Handelsblatt - 25.10.2019

(Ron) #1
Wolfgang Hufnagel

„Relevant für Mittelständler“


Wolfgang Hufnagel ist wissen-
schaftlicher Leiter des Centers
for Sustainable Governance an
der Fachhochschule des Mittel-
stands FHM in Bielefeld. Er
forscht seit 20 Jahren zu ge-
meinnützigen Organisationen
und berät Mittelständler zu Reor-
ganisation und Nachhaltigkeit.

Herr Hufnagel, seit 2016 kann man
sich an der FHM berufsbegleitend
zum Nachhaltigkeitsmanager wei-
terbilden. Lohnt sich das für Sie?
Die Resonanz war anfangs eher ge-
ring. Seit einiger Zeit verzeichnen wir
jedoch steigende Nachfrage. Dies
lässt sich sicherlich auf das steigende
Bewusstsein in der Gesellschaft zu-
rückführen. Aber auch die Richtlini-
en und politische Vorgaben haben
Einfluss. So müssen beispielsweise
seit 2017 Unternehmen mit mehr als
500 Mitarbeitern, die im öffentlichen
Interesse stehen, verbindlich über
ökologische und soziale Themen
Auskunft geben.

Was lernen die Studenten während
der acht Monate bei Ihnen?
Ökologisch werden konkrete Grund-
lagen des Energie- und Ressourcen-
managements vermittelt. Ökono-
misch geht es um nachhaltige Unter-

nehmensführung. Der soziale Aspekt
umfasst etwa Themen wie Arbeitsbe-
dingungen oder gesundheitsfördern-
de Maßnahmen. Zudem lernen die
Teilnehmer, wie das Thema Nachhal-
tigkeit intern und extern kommuni-
ziert werden kann. Zum Abschluss
geht es um das Erstellen eines Nach-
haltigkeitsberichts. Die Absolventen
erhalten damit nicht nur ein handfes-
tes Ergebnis für ihr Unternehmen,
sondern können solche Berichte
künftig selbst anfertigen.

Das Studium kostet 2200 Euro. Wel-
che beruflichen Perspektiven be-
kommen die Absolventen dafür?
Unsere Teilnehmer kommen vor al-
lem aus mittelständischen Unterneh-
men. Das Studium eröffnet ihnen
weitreichende berufliche Perspekti-
ven in einem stark wachsenden Be-
reich. Unsere Absolventen können in
allen Branchen tätig werden. Für
mittelständische Unternehmen ab
500 Mitarbeitern sind ihre Kompe-
tenzen besonders relevant. Auch gro-
ße Unternehmen bieten zahlreiche
Einsatzmöglichkeiten.

Vielen Dank für das Interview.

Die Fragen stellte Kirstin von
Elm.

Der BWL-Professor über den praktischen Nutzen „grüner“ MBAs.

gelte vor allem für den Master in Ma-
nagement (MiM), den viele Business-
Schools als MBA-Alternative für Be-
werber ohne Berufserfahrung anbie-
ten. Während beim MBA bisher vor
allem Frauen Studieninhalte wie Cor-
porate Social Responsibility nachfra-
gen würden, haben es MiM-Program-
me mit Schwerpunkt Ethik oder
Nachhaltigkeit bereits geschlechter-
übergreifend unter die Top Ten ge-
schafft. Die Bewerber seien im
Schnitt jünger als beim MBA und „re-
präsentieren eine neue Generation
von Business-Studenten mit wach-
sendem Interesse an verantwortli-
chem Management“, erklärt Studien-
autor Andrew Crisp.
Führende Business-Schools haben
bereits auf den einsetzenden Be-
wusstseinswandel unter potenziellen
Neukunden und auf die nach der Fi-
nanzkrise gewachsene Kritik an der
klassischen Management-Ausbildung
reagiert und Nachhaltigkeit stärker in
ihre Lehrpläne integriert. So organi-
sieren an der IESE in Barcelona MBA-
Teilnehmer schon seit Jahren die in-
ternationale „Doing Good Doing
Well“-Konferenz, bei der innovative
und nachhaltige Geschäftsmodelle
sowie soziales Unternehmertum im
Mittelpunkt stehen.
Die HEC in Paris bietet seit 2018 im
Rahmen des MBA-Studiums neben
Klassikern wie Corporate Finance
oder Entrepreneurship erstmals eine
Spezialisierung in nachhaltiger und
disruptiver Innovation an. Und an
der Mannheim Business School, ei-
ner der wenigen deutschen Adres-
sen, die es regelmäßig in die interna-
tionalen Ranglisten schaffen, enga-
gieren sich alle MBA-Studenten in
einem selbst organisierten regionalen


Nachhaltigkeitsprojekt, etwa bei ei-
nem Spendenlauf. „Mit den sozialen
Projekten sollen die Studierenden
Verantwortung übernehmen sowie
für soziale, gesellschaftliche und öko-
logische Fragestellungen sensibili-
siert werden“, erklärt ein Sprecher.

Macht der Kaderschmieden
Wer es zum MBA-Studium an die Eli-
te-Uni SAID nach Oxford schafft, er-
scheint geradezu prädestiniert, die
globalen Herausforderungen der Zu-
kunft zu lösen. Jedes Jahr setzen sich
Teams aus Studierenden, Alumni und
Professoren beim Projekt GOTO (Glo-
bal Opportunities and Threats Ox-
ford) mit einem Nachhaltigkeitspro-
blem auseinander – etwa erneuerba-
ren Energien oder sauberem Wasser.
„Es ist unumstritten, dass Unter-
nehmen ihr Verhalten in Bezug auf
Umwelt und Nachhaltigkeit drastisch
ändern müssen, um den Planeten
vor einer Klimakatastrophe zu be-
wahren“, sagt Björn Osen aus Ham-
burg, der 2019 seinen Abschluss in
Oxford gemacht hat und jetzt als Un-
ternehmensberater arbeitet. Als
MBA-Absolvent müsse man sich
zwangsläufig diesen Problemen stel-
len. Ähnlich sieht das seine Kommili-
tonin Patricia Russ, die bereits vor
ihrem Studium für das World Econo-
mic Forum und die Welthandelsorga-
nisation WTO in der Schweiz gearbei-
tet hat: „Die Top-Business-Schools
sind Kaderschmieden, die durch ihre
Curricula die Welt von morgen mitge-
stalten“, sagt sie. Dass Themen wie
Nachhaltigkeit und Social Impact an
der SAID großgeschrieben würden,
sei für sie der Hauptgrund gewesen,
sich für diese Business-School zu ent-
scheiden. FHM Bielefeld



   

 

  
   

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Weiterbildung / MBA
WOCHENENDE 25./26./27. OKTOBER 2019, NR. 206
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