Die Welt - 23.10.2019

(Rick Simeone) #1

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23.10.19 Mittwoch, 23. Oktober 2019DWBE-HP


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DIE WELT MITTWOCH,23.OKTOBER2019 GESELLSCHAFT 19


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einrich R., 69 Jahre alt, be-
findet sich im Spanienur-
laub, alles könnte eigent-
lich so schön sein. Und
doch verbringt Heinrich
R. seine Tage mies gelaunt mit Rücken-
schmerzen auf der Sonnenliege. Ganz
generell fühlt er sich vom Leben unge-
recht behandelt: In seinem Alter noch
eine Anwaltskanzlei zu führen, das ist
schon eine Herausforderung. Auf den
Hinweis seiner Frau, er müsse ja eigent-
lich nicht mehr arbeiten, reagiert er ge-
reizt: Seine Mandanten seien dringend
auf ihn angewiesen, die könne er nicht
im Stich lassen. Überhaupt könne nie-
mand verstehen, welchem Stress er
fortwährend ausgesetzt sei. Schließlich
verschwindet Heinrich R. aufs Hotel-
zimmer, um seine Sekretärin anzurufen
und ihr einen Brief an einen Mandanten
zu diktieren

VON JULIA HACKOBER

Vielleicht kommt Ihnen dieses Sze-
nario bekannt vor. Weil Sie sich selbst
in der Endphase ihres Berufslebens be-
finden und sich nicht sicher sind, wann
Sie aufhören sollen. Oder weil Sie mit
so einem Heinrich R. zu tun haben, als
Ehemann oder Vater. Aber wieso gera-
ten ausgerechnet Männer zum Ende des
Berufslebens in Sinnkrisen? Warum
fällt der Abschied vom Berufsleben so
schwer? Was kann man gegen diese Kri-
se tun? Und wie geht die Familie am
besten damit um, wenn jemand nur
schlecht drauf ist, obwohl er es sich
nach anstrengenden Berufsjahren nun
„schön machen“ könnte? Diese Fragen
beantwortet Magnus Schraudolph, In-
ternist und Facharzt für Kardiologie
und Psychotherapie an der Klinik Lau-
terbacher Mühle in Seeshaupt.

WELT: WWWieso bereitet das Ende desieso bereitet das Ende des
Arbeitslebens gerade Männern so
schlechte Laune? Ist das tatsächlich
ein typisch männliches Problem?
MAGNUS SCHRAUDOLPH: Die Männer,
die jetzt ins Rentenalter kommen, wur-
den noch vorwiegend in der Tradition
erzogen, Karriere machen zu müssen,
um die Familie zu versorgen. Der beruf-

liche Erfolg der Frau gilt eher als Sur-
plus. Vielleicht ist das ein männliches
Problem, vermutlich hat es eher mit der
Ausgeprägtheit des persönlichen Ehr-
geizes zu tun. Ich kenne auch Frauen,
die mit 80 gar nicht daran denken, in
Rente zu gehen, weil ihnen ihre Arbeit
so sinnvoll erscheint. Aber aus der Pra-
xis kann ich sagen: In der Kardiologie
haben wir schon mit deutlich mehr
Männern zu tun.

Woher kommt diese Sinnkrise? Ei-
gentlich könnte man langsam den
entspannten Teil des Lebens angehen,
stattdessen werden Probleme gewälzt
und über Lebensfehler sinniert.
Die Psyche des Menschen stabilisiert
sich dann, wenn die äußeren Bedingun-
gen sich nicht ändern. Wenn sich die
Bedingungen ändern, gerät die Psyche
des Menschen in Erregung. Das hat mit
existenzbiologischen Mechanismen zu
tun: Wenn eine Tierherde kein Wasser
mehr findet, dann muss sie weiterzie-
hen, die Lebensverhältnisse ändern
sich, das bedeutet Stress. Diese biologi-
schen Mechanismen leben in uns fort.
Das Ende des Berufslebens stellt nach
dem Abitur und vielleicht einer Heirat
eine der größten Veränderungen im
menschlichen Leben dar. Gerade für
Menschen, die sich sehr stark mit ihrer
Arbeit identifizieren, ist das eine Her-
ausforderung. Psychobiologisch ist es
aber vollkommen normal, dass die Psy-

che in einen Erregungszustand gerät
und man sich nicht einfach in den
Schaukelstuhl setzt und sagt: Mensch,
ist das jetzt schön. Selbst wenn alles
stimmt, man genügend Pension und
Vermögen hat, befindet man sich erst
einmal in einem Spannungszustand.

