Die Welt Kompakt - 24.10.2019

(coco) #1
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F


reiheitund Abenteuer,
das ist es, was uns die
Werbung verspricht.
Wir reden hier nicht
vom Camel-Mann und seinen
Glimmstengeln. Und doch sind
wir von den Camel-Trophys des
vergangenen Jahrhunderts gar
nicht so weit entfernt: „Der
neue Adventure-SUV“ ver-
spricht Peugeot, „Auf jedem
Gelände in ihrem Element“ be-
hauptet Mercedes und BMW ist
gleich „On a Mission. Exploring
Mars“.

Kleiner geht’s nicht? – Nein,
kleiner soll es ja auch nicht ge-
hen, wenn es um SUV geht. Das
ging schon los, als an übermo-
torisierte Straßenjeeps noch
gar kein Gedanke war. Landro-
ver, seit 1948 gebaut, schickte
seine ersten Allradkisten für
Otto Normalverbraucher unter
„the go anywhereVehicle“ auf
die Straße. Und mit denen kam
man tatsächlich fast überall
hin. Nur: Wer hat solche Fahr-
zeuge schon mal im Gelände
gesehen? In der Regel werden
sie im Kriechtempo in Cities
gesichtet, stets auf der verzwei-
felten Suche nach einem Park-
platz. Bleibt die Frage: Warum
tun sich Menschen so etwas an?
Einer, der sich damit aus-
kennt, ist Holger Straßheim.
„Lange galt die Annahme, dass
Menschen aufgrund mangeln-
der Information falsche oder
schlechte Entscheidungen tref-
fen“, sagt der Professor für Po-
litische Soziologie an der Uni
Bielefeld. „Auf einer solchen
Grundlage könnte man anneh-
men: Menschen, die sich einen
schweren, für die Straße modi-
fizierten Geländewagen kaufen,
wüssten vielleicht nicht, was sie
sich damit für Spritkosten ein-
handelten. Oder wie schwierig
sich die Parkplatzsuche in In-
nenstädten gestaltet. Diese
Form des Nichtwissens war lan-
ge Zeit die Grundannahme in
der Verbraucherforschung.“
Und was lässt sich gegen sol-
che Defizite machen? Ganz ein-
fach: mehr Information, damit
der Kunde weiß, worauf er sich
einlässt. „Die Erkenntnis je-
doch, die durch die Verhaltens-
ökonomik zunehmend in den
Fokus gerät, lautet schlicht: Das
stimmt überhaupt nicht!“
Selbst wenn all die Infos zur
Verfügung gestellt werden, nei-
gen Menschen dazu, sozialen
Normen zu folgen. „Oder sie
nehmen das Erstbeste, das, was
am bequemsten, das, was am
einfachsten zu erreichen ist.“
Nicht nur nach Ansicht des
Wissenschaftlers dürfte dies
durchaus problematisch sein,
wenn mündige Verbraucherin-
nen und Verbraucher trotz ei-
nes Info-Bombardements etwa
zum Spritverbrauch oder zum
Anteil von breiten SUV-Reifen
an den Feinstaub-Emissionen
ihr Verhalten keinesfalls än-
dern. „Die Menge an Signalen
und Informationen erhöht die
Komplexität eines Sachverhalts,

