Die Welt Kompakt am Sonntag - 20.10.2019

(Rick Simeone) #1
ie neue Frankfurter Alt-
stadt ist ein Touristenmag-
net. Doch wer sie im Inter-
net virtuell durchlaufen
möchte, der wird ent-
täuscht: Auf Google Street View findet
er nur das alte Technische Rathaus, das
an ihrer Stelle einst stand. 2010 wurde
es abgerissen, auf Google lebt es fort.
Ganz ähnlich ist das mit anderen deut-
schen Orten. In Hamburg, München
oder Berlin: Google aktualisiert die
Panoramabilder der Straßen nicht. Die
Ansichten sind überall mindestens zehn
Jahre alt.

VON FRANK STOCKER

Der Grund liegt in den umfangrei-
chen Datenschutzvorgaben, die den
Aufwand zu groß machen. Doch nun
steht die bisherige Praxis auf dem Prüf-
stand, wie WELT AM SONNTAG vom
Datenschutzbeauftragten der Stadt
Hamburg erfuhr. Er ist für Google in
Deutschland zuständig, das in der Stadt
seinen Sitz hat.
Zur Einführung von Google Street
View 2010 hatte seine Behörde verfügt,

dass jeder vor Veröffentlichung der Bil-
der im Netz das Recht haben muss, die
VVVerpixelung seines Wohngebäudes zuerpixelung seines Wohngebäudes zu
verlangen. Davon machten seinerzeit
Tausende Bürger Gebrauch, wochen-
lang war es ein mediales Top-Thema.
Google musste damals 200 Leute ein-
stellen, die die Vorgaben händisch um-
setzten.

KEINE AKTUALISIERUNGDas Unter-
nehmen stoppte daher das Projekt für
Deutschland. Vorhandene Bilder werden
nicht mehr aktualisiert. Und während
Nutzer praktisch überall in Europa jedes
Dorf und jeden Feldweg über Street
View erkunden können, sind von
Deutschland nur die 20 größten Städte
enthalten, ähnlich wie in Weißrussland,
Moldawien und Bosnien-Herzegowina.
Wer sich hierzulande etwa vorab an-
schauen möchte, wie ein Reiseziel aus-
sieht, findet entweder nichts oder be-
kommt uraltes Bildmaterial präsentiert.
Nun ist auf mehreren Ebenen Bewe-
gung in die Sache gekommen. „Die Fra-
ge, ob eine Veröffentlichung von Pano-
ramabildern ohne die Vorgabe eines Vor-
abwiderspruchs möglich ist, wurde von

Google kürzlich an uns herangetragen“,
erklärte die Hamburger Datenschutzbe-
hörde dieser Zeitung. „Derzeit stehen
wir in einer Abklärung mit den anderen
deutschen Aufsichtsbehörden.“ Zudem
werde das Thema im November mit den
Behörden der Mitgliedstaaten im Euro-
päischen Datenschutzausschuss bespro-
chen. Ziel seien einheitliche EU-weite
Standards für alle Panoramadienste.
„Damit steht auch die bisherige Praxis in
Deutschland auf dem Prüfstand.“
Die deutsche Sonderregelung könnte
sogar noch schneller fallen. Denn wo-
möglich ist Hamburg gar nicht mehr für
die Regulierung in Deutschland zustän-
dig, sondern Irland. Dort hat Google
seinen europäischen Sitz, und mit dem
Inkrafttreten der EU-Datenschutz-
grundverordnung könnte die Zustän-
digkeit für die gesamte EU auf die Be-
hörde jenes Landes übergegangen sein,
in dem sich die Europazentrale einer
Firma befindet. Google lässt nach eige-
ner Auskunft derzeit klären, ob dies der
Fall ist. Dass Irland die deutsche Rege-
lung, die einmalig in der ganzen Welt
ist, übernimmt, ist höchst unwahr-
scheinlich.

Wer sich auf Google


Street View Bilder


deutscher Straßen


ansieht, findet nichts


oder uralte Fotos.


Nun steht der


Widerspruch infrage


D


War’s das mit der VVVerpixelung?erpixelung?


WELT AM SONNTAG NR.42 20.OKTOBER2019 WIRTSCHAFT & FINANZEN 35


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