Berlin/Brandenburg
Berliner Zeitung·Nummer 249·26./27. Oktober 2019 15 *·························································································································································································································································································
Keniafeiertsichselbst
Dierot-schwarz-grüneLandesregierungbegreiftsichalseineArtmutigerNeuanfang
VonJens Blankennagel,Potsdam
K
urzbevor DietmarWoidke
–Brandenburgs alter und
wahrscheinlich auch
neuer Ministerpräsident –
in den Potsdamer Landtag kommt,
um den Koalitionsvertrag seiner
neuen Regierung vorzustellen,wer-
dendie KopiendesVertragsverteilt.
Unddie 84-seitigen Bündel sind
nochwarmvomKopierer.
Überraschendschnellhatsichdie
Kenia-Koalition aus Woidkes SPD
mit der CDU und denGrünen zu-
sammengefunden. DieLandtags-
wahl war am 1.September,und in
Potsdam steht bereits dieKoalition.
In Sa chsen, wo am selbenTagge-
wählt wurde,begannen die Ver-
handlungen für dieRegierungsbil-
dungerstamMontagdieserWoche.
WoidkesprichtvonMut
Woidke feiertdie Einigung der drei
Parteien, vondenen CDU undGrü-
nenbislanginderOppositionwaren,
als mutigen Schritt.Er erinnert, an
den Herbst vor30J ahren, als in der
DDR dieMauer fiel. Er erzählt vom
Mut, den die Leute aufgebracht ha-
ben,umdieMauerzumEinsturzzu
bringen.„DieseGeschichtedesMu-
tes,ist eine Geschichte,die wir als
neueKoalitionweiterschreibenwol-
len.“Esgehedarum,mitZuve rsicht,
Mut,EnergieundOptimismusindie
Zukunft zu gehen. Es sei auchMut
notwendiggewesen,sichaufdieKo-
alitionsgesprächeeinzulassen,denn
alle dreiParteien kommen aus un-
terschiedlichenRichtungen.
„Es ist eineBrandenburg-Koali-
tion, und es ist eineKoalition der
Mitte.“Esseiwichtig,dassderKoali-
tionsvertrag nicht nur dafür sorge,
dassdiedreiParteienzufriedensind.
„Der Vertragmussauchdaserfüllen,
was dieMenschen vonuns erwar-
ten“,sagtWoidkeundsprichtvonei-
nemsehrgutenVertrag.
Woidkewir dgefragt,wasdennso
mutig sei und ob es eine große mu-
tigeIdeevonKeniagibt,verg leichbar
dem Mietendeckel inBerlin, der
bundesweit fürDiskussionen sorgt.
Er sagt,Brandenburgwolledas Vor-
reiterland bei derNutzung voner-
neuerbarenEnergie werden.Zudem
solldie Wirtschaftlangfristigaufeine
klimaneutraleWertschöpfung um-
gestelltwerden.„WirhabeninBran-
denburg, was anderenicht haben:
WirhabendieEnergiederZukunft.“
DieRegierungwillabervorallem
erst einmal dieDefizite derVergan-
genheit ausgleichen. Dasheißt:
mehr Polizisten, mehr Lehrer,mehr
Erzieher,mehr Richter.Außerdem
sollenimmermehrElternkeinenKi-
tabeitragmehrzahlenmüssen.
Besonders problematisch ist die
unterschiedlicheEntwicklunginden
verschiedenen Landesteilen: Der
Speckgürtelrund um Berlin boomt,
in der Lausitz sollen einerseits die
Kohlegrubenbis2038schließen,an-
derseits sollenMilliarden Euro För-
dergeld in denStrukturwandel flie-
ßen –daf ühlen sich andereRegio-
nenvernachlässigt.Deshalbwilldie
neue Regierung, dass nun für alle
Teile des Landes extraRegionalbe-
auftragte benannt werden, damit
sichalle TeiledesLandesetwagleich
entwickelt.Voneiner strategischen
RegionalentwicklungistdieRede.
Außerdem ist erstmals einPakt
für Pflege geplant, mit 30Millionen
EuroproJahr.„WirfassendiesenBe-
reich stärker insAuge,als jede Lan-
desregierungzuvor“,sagtWoidke.
