Joachim Hofer München
E
s läuft rund bei Puma. Die
Zahlen des Sportartikelher-
stellers könnten allerdings
noch besser ausfallen, wäre
da nicht der Handelsstreit,
den US-Präsident Donald Trump mit Chi-
na angezettelt hat. „Im vierten Quartal
werden sich die US-Zölle auf Importe aus
China zum ersten Mal auf unser Geschäft
auswirken“, sagte Vorstandschef Bjørn
Gulden am Donnerstag.
Da Puma für den Rest des Jahres keine
Preiserhöhungen in Amerika plane, wür-
den die jetzt eingeführten Zölle die Mar-
ge belasten, warnte der Konzernlenker.
Genauere Angaben machte Gulden nicht.
Ein Fünftel aller in Amerika verkauften
Ware stamme derzeit aus chinesischen
Fabriken. Früher sei es die Hälfte gewe-
sen. Die USA haben die Einfuhren mit ei-
ner Abgabe von 15 Prozent belegt. Der
gesamte amerikanische Kontinent steht
für rund ein Drittel des Puma-Umsatzes.
Der im MDax notierte Konzern hat sich
schon länger auf die Zölle vorbereitet.
Um den Abgaben zuvorzukommen, ließ
Puma zuletzt auf Halde produzieren und
schraubte den Lagerbestand um 28 Pro-
zent nach oben. Zudem hat das Unter-
nehmen die Fertigung verstärkt in ande-
re Länder verlagert. Das sei jedoch nicht
bei allen Produkten möglich, meinte Gul-
den. Und es sei auch nicht in jedem Fall
wirtschaftlich, ein Modell in mehreren
Werken zu fertigen. Wichtigster Produkti-
onsstandort von Puma ist Vietnam. In
der Volksrepublik entstehen inzwischen
vor allem Artikel für den lokalen Markt.
Trotz der Zölle hat der ehemalige Fuß-
ballprofi die Jahresprognose des Sport-
konzerns am Donnerstag leicht erhöht. Es
ist bereits das zweite Mal dieses Jahr, dass
Gulden den Ausblick nach oben schraubt.
Banker hatten im Vorfeld schon damit ge-
rechnet. Der Manager verspricht jetzt ein
Umsatzplus zu konstanten Wechselkursen
von 15 Prozent. Bislang hatte Gulden ledig-
lich 13 Prozent in Aussicht gestellt. Der
operative Gewinn soll mindestens 420
Millionen Euro erreichen, zuletzt hatte
Gulden mit 410 Millionen geplant. Im bes-
ten Fall würden es unverändert 430 Mil-
lionen werden.
Shirts, Shorts und Turnschuhe des La-
bels mit dem Raubtier-Logo sind beliebt
wie nie. „Das dritte Quartal entwickelte
sich für uns sehr positiv und endete als
das beste Quartal, das Puma jemals ver-
zeichnet hat“, erläuterte Gulden. So klet-
terte der Umsatz zwischen Juli und Ende
September währungsbereinigt um 17 Pro-
zent auf knapp 1,5 Milliarden Euro. Der
Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit)
schoss im Vergleich zum Vorjahr um ein
Viertel auf rund 162 Millionen Euro in die
Höhe. Unterm Strich blieben mit 101 Mil-
lionen Euro knapp 30 Prozent mehr üb-
rig als im selben Zeitraum 2018. Der Adi-
das-Konkurrent ist über alle Produktseg-
mente hinweg und in allen Regionen
gewachsen.
Die Investoren waren jedoch ent-
täuscht. Die Aktien von Puma waren am
Donnerstag mit einem Minus von zeit-
weise mehr als vier Prozent die größten
Verlierer im MDax. Die Gewinnprognose
liege unter dem, was Analysten erwartet
hätten, urteilte die Credit Suisse. Richard
Edwards von Goldman Sachs fand den
erhöhten Umsatzausblick dagegen posi-
tiv. Seit Jahresbeginn haben die Papiere
um fast zwei Drittel zugelegt. Damit ge-
hört Puma zu den erfolgreichsten Wer-
ten im MDax. Zum Vergleich: Der im Dax
notierte Lokalrivale Adidas kommt dieses
Jahr bislang auf ein Plus von etwa 50 Pro-
zent.
