Berliner Zeitung - 26.10.2019

(Ron) #1

Berlin


14 * Berliner Zeitung·Nummer 249·26./27. Oktober 2019 ·························································································································································································································································································


Konzeptfür


mehr


Schutz


NachBelästigung:Neue
LeitlinienamMDCgeplant

D


as Berliner Max-Delbrück-
Centrum fürMolekulareMedi-
zin(MDC)hatnachsexuellerBeläs-
tigung vonMitarbeiterinnen durch
einen Kollegen seine Schutzkon-
zepte überarbeitet.DieFrauen hat-
ten die Übergriffe imJahr 2018 bei
der Leitung desInstituts gemeldet.
DerBeschuldigte sei daraufhin an-
gehörtworden. Er habe Hausverbot
erhaltenundinnerhalbwenigerTage
sei ein Aufhebungsvertrag verein-
bartworden,teiltedasMDCmit.
DasMDCinBerlinisteininterna-
tional renommiertes biomedizini-
schesForschungszentrummitmehr
als 1500 Beschäftigtenund Gästen.
DieMeldungseiderAnlassgewesen,
bisherige Strukturen innerhalb der
Wissenschaftsorganisation kritisch
zu hinterfragen und zu verbessern.
„MobbingundBelästigungsindZei-
chen für Machtmissbrauch und Ab-
hängigkeiten“,heißtesinderErklä-
rung vomFreitag. Seit Maigebe es
zusätzlichzudenbisherigenAnlauf-
stellendeshalbeineexternepsycho-
logischeBeratungsstelle.Mehrals
Kolleginnen und Kollegen hätten
darüberhinaus Leitlinienzum Um-
gangmitMobbing,sexuellerBelästi-
gung und Diskriminierung erarbei-
tet. Siesollen Anfang 2020 in Kraft
treten.
Rund jeder elfte Beschäftigtein
Deutschlandistindenvergangenen
drei Jahren im Jobsexuell belästigt
worden, teilte die Antidiskriminie-
rungsstelledesBundesamFreitag
mit.SielegtedieErgebnisseeinerre-
präsentativenBefragungvor.Dem-
nachgabenrund 13 Prozentder
Frauenund5ProzentderMänner
an,mitunangemessenenKommen-
taren,Witzen,GestenoderauchBe-
rührungenundanderenHandlun-
genbelästigtwordenzusein.(dpa)

TodimS aunaclub


ProzessumBrandkatastrophemitdreiOpfernendetmitBewährungsstrafenundFreisprüchen


VonKatrin Bischoff

D


as Feuer brach am 5.Fe-
bruar2017um22.12Uhr
an Kabine 149 imUnter-
geschoss des zweige-
schossigenSaunaclub„SteamWorks“
in der Kurfürstenstraße in Schöne-
bergaus.Ursache war eine glim-
mende Zigarettenkippe,die jemand
achtlosineinenMülleimergeworfen
hatte.EsgabeinestarkeRauchent-
wicklung,dieFeuerwehrsprachspä-
tervoneinerNullsicht.DerStromfiel
aus,eswardunkel.
Diemeisten der Gäste des Clubs
fürschwuleMännerkonntensichaus
derSauna,demPoolunddenrund
Kabinen im Untergeschoss retten.
Für dreiBesucher kam jedeHilfe zu
spät. Sieerstickten an dem eingeat-
metenKohlenmonoxid.Ein50-jähri-
ger Bauingenieur entging diesem
Schicksal nur knapp.Eri rrte durch
diedunklen,verwinkeltenGängeund
brach schließlich auf derTreppe,die
ins Erdgeschoss führt, zusammen.
DieFeuerwehr konnte ihn mit einer
schwerenRauchgasvergiftungretten.

Geldbußenvonje3 000Euro
AmFreitagfanddiejuristischeAufar-
beitung derTragödie ihrvorläufiges
Ende.DerGeschäftsführerdesClubs,
MarcelM.,undderBetriebsleiterSa-
muel Z. wurdenvomAmtsgericht
TiergartenwegenfahrlässigerTötung
inTateinheitmitfahrlässigerKörper-
verletzungverurt eilt. Der42-jährige
MarcelM.erhielteineFreiheitsstrafe
voneinem Jahr und sechsMonaten,
diezur Bewährungausgesetztwurde.
Für den 33-jährigenSamuel Z.
sprach Carsten Schwanitz, derVor-
sitzendeRichter,eineFreiheitsstrafe
voneinemJahraus .SamuelZ.muss
ebenfalls nicht insGefängnis.Zu-
dem müssen beide,bei Rechtskraft
des Urteils,eine Geldbuße vonje-
weils 3000 Euro an gemeinnützige
Organisationen zahlen.Fabian W.,
einstebenfallsChefdesSaunaclubs,

