Die Welt am Sonntag - 20.10.2019

E

s ist wieder diese Zeit des

Jahres, in der Ute Günther

mit Schrecken durch die

Straßen spaziert: Sie schaut

in Küchen mit Neonröhren-

licht, sieht Menschen im funzeligen

Schein einer Schreibtischleuchte arbei-

ten oder Kinder unter Deckenlichtflu-

tern mit Lego spielen. Draußen ist es

dunkel, und drinnen wird es auch nicht

richtig hell. Zumindest nicht so, dass

sich ein Wohlgefühl einstellen würde.

„Ich bin immer wieder überrascht, wie

Menschen wohnen können“, sagt Ute

Günther, selbstständige Innenarchitek-

tin aus Bayern. „Den meisten ist gar

nicht bewusst, in welch katastrophalen

Lichtverhältnissen sie eigentlich leben.“

VON JANINA TEMMEN

Licht bedeutet Lebensqualität – das

fffällt natürlich vor allem dann auf, wennällt natürlich vor allem dann auf, wenn

der Sommer vorbei ist und man wieder

im Dunkeln aufstehen muss oder aus

dem Büro kommt und von Finsternis

umarmt wird. Dabei kann fehlendes Ta-

geslicht durchaus durch künstliches

Licht ersetzt werden. Viele kleine

Leuchten für indirektes Licht einzuset-

zen ist dabei einer der bekannteren

Tricks von Einrichtungsexperten. Zu-

sätzlich aber sollte man in der neuen

WWWelt der LED-Leuchten genau hin-elt der LED-Leuchten genau hin-

schauen und die passenden Farbtempe-

raturen wählen.

Gerade erst hat Interieur-Expertin

Günther eine Ferienwohnung in Kon-

stanz ausgestattet. In manchen Räumen

gibt es nicht mal ein Fenster. „Ich habe

hier mit unterschiedlichen Lichtquellen

gearbeitet“, sagt sie. „Zum einen mit in-

direkten Oberlichtern, dazu kommen

LED-Bänder, einzelne Tischleuchten

und Gruppen dekorativer Wandleuch-

ten. Ein recht übersichtlicher Raum von

rund 25 Quadratmetern kann gut und

gerne fünf Lichtquellen vertragen.“

Die Faustregel „ein Raum, fünf Licht-

quellen“ ist unter Wohnprofis längst ei-

ne Selbstverständlichkeit. Die Zweit-

und Drittleuchte ist weit verbreitet.

Sind die Leuchtquellen auch noch ver-

netzt, kann man sie gleichzeitig mit dem

Smartphone einschalten. Jetzt wird der

Multilampentrend noch verstärkt mit

kabellosen Akkuleuchten, die sich sofort

und überall hinstellen lassen, wie die

„Carrie“ von Menu, die „Cestita“ von

Santa & Cole oder die „PC Portabel“

von Hay. Manche dieser tragbaren

Trendleuchten sind Hybride und kön-

nen draußen wie drinnen eingesetzt

werden, oder sie laden zum Beispiel

auch noch das Handy auf. Die schöne

neue Technikwelt hat eben längst auch

die Wohnbeleuchtung erobert —

„Smart Home“ ist auch hier das Gebot:

Ein Wisch übers Smartphone, und weg

ist das Licht, oder es ist leicht gedimmt

und ändert die Farbe. Für die Hersteller

sind die ständigen Neuerungen eine un-

erschöpfliche Umsatzquelle.

Für Helen Neumann, Leiterin des

Lichtplanungsteams von Occhio, einem

Mit einigen Tricks

kann man die dunkle

Jahreszeit stimmungsvoll

aufhellen. Am besten

mit LED-Technik

FFFaustregel: Ein Raum, fünf verschiedene Lichtquellen. Mit neuerer Technik passen sie sich auch noch der Stimmung an austregel: Ein Raum, fünf verschiedene Lichtquellen. Mit neuerer Technik passen sie sich auch noch der Stimmung an FORTSETZUNG AUF SEITE 51

GETTY IMAGES/WESTEND61

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Aus dem SCHATTEN

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2 0. OKTOBER 2019 WELT AM SONNTAG NR. 42 WOHNEN 49

VVVermieter mitermieter mit

Schnappatmung

Der Berliner Mietendeckel ist seit

Freitagabend beschlossene Sache.

Ab 2020 werden die Mieten in rund

1,5 Millionen Wohnungen der Haupt-

stadt eingefroren – wenn Senat und

Abgeordnetenhaus den entsprechen-

den Beschlüssen der Regierungsko-

alition zustimmen. Ab 2022 soll es

dann immerhin einen Inflationsaus-

gleich von 1,3 Prozent pro Jahr ge-

ben. Für Mieter, so formulieren es

die Berliner Regierungsmitglieder

immer wieder, soll der Mietenstopp

eine „Atempause“ darstellen. In den

vergangenen Jahren haben sich

Mietwohnungen in der Hauptstadt

so schnell verteuert wie sonst nir-

gends in der Republik.

Allerdings haben auch jene Ver-

mieter, die in diesen Jahren des

Preisbooms investiert haben, eben-

falls Rekordpreise gezahlt. Für sie

wird die „Atempause“ des Senats

eher zur Schnappatmung führen.

Viele Renditerechnungen werden in

den nächsten fünf Jahren nicht auf-

gehen. Und wer nicht auf seine Kos-

ten kommt, wird auch nicht in die

Bestandspflege investieren. Auch die

Instandhaltung macht also eine

„Atempause“. Ob das der Senat so

gewollt hat?

HAUSRAT

VONMICHAEL FABRICIUS

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