Die Welt am Sonntag - 20.10.2019

(Sean Pound) #1
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20.10.1920.10.1920.10.19/1/1/1/1/Rei1/Rei1DSCHWARZ 5% 25% 50% 75% 95%

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72


20.10.1920. OKTOBER 2019WSBE-VP1


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72 REISEN WELT AM SONNTAG NR.42 20.OKTOBER2019


Ausreden


am Gate


Gespurtet, gesprintet, überholt, ge-
drängelt. Das kennt man, wenn mal
wieder der Zubringerflug verspätet
landet und der Anschlussflug bereits
aufgerufen ist. Wie neulich am
Frankfurter Flughafen. Renn, aber
renn! Das Ziel in Sicht, der Flieger
steht an der Gatebrücke, es sind
noch ein paar Minuten bis zur regu-
lären Abflugzeit um 13.05 Uhr. Ande-
re Passagiere warten am Gate, wol-
len auch auf den Mittagsflug LH 636
nach Riad. Müsste klappen, denke
ich. Oder etwa doch nicht? Denn sie
sehen gar nicht happy aus, die ande-
ren Passagiere, die auch mit verspä-
teten Zubringerflügen unterwegs
waren. Sie gestikulieren, protestie-
ren, deuten auf den Flieger. Es wären
vielleicht nur 15 Meter Endspurt
über die Brücke bis zur Kabine, eine
Sache von Sekunden. Wir sehen die
Cockpitnase, könnten den Piloten
zuwinken. Doch die Mitarbeiter am
Gate schütteln die Köpfe. Sie lassen
niemanden mehr an Bord, weil das
Boarding beendet ist. Alle ausge-
bremst auf den letzten Metern. Da-
runter ein saudisches Pärchen mit
kleiner Tochter und Großeltern, die
aus dem Italien-Urlaub nach Hause
wollen. Auch sie sind fassungslos.
Airlines muten ihren Passagieren
ständig Verspätungen zu. Von den
Gästen erwarten sie aber strikte
Pünktlichkeit. Warum nur werden
eingecheckte Fluggäste, die sich ver-
spätet haben, weil die Airline sie
nicht rechtzeitig hergeschafft hat,
nicht mehr mitgenommen? Nachge-
fragt bei Experten: „Ermessenssache
der Airline“ (Isabelle Polders, Spre-
cherin Flughafenverband), „frei zu
gestalten durch die Luftfahrtunter-
nehmen im Rahmen ihrer Vorgaben“
(Holger Kasperski, Sprecher Luft-
fahrtbundesamt). Mathias Gnida, Pi-
lot und Geschäftsführender Gesell-
schafter von Skycair für Flugangst-

Seminare, erklärt: „Sollte die Gate-
brücke noch dastehen, liegt es im Er-
messen des Kapitäns in Absprache
mit dem Chef der Abfertigung für
diesen Flug.“Obwohl das Flugzeug
samt Brücke noch die nächste knap-
pe halbe Stunde (und zwar bis exakt
13.30 Uhr) am Gate stehen wird, also
locker genug Zeit bleibt, um theore-
tisch mehrere Hundertschaften an
Bord schlurfen zu lassen, wird lieber


  • diskutiert. Nein, Sie kommen nicht
    mehr mit. Nein, die Kabinentür wird
    nicht mehr geöffnet. Nein, die Lot-
    sen erlauben das nicht. Nein, wir ver-
    passen den Slot.
    Aber wieso steht dann das Flug-
    zeug noch herum, wundern sich die
    Passagiere. Bitten Sie den Piloten, ob
    er uns noch mitnimmt.
    Die Mitarbeiterin am Gate ver-
    sucht es zweimal am Handy, doch
    der Kapitän, so heißt es, gehe leider
    nicht mehr ans Telefon.
    Es kommt schlimmer. Die Luft-
    hansa-App piept auf mehreren
    Handys. Passagiere erhalten die
    Nachricht, automatisch umgebucht
    worden zu sein, während dieser Flie-
    ger noch immer am Gate parkt. Um-
    gebucht auf den gleichen Flug mit
    derselben Flugnummer – aber erst
    24 Stunden später.
    Nach hartnäckigen Verhandlun-
    gen werden die junge Familie und ich
    zumindest auf eine nächstmögliche
    Verbindung umgebucht. Mit Emira-
    tes über Dubai. Gegen drei Uhr am
    nächsten Morgen landet die Maschi-
    ne in Riad. Auf dem Gang treffe ich
    die saudische Mutter mit Niqab, dem
    Gesichtsschleier, wieder. „We made
    it“, sagt sie. Ihre Augen lächeln.


