Berliner Zeitung - 26.10.2019

(Ron) #1

Feuilleton


· Berliner Zeitung·Nummer 249·26./27. Oktober 2019^27 ························································································································································································································································································

beispielsweise wüte unentwegt,
abererhabeHassalsentscheiden-
den Moment literarischerSprache
nicht ausgenutzt. „NegativeUr-
teile.Verwerfungen der ganzen
Umgebung. Beleidigungen aller
Anwesenden. Aber es ist keine
Hass-Rede! Es wirdnichts Unbe-
kanntesplötzlichwahrgenommen,
sondernalles schon gewusst, als
ein Bekanntes identifiziert. Es
bleibt bei der gleichbleibenden
Haltung,derschonetabliertenAuf-


fassung.“ Hass als Pose in der
GründungsphasederPopliteratur.
PeterHandkeistdavonganzan-
derem Kaliber,auch wenn er ,wie
Bohrer bemerkt, überwiegend eine
die Natur,die Kunst und das eigene
Gefühl umarmendeProsa schreibe.
In Handkes literarischer Welter-
schließung kommt derHass als un-
mittelbareWahrnehmungvonetwas
Fremdartigenvor, dem sich derEr-
zähler auszusetzenversucht. Er ist
angetriebenvoneiner ganz eigenen

Wahrnehmungsgier.Ind em Buch
„DieLehrederSainte-Victoire“etwa
begegnet derErzähler einemHund,
denerbaldalsdasBöseschlechthin
ansieht.DerHundwir dzumReprä-
sentanten einerWelt, der mensch-
lich nicht mehr beizukommen ist.
DerErzählersiehtdenHassder Bes-
tie und empfindet selbst nichts als
Hass,erw illdas Tier„totundwegha-
ben.“ Sprachlos vorHass,heißt es
beiHandke,„verließichdasTerrain,
und zugleich schuldbewusst...“

NACHRICHTEN


Baselitz ist Mitglied der
KunstakademieFrankreichs

GeorgBaselitz(81)istindiefranzösi-
scheAkademiederbildenden
Künstegewähltworden.Derdeut-
scheMalerund Bildhauerbesetztals
ausländischesMitglieddenStuhldes
2016 gestorbenenpolnischenFilme-
machersAndrzejWajda.Erseiüber
dieWahlunglaublichglücklich,
kommentierteBaselitzdieEntschei-
dungderAkademie,diedem Institut
deFranceuntersteht.Erseiaber
auchirritiert,dassihmalsdeut-
schemKünstlersolcheineEhrezu-
teilwerde,sagtee rlauteinerMittei-
lungderGalerieThaddaeusRopacin
Paris.DieAcadémiedesbeaux-arts
bestehtaus63Mitgliedernundneun
Fachbereichen.SechszehnStühle
werdenmitausländischenKunst-
schaffendenbesetzt.(dpa)

Älteste deutsche Bibliothek
bald öffentlich zu sehen

Nachdem FundvonÜberrestender
ältestennachweisbarenBibliothek
DeutschlandsmitteninderKölner
InnenstadtsolldieÖffentlichkeit
diesebaldzusehenbekommen.In
derAntoniterkirchesollendieFunde
ausgestelltundmitdigitalenMitteln
einmöglichstgutesBildvonderal-
tenrömischenBibliothekvermittelt
werden,wiedieEvangelischeGe-
meindemitteilte.(dpa)

TOP 10


onnerstag,24. Oktober

1Der Irland-Krimi AR 5,48 19 ¼
2Tagesschau AR 4,72 17 ¼
3heute A 3,96 17 ¼
4Notruf Hafenkante A 3,48 13 ¼
5SokoStuttgart A 3,39 18 ¼
6heute journal A 3,38 13 ¼
7RTL aktuell RTL 3,10 14 ¼
8Wer weiß denn ...? AR 3,09 17 ¼
9Fußball EL RTL 2,92 13 ¼
10 TeamAlpin A 2,87 10 ¼
AUS
AUER $ MO/MARKTA$TEL $ ¼

