Die Welt am Sonntag - 20.10.2019

(Sean Pound) #1
Warum sind Sie in die Kommunisti-
sche Partei eingetreten?
Ich bin in der 10. Klasse in die Kommu-
nistische Partei eingetreten. Später habe
ich an der Moskauer Universität Jura
studiert. Mein Vater sagte immer: „Ler-
nen muss man auf jeden Fall.“ In einem
Brief von der Front schrieb er: „Verkauft
alles, meine Kleider oder sonst was, da-
mit Michail etwas lernen kann.“ Mein
Leben war nicht einfach.

Warum studierten Sie gerade Jura?
Weil man damit das System steuern
kann, auch das kommunistische? Gab
es das Recht auch im Unrecht?
Was das Regieren angeht, weiß ich das
nicht. Je erwachsener ich wurde, desto
besser verstand ich, was vor sich ging.
Vor meinen Augen wurde mein Großva-
ter Andrej, der Vater meines Vaters, ver-
haftet und zum Holzeinschlag nach Sibi-
rien verschickt. In den Bereich des Bai-
kalsees. Damals gab es anstelle von Ge-
richten Dreier- oder Fünferkommissio-
nen, und die führten die Ermittlung
durch und hielten Gericht. Das taten
seine eigenen Landsleute meinem Groß-
vater an. Er wurde verurteilt. Wofür? Er
hatte sich keiner Kolchose angeschlos-
sen, sondern war unabhängiger Bauer
geblieben. Jeder Einzelbauer musste
aber von den ausgesäten Kulturen, von
seiner Ernte eine bestimmte Menge ab-
geben. Diese Vorgabe musste er erfüllen.
Und dann kam das Jahr 1933 und die
Hungersnot im Süden. Von sechs Kin-
dern starben vier. Aber man musste ja
die Kinder irgendwie ernähren. Deshalb
wurde auch das Saatgut gegessen. Und
dafür hat man ihn verurteilt und nach
Sibirien verschickt. 1935 kam er aus der
Verbannung zurück und schloss sich der
Kolchose an.

Waren diese familiären Erfahrungen
einer der wesentlichen Gründe dafür,
dass Sie das System verändern woll-
ten?
Es waren die Erfahrungen meines Le-
bens, meines bäuerlichen Lebens. Der
andere Großvater, Pantelej, ist der Partei
beigetreten, die ihn dann als viel geachte-
ten Menschen überall für Ämter nomi-
nierte. Er hat, nachdem er von der Front
des Ersten Weltkriegs zurückgekehrt
war, die erste Kolchose in meinem Dorf
gegründet. Und diese Kolchose hieß „Ge-
treidezüchter“. Das alles in einer Familie:
Der eine Großvater war erfolgreich, hat
eine Kolchose gegründet und wurde de-
ren Vorsitzender. Und der andere Groß-
vater wurde verurteilt und nach Sibirien
verschickt und kam erst 1935 zurück.
Doch dann wurde auch Großvater Pante-
lej im Jahr 1938 verhaftet.

Wie kam es dazu?
Seine Gegner wollten ihn loswerden,
weil er in seiner Haltung immer fest ge-
wesen war, vor allem, weil er große Sym-
pathie im Volk genoss. Sie verurteilten
ihn als Trotzkisten. Man hielt ihn für ein
Jahr und zwei Monate im Gefängnis,
setzte ihn schwersten Folterungen aus
und verurteilte ihn letztlich zum Tode
durch Erschießen. Aber auch hier war
der Herrgott wieder zugegen und beob-
achtete alles. Denn zu dieser Zeit erließ
Stalin eine Sonderverfügung, die es un-
tersagte, Erschießungen an Ort und
Stelle zu beschließen und vorzunehmen.
Die Todesurteile durch Erschießen
mussten jetzt zunächst durch den
Staatsanwalt einer Region bestätigt wer-
den. Als ich Generalsekretär wurde, ha-
be ich Unterlagen zu meinem Großvater
angefordert. In diesen Unterlagen konn-
te ich lesen, dass ein Assistent in diesem
Fall die Ermittlungsgruppe geleitet hat-
te. Und dieser Assistent kam zu dem
Schluss, dass Gopkalo – so lautet der
ukrainische Familienname meines
Großvaters – kein Verbrechen begangen
hatte. Nicht nur kein Verbrechen, das
mit Erschießen bestraft würde, sondern
überhaupt kein Verbrechen. Also hat
man ihn freigelassen.

