P.M. History - 11.2019

(Nandana) #1
I I •

Mit brutalen Feldzügen eroberte die Maurya-Dynastie fast ganz Indien.


Dann schwor ihr König der Gewalt ab - auf dem Zenit seiner Macht


Von UlfSchönert


an stelle sich vor, ein
brutaler Diktator wie
Josef Stalin oder Pol
Pot hätte nach Jahren
der Gewaltherrschaft
eines Ta ges verkündet, er sei zum Bud­
dhismus übergetreten. Fortan esse er
kein Fleisch mehr, stattdessen werde er
Bäume pflanzen. Der Gier nach Ruhm
habe er abgeschworen, frühere Unta­
ten bereue er. Als Pilger wolle er nun
durchs Land reisen und die Botschaft
des Friedens in die Welt hinaustragen.
Nun gut, der Ve rgleich hinkt ein we­
nig, aber ungefähr so muss es den Leu­
ten in Indien vorgekommen sein, als
König Ashoka um das Jahr 258 v.
Chr. zum Buddhismus übertrat.
Zuvor war Ashoka einer der
skrupellosesten Herrscher ge­
wesen, die das Land je gehabt
hatte. Seine Gegner ließ er bei
lebendigem Leib verbrennen.
In der Hauptstadt Pataliputra
baute er eine Folterkammer, die
"Ashokas Hölle" genannt wur­
de. Einmal soll er 500 Minister
enthauptet haben, die es gewagt
hatten, sich ihm zu widersetzen.
In seiner Jugend war der
spätere König vor allem eins
gewesen: hässlich. Schon seine


Zeitgenossen spekulierten, ob es dieses
Schicksal war, das ihn zunächst so hart
werden ließ. Als er 303 v. Chr. zur Welt
kam, hatten sein Va ter und sein Groß­
vater ihr Herrschaftsgebiet bereits mit
Blut und Schwert deutlich erweitert.
Als Könige der Maurya-Dynastie be­
herrschten sie den größten Teil des Sub­
kontinents. Ein so riesiges Reich hatte
es hier noch nie gegeben.
Dann starb Ashokas Vater, Macht­
kämpfe brachen aus. Ob Ashoka dabei

wirklich seine Brüder tötete, wie Chro­
nisten berichten, ist heute nicht mehr
eindeutig zu klären. Tatsache ist, dass
er als Sieger hervorging. Und dass er die
Eroberungszüge seiner Vorväter, kaum
dass er die Macht hatte, mit eiserner
Hand fortführte.

N

ur noch der äußerste Süden und
Osten des Landes standen seiner
vollständigen Herrschaft über
Indien entgegen. Vor allem das König­
reich Kalinga leistete Widerstand. Also
rüstete Ashoka eine Streitmacht aus
mit Ta usenden Kämpfern und Kriegs­
elefanten. Doch die Gegenwehr
war groß, die Schlacht um Kalinga
heftig. Zwar siegte Ashoka nach
langer Belagerung. Doch wenn
stimmt, was antike Historiker
berichten, kamen bei dem Gemet­
zel mehr als 100000 Menschen
ums Leben. So furchtbar war die
Schlacht, dass sie Ashokas Leben
für immer verändern sollte.
Schon in den Jahren zuvor
hatte der König mit dem Buddhis­
mus sympathisiert. Die damals
noch junge Religionsgemeinschaft
war zu der Zeit kaum mehr als eine
Sekte unter vielen. Doch Ashoka war
fasziniert von der neuen Lehre und
von der Arbeit der Mönche. Nach der
Schlacht von Kalinga trat er endgültig
zum buddhistischen Glauben über.
Und wie! Mit einem Mal bekannte
sich der brutale Eroberer von einst zum

ABBILD Ashokas Hässlichkeit
war legendär. Dieses Relief soll
ihn zeigen, doch viel erkennen
kann man nicht _:::.=====:::========�==������=:=:=: .. Pazifismus: "Meine Siege erscheinen

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