Berliner Zeitung - 26.10.2019

(Ron) #1
Berliner Zeitung·Nummer 249·26./27. Oktober 2019–Seite 17
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Berlin

AM WOCHENENDE


AuswärtsmitUnion:


SvenMühlebetreutdieFansimZug


SchönesWochenende Seite 19


ZurückaufdieGrundlinie:


TennisliegtwiederimTrend


Berlin bewegt sich Seite 20


Familienausflug


Feiernmitden


Mumins


F


innland ist nicht nur das Land
der Sauna und der Wörter mit
unfassbar vielenVokalen. DieFin-
nen verstehen esvorallem, sich die
nasskalten Monate schön zu ma-
chen,indemsiemitdenerstenklei-
nen Weihnachtsfeiernbereits Ende
Oktober beginnen. Eigentlich lo-
gisch, istFinnland doch das wahre
HerkunftslanddesWeihnachtsman-
nes.Nun dürfte es für dieKinder
hierzulande nicht so einfach sein,
die Elternvon zweiMonate andau-

ernden Weihnachten zu überzeu-
gen. Aufhelle warmeStunden an
langendunklenAbendenmüssensie
dennoch nichtverzichten. Schließ-
lichgibtesnochdieMumins,fürdie
Finnlandebenfallsberühmtist.
Denersten Band„Mumins lange
Reise“schriebToveJanssonineiner
Zeit,diedüstererwaralsalleNovem-
bernächtezusammen:indenJahren
1939Ê1940, während des finnisch-
russischen Winterkrieges.Erschie-
nen ist dasBuch 194y in einer klei-

nenAuflageundwenigbeachtet.Be-
rühmt wurde erst der dritteBand
„Die Mumins.Eine drolligeGesell-
schaft“.Undwie berühmtuKinder
aufderganzenWeltkennenundlie-
ben die nilpferdartigenTrolle.Und
bei Pankebuch wirdjedes Jahr ein
Muminfestgefeiert.Eswirdvorgele-
sen,MusikgehörtundesgibtSüßig-
keiten.FastwieWeihnachten.

MuminfestPankebuchWilhelm-Kuhr-Str.5,
Pankow.Saab14Uhr,Eintritt frei

VonBarbaraWeitzel

Die Mumins–immer eine drollige Gesellschaft MUMINMUGGAR.SE

Glücklich


imPark


FeineKuchen,guteSuppen–unddochist


dasEssengarnichtderGrund,warum


TinaHüttleinenBesuchimZitronencafé


imKörnerparkdringendempfiehlt


SABINE GUDATH BLZ/HECHER

50 m

Zitronencafé NEUKÖLLN

Karl-Marx-Str

.

Neukölln

Schierker Str.

Emser Str.

Jonasstr.

Thomasstr.

Ilsestr.