Die Deutschen – wie auch immer sie
über die Probleme nach der Wieder-
vereinigung heute reden – sind Ihnen
zu großem Dank verpflichtet. Sie
selbst haben den Krieg miterlebt, wie
war Ihre Sicht auf die Deutschen?
Meine Geschichte mit den Deutschen ist
interessant und persönlich. Als ich ein
Kind war, war mein Großvater Pantelej
Vorsitzender einer Kolchose. Und er
fuhr des Öfteren in ein benachbartes
Dorf, und dieses Dorf war eine deutsche

Siedlung. Am stärksten beeindruckten
mich, den damals kleinen Jungen, die
Lebkuchen in Form von Pferden und an-
deren Tieren. „Von den Lebkuchen“,
sagte mein Großvater, „kannst du neh-
men, so viel du willst, davon haben die
Deutschen genug.“ Und in dem Moment
habe ich erfahren, dass es ein Volk gibt,
das „die Deutschen“ heißt. Und dass sie
gute Lebkuchen machen können. Später
haben uns die Deutschen dann keine
Lebkuchen gebracht, sondern Krieg und
Zerstörung. Ich war zehn Jahre alt, als
der Krieg begann.

Und Sie haben eine andere, dunkle
Seite der Deutschen kennengelernt.
Ja, ich möchte in diesem Zusammen-
hang aber auch an eine Erklärung Stalins
erinnern, die er während des Krieges
machte – und mit der er Recht hatte:
„Die Hitlers kommen und gehen, das
deutsche Volk, der deutsche Staat aber
bleiben.“ Natürlich hat der Krieg auch
mich geprägt. Hitler wurde bei uns als
eine Art Teufel empfunden. Sicher zu
Recht. Ich habe ja fünf Monate auf be-
setztem Gebiet gelebt. Und dort haben
sich die Deutschen im Übrigen zurück-
haltend verhalten. Aber in Kislowodsk
haben sie in einer Schlucht mehrere
Tausend Juden erschossen. In der be-
nachbarten Region Kuban hatten sie
Vergasungswagen eingerichtet – eine Er-

findung der Deutschen. Wissen Sie, was
Vergasungswagen sind?

Ja, sicher. Ich habe mich intensiv mit
den Verbrechen des „Dritten Reiches“
beschäftigt.
Wie alt sind Sie?

Ziemlich alt, ich bin 73, Jahrgang 46 –
gehöre aber wohl zur glücklichsten
Generation, die es in Deutschland je
gegeben hat. Im Frieden gezeugt und
geboren, im wachsenden Wohlstand
aufgewachsen, in Demokratie und
Freiheit.
Das ist wohl so. Wenn Sie sich schon für
alt halten, was bin ich dann erst? Ich bin
jetzt fast 89! Blicken wir also auf mein
Leben im Krieg. Nach der Schlacht von
Stalingrad war die Situation klar,
Deutschland hatte den Krieg verloren.
Nach dem Kessel von Stalingrad hatten
die Deutschen Angst, dass sie im Kauka-
sus wieder eingekesselt würden von den
dort stationierten sowjetischen Trup-
pen. Und als wir sahen, dass die Deut-
schen begannen, sich mit allen mögli-
chen Mitteln – Motorrädern, Fahrrädern


