heldin der US-Tragikomödie Brittany
Runs a Marathonfremd: Die 27-Jährige ist
übergewichtig, unpünktlich und vor allem
damit beschäftigt, es ihren sehr viel erfolg-
reicheren Mitmenschen gleichzutun.
Schließlich lebt Brittany in New York City,
da kann man schon auf die Idee kommen,
dass alle anderen super Figuren haben, ein
perfektes Zeitmanagement und tolle Karri-
eren. Als sie beim Arzt nach einer als Arz-
neimittel klassifizierten Partydroge fragt,
verweist dieser kopfschüttelnd auf ihr Ge-
wicht. Genauso erging es ihr, als sie einen
Hund aus einer Tötungsstation retten woll-
te – selbst dafür galt sie als zu dick. Wenn
Brittany also losläuft, geht es nicht um ein
Hobby oder irgendeine Midlife-Crisis-Be-
wältigungsmaßnahme, sondern um eine
Verzweiflungstat.
Die von Jillian Bell (Girls’ Night Out) ge-
spielte junge Frau möchte nicht mehr mit-
leidig angestarrt werden, sie will einen gu-

ten Job und eine Familie. Davon träumen
viele, vielleicht ist Paul Downs Colaizzos
Regiedebüt deshalb sehr sympathisch,
aber auch etwas konventionell geraten.
Beim Sundance Festival gab es viel Lob
und einen Deal mit Amazon Prime Video.

Auf deren Website können auch die deut-
schen Zuschauer den Film bereits ab Mitte
November sehen. josef grübl

Brittany Runs a Marathon, USA 2019, der Kinostart
in München wurde kurzfristig verschoben

 Wo welcher Film läuft, steht im Film-ABC
aufSeite 10. Weitere Kritiken imFeuilleton.


E


in roter Luftballon verbindet das
Düstere mit dem Bunten, die viktori-
anische Villa mit den Vorstadthei-
men, dieAddams Familymit dem spießi-
gen Rest der Welt. Gleichzeitig verweist er
auf eine wirklich furchterregende Gruselfi-
gur des Kinojahres 2019: „Für gewöhnlich
hängt da immer noch ein mordlüsterner
Clown dran“, sagt Mama Morticia unge-
rührt, als der Ballon in ihrem Garten lan-
det. Damit meint sie natürlich den Horror-
clown Pennywise aus den zweiEs-Kinofil-
men nach Stephen King. Ganz ohne pop-
kulturelle Referenzen kommt heute eben
kein Animationsfilm mehr aus – und wenn
dieser auch noch auf einer Comicreihe aus
den Dreißigern, einer Fernsehserie aus
den Sechzigern und zwei Kinofilmen aus
den Neunzigern basiert, kann man aus
dem Vollen schöpfen.
Das machen die Regisseure Greg Tier-
nan und Conrad Vernon (Sausage Party)
auch, sie wollen Zuschauer jeden Alters un-
terhalten: Die Kleinen sollen sich über die
Alltagsgeschichten einer Familie amüsie-
ren, bei der alles etwas anders läuft als in
anderen Familien. Hier wird das Haus mit
Höllenmaschinen eingestaubt, hier hält
man sich einen ausgewachsenen Löwen
als Haustier, hier dürfen die Kinder Gräber

ausheben und sich gegenseitig darin be-
statten. Die Großen können sich während-
dessen darüber freuen, wenn sie Stephen-
King-Anspielungen erkennen – oder die
Frankenstein-Nummer, als Töchterchen
Wednesday im Klassenzimmer einen toten
Frosch wiederbelebt.
Besonders aufregend ist das aber weder
für die einen noch die anderen, dafür ist
die Reanimierung derAddams Familyeher
schlicht als schräg geraten. Auch die Ani-
mation kann nicht ganz mit der Konkur-
renz von Pixar oder Dreamworks mithal-
ten: Der monströse Haarhelm der Vorstadt-
furie und Addams-Gegenspielerin Mar-
gaux sitzt in etwa genauso unbeweglich
auf ihrem Kopf wie die Plastikfrisuren der
Plastikfiguren im jüngst geflopptenPlay-
mobil-Kinofilm. Einige komische High-
lights gibt es dann aber doch: Die Auseinan-
dersetzungen von Söhnchen Pugsley mit
dem Hauslöwen machen ebenso Spaß wie
Morticias Reaktion auf Wednesdays neuen
Look. Als diese eines Tages mit rosa Kla-
motten von der Schule nach Hause kommt,
sagt die strenge Mama: „Pink ist eine Ein-
stiegsfarbe!“ josef grübl

Die Addams Family, Regie: Greg Tiernan und Con-
rad Vernon, Kinos und Spielzeiten siehe Seite 10

1


Joker(1)
Zum Totlachen: Joaquin Phoenix brilliert als
Bösewicht aus demBatman-Universum.
Regie: Todd Phillips / 2. Woche
Besucher: 709 326 – Gesamt: 1 985 065

