Briefwechsel
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Das berühmteste Brüderpaar der
deutschen Romantik: ]acob und
Wilhelm Grimm arbeiteten und leb
ten gemeinsam. Ihr inniges Verhältnis
drückten sie in fast 600 Briefen aus
S
ie sind geradezu unzertrenn
lieh: Jacob und Wilhelm Grimm
schwören sich ewige Treue. Was
die beiden Sprach-und Literaturfor
scher auch machen, sie machen es
gemeinsam: Sie wohnen zusammen,
selbst nachdem Wilhehn eine Fami-
lie gegründet hat. Sie sammeln die
"Kinder-und Hausmärchenu, die ab
1812 erscheinen, vom "Froschkönig"
bis ,,Hänsel und Gretel". Sie begin-
nen das "Deutsche Wörterbuch", das
den gesamten deutschen Wortschatz
erfassen soll. Und wenn sie doch mal
getrennt sind, schreiben sie sich Briefe,
deren Ton ein wenig an ihre Märchen
erinnert. So wie 1805, als Jacob zu
Forschungszwecken nach Paris geht.
JACOB im Alter von acht Jahren am
- Oktober 1793 aus Steinau
Lieber Bruder, Du wirst hierbey
dein Kleid erhalten. Wie hatt es
dir denn auf der Reise gefallen,
mich verlanget es zu wissen, ich
erwarte mit der ersten Gelegen
heit einen Brief von dir, seit deiner
Abwesenheit ist nichts merkwür-
diges vorgefallen. ( ... ) ich bin dein
treuer Bruder Jacob Grimm
WILHELM am 9. Oktober 1793 aus Hanau
Lieber Bruder, Mit meinem Kleid bin
ich zufriden (. .. ). Auf der Reise hat es
mir wolgefalen, ich habe vil Franzo
sen gesehn die hölsern bein haben,
die gesunden machen geld beudel
wen ichgeldgehabt häte ich einen
gekauft und dir einen geschickt. (. .. )
Küße meiner Tante und Vatter die
Hand in meinem namen, und bin
dein TreuerBruder Wilhelm Karl
Grimm
JACOB am 10. Februar 1805 aus Paris
Allerliebstes Wilhelmchen! Du
wirst vieles, was mich angeht, in
Wilhelm Grimm
(1786-1859), wird - wie sein
älterer Bruder - in Hanau ge
boren. Beide studieren Rechts
wissenschaft in Marburg, wo
sie beginnen, sich für deutsche
Sprache und Literatur zu inte
ressieren. Wilhelm arbeitet lan
ge als Bibliothekar, und heiratet
1825 Dorothea Wild.
dem Briefe finden den ich an die
Tante u. Mutter geschrieben habe.
Ichfüge also nur noch das hinzu,
was uns beide besonders angeht.
( ... ) Ich umarme dich in Gedanken
gar vielmal, u. bitte dich ja nicht
traurig zu sein. dein treuer Bru-