UNTERWEGS

VONKIRA HANSER

Im „Karosta“, Militärgefängnis von
1900 bis 1997, saßen Deserteure der Za-
renarmee und der Wehrmacht, „Volks-
feinde“ Stalins, lettische Soldaten. Man
kann das Angebot „Extreme Nacht“ bu-
chen, auf Eisenpritsche oder Holzbrett;
nachts raustreten und anschreien las-
sen inklusive. Vorher muss man eine
Einwilligung unterschreiben.

S


elbst Con Son, einst Vietnams
gefürchtete Folter- und Gefäng-
nisinsel, ist inzwischen ein Lu-
xusziel. Das Fünf-Sterne-Resort „Six
Senses Con Dao“ betont die unberührte
Schönheit des Archipels, preist Ent-
spannung mit Yoga, Familienausflüge
und Schildkröten-Erlebnisse an. Kann
man an einem solchen Ort gut schlafen?
Kann man ausspannen, wo andere gelit-
ten haben? Nicht jeder mag das. Kann
man die Insel nicht vergessen, die Häu-
ser abreißen?, fragen einige. Doch viele
stehen unter Denkmalschutz. Die Idee
heute ist: dem einst bedrückenden Ort
eine neue Bedeutung geben, ohne zu
vergessen, was war.
Im Offenburger „Liberty“ ist die Ver-
bindung von Respekt vor der Geschich-
te und Lust an Komfort gelungen. Es
gehört zu den Designhotels, ist gehoben
und originell, hat Juniorsuiten mit alten
Holzbalken, auf dem Bett finden Kinder
eine Plüschratte. In der Lobby hängt
unter alten Gittern an der Wand ein
Freiheitsmotto in weißer Neonschrift.
Die Historie wird nicht verschwiegen.
Dies war „ein Ort der Unfreiheit“, heißt
es prominent schon auf der Website,
„an dem Menschen, die frei dachten, ge-
nau deswegen eingesperrt wurden. Die
ersten Gefangenen waren Visionäre und
Vordenker der Freiheit und Demokratie
in Deutschland, die badischen Revolu-
tionäre.“

2009 schloss die Haftanstalt, auch als
„Villa Hübsch“ bekannt. Als Großher-
zog Leopold von Baden seine Häftlinge
menschenwürdiger unterbringen woll-
te, baute Hofbaumeister Heinrich
Hübsch 1845 das Vorderhaus, 1849 das
Hinterhaus. Heute verbindet sie ein
dunkler Glaskubus. Im Restaurant
„Brot und Wasser“ wird Hummer-
schaumsuppe serviert. Nach den badi-
schen Revolutionären saßen hier fran-
zösische Widerstandskämpfer ein. Aber
auch der Schäuble-Attentäter Dieter
Kaufmann und Manfred Schmider, der
Flowtex-Gauner, einer der größten
Wirtschaftsbetrüger der deutschen
Nachkriegsgeschichte. In den Neunzi-
gern hatte er mehr als 3000 Spezial-
bohrmaschinen verkauft, die es gar
nicht gab. Geschätzte Schadensumme:
gut zwei Milliarden Euro.
Wer ein Faible für berühmte Verbre-
cher hat, ist im „Courthouse Hotel
Shoreditch“ richtig, in Londons East
End, einst eine raue Gegend, heute hip.
Gegenüber liegt das Rathaus, Station je-
der Jack-the-Ripper-Tour, wo 1888 Mary
Kelly, sein letztes Opfer, obduziert wur-
de. Das Hotel hat Dachterrasse, Sauna,
Innenpool, Kino, sogar eine Bowling-
bahn. In der Cocktailbar (alte Zellen,
bronzefarbene Sofas) gibt es den Drink
„Ball and Chain“ („Fußkugel“) aus
Schlehen-Gin, Cointreau, Zitronensaft,
Orangenmarmelade, Prosecco.
WWWohin man blickt: holzgetäfelte Wän-ohin man blickt: holzgetäfelte Wän-
de, alte Bleiglasfenster. Von 1903 bis 1996
war das Hotel ein Amtsgericht mit Poli-
zeistation. In den Zellen warteten Ange-
klagte auf ihren Prozess. Und zwar nicht
irgendwelche, sondern die Paten des
East End. Als „Double Trouble“ bezeich-
nete man Ronald und Reginald Kray, das
doppelte Böse – eineiige Zwillinge, jung,
gggut aussehend. „Mörder in Maßanzü-ut aussehend. „Mörder in Maßanzü-