CDU-ChefMichael Stübgen, der
bekannt gibt, dass erInnenminister
wird, freut sich, dass diese unge-
wöhnliche Koalition zustande ge-
kommen sei. „Es ist fast grandios,
dasswirunsaufdiesenVertrageini-
gen konnten.“Er spricht voneinem
langen,steinigenWegbisdahinund
lobtdasgemeinsameMottoder Re-
gierung: Zusammenhalt, Nachhal-
tigkeitundSicherheit.„Sicherheitist
das Fundamt für eine funktionie-
rendeGesellschaft“,sagter.
„BisandieGrenzegegangen“
Ursula Nonnemacher,dieVerhand-
lungsführerin der Grünen, spricht
vonhartenundkräftezehrendenGe-
sprächen. Sieverteidigt, dass die
neue Regierung eineMilliarde Euro
Schulden für einen Zukunftsfonds
aufnehmenwill.„Esistinderaugen-
blicklichenSituation gerechtfertigt,
für eine Politik, die nach vorn
schauen will, auchGeld für einen
solchenSchrittzugeben.“DieInfra-
struktur dürfe einfach nicht ver-
nachlässigtwerden.
Für die Grünen sei wichtig, dass
der Klimaschutz einezentrale Rolle
fürdieneueRegierungspielt,dasses
keineneuenTagebaueinderLausitz
gibt, auch keineErweiterung von
Kohlegruben und dass keine Dörfer
mehrumgesiedeltwerdenmüssen.
DenWegnach„Nairobi“–alsozur
Kenia-Koalition–beschreibtNonne-
macherso:„JederistanseineGren-
zengegangen.Wirhabe gestritten,
aber wir haben uns wieder zusam-
mengerauft.Hier und heute gehen
alleals GewinnervomPlatz.“
PERSONALIEN
SicherePosten:Zwei Perso-
naliengelten als sicher.Ers-
tens, dass DietmarWoidke
wieder Ministerpräsident
wird. Außerdem sagte CDU-
Chef Michael Stübgen, dass
er das Amt des Innenminis-
ters übernehmen will.
Ministerien:Insgesamt gibt
es zehn Ressorts. Davonbe-
kommt SPD fünf: die Staats-
kanzlei und das Schlüssel-
ministeriumFinanzen, dazu
Bildung/Jugend,Wissen-
schaft/Kultur sowieWirt-
schaft/Arbeit.
Die anderen:Die CDU be-
kommt drei Ministerien–ne-
ben dem Innenressortauch
Justiz und Infrastruktur.
Die Grünen übernehmen
zwei Ministerien: Landwirt-
schaft/Umwelt und Gesund-
heit/Soziales.
Polizisten
kontrollieren
Shisha-Bars
DieBeamtendecken
zahlreicheVerstößeauf
M
it mehrerenGroßeinsätzen ist
die Polizei am Donnerstag-
undab FreitagabendgegenClankri-
minalitätvorg egangen. AmFreitag-
abendlagderSchwerpunktinWed-
ding. PerTwitter hatte diePolizei
mitgeteilt: „Stadtweit denKontroll-
druck auf kriminelleStrukturen zu
erhöhen heißt auch, dass wir nach
gestern...heutenochmalinBerlin-
Mitteunterwegssind.“
AmDonnerstagwarenPolizisten,
Beamte,Zollfahnderund Mitarbei-
terderzuständigenFinanz-undBe-
zirksämterkontrollierten Lokale in
Schöneberg, Steglitz und Friedenau
im Einsatz. In der Zeit von17bis 2
Uhrüberprüftensie insgesamt 17
LokaleanderBayreutherStraße,Bü-
lowstraße,Goebenstraße,Domini-
cusstraße,Hauptstraße,Eisenacher
Straße,Fuggerstraße,Crellestraße,
Hubertusstraße,Rheinstraße,Berg-
straße und Schildhornstraße.Die
Beamten fahndetennach gewerbe-,
arbeits-,steuer-undordnungsrecht-
lichen Verstößen.An der Goeben-
straßesaßenineinemLokalzweiJu-
gendliche,die Shishapfeifenrauch-
ten. Es ist jedoch nicht erlaubt, Ta-
bakwaren an Minderjährige
abzugeben. DerZugang zu einer
Shisha Barunterliegtder Altersbe-
schränkungvon18Jahren.Indiesem
LokalentdecktendieErmittlerauch
etwavierKilogrammunversteuerten
Shishatabak.In einem weiteren Lo-
kaltrafensieaufeinenGast,derzur
Festnahmeausgeschrieben war.An
derDominicusstraßeundderEisen-
acherStraßewurdejeweilseinLokal
amtlichgeschlossenundversiegelt.
