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inder sind das Wertvolls
te, was ein Mensch haben
kann. Und genau darum
mussten sie sterben. In zwei
Massengräbern an der Nord
küste Perus haben Archäologen seit
2011 die Überreste von 269 Jungen und
Mädchen zwischen fünf und 14 Jahren
entdeckt. Von drei Erwachsenen. Und
466 Lamas und Alpakas.
Geopfert wurden sie vor rund
600 Jahren vom Volk der Chimu. Un
ermesslich muss die Ve rzweiflung der
Menschen gewesen sein, die sie zu die
sen Ta ten - wahrscheinlich stammen
die Überreste von zwei Massenopferun
gen- trieb. Der Verlust so vieler Kinder
und wertvoller Nutztiere kommt bei
nahe einer Selbstaufgabe der Chimu
gleich. Dass über den Knochen eine di
cke Schicht aus getrocknetem Schlamm
lag, lässt darauf schließen, dass die Op
fe rungen zur Zeit heftiger Regenfälle
stattfanden. Das Klimaphänomen El
Nifio, das hier in unregelmäßigen Ab
ständen alle paar Jahre stattfindet und
zu sintflutartigen Regenfällen führt,
könnte der Auslöser gewesen sein:
Vielleicht redeten die Hohepriester der
Chimu ihnen ein, dass es keinen ande
ren Weg gab, um die Götter gnädig zu
stimmen und die Regenfälle zu be
enden. Schnitte durchs Brust
bein bei Mensch und Tieren
lassen die Forscher an
nehmen, dass den Op
fern das vielleicht sogar
noch schlagende Herz
entnommen wurde. Ihr
wichtigster Gott war der
Mond; war er doch in
der Lage, die mächtige
Sonne noch zu überde
cken. Die größten Feste
wurden darum wäh-
rend Sonnenfinsternissen
abgehalten. Vielleicht auch
die grausamen Opferrituale.
Das Imperium der Chimu
entwickelte sich gegen Ende
des 1. Jahrtausends n. Chr. auf
den Überresten des Mo
ehe-Reichs. Seine Grün
dungslegende berichtet
von einem Herrscher na-
STADT AUS LEHM Überreste des Tschudi-Palastes in der ehemaligen Chimu
Metropole Chan Chan. Sie steht auf der Liste des gefährdeten Unesco-Welterbes
mens Taycanamo, der einst auf einem
Floß aus dem Norden das Moche-Tal er
reichte. Dort heiratete er einheimische
Frauen und begründete seine Dynastie.
Durch Kriege vergrößerten die
Chimu ihr Territorium, als Händler
mehrten sie ihren Reichtum. Zwischen
1250 und 1470 erlebte das Reich sei
ne größte Blüte. Das noch immer ein
drucksvollste Zeugnis aus dieser Zeit
sind die Überreste der Hauptstadt Chan
Chan, seinerzeit die wohl größte und
mit knapp 30 Quadratkilometern weit
läufigste Metropole Südamerikas, auch
wenn die Schätzungen ihrer Einwoh
nerzahl zwischen 30 000 und 100 000
Menschen schwanken. Auf jeden Fall
war Chan Chan die größte nur aus
Lehm erbaute und mit etwas Holz und
Schilf ergänzte Stadt der Welt. Auf ei-
ner natürlichen Te rrasse am Meer
erbaut, sollte sie Schutz vor
den Überschwemmungen
des El Nifio bieten.
Abgesehen von den
Regenzeiten war der
größte Te il der Böden
im Reich der Chimu sehr
trocken. Darum leite
te ein verzweigtes Netz
aus Kanälen das Wasser
bis zu 100 Kilometer
aus den Bergen überall
dorthin, wo es gebraucht
wurde. Nicht nur in der Land-
wirtschaft und in der Fische
rei - der Humboldtstrom spül
te ihnen einen einzigartigen
Reichtum maritimer Nahrungs
mittel an die Küste -, auch im
Handwerk waren die Chimu
äußerst erfolgreich. Für
ihre Goldschmiedekunst,
die sie wohl vom Volk der
RITUALMESSER Mit ihm wurde
das Brustbein der Opfer durchtrennt
Moche übernahmen und weiterentwi
ckelten, wurden sie sogar von den Inka
beneidet.
P
arallel dazu entwickelten sie stan
dardisierte Serienproduktionen
bei Gold-und Keramikgegenstän
den (häufigstes Motiv aus naheliegen
den Gründen: Fische und Krustentie
re). Spezialität in der Keramik war der
Reduktionsbrand: Dabei wird der Ofen
am Schluss des Brandes so abgedichtet,
dass kein Sauerstoff hinzukommt. Der
Rauch schlägt sich auf der Keramik nie
der und bleibt als glänzend-schwarzer
Überzug erhalten.
Zum Schürfen von Flussgold wie für
den Erzabbau hielt man sich Sklaven.
Das Zinn für ihre Bronzelegierungen
führten die Chimu aus Bolivien ein. Al
paka- und Vikunjawolle verarbeiteten
sie zu Te xtilien von höchster Qualität:
Kleidung, Te ppiche, sogar Zelte.
Die benachbarten Inka unternah
men gewiss mehr als einen Versuch,
die Chimu-Hauptstadt einzunehmen.
Erst als sie bei der Belagerung 1470 die
Ve rsorgungskanäle unterbrachen oder
umleiteten, hatten sie Erfolg: Der Durst
war ihr bester Ve rbündeter.
Mit dem Sieg des Inkaherrschers
Tupac Yupanqui über König Minchanca
man verliert das Reich der Chimu seine
Eigenständigkeit und geht im Inkastaat
auf. Bis wenige Jahrzehnte später die
Conquistadores aus Europa Südameri
kas Kulturen aus Goldgier überrennen
und zerstören.
Thomas Röbke ist immer
wieder erschüttert, zu welchen
sinnlosen Opfern Menschen
bereit sind, wenn sie falschen
Propheten folgen.
P.M. HISTORY - NOVEMBER 2019 63