Und so entsteht eine seltsam parado-
xe Situation: Auf der einen Seite be-
schwert man sich darüber, dass man

überhaupt noch zur Arbeit gehen
muss, auf der anderen Seite kann man
auch nicht loslassen.
Das kennen viele in dem Alter. Dieses
Spannungsfeld hat mit der Angst vor der
Leere zu tun: Man wird älter und alles,
was man macht, wird halt doch anstren-
gender. Außerdem wiederholen sich vie-
le Situationen im Beruf, es passiert nicht
mehr so viel Neues, dadurch fällt das
narzisstische Feuerwerk des Berufsle-
bens langsam deutlich schwächer aus.
Man wird also langsam müde, fragt sich
aaaber auch: Was kommt denn danach, wasber auch: Was kommt denn danach, was
passiert, wenn ich zu Hause sitze? Wo
kriege ich dann Erfolgserlebnisse her, wo
fffinde ich Erfüllung? So erkläre ich mirinde ich Erfüllung? So erkläre ich mir
diese schwierige Phase in den Jahren
zzzwischen den ersten Gedanken an diewischen den ersten Gedanken an die
Rente und dem tatsächlichen Beginn.

Wieso ist die Frage, ob, wann und wie
man in Rente gehen soll, denn über-
haupt so schwierig zu beantworten?

Das hängt mit der Ambivalenz der eige-
nen Entwicklung zusammen. Wir spre-
chen jetzt über Menschen, die sich aus-
suchen können, wie sie diese Frage
handhaben. Das sind dann Leute, die
sich sagen: Komm, ich mache diesen Job
seit 30 Jahren, ich kann den, ich bin
anerkannt, ich habe einen gewissen Sta-
tus, eine Sekretärin, Geld, wieso soll ich
mit 65 aufhören, ich fühle mich doch
noch so fit! Da ist aber immer auch noch

ein zweiter Gedanke – nämlich, dass die
Taktung im Job keine Zeit für andere
Aktivitäten lässt, man aber eigentlich in
einem Alter ist, in dem man sich auch
noch einmal in eine neue Richtung ent-
wickeln könnte. Es besteht die Hoff-
nung, noch einmal eine ganz andere Er-
füllung zu finden.

Wieso definiert sich die jetzige Ren-
tenstart-Generation so sehr über den
Job? Haben Sie den Eindruck, dass in
dieser Generation das Konzept Work-
Life-Balance noch nicht verankert ist?
Bei uns in der Klinik erlebe ich eigent-
lich eine Klientel, die sich sehr viel mit
der Gestaltung des Freizeitlebens be-
fasst. Teilweise besteht eher das Pro-
blem, dass fortwährend Action sein
muss. Es gibt aber auch einfach Men-
schen, die in ihrem Beruf echte Erfül-
lung finden, die sich nicht überarbeitet
fühlen. Für diese Menschen stellt die
bewältigte Aufgabe im Beruf die höchste

Befriedigung dar. Dieses Konzept Work-
Life-Balance impliziert ja, dass die Ar-
beit nur Stress und Belastung ist, dabei
muss das nicht so sein.

WWWenn jemand noch Erfüllung im Berufenn jemand noch Erfüllung im Beruf
fffindet, dann ist nichts dagegen einzu-indet, dann ist nichts dagegen einzu-
wenden, noch länger zu arbeiten?
Richtig. Allerdings muss man hier die
Frage von Sucht betrachten: Ist es eine
Art von Sucht, dass ich auch im fortge-
schrittenen Alter noch so viel Struktur,
Bestätigung und Aufmerksamkeit brau-
che, wie ich sie nur in meinem Setting
als Führungspersönlichkeit bekomme –
oder ist der Inhalt dessen, was ich tue,
einfach so erfüllend, dass ich meinen
Beruf nicht aufgeben will?

