Sport
Berliner Zeitung·Nummer 246·Mittwoch, 23. Oktober 2019 21 *·························································································································································································································································································
RusslandsEpizentrum
DerErfolgvonZenitSt.PetersburgpasstzudemGeltungsbedürfnisderaufstrebendenStadt
VonFrank Hellmann
S
t. Petersburgbefindet sich
derzeit im sportlichen Hö-
henrausch.ZumAuswärts-
spiel in der Champions
League bei RB Leipzig (Mittwoch
18.55 Uhr) reisen dieFußballer von
Zenit nach einem 6:1-Kantersieg im
SpitzenspielgegenFKRostowalsTa-
bellenführer der heimischenPrem-
jer-Ligaan.UnddieGruppeGderKö-
nigsklasseführtderKlubnacheinem
1:1 bei OlympiqueLyon und 3:1 ge-
gen Benfica Lissabon auch an. Es
läuftgeradeindernichtnurmitrussi-
schen Nationalspielerngespickten
Mannschaft,dienacheinigenerfolg-
losen Versuchen mit ausländischen
Trainernvomehemaligenrussischen
Nationalspieler Sergej Semak ge-
coachtwird,deraufAnhiebdieMeis-
terschaftgewann.
PutinsLieblingsklub
DreiJahreinS eriewarderVereinnur
inder EuropaLeagueamStartgewe-
sen,scheiterteimMärz2018im Ach-
telfinaleamheutigenGegnerLeipzig
(1:1,1:2).DochlängststrahltZenitim
neuen Glanz. Auch dank zweier im
Sommer transferierter Brasilianer:
vomFCB arcelonakamRechtsaußen
Malcolm,vomHamburgerSVLinks-
verteidiger DouglasSantos.Eine be-
kannteFiguristzudemMittelstürmer
Artjem Dzyuba, der mit seinenvon
militärischen Grüßen begleiteten
TreffernfürdenWM-GastgeberRuss-
land 2018 auffiel.DerTorjäger bildet
mit dem iranischenNationalspieler
SardarAzmoundenDoppelsturm.
DerLieblingsklubWladimirPutin
ist ohnehin ganz auf Angriff gepolt,
was nur mit staatlicher und politi-
scherBilligungfunktioniert.Dierus-
sischenVereine sind aufOligarchen
oder Staatskonzerne angewiesen,
und einenVorteil muss es ja haben,
dass Russlands Staatspräsident aus
derZarenstadtstammt.DerEnergie-
TER STEGEN NOMINIERT
Einzelkämpfer:Nationaltor-
hüter Marc-André ter Stegen,
27, vomspanischen Spit-
zenklub FC Barcelona hat es
als einziger Deutscher in die
Endauswahl um den Gold-
enen Ball für denweltbesten
Fußballergeschafft.
Wiederholungstäter:Ne-
ben den fünfmaligen Gewin-
nernCristiano Ronaldo (Ju-
ventus Turin) und Lionel
MessivomFCBarcelonage-
hen sieben Spielervom
Champions-League-Sieger
FC Liverpool ins Rennen.
Perspektivspieler:Der Le-
verkusener Kai Havertzund
Jadon Sancho (BVB) dürfen
sich Hoffnungen auf dieAus-
zeichnung als bester Nach-
wuchsspieler machen. Bei
den Frauen ist Dzsenifer
Marozsán nominiert.
rieseGazprom,dersichauchalsPre-
miumpartnerderUefainsZeuglegt,
alimentiertZenit St.Petersburgseit
vielenJahrengroßzügig.
SonsthättenichtDietmarBeiers-
dorferalsZenit-Sportdirektorbereits
2012 sagenhaft anmutende Deals
mit dem brasilianischenNational-
stürmer Hulk und dem heutigen
DortmunderAxelWitseltätigenkön-
nen.DerBelgierWitselkosteteschon
vorsiebenJahren40 MillionenEuro
Ablöseundspielteinseinenvierein-
halbJahrennochimaltenKirow-Sta-
dionvonSt.Petersburg.
MittlerweilerträgtdasTeamseine
Heimspiele in einem der spektaku-
lärsten teuersten Stadion Europas
aus.DerandenGestadendesFinni-
schen Meerbusens errichteteTem-
pel scheint sich an den altenBau-
meisternderZarenstadtzuorientie-
ren: DieArena für allerhöchste An-
sprüche mit Platz für 67000
Zuschauer passt zu denDimensio-
nen, die vomgewaltigen Schloss-
platzoderdengroßenSälenderEre-
mitagevermitteltwerden.
