Die Welt am Sonntag - 20.10.2019

(Sean Pound) #1
Mentalität der Pusher und Marktradika-
len heute auch bei Windkraftanlagen
und Geothermie, in deren Betrieb eine
ganze Reihe von Bekannten aus der da-
maligen Epoche gewechselt sind. Gera-
de wird die Autoindustrie von Politi-
kern und Medien in eine Neuerfindung

als E-Mobilitäts-Hersteller gedrängt,
ohne dass auch nur ansatzweise klar
wäre, wie die Infrastruktur für diese Zu-
kunft aussehen soll. Elon Musk, der nun
wirklich so gar keine Tugend des ehrba-
ren Kaufmanns hat, ist heute ein Idol.
Stadtwerke und Oberbürgermeister ge-

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20.10.1920.10.1920.10.19/1/1/1/1/SV5/SV5RZULAUF 5% 25% 50% 75% 95%

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20.10.1920. OKTOBER 2019WSBE-VP2


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D


u siehst das falsch“,
sagte Q. 2002 auf
dem als mondän ge-
planten Founders
Forum in Elmau. Im
Jahr zuvor hatte
sich dort die Elite
der bayerischen Start-ups getroffen, um
das gute alte München in Munich Area
umzubenennen, die „drittbeste Grün-
derregion der Welt“ hinter dem Silicon
Valley und dem Silicon Wadi in Israel.
2002 aber war der Neue Markt der
Deutschen Börse schon so von Pleiten
und Abstürzen geprägt, dass man die
Krise kaum mehr verheimlichen konnte.
2002 sollten Gentech- und Pharmafir-
men eine neue, grandiose Zukunft be-
schwören, doch oben im Saal, in dem die
Success Stories präsentiert wurden, hat-
te ein rundlicher und nicht eben adonis-
hafter Herr erzählt, welche Hoffnungen
er in ein Medikament gegen wenig er-
bauliche Geschlechtswarzen setzte.
Die Internetvertreter, die trotzdem
noch nach Elmau gepilgert waren, um im
Abyss der scheiternden Börsengänge
noch einmal Erbauungspredigten ihrer
Vordenker zu hören, wurden schwer ent-
täuscht: Ihr Hohepriester Lothar Späth,
der in den Jahren zuvor nicht müde wur-
de, einen neuen Unternehmertyp ameri-
kanischen Stils zu predigen, und der sich
als Vater der New Economy inszenierte –
sagte ab. Wenn schon die Hohepriester
nicht mehr zu den Gottesdiensten kom-
men, ist etwas faul.
Deshalb sagte Q. auch einem Bekann-
ten, dass er seinen Geschäftsplan falsch
sehe. Q.s Idee, strauchelnde Start-ups
zu übernehmen und nach Reorganisati-
on zu verkaufen, sei nicht die Vorstel-
lung eines Notarztes, der nach einem
Unfall die Überlebenden rettet. Q. war
da ganz pragmatisch, es gehe mehr da-
rum, den kommenden Kadavern die
Goldzähne auszubrechenund die noch
intakten Organe gewinnbringend zu
verkaufen.
Das Ganze muss sich der geschätzte
Leser am Pool des damals noch nicht
abgebrannten Schlosses Elmau vorstel-
len, mit Blick über Almen und Berge.
Später hörten wir Ansprachen, die
Pleitewelle sei gar nicht so schlimm, das
sei eine großartige Zeit für Gründer,
denn jetzt, mit dem Fall der alten New
Economy, trete man ein in die Zeit der
Real Economy. Die alten EM.TVs und
Kabel New Medias müsse man als Dün-
ger für das Wachstum neuer Firmen se-
hen, die aus den Fehlern lernten und
mit dem richtigen Bewusstsein, Hand in
Hand mit der Old Economy, die Welt
veränderten.
Für ein paar Tage konnten Gründer,
Manager und Journalisten des Hypes
vergessen, dass sie in ein paar Tagen
oder Monaten vor dem Nichts stehen
würden. Jahrelang hatten sie den Deut-
schen erzählt, sie könnten Geld aus dem
Nichts schaffen, wer in sie investiere,
werde märchenhafte Gewinne machen.
Nun hatte sich die Meinung in der
Öffentlichkeit geändert, man konnte
die fallenden Kurse nicht mehr leugnen:
Wie gut, dass es das Founders Forum
zur gegenseitigen Versicherung gab,
freundlicherweise mitfinanziert von der
bayerischen Staatsregierung, die sich
sehr lange mit dem kommenden Deba-
kel nicht abfinden wollte. Kein Wunder,
die Staatsregierung hatte mit einer An-
lockungspolitik und Verschwendung
der Privatisierungserlöse doch selbst
dafür gesorgt, dass ein lockender Gold-
zahn in dem ein oder anderen Kadaver
die Leichenschänder anzog.
Im Abstand von zwei Jahrzehnten
kann man das mit einer gewissen zyni-
schen Belustigung schreiben. Und wenn
man ehrlich ist, sind die Illusionen jener
wilden Zeit von 1997 bis 2002, als alles
möglich schien, eine Kleinigkeit im Ver-
gleich zur fundamentalen Kredit- und
Währungskrise, die 2007 begann. Was,
kann man mit gutem Recht fragen, sind

