Nicola Leibinger-Kammüller
Trumpf erwartet Abschwung
D
ie gute Laune, die Nicola Lei-
binger-Kammüller am Don-
nerstagmorgen versprühte,
passte so gar nicht zu den Nachrich-
ten, die die Trumpf-Chefin zu ver-
künden hatte. Fast 35 Prozent weni-
ger Gewinn vor Zinsen und Steuern
(Ebit) als im Vorjahr, ein sinkender
Auftragseingang und ein Einbruch
der Ebit-Marge von 15 auf gut neun
Prozent musste die Managerin am
Donnerstag verkünden: „Wir haben
die Auswirkungen der nachlassenden
Weltkonjunktur schon zu spüren be-
kommen, als in der deutschen Öf-
fentlichkeit noch kaum jemand da-
von sprach“, erklärte die 59-Jährige
vor Journalisten am Firmensitz in Dit-
zingen. „Nämlich ab Oktober 2018.“
Es ist die Krise in der Autoindus-
trie, von der Trumpf konzernweit in-
direkt zu etwa 20 Prozent vom Um-
satz abhängig ist, aber auch die Unsi-
cherheit im globalen Handelsgefüge,
die den Maschinenbauer seither in
Mitleidenschaft ziehen. Gleichzeitig
nimmt die Investitionsbereitschaft in
Asien ab. Das betrifft vor allem Süd-
korea, wohin Trumpf viele seiner La-
sermaschinen an die Display- und
Elektronikindustrie liefert, aber auch
China, den viertgrößten Einzelmarkt
für Trumpf. In beiden Ländern gin-
gen die Umsätze um je neun Prozent
zurück, während andere Märkte wie
Europa stabil geblieben sind oder,
wie die USA, sogar um 23 Prozent zu-
gelegt haben.
Die nahe Zukunft sieht allerdings
verhalten aus. „Das hängt neben dem
Ende eines ungewohnt langen Kon-
junkturzyklus im Maschinenbau auch
mit den gewachsenen geopolitischen
Unsicherheiten zusammen“, sagte
Leibinger-Kammüller. Im laufenden
Jahr rechnet Trumpf daher mit ei-
nem leicht rückläufigen Umsatz im
Vergleich zum Geschäftsjahr 2018/19,
das der Konzern mit rund 3,8 Milliar-
den Euro abgeschlossen hatte.
Ambitionierte Ziele setzt sich der
Konzern dafür beim Klimaschutz: Bis
Ende 2020 will die Trumpf-Chefin al-
le Standorte des Konzerns auf eine
CO 2 -neutrale Produktionsweise um-
gestellt haben. Derzeit emittiert
Trumpf rund 90 000 Tonnen CO 2 pro
Jahr, davon 80 Prozent durch Strom-
verbrauch. „Ab sofort werden wir die
vollständige Umstellung aller unserer
Stromverträge vornehmen“, sagt Lei-
binger-Kammüller. Das ist dann doch
eine gute Nachricht. kekn
Nicola Leibinger-
Kammüller:
Die Trumpf-Chefin
hat ambitionierte
Klimaziele.
dpa
Der schwäbische
Maschinenbauer macht
deutlich weniger Gewinn –
und stellt sich auf schwere
Zeiten bis 2021 ein.
Kathrin Dahnke
Finanzchefin
verlässt Werhahn
Die gut vernetzte Managerin
war die erste Frau im
Vorstand des Neusser
Familienunternehmens. Nun
sucht sie eine neue
Herausforderung.
B
ei Werhahn ist Kathrin Dahn-
ke eine Konstante. Allerdings
nur noch bis Jahresende.
Dann verlässt die 59-Jährige das tradi-
tionsreiche Familienunternehmen
aus Neuss, wie Werhahn am Don-
nerstagnachmittag mitteilte.
Vor mehr als fünf Jahren war sie
als erste Frau in den Vorstand des
mehr als 175 Jahre alten Familienun-
ternehmens eingezogen. In dieser
Zeit arbeitete sie lange mit Anton
Werhahn zusammen, der das Unter-
nehmen bis vor rund anderthalb
Jahren führte. Seitdem steht Paolo
Dell’Antonio, der vom Spirituosen-
hersteller Mast Jägermeister kam,
als familienfremder Vorstandschef
an der Spitze von Werhahn mit sei-
nen insgesamt knapp 10 000 Mitar-
beitern. Im Mai war erst Alexander
Boldyreff, der für die Finanzdienst-
leistungssparte verantwortlich
zeichnet, als dritter Vorstand hinzu-
gekommen.
Nun wird nach einem geeig-
neten Nachfolger für Dahnke
gesucht. Die Entscheidung sei
in Abstimmung mit dem Ver-
waltungsrat gefallen, teilte Wer-
hahn mit. Die Unternehmens-
gruppe besteht aus den drei
Sparten Konsumgüter, Bau-
stoffe und Finanzdienstleis-
tungen und setzte im vergan-
genen Jahr 3,5 Milliarden
Euro um. Verwaltungsrats-
chef Anton Werhahn dankte Kathrin
Dahnke am Donnerstag für „ihr au-
ßerordentliches Engagement und ih-
ren hervorragenden Einsatz“.
Dahnke stelle sich künftig einer
neuen Herausforderung, sagte sie
dem Handelsblatt. Näheres aber dür-
fe sie noch nicht sagen. Sie verrät
nur, dass sie ja „oft die erste Frau“ in
einer Funktion gewesen sei. So war
es auch bei Werhahn, als sie 2014 als
Nachfolgerin von Michael Werhahn
in den Vorstand einzog. Dahnke wird
allseits geschätzt und verfügt über
ein exzellentes Netzwerk. Sie sitzt un-
ter anderem in den Aufsichtsräten
des Flughafenbetreibers Fraport, des
Medizintechnikunternehmens B.
Braun und von Knorr-Bremse. Bei
dem Münchener Bremsspezialisten
ist sie stellvertretende Aufsichtsrats-
vorsitzende. Alle Mandate werde sie
weiter ausüben, sagte sie.
Ihre berufliche Laufbahn startete
Dahnke nach dem Studium der Be-
triebswirtschaft im Controlling bei
Beiersdorf und leitete dort später die
Finanzabteilung. 1989 wechselte sie
in die M&A-Beratung der WestLB.
Von 1998 bis 2004 verantwortete sie
die Finanzen beim Prothesenherstel-
ler Ottobock.
Ein Jahr später wurde sie Fi-
nanzdirektorin beim börsenno-
tierten Werkzeugmaschinen-
bauer Gildemeister, ab 2010
war sie dort Finanzvorständin,
bevor sie schließlich zu Wer-
hahn wechselte. Die Fi-
nanzchefin hinterlässt
ein grundsolides Un-
ternehmen, die Ei-
genkapitalquote
liegt seit Jahren bei
rund 70 Prozent,
ohne Finanzdienst-
leistungen. Im Jahr
2018 sank aller-
dings das operative
Ergebnis von 163 auf
105 Millionen Euro.
Anja Müller
Kathrin Dahnke:
Die Managerin
sucht eine neue
Herausforderung.
Werhahn
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Familienunternehmen des Tages
1
WOCHENENDE 25./26./27. OKTOBER 2019, NR. 206
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