gen“ nannte der „Spiegel“ sie, die seit
1 969 für Raub, Schutzgelderpressung
und Mord saßen.
Lange vor ihrer Verhaftung waren sie
ein Mythos, Starfotograf David Bailey
lichtete sie für die „Vogue“ ab. Judy
Garland und Shirley Bassey kamen in
ihre Nachtclubs. Ihre Kontakte reich-
ten in höchste Kreise der Politik und
zur New Yorker Mafia. Vom Gefängnis
aus agierten sie weiter, ließen T-Shirts
und Tassen von sich drucken. Dass ihr
Konterfei nun eine Zelle ziert, dass ein
Hauscocktail „R&R“ heißt, hätte ihnen
sicher gefallen. Man kann aber auch fra-
gen: Werden hier Straftäter als Gla-
mour-Gangster verherrlicht?

I


n Berlin arbeiten die Architekten Ar-
mand Grüntuch und Almut Ernst ge-
rade an dem Balanceakt, das frühere
Frauengefängnis in der Kantstraße 79
zum Hotel umzugestalten. Einige Sze-
nen von „Der Vorleser“ mit Kate Winslet
wwwurden hier gedreht, bevor die Architek-urden hier gedreht, bevor die Architek-
ten es kauften, die zuvor schon die Jüdi-
sche Mädchenschule in Berlin-Mitte sen-
sibel instand gesetzt haben. Wer, wenn
nicht sie, sollte ein Gebäude wie dieses
umbauen? 1942 brachte die Gestapo
Frauen des Widerstands, der Roten Ka-
pelle, hierher: Cato Bontjes van Beek, Li-
bertas Schulze-Boysen und die Pilotin
Melitta Gräfin von Stauffenberg. Bis 1985
war es ein Frauenjugendgefängnis.
Der erste Schritt, den Ort wiederzu-
beleben, ist den Architekten gelungen:
Lichtdesigner Omer Arbel (Bocci) aus
Vancouver zog 2015 ins Vorderhaus, in
das Gerichtsgebäude von 1896. Nun
hängen futuristische Lampen dort: glei-
ßend helles oder buntes Kugel-Licht im
alten Treppenhaus gegen dunkelste
deutsche Geschichte. 2020 soll das Ho-
tel eröffnen.

„Liberty“, Offenburg;Designhotel
in zentraler Stadtlage, elegant,
originell, zeitgemäßer Stil in alten
Mauern, Doppelzimmer ab 160 Euro,
designhotels.com, hotel-liberty.de

„Lloyd Hotel & Cultural Embassy“,
Amsterdam;eigensinnig, verspielt,
nicht jeder Raum ist luxuriös, manche
Suiten haben eine Schaukel, ein ver-
stecktes Bett. 1941 wurde das Aus-
wandererhotel zum NS-Gefängnis,
später Jugendbesserungsanstalt,
seit 2004 wieder ein Hotel, DZ ab 50
Euro, http://www.lloyd.nl/de

„Unitas Hotel“, Prag;in dem alten
Jesuitenkloster verhörte der kom-
munistische Geheimdienst politische
Häftlinge, in Zelle Nr. 6 saß Václav