ein paar überzogene Bewertungen von
Klitschen ohne Geschäftsmodell gegen
die Gelddruckerei der EZB?
In der New Economy musste der ein
oder andere Wagniskapitalfinanzierer
abgewickelt werden, und ein paar im-
mens reiche Menschen und Fonds verlo-
ren einen Teil ihrer Anlagestrategie. Ein
paar dumme Kleinaktionäre lernten mit
voller Härte, was unternehmerisches Ri-
siko und Spekulation bedeuten können.
Sehr viele junge, ersetzbare Leute wur-
den etwas älter und blieben ersetzbar.
Die Mieten in München wurden für ein
paar Jahre wieder erschwinglich.
Aber die New Economy hinterließ
keine fundamentale Enteignungskrise
durch Nullzinskrisen, und in heutigen
Euro-Krisen-Regionen wie Süditalien,
Zypern und Griechenland bekam man
davon nichts mit. Aber all die Banker,
die jetzt in Frankfurt arbeitslos werden,
weil die deutschen Großbanken lieber
als Kleinbanken überleben wollen, wer-
den für den Staat noch richtig teuer.
Deshalb kann man heute von der New
Economy wieder als dem Wirtschafts-
wunderland erzählen, das sie nie war:
Auf einem alten Compaq E500 habe ich,
glaube ich zumindest, noch das Bild aus
einer Berliner Studentencommunity,
deren Mitarbeiter damit angeben, auf
dem Fußboden zu schlafen, wenn sie
mit der Arbeit fertig sind. So war das Le-
ben in Zeiten des Hypes. Wer brauchte
schon höhere Löhne für eine Wohnung,
wenn er einen Titel bekam und hoffen
konnte, irgendwann beim Verkauf auf-
zusteigen, statt – wie es wirklich gewe-
sen ist – bei der Konzentration auf das
Kerngeschäft entlassen zu werden?
Oder beim Asset Deal. Oder beim
Merger of Equals. Zu den Dingen, die
man in all den Jahren gern vergessen
hat, gehört die Sprache dieser Szene.
Das Denglisch, das einen höheren Wert
über ein niedriges Treiben hängt. Alle
wollten im Top Quarter sein, wenn es
um die Berichte an die Wagniskapitalfi-
nanzierer ging.
Top Quarter sind die Unternehmen
mit den besten Chancen auf einen Bör-
sengang oder eine Anschlussfinanzie-
rung. Das Wort impliziert bereits, dass
es drei von vier Firmen definitionsge-
mäß nicht so weit schaffen können: Die
Folge ist ein ständiges Überbieten mit
Superlativen und ein konsequentes Ver-
schweigen von Risiken und Verpflich-
tungen, die man eingegangen ist, um die
scheinbar schönen Zahlen zu präsentie-
ren. Jedem in diesem System war klar,
dass die buchhalterische Wahrheit auf
der Strecke bleibt, aber niemanden in-
teressierte das, wenn die Firma an die
Konkurrenz oder an die Aktionäre ver-
kauft wurde.
Gelernt hat man daraus übrigens gar
nichts. Im Jahr 2019, da die Börsengänge
seltener sind, wird von Unicorns oder
Einhörnern gesprochen: die game chan-
ger, deren Wert bei mehr als einer Milli-
arde liegen soll. Gemeint sind Firmen
wie Vice Media, We Work oder Buzz-
feed, deren Aufstieg und beginnender

Niedergang nicht ganz zufällig an die
Stars der New Economy erinnert.
Überhaupt hat man als Beteiligter

Stars der New Economy erinnert.
Überhaupt hat man als Beteiligter

Stars der New Economy erinnert.

