Handelsblatt - 25.10.2019

(Ron) #1
Thierry Breton

Mehr als eine Notlösung


F


rankreichs Staatspräsident Emmanu-
el Macron hat einen Ersatz für die am
Widerstand des Europaparlaments
gescheiterte Sylvie Goulard gefunden. Der
frühere Wirtschaftsminister des Landes und
ehemalige Chef von France Télécom, Thier-
ry Breton, soll französischer EU-Kommissar
werden. Breton führt heute das Technolo-
gieunternehmen Atos, einen Spezialisten für
die Digitalisierung der Industrie und Her-
steller von Supercomputern, der eng mit
Siemens verbunden ist.
Der 64-Jährige kommt von den Konserva-
tiven, hat sich aber schon 2017 für Macron
ausgesprochen. Breton ist mehr als eine
Notlösung, seine Kompetenz steht außer
Frage. Doch das breite Portfolio, für das er
als Kommissar für Binnenmarkt und Indus-
trie verantwortlich sein soll, könnte ange-
sichts seiner Vergangenheit als Topmanager
auch zu Interessenkonflikten führen.
Der Élysée-Palast erklärte bereits am Don-

nerstag, Breton werde entsprechende Fra-
gen der EU-Abgeordneten beantworten. Als
Wirtschaftsminister habe er die Problematik
„mit Entschiedenheit behandelt, indem er
die Verantwortung für sämtliche Fragen, die
früher von ihm geleitete Unternehmen be-
trafen, abgegeben hat“. Was das genau für
seine Arbeit als Kommissar bedeutet, muss
Breton jetzt in der bevorstehenden Anhö-
rung klären. Bei Atos soll sein Stellvertreter
Elie Girard Bretons Nachfolger werden.
Mit der Personalie Breton legt Macron sei-
nen Streit mit Brüssel bei. Er war äußerst er-
bost über die Ablehnung von Sylvie Goulard
und hatte von „mangelnder Stabilität im Eu-
ropaparlament“ gesprochen. Indirekt droh-
ten seine Berater gar damit, es werde so lan-
ge keinen neuen französischen Vorschlag
geben, bis eine klare Mehrheit im Parlament
bestehe – vorab für den noch nicht benann-
ten französischen Kandidaten. Doch das wä-
re ein Verstoß gegen die europäischen Re-
geln gewesen. Er hätte die Amtseinführung
der neuen EU-Kommission verzögert und ei-
nen Fehlstart der neuen Präsidentin der EU-
Kommission, der deutschen CDU-Politikerin
Ursula von der Leyen, provoziert. Thomas
Hanke

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imago/IP3press

Breton hatte


die Verant -


wortung


für sämtliche


Fragen,


die früher von


ihm geleitete


Unternehmen


betrafen,


abgegeben.


Élysée-Palast

BusinessLoungeLounge


Hauptsache, sicher: Benjamin Reis von Linde
wird für seine interaktive Warnweste in der
Berlin-Repräsentanz der Telekom mit dem De-
kra-Award „Sicherheit bei der Arbeit“ ausge-
zeichnet. Ihm gratuliert Jurymitglied Annette
Niederfranke von der Internationalen Arbeitsor-
ganisation.

Auf die Zukunft!
Conrado Dornierrr,
Chef von Dornier
Seawings, einem Un-
ternehmen, das Am-
phibien-Flugzeuge
produziert, stößt im
Hotel Bayerischer
Hof in München auf
die Eröffnung des
Restaurants „Palais
Keller“ an.

A C C S t p p H H d R K

Schick, schick: Franco Esposito, Geschäftsfüh-
render Direktor des Nobelhotels Atlantic in
Hamburg, präsentiert bei einer Pressekonferenz
die neue Bar – inklusive Cocktails mit Gewürzen
und Kräutern und eines handgetufteten Ve-
loursteppichs.

Schickschick:FrancoEspositoGeschäftsfüh

Familienbande: Julia Becker, Aufsichtsratschefin
der Funke-Mediengruppe (l.), feiert bei der Preis-
verleihung „Goldenes Bild der Frau 2019“ im
Operettenhaus in Hamburg mit Schwester Nora
Marx und Bruder Niklas Jakob Wilcke.

Familienbande:JuliaBeckerAufsichtsratschefin

Saskia Gaulke, BrauerPhotos / J.Reetz, BrauerPhotos/Dominik_Beckmann, INTERTOPICS/pa

Der neue französische Kandidat
für Brüssel hat reichlich politische
Erfahrung. Nun muss er mögliche
Interessenkonflikte ausräumen.

Hanna Hennig

Das Kommunikationstalent


B


eim Ziel, mehr Frauen in Führungs-
positionen zu bringen, gab es für
Siemens zuletzt Rückschläge. Perso-
nalchefin Janina Kugel und Energie-Vorstän-
din Lisa Davis verlassen den Konzern in den
nächsten Monaten. Nun wechselt Hanna
Hennig auf eine Schlüsselposition: Die
50-Jährige, bislang für Osram tätig, wird
neue IT-Chefin in München.
Als Chief Information Officer berichtet sie
direkt an Konzern-Vize Roland Busch, der
beste Chancen hat, nächster Vor-
standsvorsitzender zu werden. Hen-
nig hat bei Osram einen guten Ruf.
Sie gilt als modern und kommunikativ,

für ihr IT-Team hat sie einen eigenen Newslet-
ter entwickelt. In den vergangenen Monaten
hat es mehrere Wechsel von Osram zur Ex-
Konzernmutter Siemens gegeben. Der Licht-
spezialist Osram steht vor der Übernahme
durch die österreichische AMS. In Industrie-
kreisen wird befürchtet, dass sich noch mehr
Führungskräfte eine neue Herausforderung
suchen könnten. Hennig, die bei Osram eben-
falls als CIO tätig war und seit 25 Jahren in der
IT-Branche aktiv ist, muss bei Siemens die
Trennung der IT-Systeme der AG von der ab-
gespaltenen Siemens Energy organisieren.
Der bisherige IT-Chef Helmuth Ludwig ver-
lässt Siemens nach 30 Jahren. Er wolle künf-
tig verstärkt an der Southern Methodist Uni-
versity in Dallas unterrichten, wo er
als außerordentlicher
Professor internationale
Unternehmensstrategie
lehrt. Axel Höpner

Siemens bekommt zum Jahres-
wechsel eine neue IT-Chefin. Die
50-Jährige war bislang für den
Lichtspezialisten Osram tätig.

Siemens


Hanna Hennig:
Die Managerin hat
bei Osram einen
guten Ruf.

Namen des Tages


WOCHENENDE 25./26./27. OKTOBER 2019, NR. 206
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