Körner-
park

N


atürlich bin ich fürSie
immer auf der Suche
nach dem besten Essen
in der Stadt. Doch
manchmalstoßeichdabeiauchauf
andereDinge,die mich amEnde
mindestens ebenso glücklich und
das Essen fast zweitrangig machen.
Sopassiertistmirdasgerademitei-
nem Laden, der den hübschenNa-
menZitronencafkträgt.
Umesgleichvorwegzusagen:Ins
ZitronencafkmüssenSienichtunbe-
dingtwegendesEssen-Angebots.Es
gibteingutesFrühstück,etwaeinen
Käse- oderWurstteller,griechischen
Joghurtmit Honig und das übliche
Rührei inverschie-
denen Variationen.
ZurMittagszeit
kochtdieKüchetäg-
lich eineSuppe und
ein Hauptgericht.
Auchdas Kuchenan-
gebot hier ist nicht
schlecht: Manhat
die Wahl zwischen
sechs,sieben ver-
schiedenenKuchen,
alleselbstgebacken,
bei meinemBesuch
duftetdas
afknach
Orangen.Jurisveganer Orangenku-
chen ist noch warm, ein simpler
Rührteig alsBlechkuchen wurde in
,uadrate geschnitten, er ist kein
bisschen trocken und durchzogen
vonbitter-süßemAroma,wiemanes
sonst nurvonenglischer Orangen-
marmeladekennt.
Doch nicht deswegen lohnt es
sich,extrahierherzufahren.Esistin
diesem Fall tatsächlich der Ort, der
glücklich macht.DasZitronencafk
liegtimKörnerparkinN eukölln-Rix-
dorf. Ichhatte bis vorkurzemnoch
niedavongehört–geschweigedenn
geahnt,dasssolcheinParkjuwelsich
indieserStadtversteckt.Einkleines
Stück Sanssouci samtWasserkas-
kade mitten inBerlin. DerKörner-
parkheißt so ,weil ein Herr Körner
Ende des 19.Jahrhunderts vielGeld
mit Kies verdiente und eine seiner
KiesgrubenzuseinemprivatenGar-
tenparadies ummodeln ließ. Körner
war ein passionierter Gärtner,er
züchteteetwaeineneueRiesenson-
nenblume,dieer ReichskanzlerBis-
marck widmete und die noch heute
als Saatgut vertri eben wird.Im kes-
selförmigen, tiefliegendenZentrum
seines Parksschuf er einBlumen-
undObstparadies.
KörnerwaraberaucheinWohltä-
ter.Die RixdorferKinder durften im
Sommer bei ihmBeeren pflücken,
und im Winter legte er für sie eine
Eisbahn in seinemGarten an. Ein
Jahr vorseinem Todübereignete er
der Stadt denPark,geknüpftandie
Bedingung, dass er öffentlich zu-

gänglichseinmüsseundimOrange-
riegebäudeseine vonReisenmitge-
brachteSammlungvonKristallen,
KamelschädelnundähnlichemPlatz
finde.
DieStadt hi elt ihr Versprechen,
zumindestteilweise.DerParkgehört
denBürgern,dieKörnerscheSamm-
lungließsieallerdingsüberdieJahr-
zehnte verrotten. Heute beherbergt
die Orangerie eine kommunaleGa-
lerie fürGegenwartskunst und das
Zitron encafk.
BeimeinemB esuch macht ein
arabisches Hochzeitspaar gerade
Bilder vordem neobarocken Ge-
bäude,im
afksitzenJungeundAlte,
es ist kein klar defi-
niertes Publikum,
vielmehr scheinen
sichdiesozialenund
kulturellen Hinter-
gründe hier zu mi-
schen, was in vielen
Lädenheutejanicht
mehrderFallist.
DerMittagstisch
besteht aus einer
grob passiertenBlu-
menkohlsuppe mit
leichter Kokosn ote,
die dickflüssig ist
undgutschmeckt,undeinerkaribi-
schenHühnchenkeulemitReis.Das
Gericht erinnertmich an deutsche
Hausmannskost und die erstenBe-
mühungen, ihr einen exotischen
Touchzu verleihen.DieKeulewurde
süßlich mariniert, die leicht zuckrig
und zugleich mild-scharfeSoße mit
Rosinenaufgepeppt.Schadeist,dass
der Blattsalat etwas lieblos mit auf
demTellerliegt,weshalbersichmit
derwarmenSoßemischt.
Eingeschul ter,optimierungswü-
tiger Gastronomenblick könnte so-
fortumreißen, was man alles aus
diesem wunderbaren Ortmachen
könnte.Ich jedoch hoffe,dass das
Zitron encafk davon verschont
bleibt.Esistperfekt,wieesist.

Zitronencafé im Körnerpark,SchierkerStr.8,
Neukölln. Mo–So 10–20 Uhr
Frühstück zwischen5und 12 Euro,Kuchen und
Suppen 3,50–4 Euro,Mittagsgericht7Euro

AUFGETISCHT


Tina Hüttl
warimZitronencafé.
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