wurde freigesprochen, da er zum
Zeitpunkt desUnglücks nicht mehr
Geschäftsführerwar.
NachAnsichtdesRichtersverletz-
tendiebeidenVerurt eiltenPflichten.
So habe dieEntrauchungsanlage in
der Anfang der 1980er-Jahreals
Sport- undFitnesscenter mitKegel-
bahn eröffneten Einrichtung „nie
funktioniert“, wie Schwanitz sagt.
Dabei hätte diese Anlage alle drei
Jahrevon einemSachverständigen

geprüft werden müssen.Marcel M.
undSamue lC.hätten denBetrieb
abereinfach„solaufenlassen“.
EinUmbauimJahr2006,beidem
die Kegelbahn herausgerissen wor-
denundfünfneueKabinenhinzuge-
kommen seien, sei ohneBaugeneh-
migung und ohne neues Brand-
schu tzkonzept erfolgt. Doch nicht
nurdas:ZumZeitpunktderTragödie
waren Fluchttürenverhängtoder ver-
stelltundließensichnichtöffnen.

ZweiderT odesopferhattenbeim
AusbruchdesFeuersvermutlichge-
schlafen, sagt Schwanitz in seiner
Urteilsbegründung.Selbstwenndie
Fluchtwege frei gewesen wären,
hättediesdenTodderbeidenMän-
ner vermutlich nicht verhindert.
DasdritteOpfer sei wach gewesen,
so der Richter.Esw urde spätervor
einerK abine im hinterenTeil des
Untergesch osses gefunden.Wahr-
scheinlich habe der Mann einen
Ausgang gesucht und nicht gefun-
den.
DerSaunaclubwurdenieaufdie
Einhaltungder Brandschutzverord-
nungkontrolliert.Diesgeschiehtau-
tomatisch offenbar nur bei Ver-
sammlungsstätten,diemehrals
Besucherfassen.DazuzählenHotels
undSchulen.

SchoneineBerufungeingelegt
DerProzessvordemAmtsgerichtbe-
gannEndeAugust.Damalssaßnoch
ein vierter Mann auf der Anklage-
bank:der37-jährigeTareqAlT.Laut
Anklage war er es,der seine glim-
mendeZigarettenkippeindenMüll-
eimergeworfenunddamitdastödli-
cheFeuerverursachthatte.DasVer-
fahren gegen ihn wurde aber abge-
trennt.EinBrandgutachterhattevor
Gericht erklärt, dass die glimmende
Zigarette auch voneinem anderen
Gaststammenkönnte.Diesseinicht
sehr wahrscheinlich,aber möglich,
soderExperte.
DerStaatsanwalthattegegenden
37-Jährigen eine Freiheitsstrafe von
18MonatenohneBewährungbean-
tragt.DochimZweifelfürdenAnge-
klagten:TareqAlT.wurdefreigespro-
chen. „Wir sind weiterhin der Mei-
nung,dassesseineZigarettewar,die
das Feuer ausgelösthat“, sagt der
StaatsanwaltamFreitag.
Deswegen habe er bereits Beru-
funggegendiesenFreisprucheinge-
legt. Wieermit denamFreitag ge-
sprochenenUrteilenverfahrenwird,
istnochunklar.

Zwei der ursprünglich vier Angeklagten zu Beginn des Prozesses. PRESSEFOTO WAGNER

VorderPremiereausverkauft


ANDREJA SCHNEIDER
hatte mal wieder genau denrichti-
gen Riecher und dieIdee für„Die 5
glorreichen Sieben“, die neueste
Produktion derBarjeder Vernunft,
dieschonvorderPremiereamF rei-
tagabendrestlosbiszurletztenVor-
stellung am 17.November ausver-
kauft war.Wer die Produktion mit
ihr,Katharina Thalbach, AnnaMa-
teur,Meret Becker und AnnaFi-
scher (alle in Männerrollen!) sehen
willundnochkeinTickethat,muss
sich nun bis zumJuni 2020 gedul-
den. Undsollte denVorverkauf der
Barjeder Vernunft imBlick behal-
ten,ohnezublinzeln.Tipp:Aufder
Seite der Barkann man sichregis-
trieren lassen und bekommt dann
eine Mail, wenn die Karten für die
nächstenVorstellungen in denVer-
kaufgehen.
Daskönnte der entscheidende
Vorsprungsein,umdannaberwirk-
lichzumZugezukommen.