  • schnell zurückzuziehen, haben unsere
    Leute verstanden, dass die Deutschen
    den Kaukasus nicht mehr halten konn-
    ten. In der Region gab es einige, die auf-
    seiten der Deutschen waren. Das waren
    jene Bevölkerungsgruppen, die die Sow-


jetmacht nicht anerkannten. So war das
eben. Obgleich die Sowjetmacht für alle


  • für Russen und Nichtrussen – in die-
    sem Krieg für eine gemeinsame Freiheit
    stand: Das war unser Land, unser Leben.
    Man hat damals in unserem Haus einen
    anonymen Brief eingeworfen: „Wir war-
    nen Sie, dass für den 26. Januar 1943 Ver-
    geltungsaktionen an den Familien der
    Kommunisten geplant sind.“ Mein
    Großvater mütterlicherseits war ein al-
    ter Kommunist. Mein Vater trat erst an
    der Front während des Krieges der Par-
    tei bei. Und daher waren wir für jene, die
    aufseiten der Deutschen standen und
    gegen die Kommunisten waren, natür-
    lich eine Provokation. Deshalb lag dann
    diese Warnung in unserem Briefkasten.


Wie haben Ihre Eltern reagiert?
Meine Mutter war verzweifelt, fragte
sich, wo sie ihren Michail, also mich,
verstecken könnte. Mein Großvater An-
drej arbeitete auf einer Farm. Sie be-
schlossen, mich bei ihm auf dem Hof zu
verstecken. Es war Januar, Regen, knie-
tiefer Matsch, das sind die Gegebenhei-
ten des Bodens im Kaukasus, fruchtbar
und schwer. Man schritt voran, aber die
Stiefel blieben stecken. Wir mussten
uns nachts im Regen auf den Weg ma-
chen zu dieser Farm, die vier Kilometer
vom Dorf entfernt lag. Meine Mutter
und ich kannten den Weg zwar genau,

aber um uns herum herrschte eine sol-
che Dunkelheit, eine tödliche Dunkel-
heit. Wir verliefen uns. Meine Mutter
klagte: „Jetzt ist es aus für uns.“ Der Re-
gen wurde immer stärker. Ich sagte nur:
„Hör auf! Wir müssen gehen, so lange
gehen, bis wir auf etwas stoßen.“ Ich war
damals gerade zwölf Jahre alt. Der Kopf
funktionierte schon. Aber meine Mutter
fing an zu schimpfen. In einem kriti-
schen Moment, als Mutter und ich uns
buchstäblich zerstritten hatten, gab es
plötzlich einen Blitzschlag. Einen sol-
chen Blitzschlag habe ich nie wieder er-
lebt, als ob sich der ganze Himmel öff-
nete. In dem Moment sah ich: Wir stan-
den direkt vor der Farm, die wir nicht
finden konnten. Wer hatte uns bis dort-
hin geführt? Großmutter und Mutter
sagten: „Der Herrgott hat uns geführt.
Wir müssen ihm danken.“

Glaubten Sie das auch?
Bei mir hat sich danach etwas bewegt im
Hinblick auf Gott. Die Familie meines
Vaters war sehr gläubig. Ein Zimmer in
der Hütte war voller Ikonen. Kommu-
nisten wurden ja aus der Partei ausge-
schlossen, wenn sie beteten und ihre
Kinder tauften.

Aber Sie haben dieses Erlebnis trotz-
dem, sozusagen als Leitschnur, im
Kopf behalten?

Wie sollte das nicht in meinem Bewusst-
sein bleiben! Meine Mutter ist irgend-
wie immer in meinem Bewusstsein ge-
blieben. Zu ihrem Vater hat sie gesagt:
„Hilf mir, ihn irgendwo zu verstecken,
den Mischa.“ Ich bin meiner Mutter,
meiner Marusja, also sehr dankbar. Das
hier neben meinem Schreibtisch ist üb-
rigens auch Marusja.

Sie meinen den Rollator, der dort
steht. Der ist jetzt Ihre Mutter?
Ja, Marusja musste mich wieder retten.
Jetzt kann ich nicht mehr ohne sie ge-
hen.