2


Maleficent: Mächte der Finsternis(-)
Angelina Jolie lässt sich als dunkle Fee
auch im zweiten Teil keine Hörner aufsetzen.
Regie: Joachim Rønning / 1. Woche
Besucher: 293 053 – Gesamt: 293 053

3


Ich war noch niemals in New York(-)
Das Udo-Jürgens-Musical war auf der Büh-
ne ein Riesenhit, jetzt folgt die Verfilmung.
Regie: Philipp Stölzl / 1. Woche
Besucher: 112 782 – Gesamt: 121 820

4


Shaun das Schaf – Ufo-Alarm(4)
Seit 25 Jahren hat das beliebte Knetschaf
nur Faxen im Kopf, diesmal sogar im Weltall.
Regie: Will Becher / 4. Woche
Besucher: 79 570 – Gesamt: 600 716

5


Gemini Man(2)
Aufstand des Klonkriegers: Will Smith
kämpft hier gegen sein jüngeres Ich.
Regie: Ang Lee / 3. Woche
Besucher: 77 172 – Gesamt: 501 228

6


Dem Horizont so nah(3)
Süßes Provinzmädel verliebt sich in dieser
Buchverfilmung in einen mysteriösen Beau.
Regie: Tim Trachte / 2. Woche
Besucher: 63 969 – Gesamt: 213 358

7


Angry Birds 2(5)
Immer noch wütend: Animationsfilmfort-
setzung mit allerlei Flatterwesen.
Regie: Thurop van Orman / 5. Woche
Besucher: 60 522 – Gesamt: 601 103

8


Everest: Ein Yeti will hoch hinaus(6)
Ein chinesisches Mädchen und ein Yeti er-
leben in diesem Animationsfilm Abenteuer.
Regie: Jill Culton / 4. Woche
Besucher: 59 983 – Gesamt: 418 254

9


Dora und die goldene Stadt(7)
Basiert auf einer Zeichentrickserie.
Regie: James Bobin / 2. Woche
Besucher: 55 177 – Gesamt: 136 272

10


Parasite(-)
Arm gegen reich: Dieser schwarzhumo-
rige Thriller ist ein echtes Meisterstück.
Regie: Bong Joon-ho / 1. Woche
Besucher: 52 567 – Gesamt: 67 568

Neu im Kino


Die Hölle der Löwen


Animationsfilm„Die Addams Family“ gab es schon als Comicreihe, im Fernsehen und in zwei Kinofilmen.
Diejüngste Verfilmung will mit schlichten Gags und popkulturellen Anspielungen punkten

Während der amtierende israelische Pre-
mier Benjamin Netanyahu gerade erst bei
dem Versuch gescheitert ist, eine neue Re-
gierung zu bilden, kommt es an der Grenze
zu Gaza weiterhin zu Auseinandersetzun-
gen. In der 44 Minuten langen Dokumenta-
tion Beloved Homeland kommen Men-
schen beider Seiten unkommentiert zu
Wort, israelische und palästinensische Poli-
tiker, Aktivisten oder Journalisten. Sie
sprechen darüber, wie sie den Konflikt erle-

ben, es geht um Heimat, Identität, Freiheit
und Sicherheit. Im Anschluss an die Film-
vorführung findet ein Gespräch mit den
beiden Grünen-Politikern und Nahost-Ex-
perten Kerstin Müller und Christian Ster-
zing statt. grü

Beloved Homeland: Stimmen aus Israel und Paläs-
tina,ISR/PSE/D 2019, Regie: Walid Kamar, Sams-
tag,26. Oktober, 18.30 Uhr, Monopol Kino, Schleiß-
heimer Straße 127,t38 88 84 93

Wo Werner Herzog draufsteht, ist auch
Werner Herzog drin. Das wissen die Zu-
schauer seiner Filme, in denen der Regis-
seur oft selbst auftritt oder aus dem Off zu
hören ist. Das wissen auch die Gäste des
Filmmuseums, die zum Werner-Herzog-
Filmpreis kommen. Dieser wird bereits
zum vierten Mal verliehen, wie immer un-
ter Anwesenheit des Namensgebers. Um
seinen Preis könne man sich nicht bewer-
ben, sagte Herzog einmal, es gebe auch kei-
nen Wettbewerb. Er wolle Personen aus-
zeichnen, „die mit Mut, Entschlossenheit
und Visionen im und um den Film herum
arbeiten.“ Und da in der Herzog’schen Lo-
gik die mutigsten dieser Personen natür-
lich in seinem eigenen Umfeld zu finden
sind, zeichnet er eben diese auch aus.
2018 gewannen die Organisatorinnen ei-
nes von ihm betreuten Filmworkshops in
Peru, dieses Jahr geht der mit fünftausend
Euro dotierte Preis an den Niederländer
Ernst Reijseger, der schon oft für Herzog
Filmmusiken geschrieben hat, etwa für
den DokumentarfilmThe White Diamond
(2004), der am Preisverleihungsabend ge-
zeigt wird (Fr., 25. Okt., 19 Uhr). An den bei-
den Folgeabenden sind ebenfalls Herzog-
Reijseger-Kooperationen zu sehen.No-
mad: In the Footsteps of Bruce Chatwinund
Family Romance, LLCsind ganz neue Fil-
me, sie entstanden im Jahr 2019. grü