Sie sprechen von persönlicher Erfül-
lung. Man ist ja aber nicht allein auf
der Welt. Wie sollen die Familie und
das persönliche Umfeld damit umge-
hen, wenn jemand sich nicht von der
Arbeit lösen kann?
Die wichtigste Frage ist: Macht die Ar-
beit jemanden krank oder verpflichtet
eine Erkrankung zur Schonung? In sol-
chen Fällen sollte man sich an einen Be-
rater wenden, einen Arzt, Psychothera-
peuten oder Coach, der dann, gern in
Zusammenarbeit mit einer Vertrauens-
person, beim Betroffenen ein Bewusst-
sein dafür entwickelt, dass irgendwann
auch mal gut sein muss. Das funktio-
niert aber nur mit einer dritten, neutra-
len Instanz. Denn in vielen langjährigen
Beziehungen meint man ja schon vorher
zu wissen, wie bestimmte Unterhaltun-
gen verlaufen werden, das ist nicht ziel-
führend für die Kommunikation.

Bei Männern steht ja schnell auch der
Vorwurf im Raum, dass sich der Patri-
arch der Familie noch mal inszenie-
ren möchte und damit um Anerken-
nung der Lebensleistung wirbt.
Das ist mit Sicherheit so. Menschen, die
in exponierten Positionen standen, ver-
lieren ihren Ehrgeiz ja nicht automa-
tisch aufgrund des Alters. Deshalb ist es
so wichtig, sich mit dem Eintritt ins
Rentenalter eine sinnvolle, packende
Beschäftigung suchen, damit das psy-
chische System gar nicht erst merkt,

dass sich was verändert hat. Ein Be-
kannter von mir aus Florida stand nach
dem Renteneintritt etwa jeden Tag um
sechs Uhr morgens auf den Golfplatz.
Golf ist ein sehr beliebter Sport, um die
Arbeit zu ersetzen. Golf kostet viel Zeit,
ist schwierig, es klappt nicht immer,
man kann sich am Handicap messen. Es
geht darum, dass die Psyche im Unbe-
wussten das Gefühl hat: Es geht weiter.

Gerade weil Frauen oft länger vitaler
sind, mehr soziale Kontakte haben,
kracht es häufiger mit dem Ehemann.
Wie kommt man mit einem eigen-
brötlerischen 65-Jährigen zurecht?
Naja, der „Pappa ante portas“ ist eine
Klischeevorstellung. Das größere Pro-
blem ist die Kommunikation: Oft haben
Paare, obwohl sie seit 40 Jahren verhei-
ratet sind, gar keine klare Vorstellung
davon, wie sie ihr Alter miteinander ver-
bringen wollen. Vor allem für den Part-
ner, der in keiner so starken beruflichen
Taktung stand, ist es dann nicht einfach,
die Krisensituation des anderen nach-
zuempfinden. Die Frau denkt, dass jetzt
endlich eine Kreuzfahrt gebucht wird,
und der Mann ist unzufrieden, weil er
lieber noch zu Vorträgen eingeladen
werden möchte oder in irgendeinem
Gremium sitzen will. Eben nach Tätig-
keiten sucht, die ihm das Gefühl geben,
noch gefragt zu sein. Umso wichtiger ist
eine ehrliche Diskussion über die Frage:
Was machen wir in der Rente?

Welche Fragen sollte man sich am En-
de des Berufslebens stellen, um für
sich selbst herauszufinden: Wie soll
es jetzt weitergehen?
Am wichtigsten ist schon, sich selbst für
solche Gedanken Raum zu geben. Bei
meinen Patienten, die ja in Lebenskri-
sen zu mir kommen, versuche ich, das
Ich zu stärken. Es geht darum zu sehen,
was man im Leben geschafft hat, und
aufzuzeigen, dass sie auch jetzt noch die
Möglichkeiten hätten, etwas anders zu
machen. Eine Art Sachanalyse, die den
meisten Menschen vor Augen führt,
dass doch sehr viel positiv gelaufen ist
in ihrem Leben. Wenn das bewusst
wird, kann man sich viel besser auf eine
neue Lebensphase einlassen.

Wie Männer glücklicher


in RENTE gehen


Die Karriere lief gut, die Finanzen sind geregelt, trotzdem ist


die Stimmung schlecht: Gerade erfolgreiche Männer geraten


zum Ende des Berufslebens in solche Sinnkrisen


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