Moskauüberholt
„Bei der langenBauzeit muss man
die klimatischenBedingungen und
technischenGegebenheitenberück-
sichtigen“, sagt Russland-Kenner
AndreasHerrenausderSchweiz,der
die WM-Bewerbung begleitet hat.
2018 haben sieben WM-Spiele hier
stattgefunden.St.Petersburggehört
auchzudenSpielortenderpaneuro-
päischen EM 2020.EinJahr später
findet das Champions-League-Fi-
naleindemPrachtbauaufderKres-
tovsky-Inselstatt.KeineFrage:St.Pe-
tersburgist zum Epizentrum des
russischen Fußballs aufgestiegen.
DasKonkurrenzdenken gegenüber
der HauptstadtMoskau ist hierver-
bürgt, derenBewohner die einstige
ZentraledesRiesenreicheslängstfür
fortschrittlicher,moderner ,offener
undauchhipperhalten.
Zumindestcool
DerFCBayernoffenbartauchinPiräusMängelinderDefensive,siegtdankRobertLewandowskiaber3:2
D
ank RobertLewandowski und
einem starkenVorbereiter Tho-
masMüllerbleibtderFCBayernzu-
mindest in der Champions League
voll auf Kurs.Nach zweiBundesliga-
Frusterlebnissen bejubelten die
MünchneramDienstagabendvoral-
lem wegen des Offensivduos ein 3:2
(1:1) beiOlympiakos Piräus.Lewan-
dowskitrafdoppelt(34./62.Minute),
CorentinTolissoerhöhteauf3:1(75.).
Wiebeim 1:2 gegenHoffenheim
unddem2:2inAugsburgtatsichder
deutscheRekordmeister auch in der
griechischenHafenstadt schwer und
kassiertewiederzweiTore vonYous-
sefEl-Arabi(23.)undGuilherme(79.).
Nachdrei SiegensinddieBayernvor
dem Rückspiel gegenOlympiakos in
zwei WochendemAchtelfinalenahe.
Drei Tage nach dem Kreuzbandriss
vonNiklas Süle mussteVerteidiger-
kollege Lucas Hernándezallerdings
verletztausgewechseltwerden.
Niko Kovac brachte Müller nach
sechs Partien als Bankdrücker erst-
mals wiedervonAnfang an. Es war
eine guteMaßnahme desBayern-
Trainers.Esk amsozurPremieremit
MüllerundPhilippeCoutinhoinder
Startelf. DieMünchnerknüpftenaber
nicht an die 7:2-Gala beiTottenham
Hotspur an, sondernmehr an den
Durchhänger im Bundesliga-Alltag
seitdem.
Derfrühe Rückstandverkompli-
ziertedieAufgabesogarnoch.Gegen
aufgerückteBayern schalteteOlym-
piakosschnellum.MüllersGrätsche
Flügelwechselte.Denndannfieldas
1:1. Dervon Präsident UliHoeneß
befürworteteDefensivabräumerJavi
Martínezzeigte zwar Mängel im
Spielaufbau, aber denAusgleich lei-
tete der Spanier mit einer guten
Flanke ein. Lewandowski legte mit
demKopfabaufMüller,dessenVol-
leyschuss derPortugiese José Sá so
eben abwehrte .Lewandowski
staubte aber reaktionsschnell ab.
DerPolewarauchinder58.Minute
hellwach, als nachCoutinhosEcke
erneutMüllerdenVorbereitergab.
GlanzvollenFußballodereinebe-
merkenswerteSpielkontrolle boten
die Bayern nicht. Aber sie agierten
im Hexenkessel cool und effektiv –
das 3:1 war derBeleg. Wieder war
Müller derAusgangspunkt.Coutin-
hos Schuss wurde noch abgeblockt,
aber dann zirkelteTolisso denBall
überlegt vonaußerhalb desStraf-
raumshochinsToreck.Diefehlende
Souveränität belegte das Torvon
Guilherme ,dessen Schuss zum 2:3
fürdieanstürmendenGriechenvon
Thiago entscheidend abgefälscht
wurde.(dpa)
gegenKostasTsimikasginginsLeere.
DerGriecheflankte,undHernández
stand schlecht imKopfballduell mit
LandsmannEl-Arabi. Manuel Neu-
ers Rettungstat erfolgte hauchdünn
hinterderTorlinie.