Und diese Familiengeschichte und
das Bewusstsein darüber, was sich
hier abgespielt hat, brachten Sie dazu,
das System verändern zu wollen, als
Sie an der Macht waren?
Natürlich. Auch der Krieg. Er weckt
schlimme Erinnerungen in mir. Sehen
Sie, in meinem Leben war ich schon
zzzwei- oder dreimal am Rande des Todes.wei- oder dreimal am Rande des Todes.
Einmal, ich war erst drei Jahre alt, hatte
man schon eine Kerze am Kopfende für
mich aufgestellt. Irgendeine Frau riet
meiner Mutter, man müsse Honig besor-
gen und mir ein Glas Honig geben. Und
dann noch mehr. Ich erinnere mich noch
an diese Kanne zum Aufbrühen. Sie blieb
fffür immer in meiner Erinnerung. Undür immer in meiner Erinnerung. Und
diese Kanne wurde mit Honig gefüllt. Ich
sehe es noch heute vor mir: Dort war das
Fenster, hier mein Bett. Als die Kanne im
Fenster erschien, habe ich nach ihr ge-
griffen. Der Deckel fiel herab, und dieses
Geräusch des herabfallenden Deckels
hallt noch heute in meinen Ohren nach.
Das war eine Lehre fürs Leben, wie man
so sagt. Als niemand im Zimmer war,
kletterte ich zum Fenster, nahm diese
Kanne, diesen Aufbrühbecher, und trank
den ganzen Honig aus. Nach zwei, drei
Tagen fing ich wieder an zu laufen. Und
jetzt sitze ich hier vor Ihnen.

Wenn das nicht passiert wäre, dann
hätte sich die Welt im Jahr 1989 nicht
so sehr verändert!
Dann hätte es andere gegeben, die eine
Veränderung eingeleitet hätten. Schau-
en Sie, bevor ich Generalsekretär wurde,
hatte ich ja bereits zehn Jahre lang die
Region Stawropol geführt. Dann zog ich
nach Moskau, wo mir dann alle immer
wieder dieselbe Frage stellten: „Wie
kann das denn angehen? Dieser Bursche
kommt doch nur aus einem Dorf. Pri-
wolnoje, weiß der Teufel, wo das liegt.
Da taucht jemand vollkommen unerwar-
tet auf, aus dem Nichts, wie ein Teufel
aus der Tabakdose.“ Dabei war alles
ganz einfach. Erstens: Als Kind hatte ich
es geschafft, am Leben zu bleiben. Zwei-
tens begann die Sowjetmacht, uns Bil-
dung zu ermöglichen. Und so hatte ich
ungeheure Möglichkeiten und den Wil-
len zu lernen. Ich war immer ein sehr
guter Schüler.

Es geht also nicht darum, dass eine
Person alles verändert, sondern es ist
eher so, dass eine Situation eine Per-
son hervorbringt, die dann die Verän-
derungen herbeiführt?
Natürlich.

War das die Situation der Sowjetuni-
on: dass sie auf eine Person wartete,
die das Ruder übernehmen und viel-
leicht herumreißen würde?
Das ist das Verdienst der Bolschewiki.
Bildung, der Bau von Schulen und Bi-
bliotheken. Alles. Wie die Kühe auf der
Wiese hungrig nach Gras sind, so hun-
gerten wir nach Bildung. Wir nahmen all
dieses Wissen in uns auf.

Und so hat dieses System Menschen
wie Sie hervorgebracht, die dann das
System selbst infrage stellten?
Absolut! Einer unserer Dichter schrieb,
dass Russland sehr wohl in der Lage sei,
seine eigenen Platons und Newtons her-
vorzubringen.

Hätte man Sie denn jemals zum Gene-
ralsekretär der Partei gemacht, wenn
man gewusst hätte, dass Sie das Sys-
tem verändern wollten?
Nein, das klingt jetzt ja ein bisschen so,
als hätte die Öffentlichkeit seinerzeit

Nein, das klingt jetzt ja ein bisschen so,
als hätte die Öffentlichkeit seinerzeit

Nein, das klingt jetzt ja ein bisschen so,

wissen können, dass in einem bestimm-
ten Jahr in irgendeiner Stadt Jesus
Christus geboren würde – und dass man
ihn töten müsste. Gewonnen hat letzt-
lich die Vermittlung von Wissen. Wissen
schuf Gleichheit. In diesem Sinne war
die Sowjetmacht einmalig. Schauen Sie
sich die Lebensläufe all jener an, die sich
ausgezeichnet haben in der Kernkraft, in
der Luftfahrt, in der Landwirtschaft, in
den Großbauprojekten: alles Menschen
wie ich, die auf einmal Zugang zu Bil-
dung hatten. Dafür sind diese Menschen
der Sowjetmacht noch heute dankbar –
ich selbst bin es auch.

