P.M. History - 11.2019

(Nandana) #1

Eva Braun


SCHULTERBLICK Eva Braun versteht sich
früh darauf, sich und andere zu inszenie­
ren. Sie arbeitet in der Agentur von Hein­
rich Hotfmann, dem offiziellen Fotografen
der NSDAP (Dritte v. r. auf dem Boden)

Warum lässt er nichts von sich hören?
Euphorie und Resignation, Trotz und
Entsagung wechseln abrupt. Doch die
reale Niederschrift geht nie so saftig ins
Detail wie das getippte Manuskript in
den Händen von Trenker.

A

m 18. Februar 35 schreibt die
wahre Eva: "Gestern ist er ganz
unvermutet gekommen, und es
war ein entzückender Abend. Ich bin so
unendlich glücklich, dass er mich so lieb
hat. Ich will nie Schuld haben, wenn
er mich einmal nicht mehr gern hat."


  1. März 35: "Ich wünsche mir nur ei­
    nes, schwer krank sein und wenigstens
    8 Tage nichtvon ihm zu wissen. Hätte ich
    ihn doch nie gesehen. Ich bin verzwei­
    felt. Er braucht mich nur zu bestimmten
    Zwecken, es ist nicht anders möglich.
    (Blödsinn.) Warum quält er mich so
    und macht nicht gleich ein Ende?"
    Tapfer versucht sich die Vernachläs­
    sigte abzulenken: "Heute Abend geh ich
    mit Herta zum Essen. Was soll ein ein­
    schichtig's Weiber! mit 23 Jahren auch
    sonst so machen? Womit ich glaube,
    auch in seinem Sinn gehandelt zu ha­
    ben." Oder: "Wenn ich nur ein Hunderl
    hätte, dann wäre ich nicht so allein."


Am 28. Mai schreibt sie: "Lieber
Gott, hilf mir, dass ich ihn heute noch
sprechen kann, morgen ist es zu spät.
Ich habe mich für 35 Stück (Schlafta­
bletten) entschlossen. Es soll diesmal
wirklich eine ,todsichere' Angelegen­
heit werden. Wenn er wenigstens anru­
fen lassen würde." Ve rmutlich soll ihr
Selbstmordversuch Hitler mehr Auf­
merksamkeit abringen. Bis zum Ende
im Führerbunker bleibt Eva Braun seine
Geliebte. Die Art ihrer Beziehung wird
geheim gehalten: Die Braut des Führers

der - verkniff sich allerdings das Hin­
ternklopfen. Denn abgesehen von ein
paar kleineren Irritationen war Tren­
ker, der als Südtiroler wendig zwischen
Mussolini-Italien und Hitler-Deutsch­
land wechselte, bei der Naziführung
ein gern gesehener Künstler arischer
Prägung. Er hätte also von der "früh
vergrämten, schönen Frau", wie er Eva
Braun nach dem Krieg beschrieb, das
Ta gebuch durchaus erhalten können.
Doch ein Schriftstück dieser Art,
voll wüster Kolportage, das Trenker,

"Ich wünsche mir nur eines:


schwer krank sein und wenigstens


8 Tage nicht von ihm zu wissen"


soll nur Deutschland sein. Nur Evas Fa­
milie und der innere Zirkel der Nazis
wissen um das Verhältnis.
Luis Trenker kannte Eva Braun
seit 1937. Nach eigenen Worten hat­
te er ihr beim ersten Treffen - ohne zu
wissen, wessen Geliebte sie war - im
Ballsaal "ein bisscheu auf den Hintern
geklopft". Später sah er sie immer wie-

den in der Nachkriegszeit Geldsorgen
plagten, meistbietend der Presse feil­
bot? Wo von schmeichelnder Wildleder­
Unterwäsche und berstenden Ochsen
die Rede war? Oder vom "Hausaltar"
des Nazibonzen Robert Ley: "Er führte
mich in sein Schlafzimmer und zeigte
mir etwas, was er nach seinen Worten
bisher niemandem gezeigt habe. Auf der
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