Nach dem 0:1 steigerten sich die
Bayern,vorallemalsMüllerinsZen-
trum rückte,Coutinho nach links
und SergeGnabryauf den rechten
Er trifft, na klar:RobertLewandowski. DPA/HOPPE
NACHRICHTEN
Istaf wieder nicht in der
Diamond League dabei
LEICHTATHLETIK.DasBerlinerIstaf
gehörtauch2020nichtzurLeichtath-
letik-PremiumserieDiamond
League.DiesgehtausdemneuenKa-
lenderhervor,dender Weltverband
IAAFamMontagabendveröffent-
lichte.DieBerlinerhattensichinden
vergangenenJahrenimmerwieder
Hoffnunggemacht,alsTop-Meeting
aufgenommenzuwerden.
Rittner wird Direktorin des
BerlinerRasenturniers
TENNIS.DielangjährigeFed-Cup-
TeamchefinBarbaraRittnerwirdDi-
rektorindesneuenRasenturniersin
Berlin.Rittner,derzeitunterande-
remals„HeadofWomen'sTennis“
beimDeutschenTennisBundbe-
schäftigt,hattewährendihrerKar-
rieremehrfachbeidenbis2008aus-
getragenenGermanOpengespielt.
TTC Eastside gewinnt
3:1 in Lille
TISCHTENNIS.DieTischtennis-
FrauenvomTTCBerlinEastsidesind
auchinihremsiebentenSaison-
matchungeschlagengeblieben.Am
Dienstagabendendetederzweite
AuftrittderHauptstädterinnenin
derDreier-ChampionsLeague-
GruppeAgegendenfranzösischen
VizemeisterCPLyssoisMetropolein
Lillemiteinem3:1-Erfolg.Nachdem
3:0-HeimauftaktgegenGirbauVic
TT(Spanien)konnteBerlinseine
Spitzenpositionbehaupteten.
Fußball
Champions League, 3. Spieltag
GruppeA
GalatasarayIstanbul-Real Madrid 0:1 (0:1)
FC Brügge-Paris Saint-Germain 0:5 (0:1)
- Paris Saint-Germain 39:0 6
- Real Madrid 33:5 9
- FC Brügge32:7 2
- Galatasaray30:2 1
Gruppe B
Tottenham-Roter SternBelgrad 5:0 (3:0)
Olympiakos Piräus-BayernMünchen 2:3 (1:1) - Ba yern München 313:4 9
- Tottenham Hotspur 39 :9 4
- Roter SternBelgrad 33 :9 3
- Olympiakos Piräus 35 :8 1
Gruppe C
Schachtjor Donezk-Dinamo Zagreb 2:2 (1:1)
Manchester City-Atalanta Bergamo 5:1 (2:1) - Manchester City 310: 19
- Dinamo Zagreb 36 :4 4
- Schachtjor Donezk 34 :6 4
- Atalanta Bergamo 32 :11 0
Gruppe D
Atlético Madrid-Bayer Le verkusen 1:0 (0:0)
JuventusTurin -LokomotiveMoskau 2:1 (0:1) - JuventusTurin 37:3 7
- Atlético Madrid 35:2 7
- LokomotiveMoskau 33:5 3
- Ba yerLeverkusen 31:6 0
Gruppe E
KRC Genk-FCLiverpool Mi., 21.00
RB Salzburg-SSC Neapel Mi., 21.00 - SSC Neapel 22:0 4
- RB Salzburg 29:6 3
- FC Liverpool 24:5 3
- KRC Genk 22:6 1
Gruppe F
Slavia Prag-FCBarcelona Mi., 21.00
Inter Mailand-Borussia Dortmund Mi., 21.00 - Borussia Dortmund 22:0 4
- FC Barcelona 22:1 4
- Inter Mailand 22:3 1
- Slavia Prag 21:3 1
Gruppe G
RB Leipzig-Zenit St.Petersburg Mi., 18.55
Benfica Lissabon-Olympique Lyon Mi., 21.00 - Zenit St.Petersburg 24:2 4
- Olympique Lyon 23:1 4
- RB Leipzig 22:3 3
- Benfica Lissabon 22:5 0
Gruppe H
Ajax Amsterdam-FCChelsea Mi., 18.55
OSC Lille-FCValencia Mi., 21.00 - Ajax Amsterdam 26:0 6
- FC Chelsea 22:2 3
- FCValencia 21:3 3
- OSC Lille 21:5 0
ZAHLEN
Rechtsaußen Malcomwechselte vom FC Barcelona nach St.Petersburg und steht für den Qualitätszuwachs imTeam. IMAGO/CHERNYKH
Mutig,
aber
glücklos
Bayerverliertauchdrittes
SpielinderKönigsklasse
K
arimBellarabischlugenttäuscht
dieHändevorsGesicht.DerFlü-
gelspieler vonBayer Leverkusen
konnte ebenso wenig wie seine
Teamkollegen fassen, dass die
Werkself trotz ansprechender Leis-
tung auch das dritteSpiel in der
Champions League alsVerlierer be-
endethatte.Nachdem0:1(0:0)beim
lange harmlosenTopklub Atlético
Madrid kann die Mannschaftvon
Trainer Peter Bosz die Hoffnungen
aufdasAchtelfinalepraktischbegra-
ben.„Dasistärgerlich,wirwarennah
dran. Solange es aber nochrechne-
rischmöglichist,dienächsteRunde
zu erreichen,werden wir kämpfen.
