Die Welt Kompakt am Sonntag - 20.10.2019

(Rick Simeone) #1

38 WIRTSCHAFT & FINANZEN WELT AM SONNTAG NR.42 20.OKTOBER2019


Geld sachen
GESAMMELT VON MARION MEYER-RADTKE

Nicht nur die Konkurrenz im
Einzelhandel kann sich warm
anziehen: Angesichts des Fach-
kräftemangels will
Lidl seinen Azubis
künftig 1000 Euro im
Monat zahlen. Im
ersten Jahr. Im zweiten 1100,
im dritten 1250 Euro. Kom-
mende Woche berät der Bun-
destag über eine Mindest-
grenze von 515 Euro. Der
Handwerksverband nennt
schon das „potenziell system-
gefährdend“.

Die trauen sich was


In Berlin hat sich die Koalition
aus SPD, Linken und Grünen
auf den Mietendeckel geeinigt.
Für fünf Jahre sollen die Mie-
ten in der Hauptstadt einge-
froren werden. Modernisie-
rungsmaßnahmen dürfen „oh-
ne Genehmigung nur in Höhe
von einem Euro pro Quadrat-
meter“ und Monat umgelegt
werden. „Unanständig hohe
Mieten“, die mehr als 20 Pro-
zent über dem ortsüblichen
Niveau liegen, sollen auch
abgesenkt werden können.

Atempause für Mieter


Zum ersten Mal
haben zwei Frauen
allein einen Au-
ßeneinsatzim All
bestritten. Ganz
ohne die Aufsicht eines Mannes
reparierten Christina Koch und
Jessica Meir einen Stromregler
an der ISS, und reihenweise
überschlugen sich Männer mit
Lob: Eine „unglaubliche“ Leis-
tung sei das (Donald Trump),
sie seien eine „Inspiration für
die Welt“ (Nasa-Chef Jim
Bridenstine). „Wir machen hier
wirklich nur unseren Job“, sagte
Meir (Foto). Genau.

Frau im Beruf, 2019


Denksport für die Marketing-
abteilung: Wie verkauft man
Kindern Zuckerbomben ohne
Nährwert und gehört trotzdem
zu den Guten? Man wird vegan.
Wie Katjes im Werbespot:
Melodie „Animal Farm“, Hufe
im Gleichschritt. Eine Armee
grauer Kühe trottet den Melk-
maschinen entgegen. „Jedes
Leben ist wertvoll. Und Kühe
sind keine Milchmaschinen“,
presst eine Stimme hervor.
„Auch nicht für Schokolade.“
Zum Glück hat Katjes ja „Cho-
co“ mit Haferdrink. „Cool ohne
Kuh: Yes! Yes! Yes!“ Nö: eklig.

Abgeschmackt


4


AufruhrWeil die U-Bahn-Preise in Santiago de Chile schon wieder um
30 Pesos (vier Cent) auf 830 Pesos gestiegen sind, haben Demonstran-
ten die Stadt ins Chaos gestürzt. Metrostationen, Busse, Banken, Super-
märkte wurden in Brand gesteckt. 2,8 Millionen Menschen fahren täg-
lich mit der Metro. Seit der Verstaatlichung des Nahverkehrs 2007 hat
sich der Preis fast verdoppelt. Letzte Erhöhung war im Januar.

EURO-CENT


Mindestens 33 Tote, fast
1500 Erkrankungen: In
den USA warnen die
Behörden vor E-Ziga-
retten. Die Vorschriften wer-
den gerade überarbeitet. Der
größte Hersteller Juul setzt den
Verkauf von Aromabeigaben aus,
Mango, Gurke, Creme gibt es bis
auf Weiteres nicht mehr. Die
Branche müsse „das Vertrauen
der Gesellschaft“ gewinnen.

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Die Party ist noch


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Die Party ist noch


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Die Party ist noch


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nicht vorbei, aber


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nicht vorbei, aber


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nicht vorbei, aber


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man sollte nahe


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man sollte nahe


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man sollte nahe


,


am Ausgang


tanzen


CARL MARTIN WELCKER,
Präsident des Verbands
Deutscher Maschinen- und
Anlagebau, über die
Auftragslage

LIDL; PICTURE ALLIANCE / ZUMAPRESS.COM; REUTERS

in Sparschwein und ein Spar-
buch – das war über Jahr-
zehnte genug, um Kindern
den Umgang mit Geld beizu-
bringen und das Sparen zu
lernen. Mittlerweile lassen sich die Ban-
ken deutlich mehr einfallen, um die
Jüngsten schon früh an sich zu binden
und auf den finanziellen Alltag vorzube-
reiten. Eltern haben die Qual der Wahl.
Nicht jedes großzügig klingende Ange-
bot ist wirklich attraktiv.

VON ANNE KUNZ

Das erste Konto fürs Kind ist in der
Regel ein Sparkonto oder ein Depot.
Das bieten zahlreiche Institute gebüh-
renfrei an, bei der Comdirect gibt es
obendrauf 25 Euro Zuschuss für einen
Sparplan. Auch Anlagekonten mit ver-
hältnismäßig hohen Zinsen werden an-
gepriesen. Allerdings sollten Eltern hier
auf das Kleingedruckte achten: Der Zins
gilt häufig nur bis zu einem recht gerin-
gen Guthaben. Die Stadtsparkasse Mün-
chen bietet etwa ein Prozent bis zu ei-

nem Betrag von 2500 Euro. Zudem gibt
es ab dem elften Geburtstag die Mög-
lichkeit zum sogenannten Führer-
scheinsparen, das mit einem Prozent
Zins bis maximal 3000 Euro belohnt
wird. Die Commerzbank zahlt 0,55 Pro-
zent bis zu einem Guthaben von 10.000
Euro zuzüglich 20 Euro Startprämie.
Bei der Direktbank DKB sind es 0,2 Pro-
zent auf Ersparnisse bis 100.000 Euro
auf der kostenlosen Visa-Card, die auch
als Tagesgeldkonto dient. Besonders
großzügig scheint die Hamburger Spar-
kasse. Das „MäuseKonto“ lockt mit drei
Prozent Verzinsung. Allerdings nur für
Beträge bis 500 Euro.
Zudem bieten fast alle Institute für
Kinder und Jugendliche Girokonten an.
Diese gibt es oft erst ab sieben Jahren,
denn dann sind die Heranwachsenden
beschränkt geschäftsfähig. Das Konto
müssen beide Eltern gemeinsam eröff-
nen und die Stammbuch- oder Geburts-
urkunde ihres Kindes bei sich haben.
Natürlich ist es auch möglich, dass
Großeltern oder Paten ein Konto fürs
Kind eröffnen. In diesem Fall müssen

Kreditkarte


fürs Kind


Das Sparschwein war mal. Heute locken Banken


junge Kunden mit Onlinebanking und freien


Konten. Es gilt, die Angebote genau zu prüfen


E


Unheimlicher Dampf

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