Puma war in den vergangenen Mona-
ten jedoch deutlich dynamischer unter-
wegs als die Marke mit den drei Streifen.
Gleichwohl, Adidas ist mehr als viermal
so groß wie Puma. Der Konzern legt sei-
ne aktuellen Zahlen erst Anfang Novem-
ber vor.
Höhere Preise erst
im nächsten Jahr
Gulden greift derzeit weltweit an. Im Fuß-
ball hat er im Sommer erst den engli-
schen Meister Manchester City unter Ver-
trag genommen und verpflichtete dessen
Trainer Pep Guardiola. Vor Jahresfrist ist
das Label zudem in den USA wieder ins
Geschäft mit Basketball eingestiegen. Ziel
des Norwegers ist es, damit langfristig in
den USA zu einem ernst zu nehmenden
Wettbewerber von Nike zu werden. Der
Konzern von der amerikanischen West-
küste dominiert in den Sportläden zwi-
schen New York und Los Angeles.
Zielgruppe sind weniger die Athleten
selbst, es geht eher um jugendliche
Trendsetter. Der Start sei vielverspre-
chend verlaufen, beteuerte Gulden:
„Das hat sich als gutes Investment er-
wiesen.“ Durch das Engagement sei Pu-
ma für die US-Kunden wieder relevant.
Der Vorstandschef hat den Investoren
vergangenes Jahr versprochen, den Um-
satz bis 2022 im Schnitt jedes Jahr um
zehn Prozent zu steigern. Damit nicht ge-
nug, die Marke mit dem Raubtierlogo soll
auch deutlich profitabler werden. Die
operative Marge werde spätestens bis da-
hin auf zehn Prozent steigen. Der Kon-
zern ist auf einem guten Weg: In den ers-
ten neun Monaten ist sie um knapp einen
Prozentpunkt auf 9,6 Prozent gestiegen.
Gulden hofft, dass er mit den kom-
menden Kollektionen nächstes Jahr in
den USA mehr verlangen kann. Bei Neu-
heiten würde dies nicht als Preiserhö-
hung wahrgenommen. Spätestens dann
würden auch die Konkurrenten handeln.
Die gesamte Sportbranche ist derzeit
in Bewegung. Am Dienstag kündigten
kurz hintereinander die Chefs von Under
Armour, Kevin Plank, und Nike, Mark
Parker, ihren baldigen Abgang an. Gul-
den beteuerte, er werde bei Puma blei-
ben. Im Gegensatz zu den US-Labels gibt
es in Herzogenaurach auch keinen
Grund für einen Wechsel an der Spitze.
> Kommentar Seite 32
Sportartikel
US-Zölle bremsen
Puma
Der Turnschuh-Hersteller wächst kräftig und erhöht
die Prognose. Trumps Handelszoff mit China drückt
allerdings das Ergebnis.
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Elsa/Getty Images
Puma auf Wachstumskurs
Prozentuale Veränderung
seit 1.1.2019
Kennzahlen
Jan. bis Sept.
Umsatz
2018 2019
Aktienkurs*
MDax
+56 %
+21 %
HANDELSBLATT
1.1.2019 24.10.