Aber zugleich wussten Sie, dass das
System verändert werden musste.
Das wurde mir und den anderen erst spä-
ter klar. Wir alle waren ja nicht mit die-
sem Wissen und diesen Wünschen, etwas
anzupacken, auf die Welt gekommen.
Nein, all die anderen und ich – wir woll-
ten leben, und es waren alles helle Köpfe.

In Ihrem Buch nennen Sie sich selbst
einen Sozialdemokraten.
Ich halte mich auch jetzt noch für einen
Sozialdemokraten.

Wie kam es dazu?
In der 10. Klasse, gleich nach dem Krieg,
bin ich in die Kommunistische Partei
eingetreten, habe einen entsprechenden
Antrag gestellt, habe mich mit dem
Großvater, der Altkommunist war, und
mit dem Vater, der Kommunist war, be-
raten. Sie haben mich in meinem
Wunsch unterstützt. Das war ein Pro-

zess. Am Ende entscheidet doch das Le-
ben sowieso alles selbst. Und der
Mensch entwickelt sich zu dem, was er
ist. In den ersten Kriegsmonaten musste
man sich zu zweit ein Gewehr teilen und
so in den Kampf ziehen. Und dann
musste man sich Waffen erkämpfen. Es
war ein fürchterlicher, schrecklicher
Krieg. Hitler zog die Russen und die
Deutschen in den Krieg. Nur ein krankes
Hirn, eine kranke Psyche, konnte so et-
was anstellen.

Und die Deutschen zogen begeistert
mit. Nach dem Zweiten Weltkrieg
kontrollierten dann die Siegermächte
Europa. Die Sowjetunion den östli-
chen Teil.
Wir haben nur uns selbst kontrolliert.
Und 20 Millionen Menschen hatten ihr
Leben gelassen, um ihr Land zu befrei-
en. Und von wem? Von den Deutschen.

Das stimmt. Die Macht der Sowjet-
union erstreckte sich nun über ganz
Osteuropa bis mitten nach Deutsch-
land. Und das war eine große Last,
nicht nur für die Unterdrückten.
Das ist klar. Dieser Krieg hat die ganze
Welt gespalten. Deshalb liegt die Schuld
bei denen, die ihn begonnen haben. Für
jene fürchterlichen Ereignisse, die der
Krieg brachte.

Sicher. Aber wann wurde Ihnen klar,
dass diese Last für Sie und für Ihr
Land zu groß war?
Mir war von Beginn an klar, dass dieser
Krieg eine fürchterliche Sache war,
ebenso wie der darauffolgende Kalte
Krieg. Sehen Sie, als wir noch Jungs wa-
ren, Komsomolzen, Pioniere, sangen
wir dieses Lied: „Fremdes Land brau-
chen wir kein Jota, aber von unserem
geben wir kein Fußbreit ab“. Wir glaub-
ten an unser Land. Man sollte nicht ver-
suchen, Geschichte reinzuwaschen. Wir
müssen aus der Geschichte Lehren zie-
hen. Und das haben alle gemacht. Die
Deutschen, die Russen, alle. Letztlich
musste man das tun. Und heute müssen
wir alles tun, alles, um einen neuen
Krieg zu verhindern. Wenn heute ein
Krieg ausbräche, wäre er das Ende der
Zivilisation. Wir müssen jetzt Entschei-
dungen treffen und nicht nur danach
suchen.