momentan oft das Gefühl, gewisse Ent-
wicklungen schon einmal erlebt zu ha-
ben, sobald technische Entwicklungen,
journalistische Jubelstürme und politi-
scher Populismus zusammenkommen.
Vor 15 Jahren musste jede Firma und je-
de Partei eine Präsenz im Second Life
haben. Das Second Life von 2019 ist die
künstliche Intelligenz, die eine Art
Über-Ich erschafft, in dem der Mensch
von den Zwängen des eigenen Nachden-
kens befreit ist: Die Software wird es
schon richten.
Wir Älteren kennen noch W@p und
UMTS auf Nichtfarbbildschirmen, wir
waren auf Präsentationen von Siemens
und bekamen Funktionen des neuen
Handys erklärt, die wir nicht selbst aus-
probieren durften, weil die Software
noch ein paar Fehler hatte.
Die Handysparte von Siemens gibt es
schon lange nicht mehr,und dafür soll
5G jetzt noch schneller werden, wäh-
rend bei uns auf dem Dorf in Bayern Ed-
ge das Maß aller Dinge ist.
Und natürlich kennen die Älteren
auch die bombenfeste Gewissheit der
politischen Entscheidungsträger, wenn
es darum geht, auf Basis einer techni-
schen Entwicklung und Fördermilliar-
den Zukunftsarbeitsplätze zu erkennen.
Das hat den Deutschen nun den Fünf-
Milliarden-Euro-Geldsegen des soge-
nannten DigitalPakts Schule einge-
bracht, der als Ziel die „Sicherung der
Zukunfts- und Innovationsfähigkeit
Deutschlands im internationalen Wett-
bewerb“ angibt.
Das Bildungsministerium ergeht sich
dabei in phrasenüberladenen Sätzen
wie „Die Lehr-Lern-Infrastrukturen für
allgemeinbildende und berufliche Schu-
len sollen dabei interoperabel und ska-
lierbar gestaltet werden“, gerade so, als
ob Nichtskalierbarkeit und Nichtver-
bindungen bei Soft- und Hardware auch
eine Option wären. Solche Förderpro-
gramme klangen schon in der New Eco-
nomy gut, als sich Politiker als Innova-
toren feiern ließen: Das den Start-ups
zugrunde liegende Problem der schei-
ternden wirtschaftlichen Entwicklung
wurde damals genauso ignoriert wie
drängende Probleme der Gegenwart, als
da wären Unterrichtsausfall, sinkende
Lernleistungen, Integrationsdefizite
und Lehrerqualifikation. Daran kann
die verpflichtende Einführung eines
iPads in der Schule nichts verbessern.
So gesehen ist die alte New Economy
zwar tot, und die Zukunft wurde mit
Monopolisten wie Facebook, Amazon
und Google ganz anders, als sich das die
Gründer im kleinen München vorstell-
ten, die davon träumten, ein Friendster
zu kopieren.Aber eine gewisse Haltung,
eine sehr szenetypische Rücksichtslo-
sigkeit, das alles ist geblieben und hat
sich nicht auf den kontaminierten Be-
reich Internet begrenzen lassen.
Es gibt diese sehr spezielle „Mach
jetzt mit, morgen geht es nicht mehr“-

ben sich reihenweise dafür her, unsiche-
ren, aber modischen Gefährten wie
E-Rollern den Weg frei zu machen, ob-
wohl schon Leihrad-Anbieter Debakel
verursachten.
Es gibt keinen konzentrierten Zyklus
mehr, in dem Medien, Politik, Investo-
ren und Firmen im Gleichschritt an ei-
ner anderen Zukunft arbeiten, die „In-
ternet“ oder „New Media“ heißt. Aus
dem überkochenden Sumpf, der einmal
der Neue Markt war, ist eine lauwarme
Brühe geworden, aus der ab und zu ein
paar Blasen hochsteigen und in der im-
mer wieder mal ein ehemals chancen-
reiches Raubtier versinkt.
Der Bundesbürger hat dagegen seine
Lektion gelernt und tut sein Geld lieber
auf sein zinsloses Sparbuch, statt es
noch einmal den Telekoms, den Isions
und Biodatas hinterherzuwerfen. Er är-
gert sich weiter über lange Ladezeiten
und Akkus, die nach einem Jahr
schlappmachen, und zahlt kräftig dafür,
dass Politiker für Zukunftskongresse
Bierkrüge bedrucken lassen, mit Auf-
schriften wie „B2B in Bavaria means
Beer and Business“.
Denn so war sie wirklich, die New
Economy, derb, obszön und von einer
kognitiven Dissonanz, die nie von Dau-
er alle täuschen kann. Aber wer weiß ...
mir fällt momentan auf, dass enorm vie-
le aus der damaligen Zeit, die Agentu-
ren, Digitalbuchverlage und Blogver-
markter vor die Wand fuhren, heute
trotz ihres verschwenderischen Lebens-
stils unisono den Klimawandel bekla-
gen. Das könnte das nächste Feld wer-
den, in dem sich alle Marktkräfte für ei-
ne teure und nach rücksichtslosen En-
trepreneuren lechzende Wirtschaft zu-
sammentun. Mir als einem, der dabei
war, stellen sich jedenfalls allein beim
Begriff „Green New Deal“ und dessen
nassforschen Protagonisten die Na-
ckenhaare auf. So fing das damals auch
an, was im Pool von Elmau bei der Ka-
daververwertung endete.

TDon Alphonsoist WELT-Autor

So derb, so obszön, so unbelehrbar


Der Tod der New


Economy Anfang des


Jahrtausends war von


Symptomen begleitet,


die sich heute in der


Wirtschaft wieder


zeigen – warnt


ihr damaliger


Sterbebegleiter


Don Alphonso


Rom,
Italien

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