*Inkl. Dividenden • Quellen: Bloomberg, Unternehmen
+80
+60
+40
+20
±0
%
%
%
%
%
3,42
Mrd. €
4,02
Mrd. €
300
Mio. €
385
Mio. €
8,8 %9,6 %
Ergebnis (Ebit)
Ebit-Marge
Konsumgüterkonzern
Henkel
tauscht den
Chef aus
M. Murphy, G. Weishaupt
Düsseldorf
E
rst gab es die Gerüchte. Jetzt
ist es klar: Die Tage von Hen-
kel-Vorstandschef Hans Van
Bylen sind gezählt. Wie der Düssel-
dorfer Konzern am Donnerstagabend
mitteilte, scheidet Van Bylen Ende
des Jahres bei Henkel aus. Er habe
sich „aus persönlichen Gründen ent-
schieden, keine weitere Amtszeit als
Vorstandsvorsitzender anzustreben“,
begründete Van Bylen in einer Pres-
semitteilung seinen vorzeitigen Ab-
schied bei Henkel nach 35 Jahren im
Konzern. Sein Vertrag als Vorstands-
chef wäre noch bis ins nächste Jahr
gelaufen.
Jetzt soll Finanzvorstand Carsten
Knobel, 50, ab Januar kommenden
Jahres den Klebstoff-, Waschmittel-
und Beauty-Konzern wieder auf ei-
nen nachhaltigen Erfolgskurs brin-
gen. Knobel arbeitet seit 1995 bei
Henkel, war an großen Übernahmen
beteiligt und stieg 2012 zum Finanz-
vorstand auf. Der 50-jährige Manager
gilt als Tempomacher. Er gehörte mit
42 Jahren zu den jüngsten Finanzvor-
ständen der Dax-Konzerne. Er ist je-
mand, der weit über seinen eigenen
Finanzbereich hinaus denkt, und hat
früh begonnen, zentrale Unterneh-
mensbereiche in sogenannte Shared-
Service-Center auszulagern. So hat
Henkel viele interne Prozesse früher
als andere Konzerne standardisiert.
Wie zu hören ist, war die Familie
Henkel verwöhnt von den Führungs-
qualitäten von Van Bylens Vorgänger
Kasper Rorsted, der entscheidungs-
freudig den Konzern extrem auf Ren-
dite getrimmt hatte. Van Bylen, so ist
zu hören, sei 2016, als Rorsted über-
raschend abdankte und zu Adidas
wechselte, nicht die erste Wahl ge -
wesen. Vielmehr stieg der Chef der
Beauty-Sparte mehr als ein Mann
des Übergangs an die Henkel-Spitze
auf.
Van Bylen stand schon länger in
der Kritik. In diesem Jahr lieferte er
schon mehrfach schlechte Quartals-
zahlen ab. Und zum Jahresanfang
musste er ankündigen, dass die Ren-
dite in diesem Jahr erstmals seit Lan-
gem sinken wird. Das schockte die
Anleger. Dabei hatte die Aktie in den
vergangenen zwei Jahren der Amts-
zeit von Van Bylen schon fast ein
Drittel ihres Wertes verloren. Außer-
dem musste er im August die Progno-
se für das Gesamtjahr nach unten
korrigieren.
Hinzu kommt, dass der größte Un-
ternehmensbereich, die Klebstoff-
sparte, die bislang immer für eine
starke Rendite sorgte, in diesem Jahr
schwächelt. Da bekommt Henkel den
Konjunktureinbruch in der Auto- und
Elektronikindustrie zu spüren.
Das macht es für Van Bylens Nach-
folger nicht leicht. Doch dem künfti-
gen Vorstandschef Knobel wird be-
scheinigt, dass er entscheidungsstark
ist und die Mitarbeiter motivieren
kann. Knobel, der auch Vize-Auf-
sichtsratschef des Bundesligisten For-
tuna Düsseldorf ist, den Henkel als
Trikotsponsor unterstützt, hat den
Ruf als Schnelldenker und Tempoma-
cher. Diese Energie wird er auch
brauchen, um den Konzern wieder
auf einen langfristigen Wachstums-
kurs zu bringen.
Unternehmen & Märkte
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WOCHENENDE 25./26./27. OKTOBER 2019, NR. 206
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