Die Welt Kompakt am Sonntag - 20.10.2019

(Rick Simeone) #1

IV WELT EUROPEAN SUMMIT 2019 WELT AM SONNTAG NR. 42 20. OKTOBER 2019


SPEZIAL


NUR FÜR PROFESSIONELLE ANLEGER
* Quelle IPE „Top 400 Vermögensverwalter“, verö entlicht im Juni 2019 und basierend auf AUM per Ende Dezember 2018. ** Erste Kursaufstellung 07.11.1986. Der Amundi Ethik Fonds ist ein Fonds nach österreichischem Recht, aufgelegt von der Amundi Austria
GmbH. Die vollständigen Angaben zum Fonds sind dem Verkaufsprospekt bzw. den wesentlichen Anlegerinformationen, ergänzt durch den jeweils letzten geprüften Jahresbericht und den jeweiligen Halbjahresbericht, falls dieser mit jüngerem Datum als der
Jahresbericht vorliegt, zu entnehmen. Diese Unterlagen stellen die allein verbindliche Grundlage eines Kaufs dar. Sie sind in Deutschland kostenfrei in digitaler Form unter http://www.amundi.de und als Druckstücke bei der Amundi Deutschland GmbH, Arnulfstr. 124–126, D-80636
München, erhältlich. Soweit nicht anders angegeben, beruhen die hier enthaltenen Ansichten auf Recherchen, Berechnungen und
Informationen von Amundi Asset Management. Diese Ansichten können sich jederzeit ändern, abhängig von wirtschaftlichen und anderen Rahmenbedingungen. Es gibt keine Gewähr, dass sich Länder, Märkte oder Branchen wie erwartet entwickeln werden.
Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind keine Garantie oder ein verlässlicher Indikator für die zukünftige Entwicklung einer Anlage. Dieses Dokument ist kein Verkaufsprospekt und stellt kein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Anteilen in Ländern dar, in
denen ein solches Angebot nicht rechtmäßig wäre. Außerdem stellt dieses Dokument kein solches Angebot an Personen dar, an die es nach der jeweils anwendbaren Gesetzgebung nicht abgegeben werden darf. *** Morningstar-Vergleichsgruppe: EUR Cautious Allocation


  • Global. Quelle: Morningstar Direct, Stand: 31.07.2019. Morningstar Ratings: Copyright © 2019 Morningstar UK Limited. Alle Rechte vorbehalten. Die Informationen zu den Morningstar Ratings dürfen nicht vervielfältigt oder verteilt werden, und es kann keine Garantie
    übernommen werden, dass sie richtig, vollständig oder aktuell sind. Weder Morningstar noch seine Content Provider sind für Schäden oder Verluste verantwortlich, die aus der Verwendung dieser Informationen resultieren. Bitte beachten Sie: Eine Rating-Agentur kann
    ein Finanzinstrument nur unter der Prämisse funktionierender Märkte bewerten. Amundi Deutschland GmbH ist ein Unternehmen der
    Amundi Gruppe. Amundi Asset Management ist eine französische vereinfachte Aktiengesellschaft („Société par Actions Simplifi ée“), 90 boulevard Pasteur - 75015 Paris. Oktober 2019.|