Havel, jetzt beliebte Altstadt-Unter-
kunft, DZ ab 129 Euro, http://www.unitas.cz

„Karosta“, Liepaja, Lettland;
Gefängnispritsche 15 Euro, „Extreme
Nacht“ als Häftling mit Schikanen
1 7Euro, karostascietums.lv/de/
nakts-cietuma

„Courthouse Shoreditch“, London;
die Kray-Brüder saßen hier ein, alle
Jack-the-Ripper-Touren kommen
vorbei, hippes Hotel im angesagten
East End, DZ ab 189 Euro,
http://www.courthouse-hotel.com

„Malmaison“, Oxford;bis 1996
Zuchthaus Ihrer Majestät, 2005 für
2 0 Millionen Pfund renoviert, „Spy
Game“ mit Robert Redford spielt

hier, im Gefängnishof wird Fünf-Uhr-
Tee serviert, berühmte Insassin: Va-
termörderin Mary Blandy, 1752 ge-
hängt, soll hier spuken. DZ ab 157
Euro, http://www.malmaison.com

„Långholmen“, Stockholm;bis 1975
Schwedens größtes Gefängnis, heute
beliebte grüne Insel mit Gartencafé,
das Hotel bietet Events wie „Aus-
brechen“ in Sträflingskleidung, Hos-
tel-Einzelzelle ab 70 Euro, Hotel-DZ
ab 187 Euro, langholmen.com

„Four Seasons Istanbul at Sulta-
nahmet“, Istanbul;byzantinisches
Gebäude nahe der Blauen Moschee,
schöner Garten, Dachterrasse, im
ältesten Viertel der Stadt; ein pro-
minenter Insasse war der Dichter

Nazim Hikmet, DZ ab 423 Euro,
http://www.fourseasons.com/bosphorus

„Jail Hill Inn“, Galena,Illinois, USA;
nobler Retro-Landhaus-Flair, wirkt
wie das Haus von Freunden, Suite ab
3 58 Euro, jailhillgalena.com

„Liberty“, Boston, USA; Industrial
Chic im vornehmen Viertel Beacon
Hill, Jazz läuft in der „Alibi Bar“, im
„„„Yard“ legen DJs auf, bekanntesterYard“ legen DJs auf, bekanntester
Insasse war Malcolm X, DZ ab 285
Euro, libertyhotel.com

„Sofitel Luang Prabang“, Laos;
einst Stadtgefängnis der alten könig-
lichen Hauptstadt von Laos, ein
Hauch altes Indochina, Spa, DZ ab
1 92 Euro, sofitel.accorhotels.com/de

Mit allen Schikanen – spannende Gefängnishotels weltweit

Cooles Design im „Liberty“

KKKommunistische Aura im „Unitas“ommunistische Aura im „Unitas“

Landhausflair im „Jail Hill Inn“

KKKnastatmosphäre im „Långholmen“nastatmosphäre im „Långholmen“

Geradezu gastlich sieht der ehemalige Gefängniskorridor im heutigen „Hotel Malmaison“ in Oxford aus (l.).
Im „Courthouse Shoreditch“ wurden die engen Zellen zu modernen, gleichwohl spartanischen Zimmern
aufgemöbelt (o. r.). Im lettischen „Hotel Karosta“ wird man auf Wunsch wie zu Sowjetzeiten schikaniert (u. r.)

D


ZU


GAST


IM
KNAST

Gefängnishotels sind


weltweit gefragt.


Sie bieten Luxus in


alten Mauern,


Nächte mit einem


gewissen Thrill –


und manchmal auch


eine besondere


Geschichtsstunde


Die Namen der Insassen sind in die
Fensterrahmen geritzt: „Art“, „Glen“,
„JJ“. Sonst erinnert kaum etwas im „Jail
Hill Inn“ in Galena, 260 Kilometer
westlich von Chicago, daran, dass es bis
1977 ein Gefängnis gewesen ist. Die Git-
ter sind weg, die Zellenwände auch. Zur
Begrüßung gibt es Champagner, abends
Käse und Wein. Man trifft sich im
Wohnzimmer, auf der Terrasse oder
bleibt in der Suite: gedeckte Farben, an-
tike Möbel, Kingsize-Bett, gemütlich.
Die sechs Gästezimmer sind auf Monate
ausgebucht, seit das Haus Anfang 2019
von TripAdvisor zum besten Bed &
Breakfast der USA gekürt wurde. Aus ei-
nem Ort, an dem niemand sein wollte,
sagt Besitzer Matthew Carroll, habe er
einen gemacht, an dem jeder sein wolle.

