Die Welt Kompakt - 24.10.2019

(coco) #1

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E


s sind brisante Worte,
mit denen sich der ge-
schäftsführende ame-
rikanische Botschaf-
ter in Kiew, William Taylor, am
Dienstag hinter verschlossenen
Türen an Abgeordnete des US-
Kongresses wandte. Während
seiner unter Eid geleisteten
Aussage stellte Taylor klar, Do-
nald Trump habe die Freigabe
einer – vom Kongress bewillig-
ten – Militärhilfe für die Ukrai-
ne von deren Bereitschaft ab-
hängig gemacht, Ermittlungen
gegen seinen Opponenten Joe
Biden öffentlich anzukündigen.


VON DANIEL FRIEDRICH STURM
AUS WASHINGTON

Trump also hat, folgt man
Taylor, der ukrainischen Regie-
rung verbal die Pistole auf die
Brust gesetzt: Wollt Ihr unser
Geld, dann ermittelt gegen Bi-
den. Ein klassisches Geschäft
von Leistung und Gegenleis-
tung. Der Geschäftsmann
Trump allerdings streitet es ab.
Das amerikanische Recht ver-
bietet es, ausländische Hilfen
für eine Wahl anzufordern oder


anzunehmen. Mit den neuen
Enthüllungen wird ein Impe-
achment-Verfahren gegen den
Präsidenten wahrscheinlicher.
Genau das hatte Nancy Pelosi,
die Sprecherin des demokra-
tisch dominierten Repräsentan-
tenhauses, vor knapp einem
Monat, am 24. September, an-
gekündigt. Formal abgestimmt
hat das Haus indes noch nicht.
Vielmehr treiben drei Aus-
schüsse die Ermittlungen he-
ran, laden Zeugen vor, fordern
Unterlagen an, während das
Weiße Haus kräftig mauert
(worin man auch einen Anlass
für ein Impeachment-Verfahren
erkennen kann).
Pelosi will eine möglichst
breite Basis, eine gute Begrün-
dung, für die Einleitung eines
Amtsenthebungsverfahrens.
Sie weiß um die Skepsis im
Volk, auch bei Anhängern der
Demokraten. Doch auch so hat
sich schon allerhand brisantes
Material gefunden. Taylors Aus-
sage vom 22. Oktober dürfte
sich dabei als besonders dicker
Fisch erweisen.Taylor lieferte
den Abgeordneten eine aus-


führliche Beschreibung zu dem
Untersuchungsgegenstand, in
deren Zentrum das Telefonat
Trumps mit dem ukrainischen
Staatspräsidenten Wolodymyr
Selenskyj vom 25. Jui steht.
In einem 15-seitigen State-
ment, aus dem die „Post“ zi-
tiert, verteidigt der Spitzendi-
plomat Taylor seine frühere
Einschätzung, es sei „verrückt“,
die Militärhilfe von Ermittlun-
gen abhängig zu machen.
Trump sah und sieht in Ex-Vi-
zepräsident Bideneinen politi-
schen Feind, gilt dieser doch
bisher als Favorit unter den
zahlreichen demokratischen
Bewerbern für die Präsident-
schaftskandidatur 2020. Biden
hat sich angreifbar gemacht,
weil sein Sohn Hunter einen
wohldotierten Aufsichts-
ratsposten bei dem ukraini-
schen Gaskonzern Burisma in-
nehatte, während er selbst als
Vizepräsident die US-Ukraine-
politik dominierte. Für seine
Behauptung indes, Biden senior
habe seinen Sohn vor ukraini-
schen Korruptionsermittlun-
gen geschützt, hat Trump keine
Beweise vorgelegt.
Die neuerliche Aussage Tay-
lors ist heikel, zumal Trumps
Stabschef Mick Mulvaney das
Koppelgeschäft von Militärhilfe
gegen Ermittlungen zugegeben
hatte– bis er es, vermutlich auf
Trumps Druck hin, widerrief.
Ob Trump, der es bekannter-
maßen mit der Wahrheit nicht
so genau nimmt, mit seiner Be-
hauptung, er habe sich nicht um
ein Koppelgeschäft („quid pro
quo“) bemüht, ist fraglich.
Vor den Abgeordneten be-
schrieb Taylor unter anderen,
wie sich Außen- und Verteidi-
gungsministerium sowie der
frühere Nationale Sicherheits-
berater John Boltonerfolglos
um ein Treffen mit Trump be-
müht hätten, um so die Freiga-
be der Militärhilfe zu erreichen.
Die ukrainische Regierung sei
zudem überrumpelt worden
von der Entscheidung des Wei-
ßen Hauses Ende September,
ein Memorandum – mitnichten
ein Transkript – des Telefona-
tes zwischen Trump und Selen-
skyj zu veröffentlichen. Das ist
ein neuerliches Beispiel für eine
ausgesprochen hemdsärmelige
Außenpolitik der Regierung
Trump, die geübte diplomati-
sche Prozesse gern einmal über
den Haufen wirft – zumal wenn
es darum geht, die eigene
Macht abzusichern. Ein weite-
res Beispiel, ebenfalls von Tay-
lor angeführt, sind die infor-
mellen Kommunikationskanä-
le, die Trumps Anwalt Rudolph
Giuliani mit der Ukraine pfleg-
te. Trumps EU-Botschafter
Gordon Sondland, so berichtete
Taylor weiter, habe ihm mitge-
teilt, Trump wolle, dass der
ukrainische Präsident öffent-

lich erkläre, sein Land werde
gegen den Gaskonzern Burisma
und eine angebliche Einmi-
schung der Ukraine in die US-
Präsidentschaftswahl 2016 er-
mitteln. Trump wirft der Ukrai-
ne ohne jede Belege eine solche

Einmischung vor. Warum? Weil
diese Verschwörungstheorie
die russische Einmischung in
die US-Wahl 2016 zu seinen
Gunsten vernebeln soll. Wie
sehr Trump unter Druck steht,
zeigte schon zuvor eine verbale

Entgleisung, von der sich sogar
Parteifreunde distanzierten. Al-
le Mitglieder seiner Republika-
nischen Partei müssten sich
„daran erinnern, was wir hier
beobachten – einen Lynch-
mord“, hatte Trump getwittert.

Trump gerät in echteNot


US-Diplomat in der Ukraine versichert, dass der Präsident Militärhilfe aus persönlichen Gründen zurückhielt


TTTaylor ist der geschäftsführendeaylor ist der geschäftsführende
US-Botschafter in Kiew


AP

/ ANDREW HARNIK
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