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angesagt sind. Da wollen viele Politiker nicht abseits-
stehen, sondern lieber an der Spitze des jeweiligen
Flashmobs zur Rettung der Welt mitlaufen. Die Bun-
desregierung und die Regierungen der Länder reagie-
ren gern mit kurzzeitigem Aktivismus. So werden aus
Regierungen Reagierungen. Vor allem im Kanzleramt
scheint es eine ganze Fahndungsgruppe zur Erfor-
schung des vermeintlichen Wähler
innen-Willens zu
geben. Das Problem etwa, dass eine Million Zuwande-
rer möglicherweise auch eine Million zusätzliche
Wohnungen braucht, wird durch die Forderung nach
einem Mietendeckel nur unzureichend gelöst.
Besonders im ideologischen Ökodschungel der
Energiewende wird der Wettbewerb gegenläufiger
Maßnahmen deutlich.
Sind die Steuereinnahmen knapp, wird eine Verlän-
gerung der Laufzeiten von Atomkraftwerken be-
schlossen, damit eine Brennelementesteuer kassiert
werden kann, die anschließend vom Verfassungsge-
richt kassiert wird. Dann schlägt ein Tsunami in Fu-
kushima zu, schon wird die Laufzeit der hiesigen
Kernkraftwerke drastisch reduziert, damit die Grünen
in Baden-Württemberg nicht die Wahlen gewinnen,
was sie dennoch taten. Sprudeln hingegen die Steuern,
wird erforscht, welche Wähler*innen durch unsinnige
Subventionierungen angelockt werden können. Kam-
pagnen machen sich immer gut – mal so, mal so.
Im deutschen Wald versuchten die grünen Land-
wirtschafts- und Umweltminister jahrelang den Anbau
der aus Kanada stammenden Douglasie als nicht hei-
mischer Baum, als „fremdländisches Nadelgehölz“ zu
stoppen. Forstwirtschaftliches Multikulti hatte im
deutschen Wald nichts zu suchen. Bis die Dürre aus-
brach, der deutsche Wald mal wieder im Sterben lag
und dieselben Minister und NGO-Aktivisten zur Ret-
tung des durch Dürre bedrohten Waldes ultimativ den
Anbau neuer Baumsorten wie der Douglasie forderten.
Noch im Jahre 2013 wurde die Douglasie vom Bun-
desamt für Naturschutz (BfN) als „invasiver Neophyt“
auf die Schwarze Liste „invasiver Arten“ aufgenom-
men. Auf vielen Bodentypen, insbesondere auf trocke-
nen und sauren Böden, sei die Douglasie dominant und
verdränge heimische Arten – quasi eine botanische An-
ti-Migrations-Argumentation. Jetzt soll der robuste un-
geliebte Zuwanderer aus Nordamerika also den deut-
schen Wald vor der Klimakatastrophe schützen.
Um CO 2 -neutrale Energie zu produzieren, wurde
der flächendeckende Anbau von Mais propagiert, da-
mit dieser in gigantischen Biogasanlagen vergärt wer-
den kann. Das Gas wird dann zumeist zur Elektrizi-
tätsherstellung verbrannt – denn Strom wird vom Ver-
braucher reichlich subventioniert. Dass Maisfelder bis
zum Horizont geradezu ein Musterbeispiel für indus-
trielle Intensivlandwirtschaft und den damit verbun-
denen Artenrückgang von Pflanzen und Tieren sind,
steht natürlich auf einem anderen Blatt.
Gerade das Thema Energie ist ein Tummelplatz der
Widersprüche.
Dass die knapp 30.000 Windräder in Deutschland
Schreddermaschinen für Vögel und Insekten sind,
wird stillschweigend in Kauf genommen, denn sie
sterben ja für eine gute Sache. Ein Vorschlag der Deut-
schen Wildtierstiftung, gemeinsam mit dem Bundes-
umweltministerium eine wissenschaftliche Untersu-
chung zum Vogel- und Insektensterben durch Windrä-
der zu finanzieren, wurde von der Staatssekretärin im
Auftrag der Ministerin dankend abgelehnt.
Um die Zahl der Windräder zu verdoppeln, plant
das Wirtschaftsministerium, die gesetzlichen Richtli-
nien für den Natur- und Artenschutz bei der Planung
neuer Windparks zu lockern. Ob das dann auch für
den Straßen- oder Bahnstreckenbau gilt, der aufgrund
derselben Paragrafen häufig für Jahre blockiert wird,
ist bislang noch unklar.
Dass moderne Dieselmotoren deutlich weniger fos-
sile Brennstoffe verbrauchen als etwa Benzinmotoren
und deshalb im Prinzip auch weniger CO 2 ausstoßen
als Benziner, spielt keine Rolle, wenn es um Stickoxide
oder den bösen Feinstaub geht. Der wiederum spielt
keine Rolle, wenn ein mit schweren Batterien belade-
ner Bus einen höheren Abrieb an den Rädern hat als
ein leichteres Fahrzeug. Dafür ist er ja mit sauberem
Strom unterwegs. Wie schmutzig der Strom und die
ihn aufnehmenden Batterien erzeugt worden sind,
spielt dabei wieder keine Rolle. Dafür wird dann die
Stromproduktion von Kernenergie, Steinkohle und
Braunkohle befreit und das Erdgas am liebsten auch
nicht mehr aus Russland importiert, das könnte die
Abhängigkeit von Putin stärken. Stattdessen kauft
man dann Flüssiggas aus den USA, das aber auf keinen
Fall durch Fracking erzeugt worden sein darf. Anderes
gibt es von dort aber kaum noch.
Die Deutsche Bahn durfte jahrzehntelang am ausge-
streckten Arm der Regierung hungern und musste so-
gar noch eine stattliche Dividende von mehreren Hun-
dert Millionen an ihren Eigentümer, den Bund, abfüh-
ren – der diesen Betrag dann ins Schienennetz inves-
tierte. Also ein Nullsummenspiel, das nur die Illusion
einer großen Investition in die Zukunft des öffentli-
chen Nah- und Fernverkehrs erzeugte.
Jetzt kommt Rückenwind aus dem Klimapakt.
Zwanzig Milliarden soll die Bahn aus der Kasse be-
kommen – als wäre der Bundesregierung erst jetzt
frisch eingefallen, dass die Bahn das umweltfreund-
lichste Fortbewegungsmittel ist, sobald sie mit Strom
aus der Oberleitung fährt, ob der nun (wie werbemä-
ßig behauptet) zu hundert Prozent aus Ökostrom
aus der Oberleitung fährt, ob der nun (wie werbemä-
ßig behauptet) zu hundert Prozent aus Ökostrom
aus der Oberleitung fährt, ob der nun (wie werbemä-
stammt (was eine raffiniert eingefädelte PR-Schum-
melei ist) oder nicht. Auch bei der Bahn kommt der
Strom aus der Steckdose, also der sogenannten
„Stromsuppe“, und die wird weitgehend von Kern-
oder Kohlekraftwerken hergestellt. Auch Wind und
Sonne liefern zu. Und wenn es eine Flaute gibt und die
Sonne ausnahmsweise nachts nicht scheint, helfen die
Nachbarn zur Linken mit Atom- und die Nachbarn zur
Rechten mit Kohlestrom aus. Und das Goldkind in der
Mitten darf weiterträumen und sich aus Widersprü-
chen das Passende aussuchen und das nicht Passende
ausblenden.
TStefan Aust ist WELT-Herausgeber
FORTSETZUNG VON SEITE III

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