VON VIOLA KEEVE

Gefängnishotels boomen weltweit,
in Amsterdam, London, Oxford, Prag
oder Stockholm. Viele sind luxuriös,
wie das „Liberty“ in Boston, heute ei-
nes der exklusivsten Hotels der Stadt.
Sogar internationale Edelmarken ha-
ben einstige Kerker im Programm. Das
„Sofitel Luang Prabang“ in der alten
königlichen Hauptstadt von Laos ist ei-
nes der schönsten Häuser der Stadt,
koloniales Flair, tropischer Garten. Auf
der Website spricht man lieber von
„Beobachtungs“- als von Wachtürmen,
von „französischer Lebenskunst“ und
„gehobenem Ambiente“. Beim palast-
artigen „Four Seasons Istanbul Sulta-
nahmet“, wo einst politische Gefange-
ne und Künstler eingesperrt waren,
wirbt man mit „singenden Vögeln“,
„Luxus“ und „byzantinischer Pracht
am Bosporus“.

D


ieses Verkleistern der Vergan-
genheit kann man auch zynisch
finden – wenn durch die Um-
widmung eines traurigen historischen
Ortes zu einer Art Abenteuerspielplatz
die Geschichte verharmlost wird. Die-
ses Gefühl hat man besonders, wenn
Hotels ihre dunkle Historie in den Vor-
dergrund spielen, mit Verbrecher-Flair
locken, dem Thrill für eine Nacht. Das
„Långholmen“ in Stockholm, einst
Schwedens Zentralgefängnis, bietet bei-
spielsweise Aktivitäten in gestreifter
Sträflingskleidung an: „Knastbruder für
einen Tag“, „Ausbrechen“ mit Ex-Insas-
sen als Teambuilding für Konferenzteil-
nehmer, „Kämpfe“ zwischen „Gangs“.
Wem das nicht reicht, der fährt ins letti-
sche Liepaja (Libau), den alten Badeort
der Zaren, heute ein Ziel für Kitesurfer.

WWWer zu spät ans Gate kommt, er zu spät ans Gate kommt,
hat Pech gehabt

BLOOMBERG

/NICKY LOH

Nichts geht über Mitbringsel, die
man essen kann. Noch dazu, wenn
sie über Jahre, wenn nicht Jahrzehn-
te haltbar sind, so wie Sardinen aus
der Dose. Vorbei die Zeiten, als sich
Dosenfische verschämt zwischen Ra-
violi- oder Ananaskonserven im Vor-
ratsschrank verstecken mussten.
Heute gelten Sardinenbüchsen als
elegantes Mitbringsel von den Küs-
ten Portugals, Frankreichs oder Spa-
niens, wo sie hübsch verpackt in
Feinkostgeschäften und Bars ange-
boten werden. Und zu Hause sind sie
eine Zierde für jedes Küchenregal.
Die Herstellung von Fischkonser-
ven hat vor allem in Portugal eine
lange Tradition. Das Unternehmen
Ramirez zum Beispiel wurde 1853 ge-
gründet. In den 1930er-Jahren gab es
in dem Land am Atlantik um die 150
Fischfabriken, von denen heute noch
etwa 20 übrig sind. Vor allem Über-
fischung und Klimawandel haben
den Sardinenschwärmen zuge-
setzt. Konnten 2006 noch
106.000 Tonnen Sardinen aus
dem Meer gezogen werden,
waren es 2016 nur noch
22.000.
Die Dosenproduzenten
befinden sich alle im nördli-
chen Teil Portugals. Weil
Sardinen kaltes Wasser mö-
gen, wandern sie aber immer
mehr Richtung Norden ab,
was die Fischer in Spanien
und Frankreich freut. Portugal
hat mittlerweile den Sardinenfang li-
mitiert, der Inhalt in vielen angebo-
tenen Dosen besteht heute aus Im-
port-Sardinen. Es gibt nur wenige
Manufakturen, die die Fische noch
selbst im Atlantik fangen und fang-
frisch verarbeiten. Zu diesen Fisch-
unternehmen gehört zum Beispiel
Pinhais, eine in der Nähe von Porto