DortgabesnachAngabendesPoli-
zeisprecherskeineverantwortlichen
Geschäftsführer.
BeidenKontrollentrateineViel-
zahlvonVerstößenzutage:gegendie
Lebensmittelhygiene-Verordnung,
das Straßenreinigungsgesetz, die
Verordnung über Spielgeräte,das
Gaststättengesetz, Nichtraucher-
schutzgesetz, Jugendschutzgesetz,
Tabaksteuergesetz, Arbeitszeitge-
setz,Verpackungsgesetz,diePreis-
angabenverordnung,dasOrdnungs-
widrigkeitengesetz und dieKassen-
sicherungsverordnung.
Parallel zu den Lokalüberprü-
fungenkontrolliertendiePolizisten
aufder Haupt-,Rhein-undSchloss-
straßesowieaufdemWalter-Schrei-
ber-Platz insgesamt 79Autos.Bei
denVerkehrskontrollen wurden die
Fahrer aufDrogen- und Alkohol-
konsum getestet.Drei vonihnen
wurdedaraufhindieWeiterfahr tun-
tersagt.(kop.)
NACHRICHTEN
Bluttat inTeltow: Ehefrau
tot, Mann verletzt
InTeltow(Potsdam-Mittelmark)istin
derNachtzu Freitageine60-jährige
Fraugetötetworden.Nachbarnriefen
kurznach1Uhrdie PolizeiindieCho-
pinstraße,weilsieauseinemGarten
Schreiegehörthatten.Polizistenfan-
dendielebloseFrauundtrafenwenig
späteraufihrenschwerverletzten
Ehemann.ErwurdeineinKranken-
hausgebracht.DiePolizeiermittelt
nacheigenenAngaben„inalleRich-
tungen“.(kop.)
Prozess gegen Ex-Chef von
Flexstrom unterbrochen
Nachder InsolvenzdesBerliner
StromanbietersFlexstrom vorrund
sechseinhalbJahrenhatvordem
LandgerichtderHauptstadteinUn-
treue-P roze ssgegendendamaligen
VorstandsvorsitzendenderAktienge-
sellschaftbegonnen.Der55-Jährige
sollim Deze mber2012unberechtigt
dieAuszahlungvonTantiemenan
sichselbst,zweiweitereVorstands-
mitgliedersowiedenVorstandeiner
assoziiertenAktiengesellschaftin
Höhevoninsgesamtrund
Eurove ranlassthaben.DieVerhand-
lungwurdeaufden8.Novemberver-
tagt.(dpa)
BER-Baustelle
ist wiederFilmkulisse
JahrelangschonwartenBerlinerund
Brandenburgerdarauf,dassihrneuer
FlughafeninBetriebgeht.Filmschaf-
fendedagegennutzendieGelegen-
heit,ungestörtvonPassagierenvor
demTerminalzuarbeiten.Andrei
DrehtagenentstehenandemGe-
bäudeinSchönefeldderzeitSzenen
füreinenSpionagethriller.Para-
mountPicturesundStudioBabels-
bergverfilmenTomClancysBuch
„Gnadenlos“(„WithoutRemorse“),
wieeineSprecherinamFreitagsagte.
DerBERtauchtindemBuchzwar
nichtauf,erdientaberalsErsatzku-
lissefürdenWashingtonerDullesIn-
ternationalAirport.DieSchilderin
SchönefeldwurdenfürdieDrehar-
beitenentsprechendersetzt.(dpa)
24 Vögel sind bereits an
demWest-Nil-Virus verendet
DieVerbraucherschutz-Verwaltung
rätdavonab,int oteWildvögelanzu-
fassen.SeitAugustseibei24verende-
tenTierenwieEulenoder Greifvögeln
dasWest-Nil-Virusfestgestelltwor-
den,sagteeineSprecherin. DieFunde
stammenausLichtenberg,Charlot-
tenburg-WilmersdorfundSteglitz-
Zehlendorf.(dpa)
Ursula Nonnemacher (Grüne), dieeventuelle Gesundheitsministerin, Ministerpräsident DietmarWoidke(SPD) und der neue Innenminister Michael Stübgen (CDU).DPA/SKOLIMOWSKA
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