P.M. History - 11.2019

(Nandana) #1

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Handelsbeziehungen. Eigentlich beste
Chancen, dass die Stadt zu einer der Ka­
pitalen Nordamerikas werden könnte.
Ähnliches gelang den Azteken Ende des



  1. Jahrhunderts mit ihrer Metropo­
    le Te nochtitlan, dem späteren Mexico
    City. Cahokia aber ging zugrunde.


D

ie Gründe dafür werden immer
klarer. Die Wärmeperiode, von
der die Stadt profitiert hatte,
ebbte ab 1200 wieder ab. Eine neue
Kältephase begann. Rings um Caho­
kia trockneten mal die Böden aus,
mal sorgten starke Regen für Überflu­
tungen. Angreifer machten sich die
Schwäche der Stadt zunutze. Funde
belegen, wie sie ein ums andere Mal die
Palisaden zerstörten, die das Zentrum
schützen sollten. In ihrer Not wussten
die Priester nur ein Gegenmittel: Mehr
Menschen mussten sterben, um die
Ordnung der Welt wiederherzustellen.
Doch vergeblich. Was dann geschah,
haben Anfang 2019 Anthropologen aus
Wisconsin herausgefunden -indem sie
menschlichen Kot analysierten.
Im Horseshoe Lake, einem See
nördlich von Cahokia, sammelten sie
Sedimentproben. In den Ablagerungen,
die sich dort bis Ende des 12. Jahrhun­
derts in Schichten angesammelt hatten,
fanden die Forscher Reste menschli­
cher Ausscheidungen. Der Kot war ver­
mutlich durch Regenfälle in den See
geschwemmt worden. Sie rechneten
hoch, dass es die Hinterlassenschaften

Fundstücke
Neben dem Ritual
des Menschenopfers
beherrschten die
Cahlokianer auch
Handwerkskunst:
Bis heute entdecken
Archäologen zahl­
reiche Schätze im
Mississippi-Tal, die
Zeugnis ablegen von
einer vielseitigen
Hochkultur.

Zehntausender gewesen sein müssen.
Nach 1200 nahm die Kotkonzentration
ab, und für die Zeit ab 1400 konnten
die Forscher keinen menschlichen Kot
mehr messen. Cahokia musste fast voll­
ständig verlassen worden sein.
Die Menschen zogen, so Anthropo­
loge Pauketat, in Richtung Süden. Das

Ve rsunkene Reiche


Kilometer westlich von Cahokia grün­
deten 1763 französische Pelzhändler
die Stadt St. Louis. Bald zerstörten Bau­
ern Dutzende der alten Anhöhen, um
Platz für ihre Äcker zu schaffen. 1930
verwüsteten Dampfbagger, was vom
zweitgrößten Hügel Cahokias übrig
war. Straßenarbeiter schlugen in den

Die Bewohner wollten die


Erinnerung tilgen an eine Stadt,


die auf Leichen gebaut war


Wunder am Mississippi verfiel. Obwohl
die Stadt über Jahrhunderte den Mitt­
leren Westen Nordamerikas prägte,
finden sich in den Legenden keinerlei
Spuren von ihr. Nicht einmal ihr ur­
sprünglicher Name ist überliefert. Eu­
ropäische Einwanderer gaben ihr den
heutigen, weil in der Nähe Gruppen des
Cahokia-Volkes lebten. Fast scheint es,
als hätten die ehemaligen Bewohner
jede Erinnerung tilgen wollen an ihre
Stadt, die auf Leichen gebaut war.
Als Jahrhunderte später Europäer
die Gegend besiedelten, sahen sie bloß
noch mit Gras überwachsene ErdhügeL
Manche hielten sie für Überreste ei­
ner untergegangenen, vorindianischen
Hochkultur. Dass Native Americans
selbst eine solche Metropole hätten
entwerfen können, kam den weißen
Siedlern nicht in den Sinn. Nur wenige

KURIOSITÄT
Eine Trink­
tlaschein
Form einer
stillenden
Mutter,
1200-1400

1950ern eine Trasse durch das einsti­
ge Stadtzentrum - knapp vorbei an der
großen Erdpyramide. Gerade rechtzei­
tig wuchs das öffentliche Interesse am
kulturellen Erbe von Cahokia. Seit Ende
der 195 0er-Jahre graben Archäologen
Knochen, To nscherben und Chunkey­
steine aus. Im Jahr 1982 hat die Unesco
die Ruinen in ihre Weltkulturerbeliste
aufgenommen. Heute besichtigen dort
Museumsbesucher, was Native Ame­
ricans vor fast 1000 Jahren geleistet
haben. Und erfahren auch das, was sie
lieber für immer vor der Welt verborgen
hätten. •

Matthias Lohre kann sehr gut
nachvollziehen, dass noch im


  1. Jahrhundert Native Ameri­
    cans vor den Menschenopfern
    ihrer Vorfahren erschraken.


ZIELSCHEIBE
Beim "Chunkey" traten
zwei Te ams gegenei­
nander an - um eine
rollende Scheibe mit
dem Speer zu treffen

SPIELZEUG
Frosch-Pfeife aus
Bauxit, 1000-1300
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