P.M. History - 11.2019

(Nandana) #1

Könige aus Kusch sogar als Pharaonen
der 25. Dynastie über den viel mächti­
geren Nachbarn im Norden.
Der erste war der Amunpriester
Pije. Um 745 v. Chr. nutzte er die cha­
otischen Zustände in Ägypten, wo
während der sogenannten Dritten
Zwischenzeit mehrere Rivalen um die
Macht rangen. Mit einer Armee mar­
schierte er nach Norden, vereinte das
zerfaserte Reich und wurde zum ersten
Pharao der neuen Dynastie. Mit Pije
und seinen Söhnen brach in Ägypten
ein äußerst konservatives Zeitalter an,
die kuschitischen Herrscher hatten ein
Faible für die ganz alten Sitten. Sie res­
taurierten nicht nur die herunterge­
kommenen Te mpel längst vergangener
Zeiten, sondern begannen auch wie­
der, Pyramiden zu bauen - die ersten
seit rund 500 Jahren. Sie verehrten die
ägyptischen Götter und gaben ihren
Söhnen und Töchtern die Namen frühe­
rer ägyptischer Pharaonen.


D

as ägyptische Volk liebte die ku­
schitischen Könige dafür. Nie­
mand störte sich daran, dass die
neuen Pharaonen aus dem Süden ge­
kommen waren. So waren es auch kei­
ne Rebellionen und Aufstände aus dem
Inneren, die ihre Herrschaft schon nach
gut einem Jahrhundert wieder beende­
ten, sondern die Assyrer. Im Jahr 652 v.
Chr. überrollten sie das Land, verwüs­
teten Theben und trieben die Kuschiten
dahin zurück, wo sie hergekommen wa­
ren: hinter den zweiten Nilkatarakt.
Dass wir davon wissen, haben wir
nicht etwa kuschitischen Geschichts­
schreibern zu verdanken, sondern
ägyptischen. Ohnehin überließen es
die Kuschiten meist anderen Völkern,
ihre Geschichte zu erzählen. Von König
Ergamenes wissen wir beispielswei­
se nur, weil der griechische Historiker
Diodorus Siculus sie aufschrieb. Erga­
menes, so der Geschichtsschreiber, war
im 3. Jahrhundert v. Chr. in der griechi­
schen Tradition erzogen worden. Seine
Lehrer hatten mit ihm die griechischen
Philosophen gelesen und über die grie­
chische Staatsform der Demokratie
diskutiert. Das, so Diodorus Siculus,
widersprach allerdings den Sitten in


Nildelta

(^0) Sais
Memphiso @KAIRO
Henen-Nesut o
Khmuno
ÄGYPTEN %
Tjeny^0
o Ruinen
•••• Ausdehnung
Okm
des ägyptischen
Imperiums während
des Neuen Reichs
200
AFRIKA
Ergamenes' Heimatland, in dem allein
die Priesterschaft darüber bestimmte,
wer König wurde - und auch, wann es
an der Zeit war, dem Leben des alten
Königs ein Ende zu setzen.
Das wollten sie auch bei Ergame­
nes, doch als die Priester seinen Tod
beschlossen, war er noch lange nicht
fertig mit dem Leben. Er sammelte eine
Armee um sich, rebellierte gegen die
alten Sitten und schickte an seiner statt
Karnak
00
theben
die Priester in den To d. Nicht nur in
dieser Hinsicht brachen mit Ergamenes
neue Zeiten in Kusch an. Er verlegte die
Hauptstadt endgültig von Napata nach
Meroe und ließ dort als erster Herr­
scher eine Pyramide errichten.
Einen weiteren der seltenen Blicke
in die bunte Welt des Reiches Kusch ge­
währte rund 300 Jahre später der grie­
chische Geschichtsschreiber Strabon.
Die Welt hatte sich zu dieser Zeit bereits

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