Entgegen ihrem Ruf sind Dosen-
sardinen reine Naturprodukte, ohne
Konservierungsmittel und sonstige
Zusatz- oder Farbstoffe. Und mit je-
der Menge Handarbeit, die in den
kleinen Manufakturen von den Frau-
en der Fischer übernommen wird.
Das Olivenöl, das in Portugal für
die Dosen verwendet wird, ist ein
sehr einfaches Öl, das nicht mitge-
gessen wird. Im Gegensatz dazu
schwimmen französische Sardinen
in hochwertigem Öl. Außerdem gibt
es in Frankreich die sogenannten
Jahrgangssardinen, besonders große
und fette Sardinen, die in von Künst-
lern gestalteten Dosen landen. Sardi-
nen aus Portugal sind meist etwas
größer als ihre französischen Brüder
und Schwestern, und sie schmecken
etwas weniger intensiv.
In Lissabon bekommt man beson-
ders schön verpackte Sardinenbüch-
sen in der „Conserveira de Lisboa“.
Alle Arten von frischem Fisch in
Dosen bekommen Sie in der
portugiesischen Hauptstadt bei
„O Mundo fantástico das con-
servas portuguesas“ oder bei
„Loja das Conservas“. Wer
nicht so weit fahren will, kann
in Berlin auch die „Sardinen-
.Bar“ besuchen. Bei ein paar
Sardinen (der Fisch wird mit
etwas Brot direkt aus der
Blechkonserve gegessen) und
einer Flasche Wein kann man
hier wunderbar den nächsten
Portugal-Urlaub planen. Und ein
paar schmucke Dosen als
Vorweg-Souvenir nach Hause
mitnehmen.

TDie Autorin bereist für ihren
Berliner Laden „International
Wardrobe“ die Welt. Was sie
dort findet, stellt sie hier vor

Reif für die Dose


SOUVENIR

KKKunstvolle Verpackung:unstvolle Verpackung:unstvolle Verpackung:
KATHARINA KOPPENWALLNERSardinendosen in Portugal

VONKATHARINA KOPPENWALLNER

gelegene Manufaktur, die seit 100
Jahren in Familienbesitz ist. Auch La
Gondola zählt zu den Herstellern,
die nur handverlesene Sardinen ver-
arbeiten.
Die beste Zeit für frische Sardinen
ist in Portugal zwischen Juni und
Oktober. Da Sardinen nicht ständig
zu bekommen sind, werden von den
Konservenmanufakturen auch ande-
re Fische wie Thunfisch oder Makre-
len eingedost. Die Sardinen werden
von Hand entgrätet und kurz frit-
tiert, was gut für die Konsistenz und
den Geschmack der Fische ist. Damit
das Frittierfett abtropfen kann, wer-
den sie über Nacht aufgehängt. Dann
kommen sie, fein säuberlich von
Hand geschichtet, in die passenden
Dosen und werden mit Olivenöl be-
deckt. Zum Schluss wird die Dose
verschlossen und pasteurisiert.

WAMS_DirWAMS_DirWAMS_Dir/WAMS/WAMS/WAMS/WAMS/WSBE-VP1/WSBE-VP1
20.10.1920.10.1920.10.19/1/1/1/1/Rei2/Rei2 DSCHWARZ 5% 25% 50% 75% 95%

Abgezeichnet von:
Artdirector

Abgezeichnet von:
Textchef

Abgezeichnet von:
Chefredaktion

Abgezeichnet von:
Chef vom Dienst

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20.10.1920. OKTOBER 2019WSBE-VP1


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2 0.OKTOBER2019 WELT AM SONNTAG NR.42 REISEN 73


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