was in den Reaktionenonen oft
zu Trotz und Vereinfachungen
ffführt, wie: Ist mir egal, ich machührt, wie: Ist mir egal, ich mach
das jetzt so.“ Damit stünden al-
le Verbraucherinformationen
erst einmal unter dem General-
verdacht, ein Problem durch
AAAufklärungskampagnen noch zuufklärungskampagnen noch zu
verschärfen.
Es entbehrt also nicht einer
gewissen Ironie, wenn in einer
solchen Phase ein Politiker die
aus seiner Sicht erhebliche Un-
sinnigkeit von SUV geißelt, um
im selben Atemzug von der In-
dustrie mit einem PS-Monster
der Extraklasse konterkariert
zu werden. So hatte Ralf Steg-
ner von der SPD im September
getwittert, unsere „Vorliebe
fffür Straßenpanzer“ gleicheür Straßenpanzer“ gleiche
dem US-Faible für Waffen.
Dem stand auf der IAA in
Frankfurt im selben Monat ein
GV12 900 „One of Ten“ gegen-
über, eine vom Tuner Brabus
hochgejazzte Mercedes G-
Klasse, ein SUV mit rund 2,7
Tonnen Gewicht und 900 PS
unter der Haube.
Nur zehn Stück wird es von
dem bis 300 km/h schnellen Ge-
rät geben. Doch ist das Modell
auch nur die Speerspitze einer
Fahrzeugklasse, die hierzulande
seit Jahren mit den höchsten
Wachstumsraten unter allen
Pkw-Segmenten aufwartet. Im
ersten Halbjahr 2019 waren
20,3% aller Neuzulassungen
SUV, quasi ebenso viele wie in
der Kompaktwagensparte
(20,8%), die der VW Golf seit
vielen Jahren dominiert.
Will man nicht zu Ge- oder
Verboten greifen, müssen die
Gründe für das jeweilige Han-
deln besser verstanden werden.
„In Großbritannien gab es mal
ein Programm für die Däm-
mung von Dächern“, erzählt
Straßheim. Lange habe man ge-
rätselt, warum trotz entspre-
chender finanzieller Unterstüt-
zung kaum jemand sein Dach

dämmen wollte. Bis man be-
griff, dass es schlicht und ein-
fach um das Gerümpel auf den
Dachböden ging. Es hatte ein-
fach keiner Lust, für die Sanie-
rungsmaßnahmen seinen Dach-
boden zu entmüllen. Ein Gut-
schein für eine Entrümpelung
brachte schließlich Bewegung
in die ganze Sache. „Es gibt Si-
tuationen“, sagt Straßheim, „da
sind die Probleme versteckt.“
Was aber lässt sich dann im
Sinne einer verträglichen Mobi-
lität tun? „Verkehrspolitik muss
experimentelle Politik sein“,
sagt Straßheim. Es gehe in die-
ser Frage um ein praktisches
Ausprobieren von Strategien,
die Klima-, Energie- und Ver-
kehrspolitik verbinden – ge-
meinsam mit der Zivilgesell-
schaft und begleitet von wis-
senschaftlicher Forschung. Und
wenn nichts mehr geht, gebe es
immer noch den „gesamten In-
strumentenkasten an mögli-
chen Maßnahmen“, so Straß-
heim. „Dazu zählen als ultima
ratio auch Einschränkungen
oder Verbote für spezielle Fahr-
zeuge.“ MITARBEIT: MICHAEL VOLBER

Im SUV-Rausch


VON BJÖRN ENGEL

Ekstase oder Exzess? Ein G V12 900 „One of Ten“ hat 900 PS und ist bis zu 300 km/h schnell

PA/ KLAUS OHLENSCHLÄGER

In Zeiten von Klimaerwärmung und Verkehrskollaps werden


opulente Spritschlucker gekauft, als ob es kein Morgen gäbe.


Was also tun, wenn Menschen „das Falsche“ wählen?


DIE WELIE WELIE WELTKOMPAKTTKOMPAKT DONNERSTAG,24.OKTOBER2019 SPEZIAL 21


MOBILITÄT


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trag 5.804,– € zzgl. Überführungskosten. Ein Kilometer-Leasingangebot für Privatkunden der
Renault Leasing, Geschäftsbereich der RCI Banque S.A. Niederlassung Deutschland, Jagenbergs-
traße 1, 41468 Neuss. Angebot gilt nur bei gleichzeitigem Abschluss eines Mietvertrags für die
Antriebsbatterie mit der Renault Bank, Geschäfts bereich der RCI Banque S.A. Niederlassung
Deutschland, Jagenbergstraße 1, 41468 Neuss. Bei allen teilnehmenden Renault Partnern. Gültig
für Privatkunden mit Mitgliedschaft beim ADAC mit Kaufvertragsdatum bis zum 31.12.2019.
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(kWh/100 km): 17,2; CO 2 -Emissionen kombiniert: 0 g/km; Energieeffizienzklasse: A+ (Werte
gemäß gesetzl. Messverfahren). Renault ZOE: Stromverbrauch kombiniert (kWh/100 km):
17,7–17,2; CO 2 -Emissionen kombiniert: 0–0 g/km; Energieeffizienzklasse: A+–A+ (Werte gemäß
gesetzl. Messverfahren).

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