Handelsblatt - 23.10.2019

(Jacob Rumans) #1

Lilium


Flugtaxi-Hersteller weitet Produktion aus


Das Münchener Start-up


meldet Fortschritte. Ab 2025


sollen in einer neuen Fabrik


Hunderte vollelektrische Jets


pro Jahr gebaut werden.


Kathrin Witsch Düsseldorf


L


ange galten fliegende Elektro-
taxis als unrealistische Träu-
merei – mittlerweile übertref-

fen sich Hersteller gegenseitig mit


neuen Erfolgsmeldungen.


Nachdem das deutsche Start-up


Volocopter vor wenigen Tagen zum


ersten Mal einen bemannten Test-


flug in der Öffentlichkeit absolviert


hat, teilt das Münchener Unterneh-


men Lilium am Dienstag mit, seine


erste Testphase mit Geschwindig-


keiten von 100 Stundenkilometern


erfolgreich abgeschlossen zu haben.


„Das ist für uns technisch ein gro-


ßer Meilenstein, mit dem wir zeigen


können, dass das, was wir immer


gesagt haben, auch wirklich funktio-


niert“, sagt Lilium-Chef Daniel Wie-


gand dem Handelsblatt.


Mehr als 100 Tests am Boden und


in der Luft haben die Münchener in


den vergangenen fünf Monaten auf


einem Testgelände im Süden Bay-


erns durchgeführt. Probleme gab es


laut Wiegand dabei keine. Auch des-


wegen liege man genau im Zeitplan.
In der nächsten Testphase soll der
elektrisch betriebene Mini-Jet jetzt
bis zu 300 Kilometer pro Stunde
schaffen. 2025 sollen die ersten
Drohnen im Passagierbetrieb fliegen.
Außerdem kündigt Wiegand neben
der gerade erst fertiggestellten Pro-
duktion gleich eine zweite Fabrik in
Weßling bei München an. Dort sollen
ab 2025 mehrere Hundert vollelektri-
sche, senkrecht startende Jets im Jahr
produziert werden und 500 neue
Jobs entstehen. Aktuell hat Lilium
350 Mitarbeiter.
Angesichts der steigenden Überlas-
tung des Straßenverkehrs sehen
Start-ups und Investoren in den grü-
nen Flugtaxis ein potenzielles Ge-
schäftsfeld für die Zukunft. Die meist
autonom fliegenden Passagierdroh-
nen werden von Lithium-Ionen-Bat-
terien angetrieben und sollen so
künftig auch eine Alternative zum
CO 2 -lastigen Verkehr von heute dar-
stellen. Immer mehr Unternehmen
steigen in das Geschäft mit den flie-
genden Elektrotaxis ein.
Erst vor wenigen Tagen haben der
US-Flugzeugbauer Boeing und der
deutsche Sportwagenhersteller Por-
sche bekanntgegeben, gemeinsam ei-
nen elektrischen Senkrechtstarter
entwickeln zu wollen. Ob die unbe-
mannten E-Drohnen aber tatsächlich

als Beförderungsmittel für die Mas-
sen dienen, bezweifeln mittlerweile
einige Experten. Die Investmentbank
Morgan Stanley beispielsweise sieht
darin eher einen Trend für VIPs und
wohlhabende Menschen.
Dem widerspricht Lilium-CEO
Wiegand vehement. „Wir haben die-
se Firma ja nur unter der Annahme
gegründet, dass es eben ein Flugtaxi
für jedermann wird“, sagt er. Und
genau das erlaube ihm das Business-
modell von Lilium auch. „Wir kön-
nen zehnmal weiter und zweimal
schneller fliegen als die meisten un-
serer Konkurrenten. Das heißt, wir

können in derselben Zeit erheblich
mehr Passagierkilometer umsetzen,
das senkt die Kosten“, erklärt der
studierte Raumfahrttechniker. Sein
E-Jet biete Platz für vier Personen, so
ließen sich die Kosten auf mehr Sitze
umlegen, wodurch man wieder nied-
rigere Preise anbieten könne. „Ich
bin mir sicher, dass wir mittelfristig
ein Preisniveau vergleichbar mit
dem von ICEs oder Taxis erreichen
können. Das ist unser Ziel“, betont
Wiegand.
Bis Flugtaxis aber überhaupt tat-
sächlich Passagiere transportieren,
könnte es noch eine Weile dauern.
Das Start-up Volocopter aus dem ba-
dischen Bruchsal hat seinen einminü-
tigen Testflug über Singapur zwar er-
folgreich absolviert, an Bord war al-
lerdings nur ein Pilot und noch kein
Passagier. 2021 sollen die ersten Pas-
sagierdrohnen über der südostasiati-
schen Metropole ihre Runden dre-
hen – allerdings hat im Volocopter
zunächst nur eine Person Platz. Künf-
tig sollen damit dann aber auch fünf
oder sechs Passagiere fliegen kön-
nen, ähnlich wie im Lilium-Jet.
Auch der Automobilkonzern Audi
hatte sich, gemeinsam mit dem Flug-
zeughersteller Airbus, in dem zu-
kunftsträchtigen Geschäftsfeld ver-
sucht. Mittlerweile wurde das Projekt
aber schon wieder eingestellt.

Flugtaxi:
Die senkrecht
startende Passagier -
drohne soll einmal
300 Kilometer die
Stunde schaffen
und Platz für vier
Passagiere bieten.

REUTERS

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