Aber die Chancen sind extrem ge-
sunken“, sagte Leverkusens Ge-
schäftsführerFernandoCarro.
DerEinzug in die K.-o.-Phase ist
nach Niederlagen utopisch–die
WerkselfmussdenFokusnundarauf
richten, zumindest überPlatz drei
dieTrostrundeEuropaLeaguezuer-
reichen.Sport-GeschäftsführerRudi
Völler forderte das europäische
Überwinternein,ersagte:„Wirmüs-
sen jetztDritter werden, das muss
dasZielsein.“
Dereingewechselte spanische
Nationalspieler AlvaroMorata (78.)
sorgteineinerlangechancenarmen
Partiedafür ,dassAtléticobereitssie-
ben Punkte vorden Leverkusenern
liegt.ImRückspielgegendenspani-
schen Vizemeister am 6.November
ist der Fußball-Bundesligist schon
zum Siegen verdammt. In der Ge-
schichtederChampionsLeaguege-
langesbislangnurNewcastleUnited
inderSaison2002/03,nachdreiNie-
derlagenindenerstendreiPartien
noch die K.-o.-
Rundezuerrei-
chen.
DerBundes-
liga-Neunte
spielte vor
56776 Zuschau-
ernimnichtaus-
verkauften
WandaMetropo-
litano vonBe-
ginn an mutig
mit. Julian Baumgartlinger (9.)ver-
fehltedasTorderGastgeberausaus-
sichtsreicherPositionknapp.Mitge-
wohnt aggressivemPressing mach-
ten die Leverkusener denPlatzher-
rendasLebenschwer,ließenaberin
derOffensivemeistdienötigePräzi-
sionvermissen.
Bosz hatte nach dem schmerzli-
chen 0:3 amverg angenenFreitag in
der Bundesliga beiEintracht Frank-
furtseineStartelfaufdreiPositionen
verändert. LinksverteidigerWendell
fielaufgrundeinerOberschenkelzer-
rungaus ,nebenKapitänLarsBender
rückten auchNationalspielerJona-
thanTahundBellarabiinsTeam.Die
UmstellungenzeigtenWirkung:Bel-
larabi brachte über dierechte Seite
immer wieder Tempo ins Bayer-
Spiel, die Viererkette umTahund
denstarkenBenderstandgut.Ledig-
lich bei einer Unkonzentriertheit
vonTorwar tLukas Hradecky (18.)
wurdeeskurzbrenzlig.
Leverkusen war das dominante
Team undverzeichnete gegenweit-
gehend biedereSpanier mehrBall-
besitz, gefährlicheTorchancen ka-
menindererstenHälfteaberaufkei-
ner Seite zustande.Bei Atlético
machte sich auch dasFehlen von
127-Millionen-Euro-Mann João
Félixbemerkbar.Dasportugiesische
Ausnahmetalent hatte am Sonn-
abendimLigaspielgegendenFCVa-
lencia eineSprunggelenkverletzung
erlitten.
GegendiegutorganisierteWerks-
elf unternahmen die Madrilinen
auchnachderPauselangezuwenig,
um an dieserNegativserie etwas zu
ändern. ZwarwurdedieMannschaft
vonTrainerDiegoSimeoneetwasge-
fährlicher,die Bayer-Defensive
standjedochweitersicher–bisMo-
rataper Kopfeiskaltzuschlug.(sid)
Ratlos: Bayer-
Coach Bosz.
DPA/BECKER