P.M. History - 11.2019

(Nandana) #1

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Die Syphilis


Die Infektionskrankheit Syphilis ist
auch als Lues, harter Schanker und
Franzosenkrankheit bekannt.
Erreger: Das Bakterium der Gattung
Treponema ist höchst ansteckend,
überlebt aber außerhalb des Körpers
nur kurze Zeit.
Übertragung: Die venerische Syphi­
lis wird ausschließlich von Mensch
zu Mensch vor allem durch sexuel­
le Kontakte über die Schleimhaut
übertragen.
Verlauf: Schmerzlose Geschwüre
der Schleimhaut und Schwellungen
der Lymphknoten stehen typischer­
weise am Beginn der Krankheit. Die
Haut und andere Organe können auf

Syphilis­
Bakterium

vielfältige Weise
befallen werden.
Unbehandelt kann
das zentrale Ner­
vensystem zerstört
werden und der
Tod eintreten.
Behandlung: Erst
als gegen Anfang
des 20. Jahrhun-
derts Antibiotika entwickelt wurden,
ist die Syphilis heilbar geworden.
Geschichte: Mildere Verlaufsformen
der Syphilis traten wahrscheinlich
schon in der Antike auf. Die aggres­
sivere Variante ist erst seit Ende des


  1. Jahrhunderts in Europa belegt.
    Der zeitliche Zusammenfall mit
    Kolumbus' Amerikareisen und das
    vorrangige Auftreten in Hafenstäd­
    ten dürften kein Zufall sein. Die
    spanischen Entdecker schleppten
    wohl einen Bakterienstamm aus
    Südamerika ein, an das sich das
    Immunsystem der Europäer nicht
    anpassen konnte. Die katholische
    Kirche deutete die Krankheit als
    Strafe Gottes für sündiges Verhalten.
    Der Miasma-Theorie zufolge war
    eine seltene Konjunktion von Saturn
    und Jupiter im Zeichen des Skor­
    pions Auslöser der Epidemie.


STRAFE DES HIMMELS Albrecht Dürers
Holzschnitt zeigt 1496 einen Syphilitiker
unter dem Einfluss der Sternkreiszeichen

Verbreitung: Auf den ersten gro­
ßen Syphilis-Ausbruch nach der
Einnahme von Neapel durch die
französischen Truppen 1495 folgte
eine Syphilis-Welle, die innerhalb
von 50 Jahren ganz Europa erfass­
te, bevor sie sich abschwächte.

PUSTELN Syphilis macht sich in der
zweiten Phase im Gesicht bemerkbar

Was die neue Seuche, die man im
Deutschen bald auch die "bösen Blat­
tern" und im Englischen "malicious pox"
nannte, indes mit der Pest gemeinsam
hatte, war die äußerst schnelle Ausbrei­
tung über den europäischen Kontinent.
Es war eine Ausbreitung mit der Reise­
geschwindigkeit der Epoche - und mit
der Geschwindigkeit eines marschie­
renden Heeres. In diesem Fall war es das
Heer Karls VIII. Daheim in Frankreich
nannte man die neue Seuche nach dem
Ort der Erstinfektion (aus französischer
Sicht) die "neapolitanische Krankheit",
in Italien und auch in anderen Ländern
wie im deutschen Sprachraum und in
England war es die Franzosenkrank­
heit. In den Niederlanden nannte man
sie die spanische Krankheit, in Polen die
deutsche Krankheit und in Russland die
polnische Krankheit. In der Te rminolo­
gie spiegelte sich der Infektionsweg -
und gleichzeitig eine Schuldzuweisung
an den geografischen Nachbarn.

D

ie Armeen auf dem italieni­
schen Kriegsschauplatz bestan­
den, wie in jener Zeit üblich,
aus Landsknechten, die in den unter­
schiedlichsten Ländern angeworben
wurden. So kämpften sowohl auf italie­
nischer als auch auf französischer Seite
Landsknechte aus Spanien. Dies führte
bald zu einer Erklärung der Herkunft
des neuen Leidens, die trotz kontrover­
ser Diskussion auch heute noch weitge­
hend ihre Gültigkeit besitzt. Denn die
furchtbare Seuche erschütterte Euro­
pa kurz nach einem welthistorischen
Ereignis: Im März 1493 war Christoph
Kolumbus mit seinen zwei verbliebenen
Schiffen, der Nifia und der Pinta, aus
einer neuen Welt zurückgekehrt. Diese
Welt hatte er für die zeitgenössischen
Europäer auf der Suche nach einem
Seeweg nach Indien entdeckt oder, bes­
ser gesagt, wiederentdeckt. Denn fast
500 Jahre zuvor waren nordeuropäi­
sche Seefahrer (Wikinger) in Nordame­
rika gelandet. Ihre Siedlungen dort hat­
ten aber keinen Bestand- im Gegensatz
zu der Welle von Kolonisierung und Er­
oberung, die Kolumbus auslösen sollte.
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