Die Welt am Sonntag - 20.10.2019

(Sean Pound) #1
7 2 Jahre Feuerkraft: Arnold Schwarzenegger als Modell T-800 in „Terminator Dark Fate“

©
2019 TWENTIETH CENTURY FOX

D


a sind sie wieder:
Linda Hamilton
und Arnold Schwar-
zenegger, 28 Jahre
nach ihrem letzten
gemeinsamen
Abenteuer. Man
sieht es ihnen an. Hamilton, mittlerwei-
le 63, hat graue Haare, und in ihrem Ge-
sicht hat das Leben einige Spuren hin-
terlassen. Schwarzenegger, 72, ist ein
wenig hüftsteif, und wo einmal so viele
Muskeln waren, ist jetzt der Ansatz ei-
nes gemütlichen Bäuchleins zu sehen –
als hätte es ein Bildhauer nicht übers
Herz gebracht, zu viel Marmor aus dem
Block zu meißeln.

VON PETER PRASCHL

Doch alterssanft sind sie kein biss-
chen geworden. Das Erste, was sie sagt,
als sie seiner nach all den Jahren an-
sichtig wird: Dir ist schon klar, dass ich
dich umbringen werde (er entgegnet
darauf, das könne er verstehen). Und
auch bei ihm braucht es nur ein paar
Minuten, bis er wie ehedem mit sehr
großen Gewehren alles wegballert, was
vor deren Mündung steht. Es ist wie
mit allen großen Helden. Sie müssen
immerzu weitermachen, ihre Tricks
vorführen, Mick Jagger den Balztanz,
Peter Handke den Wutanfall, Madonna
die ewige Neuerfindung. Bei Sarah
Connor und dem T-800 ist es das
Durchhalten im Abnutzungskampf ge-
gen die künstliche Intelligenz.
Für Menschen, die selbst schon Mum
Jeansund Dad Bodstragen, ist es eine
der schönsten Nachrichten dieses
Herbstes. Arnold Schwarzenegger und
Linda Hamilton sind nach fast drei Jahr-
zehnten wieder vereint, und das ist
nicht das einzige Wiedersehen in „Ter-
minator: Dark Fate“. Auch James Came-
ron hat als Produzent und Co-Dreh-
buchautor mitgewirkt. Die Geschichte
geht jetzt dort weiter, wo 1991 „Termina-
tor 2: Tag der Abrechnung“ aufgehört
hat, die Folgen dazwischen, T3 bis T5,
werden behandelt, als wären sie ein
Missverständnis gewesen.
Es ist wieder so düster wie ehedem.
Ein supertödlicher Terminator, der
Rev-9, ist aus der Zukunft gekommen,
um endlich Schluss zu machen mit je-

nem Menschen, der die Macht der Post-
humanen herausfordern könnte – einer
jungen Frau namens Dani Ramos, die
das Zeug hat, sich an die Spitze eines
Aufstands gegen die künstliche Intelli-
genz zu setzen (sie weiß das allerdings
noch nicht). Deswegen muss sie getötet
werden. Und deswegen müssen Sarah
Connor (einst selbst laut Selbstaus-
kunft Retterin von „drei Milliarden
Menschen“), der T-800 (ein halbwegs
pazifistisch gewordener Terminator)
und Grace (eine durch neuronale Im-

plantate verbesserte menschliche Sol-
datin aus der Zukunft und Beschützerin
Danis) alles daran setzen, dass Dani Ra-
mos überlebt, das Schicksal der
Menschheit hängt von ihr ab. Das ist
die Grundkonstellation von „Termina-
tor: Dark Fate“, die Durchführung er-
gibt sich daraus: zwei Stunden Gemet-
zel, bis es schließlich doch gelingt, den
Terminator unschädlich zu machen.
Das Ding ist zäh, sobald man ihm den
Metallkopf abhackt, wachsen ihm so-
fort neue nach, falls er sich im Feuer

verflüssigt, bildet die Schmelze sofort
neue Formen, Ovids Metamorphosen
waren Pillepalle dagegen.
Alles beim Alten also? Nicht ganz. Die
Frau, die unbedingt gerettet werden
muss, ist schließlich eine Mexikanerin.
Man kann getrost davon ausgehen, dass
es sich bei dieser Wendung der Termi-
nator-Saga um ein Menetekel für uns
Prä-Posthumane handelt, die dabei
sind, ihre Humanität aufzugeben. Und
tatsächlich spielt eine lange Sequenz
von „Terminator: Dark Fate“ in einem