Ergebnis des Zweiten Weltkriegs war
auch die Teilung Europas, die Teilung
Deutschlands. Diese Nachkriegsord-
nung hielt bis zum Fall der Mauer. In
der Nacht des 9. November sollte ich
abends gegen zehn Uhr einen Kom-
mentar fürs Fernsehen sprechen. Ich
begann mit den Worten: „Heute
Nacht ist der Zweite Weltkrieg zu En-
de gegangen...“
Das freut mich, was Sie damals gesagt
haben. Aber wichtig ist, dass wir die
Wahrheit über diesen Krieg, seine Opfer

seine Zerstörung nicht vergessen. Sehr
viele Völker haben in diesem Krieg Mil-
lionen Menschen verloren, Schwestern,
Brüder, Städte und Dörfer waren zer-
stört, Felder verwüstet. Ich bin kein
Journalist, aber Sie sind einer. Werden
Sie über unser Gespräch in allen Details
berichten? Oder denken Sie noch darü-
ber nach?

Ich lege Ihnen das Interview zur Au-
torisierung vor.
Verbessern Sie es nicht! Geben Sie es so
wieder, wie wir es hier besprochen ha-
ben.

Frage und Antwort! Definitiv. Aber
noch mal zurück zu Ihnen: Nach dem
Zweiten Weltkrieg gab es wohl nie-
mals einen Moment, in dem eine ein-
zelne Person so viel verändern konnte
wie Sie damals, 1989.
Natürlich, das sage ich auch.

Wie kamen Sie sich unmittelbar nach
dem Mauerfall vor – wie ein Held?
Was ist ein Held? Was ist ein Held? Man
sucht ja ständig nach einem Helden. Die
wahren Helden, das sind die Deutschen,
die Russen und alle anderen, die das da-
mals in Gang gesetzt haben. In einem
Volk ist nur dann alles in Ordnung,
wenn es sich normal fühlt, wenn sein
Leben auf der Grundlage von Freiheit
und Demokratie aufgebaut ist und na-
türlich von Verantwortung. Mit dieser
Verantwortung müssen alle einverstan-
den sein. Und man sollte nicht nur
Schuldige suchen, sondern darüber
nachdenken und schreiben, was vor sich
geht und wie man weiter vorgehen und
leben sollte.

Damals wie heute?
WWWenn ich sehe, was derzeit in Bezug aufenn ich sehe, was derzeit in Bezug auf
die Rüstung passiert, was die Amerika-
ner tun und wie als Reaktion unsere
Seite hineingezogen wird. Auch ich ha-
be mich damals mit diesen Fragen be-
fffasst. Es ist uns gelungen, das Wettrüs-asst. Es ist uns gelungen, das Wettrüs-
ten zu beenden und viele Waffen zu
vernichten. Und jetzt will man den
Rüstungsmotor wieder starten. Hier
müssen wir ansetzen, die Faust ballen
und draufschlagen. Ich sage das allen,
bei uns, bei Ihnen, auch in Amerika. Ich
bin kreuz und quer gereist, um genau
darüber zu sprechen. Hunderttausende
Amerikaner haben mir geschrieben.
Man muss den Gesprächspartner ver-
stehen und seine Gedanken achten.
Und das Wichtigste ist: Man muss ge-
meinsam überlegen, gemeinsam nach
AAAuswegen aus den heutigen Problemenuswegen aus den heutigen Problemen
suchen. Nicht prahlen und seine Part-
ner mit Schmutz bewerfen.

Dann müssen Sie auch die Kritik der
Amerikaner verstehen. Ein Wettrüs-
ten geht ja von zwei Seiten aus. Die
Lage zwischen den USA, Europa und
Russland ist vor allem durch die völ-
kerrechtswidrige Annexion der Krim
schwierig geworden. Was denken Sie
darüber und über die Entwicklungen,
die zu den Euromaidan-Protesten ge-
führt haben?
Zur Ukraine: Wer ist denn ursächlich
verantwortlich für die gegenwärtige Si-
tuation? Ich denke, all dem liegen Fehl-
entscheidungen von Politikern zugrun-
de. Nun, darüber kann man Bände
schreiben. Aber wenn wir jetzt nur da-
rauf fokussiert sind, einen Schuldigen
zu suchen, ständig betonen, wie wichtig
es ist, diesen einen, verdammten Schul-
digen zu finden – dann irren wir nur im
Dunkeln herum.