PHILIPP STÖLZL
erlebt gerade spannendeTage.Seit
voriger Woche ist seinMusicalfilm
„IchwarnochniemalsinNewYork“
in den Kinos.Das Western-Musical
in der Barjeder Vernunft begeistert
ihn: „Was für eine tolleTruppe mit
Mut, über dieStränge zu schlagen.
Wann hat man schon mal fünf so
tolleFrauenzusammen?“

DOMINIC RAACKE
wirkte schon zurPause völlig be-
glückt: „Ich habe lange nicht mehr
so einen tollenAbend gehabt.Bes-
ser geht es nicht.“Sein Schauspie-
lerkollege Claus-Theo Gärtner
fühltesichbestensunterhalten:„So
witzig. Besonders,wie die Frauen
Männer spielen.“Undder ehema-

„Die


glorreichen


Sieben“


sinddas


nächstegroße


Ding


vonAndreas Kurtz
[email protected]

GloriaViagra und SheilaWolf waren ein-
deutig inFeierlaune. BLZ/CHRISTIAN SCHULZ

lige Regierende Bürgermeister
KlausWowereitistsichsicher:„Das
kann man nur mit solchen klasse
Leutenmachen.“

SHEILAWOLF
hatBeziehungen.DiesnurzurErklä-
rung, warum dieser Nachtfalter,
FreundenalsWolfTeichertbekannt,
Premierentickets für „Die5glorrei-
chen Sieben“ ergatternkonnte.Er
hat einen gutenDraht zu den Chefs
desSpiegelzeltsaufdemParkdeckan
der Schaperstraße,denn er veran-
staltetalsSheilaWolfinder Barjeder
Vernunft die beliebten LateNight
BurlesqueShows„Hotel Gl’Amou-
resque“. DieBarjeder Vernunftliebt
Teichert,seiterdortzumer stenMal
eine Produktion der Geschwister
Pfister sah: „Das legendäre‚Weiße
Rössl‘ hatte ich nochverpasst und
kenne es leider nurvonDVD.Aber
seitdem verfolge ich aufmerksam
und mit großerFreude, was in der
Barpassiert.“

HOLGER KLOTZBACH
fühlt sich angesichts der Karten-
knappheit dieserTage an dieZeiten
mitdemKracher„ImWeißenRössl“
erinnert.DerGründer undInhaber
des Etablissements,das internatio-
nalbekanntist:„Damalskampierten
die Leute um vierUhrvor der Bar
undwarteten auf die Öffnung der
Kasse.“

GITTE HAENNING
kamebensozurWester n-Premierein
derBarjederVernunftwiedieSchau-
spieler Ulrike Folkerts undStefan
Kurt,SängerMaxRaabe,Filmprodu-
zentinReginaZieglersowiederehe-
malige Regierende Bürgermeister
WalterMomper.

Kein


Glühwein,weil


Pollerfehlen


DerWeihnachtsmarktin


CharlottenburgistinGefahr


D


er traditionelle Weihnachts-
markt am Schloss Charlotten-
burgdroht in diesemJahr auszufal-
len. DasVerwaltungsgericht ent-
schied, dass dieMarktbetreiber kei-
nen Anspruch auf eine
GenehmigungdurchdasBezirksamt
Charlottenburg-Wilmersdorfhaben.
Siekönne nur bei einem überwie-
gendenöffentlichenInteresseerteilt
werden,teiltedasGerichtamFreitag
mit. Voraussetzung sei, dass der
MarktdienotwendigeSicherheitge-
währleiste.Dasseiaktuellmithoher
Wahrscheinlichkeit nicht der Fall.
DasGerichtwiesdamiteinenEilan-
tragder Betreiberzurück.
Zwar sei es kein Hinderungs-
grund,dassderMarktdieKostenfür
dieSicherheitvonaußennichtüber-
nehmen wolle.Bisher gebe es aber
auch keine ausreichendenVorkeh-
rungen, umGefahren „von innen“
abzuwehren, für die derMarktver-
antwortlichsei.
2018warderMarktvomBezirks-
amt erst genehmigt worden, nach-
dem sich dieVeranstalter bereit er-
klärthatten, auf eigeneKosten auf
öffentlichemStraßenlandBarrieren
aufzubauen.In diesem Jahr wollten
die Betreiber gerichtlich klären las-
sen, werdie Kosten zurSicherung
vorGefahren terroristischer An-
schlägetragenmuss.(dpa)


Weihnachtsstimmung vor dem Schloss
wird es dieses Jahr wohl nicht geben.IMAGO


H.P. Vau


Hört


impfen!


zu


Sonstbin


ich


weg.


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