Auffanglager für illegale Grenzüber-
schreiter, Käfige, in denen Gestrandete
festgehalten werden, herumkomman-
dierende Polizisten, schwer bewaffnete
Soldaten. Bereits „Terminator 2“ war ja
so etwas wie ein Wackelbild der Gegen-
wart: allgegenwärtige Überwachung,
der Versuch der Machtergreifung durch
eine künstliche Intelligenz, die man
nicht zu fassen bekam, das rhizomati-
sche Wuchern und die Verflüssigung
der Macht – als hätte jemand Deleuze
und Foucault in Blockbuster-Sprache
übersetzen wollen.
28 Jahre danach werden immer noch
Signale für jene gesetzt, die sich vorge-
nommen haben, in so einem Film mehr
zu erkennen als nur eine zwei Stunden
dauernde Materialschlacht. Der von Ar-
nold Schwarzenegger gespielte Termi-
nator ist in den letzten zweieinhalb
Jahrzehnten durch die Liebe einer Men-
schenfrau (nichts Körperliches, wie er
unverzüglich betont) zu einem Fast-
Menschen gereift.
Er versteht Gefühle, auch wenn er
selbst keine hat. Er hat ein Kind groß-
gezogen, Windeln gewechselt, die Ein-
käufe verstaut, die seine Frau nach
Hause gebracht hat. Er weiß, dass die
Gardinen in einem Kinderzimmer nicht
einfarbig sein sollten, sondern bunt!,
lebendig!, fröhlich! Er ist ein alter wei-
ßer Mann – und gänzlich anders als sei-
nesgleichen oft nachgesagt wird; er hat
eingesehen, verstanden, ist sanft und
sachte geworden, selbstverständlich
wird er sich opfern, wenn es darum
geht, Frauen zu retten. Es ist die Herr-
schaft der Liebe, für die er in den
Kampf zieht, nicht die Herrschaft des
Mannes. Und selbstverständlich hat es
auch viel zu bedeuten, dass die Mensch-
heit in „Terminator: Dark Fate“ von
drei Frauen gerettet wird.
Ein erfreulich seltsamer Film also.
Zwei Stunden exzessives Geballer, sehr
karge Dialoge, das Zerdeppern von
Flugzeugen, Raketenwerfern, Helikop-
tern, Autofabriken und menschlichen
Körpern, es kommen Barbecues, Biere,
Staudammmauern, Wunderwaffen,
Schießübungen an Wassermelonen vor


  • das unverhohlene Mackerprogramm
    also. Und dann geht es am Ende um die
    Rettung der Erde durch eine weibliche
    „Extinction Rebellion“.


Alter weißer Cyborg


Arnold Schwarzenegger lebt unter lauter Frauen, hat Babys gewickelt


und ist fast ein Mensch geworden. Aber wenn die Welt gerettet


werden muss, muss die Welt gerettet werden. Und dann wird geballert


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Abgezeichnet von:
Artdirector

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Textchef

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Chefredaktion

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Chef vom Dienst

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20.10.1920. OKTOBER 2019WSBE-VP1


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58 KULTUR WELT AM SONNTAG NR.42 20.OKTOBER2019


Vor Weihnachten lockt das
Auktionshaus Stahl mit ei-
nem großen Angebot an
Juwelierarbeiten und Lu-
xus-Armbanduhren nam-
hafter Uhrenmanufakturen.
Über 300 Schmuckstücke-
gelangen zum Aufruf. Die

Zum Nikolaustag, am 6. De-
zember, lädt das Hambur-
ger Auktionshaus Meyer
zu seiner großen Weih-
nachts-Schmuckauktion.
Das umfangreiche Angebot
erstreckt sich von Ringen,
Armbändern, Colliers und
Uhren bis zu reinem Brillant-
und Goldschmuck. Auch mo-
MESSETERMINE FÜR 2020 derner Design-Schmuck aus

Im Bereich von Uhren und Schmuck tut sich etwas. Die
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jede Menge Informationen – Messen und Fachveranstal-
tungen bieten eine Möglichkeit, sich auf den neuesten
Stand zu bringen. Wir haben für Sie eine Auswahl an Ter-
minen für das kommende Jahr zusammengestellt.