Klingt pessimistisch.
Aus der Dunkelheit kann man heraus-
kommen. Entweder, wenn der Herrgott
den Weg erleuchtet, wie es bei mir der
Fall war. Oder man rauft sich zusam-
men und sucht einen Ausweg. Gemein-
sam. Ich kenne die Deutschen, und ich
kenne die Amerikaner. Das sind interes-
sante Völker. Doch man muss jetzt be-
stimmte Verhaltensweisen außen vor
lassen.

Welche meinen Sie?
Fragen wie: „Wie kann man den anderen
am besten überholen? Wie schafft man
es, mehr Waffen als der andere zu ha-
ben, die Oberhand über den anderen zu
gewinnen?“ Das betrifft nicht nur Politi-
ker, sondern auch Journalisten. Man
muss seriös schreiben und mit Herz.
Nicht nur mit Verstand, sondern auch
mit Herz.

„Fremdes Land brauchen wir
keinen Jota, aber von unserem
geben wir keinen Fußbreit ab“,
sang der junge Michail
Gorbatschow (links) in der
Jugendorganisation der
KKKommunistischen Partei. Dieommunistischen Partei. Die
Erfahrungen des Krieges hat-
ten ihn und seine Familie
geprägt. Rechts: Begegnung
sowjetischer und amerikani-
scher Truppen im April 1945
in Torgau

Am 30. April 1945 hissen
sowjetische Soldaten ihre
Flagge am Reichstag (l.).
Es war zugleich der Beginn
des Kalten Krieges. Die
WWWiederannäherung kam,iederannäherung kam,
als Gorbatschow auf den
WWWesten zuging, wie beimesten zuging, wie beim
TTTreffen mit US-Präsidentreffen mit US-Präsident
Ronald Reagan und George
Bush in New York 1987

„Wer zu spät kommt, den
bestraft das Leben“, so
lautete die Mahnung Gor-
batschow bei seinem Ber-
lin-Besuch zum
4 0. Jahrestag der DDR (l.).
Der neben ihm stehende
Erich Honecker war jedoch
unfähig, auf die Probleme
des Landes zu reagieren.
Einen Monat später war
die Mauer offen (r.)

ULLSTEIN BILD - BPA

/BPA; EASTBLOCKWORLD.COM; GETTY IMAGES; DDP IMAGES/UNITED ARCHIVES;

STEFAN AUST/WELT; IMAGO/SVEN SIMON; EPD-BILD/ANDREAS SCHOELZEL; KLAUS BODIG

Der Sohn eines Getreidebauern
wurde 1 931 im Nordkaukasus
geboren.Er sah im Alter von
sechs Jahren die Festnahme
seines Großvaters, der im Zuge
der „Stalinistischen Säuberun-
gen“ als Trotzkist angeklagt
wurde. Mit dreizehn erlebte er,
wie sein Vater schwer verletzt
aus dem Zweiten Weltkrieg zu-
rückkehrte. Als Schüler trat er
in die Kommunistische Partei
ein, mit 19 durfte er in Moskau
studieren. Der Jurist und Agrar-
betriebswirt war zunächst Par-
teisekretär in Stawropol, stieg
dann auf und wurde 1985
Generalsekretärder KPdSU.
Seine Entspannungspolitik führte
zum Ende des Kalten Krieges
und zur Auflösung der Sowjet-
union 1991.

Michail Gorbatschow

WAMS_DirWAMS_DirWAMS_Dir/WAMS/WAMS/WAMS/WAMS/WSBE-HP/WSBE-HP
20.10.1920.10.1920.10.19/1/1/1/1/Thema2/Thema2AARAVENA 5% 25% 50% 75% 95%

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Artdirector


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Textchef


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Chefredaktion


Abgezeichnet von:

Chef vom Dienst


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20.10.1920. OKTOBER 2019WSBE-HP


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20.10.1920. OKTOBER 2019WSBE-HP


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2 0. OKTOBER 2019 WELT AM SONNTAG NR. 42 THEMA 15