Werner-Herzog-Filmpreis, von Fr., 25., bis Di., 29.
Okt., Filmmuseum, St.-Jakobs-Pl. 1,t23 3964 50

Wie oft kann man eigentlich zurückkom-
men, wenn man gar nie wirklich weg war?
Das sollte man Arnold Schwarzenegger ein-
mal fragen, kündigt dieser doch seit 35 Jah-
ren seine Rückkehr an. Von was eigentlich?
Egal: „I’ll be back“, das ist sein Spruch. Er
hat ihn neben seine Hand- und Schuhab-
drücke auf eine Zementplatte in Los Ange-
les geritzt, vermutlich wird er auch einmal
auf seinem Grabstein stehen. Ganz allein
gehört er ihm aber nicht, darf doch seine al-
te Weggefährtin Linda Hamilton inTermi-
nator: Dark Fateebenfalls ihre Rückkehr
ankündigen: „I’ll be back“, gilt auch für Ac-
tionheldinnen. Dabei wirft sie eine Hand-
granate und fuchtelt mit einer Riesenwum-
me herum. Der sechste Film der langlebi-
gen Reihe wurde wieder vomTerminator-
Erfinder James Cameron produziert und
knüpft anTerminator 2: Judgement Day
an, der vor 28 Jahren herauskam. Genauso
viel Zeit ist im neuen Film vergangen, das
sieht man Hamilton alias Sarah Connor
und Schwarzenegger alias T-800 auch an.
Die Actionrecken von einst sind alt gewor-
den, umso wichtiger scheint ihre Botschaft
zu sein: Wir sind immer noch da. grü

Terminator: Dark Fate, Regie: Tim Miller, Kinos und
Spielzeiten siehe Seite 10

FILMKUNSTTIPP


Von Null auf 42,195 Kilometer


TragikomödieIn „Brittany Runs a Marathon“ will eine junge Frau ihr Leben umkrempeln


Annäherung im Nahen Osten


Filmgespräch„Beloved Homeland: Stimmen aus Israel und Palästina“


Nur Mut, der Mann tut gut


FilmpreisWerner Herzog zeichnet einen Filmkomponisten aus


Rückkehrmit


Riesenwumme


Action„Terminator: Dark Fate“


8 V2 SZEXTRA Kino Wochevon 24. bis 30. Oktober 2019, Nr. 246 DEFGH


FOTO: TWENTIETH CENTURY FOX

Die markant raue Stimme von Sophie Rois ist
der rote Faden, an dem man durch Max Linz’
FilmWeitermachen Sanssoucigezogen wird.
Rois mimt die Leiterin des fiktiven Berliner In-
stituts für Kybernetik und Simulationsfor-
schung, dessen Existenz in diesem perfiden
Spiel von einer positiven Evaluation abhängt,
und sie tut es mit der subversiven Widerspens-
tigkeit für die sie geliebt wird. Nach der Absur-
dität des Kunstbetriebs inIch will mich nicht
künstlich aufregenmokiert sich Max Linz jetzt
dezent satirisch über die Wissenschaftsblase,
in der die wahre Lehre längst zur Nebensache
geworden ist und eine anständige Ausbildung
keine sichere Existenz gewährt. Unterschwel-
lig thematisiert er damit auch seine eigene La-

ge als Filmemacher, dessen eigentliche Be-
stimmung, das Erzählen, im Papierkrieg der
Förderanträge ähnlich verwässert wird, wie
Forschung und Lehre in einer Uni, die von Un-
ternehmensberatern und Evaluations-Delega-
tionen ausgebremst wird. Der Unibetrieb als
Laborversuch, als theatralisches Spiel, in dem
die Dozenten in demonstrativ blutleerem Wis-
senschaftsjargon deklamieren, und die protes-
tierenden Studenten in der Bibliothek singen:
„Warum kann es hier nicht schön sein, warum
werden wir nicht froh?“ ASTER

Weitermachen Sanssouci, D 2019, Regie: Max
Linz, Donnerstag, 24. Oktober, 22.15 Uhr, Werk-
stattkino, Fraunhoferstr. 9,t260 72 50

Gut gebrüllt, Löwe! Gegen den rauflustigen Pugsley zieht das Haustier der Addams
Family aber trotzdem den Kürzeren. Und Schwesterchen Wednesday wird schon bald
einen Frosch in bester Frankenstein-Manier wiederbeleben. FOTO: UNIVERSAL

2004 reiste Werner Herzog für seinen Do-
kumentarfilmThe White Diamondin Gu-
yanas Regenwälder. FOTO: FILMMUSEUM

Brittany (Jillian Bell) ist 27 Jahre alt, wiegt 89 Kilo und hat kein Geld fürs Fitness-
studio. Also fängt sie an zu laufen. FOTO: DCM FILM DISTRIBUTION

Kino-Hitlisteermittelt vonmedia control® GfK

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