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  3. April – 05. Mai: Baselworld, Messe Basel
    Welt-Messe für Uhren, Schmuck und Edelsteine
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  4. – 07. September: Midora Leipzig, Messe Leipzig
    Deutschlands Herbstmesse für Uhren und Schmuck
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  5. – 05. Oktober: Intergem, Idar-Oberstein
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Naturperle und ein Art-déco-
Brillant-Armband von über
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ge-Schmuckstücke aus den
1950er und 60er Jahren wie die
Saphir-Brillant-Brosche ‚Kome-
tenschweif‘ oder die goldene
Patek-Philippe Schmuck-Arm-
banduhr erfreuen sich derzeit
großer Beliebtheit. Aus dem
Hause Cartier wird ein Gold-
armreif mit Brillantbesatz an-
geboten, von Tiffany gibt es
Gold-Ohrringe mit multicolor
Saphiren und Wellendorf be-
weist feinste Goldschmiede-
kunst bei einem Gold-Brillant
Collier mit passendem Arm-
band in Kaskaden-Optik. Damit
nicht genug, gibt es luxuriöses
Geschmeide aus dem Maison

Chopard, Piaget, Bulgari und
Lalaounis. Auch für die Herren
hält das Auktionshaus einiges
bereit. Luxusuhren aus dem
Premiumsegment zählen hier
zu den Höhepunkten: unter
dem breiten Angebot stechen
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ie Mitgliedschaft in einer auf
Unmenschlichkeit basieren-
den Partei bedeutet nicht
zwangsläufig, dass man sich von der
Menschlichkeit verabschiedet hat.
Gustav Schröder war Mitglied in der
NSDAP. Und wurde zum „Gerechten
unter den Völkern“. Schröder hat als
Kapitän der „St. Louis“ im Mai und Ju-
ni 1939 ein gutes Tausend vor den Na-
zis fliehender Juden vor dem Tod im
Holocaust gerettet.
Die Geschichte ist bekannt. Wie die
„St. Louis“ mit Ziel Havanna auslief,
von Kuba abgewiesen wurde, dann von
den USA und Kanada. Und am Ende in
Antwerpen vor Anker ging, nachdem
vier Länder sich bereit erklärt hatten,
die Flüchtlinge auszunehmen. 1976,
lange vor „Schindlers Liste“, spielte
Max von Sydow zwischen Oskar Wer-
ner, Faye Dunnaway und Orson Welles
den Schröder im Kino-Drama „Reise
der Verdammten“. Es gibt Bücher über
die „St. Louis“, eines von Schröder
selbst zum Beispiel. Gerade ist im
Mittler-Verlag ein neues erschienen.
Bekannt genug ist die Geschichte
trotzdem nicht. Achtzig Jahre nach
Ende der Irrfahrt erzählt Ben von Gra-
fensteins ARD-Dokudrama „Die Unge-
wollten“ sie noch einmal. Grafenstein
verschränkt Augenzeugenberichte,
zeitgenössische Filmaufnahmen, Fo-
tos von Bord und Spielszenen. Ulrich
Noethen, der gerade in Christian
Schwochows Lenz-Film „Deutsch-
stunde“ mit ungeheurer Wucht einen
Dorfpolizisten gibt, der Hirn und Herz
den Nazis geopfert hat, hält sich hier
hanseatisch fein zurück.
Auch eine Deutschstunde. Auch ei-
ne notwendige, eine, die ohne über-
mäßige moralische Geschichtsverstär-
ker auskommt. Möge sie nutzen. elk

Vom Gewissen


eines deutschen


Kapitäns


Ulrich Noethen im


Drama „Die Ungewollten“


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