November 1982:Der ehemalige
KGB-Chef Juri Andropow tritt die
Nachfolge Leonid Breschews als
Generalsekretär im ZK der KPdSU
an. Gefördert von Andropow,
entwickelt sich auch Gorbatschow
in den 80er-Jahren zum Refor-
mer.
1 983/84: Als Andropow erkrankt,
vertritt Gorbatschow ihn in vielen
Bereichen. Nach Andropows Tod
am 9. Februar 1984 plädiert Gor-
batschow für „die Sicherung des
Weltfriedens und die Stärkung
der sowjetischen Verteidigungs-
macht“ als Grundpfeiler der Au-
ßenpolitik. Er kündigt zudem „tief
greifende Veränderungen“ der
Wirtschaft an.
März 1985: Der 54-jährige Gorba-
tschow wird nach einer kurzen
Amtszeit Konstantin Tschernen-
kos Generalsekretärder KPdSU.
Er führt Reformen Andropows
fort, ordnet eine Anti-Alkohol-
Kampagne an, bekämpft die Kor-
ruption und leitet Maßnahmen zur
Verbesserung der Arbeitsqualität
in Landwirtschaft, Industrie und
Verwaltung ein.
Mai 1985: Gorbatschow fordert
eine „Rückkehr zur Entspannung“
und kritisiert den US-Imperialis-
mus und „westdeutschen Revan-
chismus“.
Oktober 1985: Er stellt sein Wirt-
schafts-Reformprogramm vor:
Die „Perestroika“ zielt auf mehr
Markt und Eigenverantwortung
ab.
Januar 1986: Nach einem ersten
Treffen im November verkünden
Gorbatschow und der US-Prä-
sident Ronald Reagan in Fernseh-
ansprachen ihre Bereitschaft zur
Abrüstung. Zwei Wochen später
schlägt Gorbatschow einen Drei-
stufenplan zur atomaren Ab-
rüstung vor.
2 5. Februar 1986:Auf dem Par-
teitag spricht Gorbatschow von
der „Glasnost“-Politik, mit der er
die Presse- und Meinungsfreiheit
stärken will.
Er beendet die „Breschnew Dok-

trin“, indem er den kommunisti-
schen Staaten Osteuropas mehr
Eigenständigkeit gewährt.
2 6. April 1986: Im Tschernobyler
Lenin-Atomkraftwerk ereignet
sich ein Reaktorunglück, das zur
Bildung einer radioaktiven Wolke
führt, die sich von der Ukraine aus
über Europa ausbreitet. Drei Wo-
chen später fordert Gorbatschow
zur Zusammenarbeit in Kernener-
giefragen auf.
Februar 1987: Gorbatschow gibt
den Abrüstungsverhandlungen
einen entscheidenden Anstoß,
indem er ein Abkommen zum
Abbau von Mittelstreckenraketen
vorschlägt.
Mai/Juni 1988:Auf einem Gipfel-
treffen in Moskau wird der INF-
Vertrag ratifiziert. Gorbatschow
und Reagan verständigen sich
darin auf den vollständigen Ab-
bau aller atomaren Mittelstre-
ckenraketen.
Oktober 1988:Gorbatschow wird
zum Staatsoberhaupt der Sow-
jetunion gewählt, obgleich seine
Reformpolitik bei Altkommunisten
umstritten ist. Ende Oktober reist
der deutsche Bundeskanzler Hel-
mut Kohl in die Sowjetunion.
Dezember 1988:Vor der UN-
Vollversammlung kündigt Gorba-
tschow einseitige Abrüstungs-
schritte an, darunter den Abzug
von sechs Panzerdivisionen aus
der DDR, der CSSR und Ungarn.
Juni 1989:In Bonn wird Gorba-
tschow von einer jubelnden Bevöl-
kerung empfangen. Er erklärt:
„Die Mauer kann wieder ver-
schwinden, wenn die Voraus-
setzungen entfallen, die sie her-
vorgebracht haben.“
Oktober 1989:Bei den Festver-
anstaltungen zum 40. Jahrestag
der DDR in Ost-Berlin sagt Gor-
batschow in einem Interview die
berühmten Worte: „Wer zu spät
kommt, den bestraft das Leben.“
9. November 1989:Grenzposten
an der Berliner Mauer öffnen die
Schlagbäume, die Berliner Mauer
ist Geschichte.

Wegbereiter der Wiedervereinigung

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