derVorwurfeinerpoetischenVerklä-
rung noch der geringste ist.Dabei
solltejedochnichtaußerAchtgelas-
sen werden, dass die entsprechen-
denTextevorallemaucheineReak-
tionaufdasvonihmal sfalschaufge-
fasste Bewusstsein der geschichtli-
chen Welt waren. Es ist zumindest
fragwürdig, dass ausgerechnet der
Verächter der geschichtlichenWelt
auf eine geschichtspolitische Fäl-
schungauswar.
Es ist ein grandioses Missver-
stän dnis,Peter Handke Ende der
90er-JahrealsReporterwahrgenom-
men zu haben, der ein Kriegsgebiet
bereist. Einer Wahrheitssuche im
landläufigenSinnsahersichniever-
pflichtet, und eine politische Kritik
an seinem poetischenProjekt war
und ist zweifellos legitim.Aber in-
dem man sichHandkes bisweilen
kuriose Äußerungen und sein bis
zum skurrilen Jähzornneigendes
Verhalten vorknöpft, wiederholt
manletztlichnurdasMissverständ-
nis von1996, wenn man ihn aus-
schließlich im Licht seinerJugosla-
wien-Texteliest.
In Karl Heinz Bohrers Analyse
spielendiesedennauchkeineRolle.
Aber vordem Hintergrund derDe-
batte um den Literaturnobelpreis
2019ist Bohrer sHass-Buche inwich-
tigerSchlüsselzumliterarischenVer-
stän dnis Peter Handkes,indem
FeindseligkeiteinAprioriist,dasnie-
mals anthropologisch oder ontolo-
gisch begründet wird, sondernals
poetischerFunkeeinfachnurdaist.

KarlHeinz Bohrer:Mit Dolchen sprechen.
er literarische assŽE||ekt. Suhrkam·, Berlin


  1. 494S.,28Euro


HarryNutt
sieht im ass einen ·oetiŽ
schen Aíilling der Liebe.

Schuldbewusstdeshalb,weileraus-
gezogen war,die Schönheit eines
Berg eszufinden,dannaberdieEnt-
deckung macht, dass„nur noch das
Bösewirklichwar“.Einernichtganz
so rein literarischen Lesartzufolge
wurde alsbald gemutmaßt,Handke
habeinderGestaltdesHundesden
KritikerMarcelReich-Ranickidarge-
stellt,dieSzeneseialsonichtzuletzt
antisemitischerNatur.DieVersuche,
Handke alsrechten Dichter zu ent-
larven, ergeben in derGeschichte
derLiteraturkritikeindurchausum-
fangreichesKapitel.
In derlei Empfindungsstrudel
wirdderHandke-Lesererstrechthi-
neingezogen, wenn der Schriftstel-
ler sichvermeintlich politisch äu-
ßert. In dem Aufzeichnungsbuch
„Das Gewicht derWelt“ aus dem
Jahr 1979 spürtKarl Heinz Bohrer
ausdrücklichHandkes Abwehr ge-
geneinsogenanntesGeschichtsbe-
wusstsein auf, gegen das immer
schon Gewusste,das kulturellInte-
grierte .Im„Gewicht derWelt“
spricht Handke vonseinem „Ekel
vorgeschichtlichenTagen“undvon
dem Bedürfnis ,als Schriftsteller
Mythen zu erfinden, zu finden, die
mit den abendländischenMythen
garnichtsmehrzutunhaben.
In diesemSinne sieht Handke
sich als radikalen Einzelgänger,und
er wurde zu einem, als er in seinem
Jugoslawien-Buch„Eine winterliche
Reise zu denFlüssen Donau,Save,
Morawa und Drina oderGerechtig-
keitfür Serben“seineStimmegegen
denvermeintlichenGleichklangder
politischenKommentatoren erhob.
Eswareinspektakulärgescheiterter
Versuch,seinemSehnsuchtslandJu-
goslawien mit literarischenMitteln
beizuspringen. Ob Handke seine
Haltung später zumindest in Ansät-
zenrevidiertoder gar noch ver-
schärft hat, darüber ist nun erneut
einheftigerStreitentbrannt,indem

Der Literaturnobelpreisträger
Peter HandkeimGarten bei
seinem Haus in Chaville.
AP/RA$
OS MOR

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