Handelsblatt - 21.10.2019

(Brent) #1

Digitalstaatsministerin Bär: „Durch meine Kin-
der bin ich zur besseren Politikerin geworden.“


ddp images/Alexander Pohl

Dorothee Bär


Mutter mit „Null


Selfie-Kompetenz“


BERLIN/MÜNCHEN


Während das Thema


Frauenquote die CSU


auf ihrem Parteitag am


Wochenende tief ge-


spalten hat, erklärte


Digitalstaatsministerin


und CSU-Vorzeigefrau


Dorothee Bär jetzt via


Interview, dass ihre


drei Kinder sie gar zu


einer besseren Politi-


kerin gemacht hätten.


„Als Mutter habe ich


gelernt, viel schneller


Wichtiges von Unwich-


tigem zu unterschei-


den“, sagte die 41-Jäh-


rige der „Bild am


Sonntag“. Müttern ge-


he es – im Gegensatz


zu vielen Männern –


mehr um die Sache als


um Personalpolitik, so


Bär weiter. Nach lan-


ger Debatte hatten die


Delegierten auf dem


CSU-Parteitag mehr-
heitlich eine Auswei-
tung der Frauenquote
in den Parteivorstän-
den gebilligt. Die bis-
herige 40-Prozent-
Quote in Landes- und
Bezirksvorständen gilt
künftig auch für Kreis-
vorstände, ist aller-
dings dort – anders als
geplant – nicht ver-
pflichtend. Welche
Haltung Bär in der
Quotendebatte ihrer
Partei einnimmt, er-
fährt man im Inter-
view nicht. Dafür aber,
dass die Digitalstaats-
ministerin laut ihrer
Tochter „Null Selfie-
Kompetenz“ auf Social
Media besitze. „Auch
bei meinen Instagram-
Storys sieht sie Luft
nach oben“, so Bär.
lab/dpa

A


ls Anfang des Jahres zum ersten
Mal der Name David Malpass
fiel, herrschte bei vielen Mitar-
beitern der Weltbank Entset-
zen. Ausgerechnet der Welt-
bankkritiker Malpass soll Weltbankpräsident
werden? So mancher Mitarbeiter fürchtete,
der neue Präsident würde womöglich ganze
Teile der Bank abwickeln.
Der 63-jährige Amerikaner ist inzwischen
ein halbes Jahr im Amt, am Wochenende hat
er zum ersten Mal als Präsident das Jahres-
treffen der Weltbank über die Bühne ge-
bracht. Und bislang lässt sich festhalten: Die
schlimmsten Befürchtungen sind nicht einge-
troffen. Zwar gab es auf der Jahrestagung
mächtig Zank um Klimapolitik. Aber als je-
mand, der den Einfluss seiner Organisation
zurückdrängen will, hat sich der Amerikaner
nicht verdächtig gemacht.
Schon zu Beginn der Tagung ist von kriti-
scher Haltung gegenüber der Weltbank nichts
zu spüren. „Bei der Weltbank bleiben wir fo-
kussiert auf unsere Mission“, sagt Malpass,
präsidial gekleidet in dunklem Anzug, wei-
ßem Hemd und hellblauer Krawatte. Die
Weltbank helfe Staaten mit starken Program-
men, poche auf Transparenz und Rechts-
staatlichkeit und fördere Innovationen. Darü-
ber trete die Weltbank für Frauenrechte und
Umweltschutz ein. Diese Sätze könnten so
von jedem seiner Vorgänger stammen.
Auffällig geräuschlos füllte Malpass seine
Aufgabe in den ersten Monaten aus. Dabei
waren die Vorbehalte gegenüber dem neuen
Weltbankchef berechtigt. Malpass gilt zwar
eigentlich nicht als Polit-Hardliner, sondern
als traditioneller Konservativer. Er arbeitete
unter anderem für die republikanischen Prä-
sidenten Ronald Reagan und George Bush.
Im Wahlkampf 2016 allerdings stand er Do-
nald Trump als Wirtschaftsberater zur Seite
und machte sich für dessen „America
first“-Agenda stark, nach der Wahl wurde er
Staatssekretär im Finanzministerium. Bei öf-
fentlichen Auftritten kritisierte Malpass die
Weltbank scharf. Die Organisation würde mit
ihren Wohltaten nicht arme Menschen be-
günstigen, sondern jene, die mit „Erste-Klas-
se-Flugticket einfliegen, um die Regierungen
zu beraten“, und sei „oft korrupt in der Aus-
leihpraxis“. Besonders missfiel Malpass, dass
sie China weiter Geld leiht.
Der Umgang mit der Volksrepublik ist ein
Punkt, den Malpass bei der Weltbank tatsäch-
lich verändern will. Er achte genau darauf,
dass China nicht von Aktivitäten der Bank
profitiere, heißt es in Washington. Auch bei
der Jahrestagung betonte der Amerikaner,
dass es „noch viel zu tun“ gebe in China, et-
wa beim Thema Rechtsstaatlichkeit.
Malpass rückt außerdem das Thema
Wachstum stärker in den Fokus der Bank.
Ohne Wachstum sei Entwicklungspolitik we-
nig effizient, so Malpass’ Haltung. Die erklärt
sich auch aus seiner Vita: Von 1993 bis 2008
war er Chefökonom der US-Investmentbank
Bear Stearns, nach deren Pleite gründete er
eine eigene Beratungsfirma, die Analysen für
institutionelle Anleger anfertigte.
Seinen kühl-kalkulierenden Blickwinkel

setzt der Ökonom Malpass auch bei der Welt-
bank ein. Die US-Regierung pochte am Wo-
chenende erneut darauf, der IWF und die
Weltbank müssten mehr auf ihre Kosten ach-
ten. Malpass sieht das genauso. Hier ist er loy-
al gegenüber der Trump-Regierung.
Genau wie beim Klimathema. So soll Mal-
pass nach Handelsblatt-Informationen in den
Treffen in Washington darauf gedrängt ha-
ben, dass das Pariser Klimaschutzabkommen
nicht wörtlich in den Abschlussdokumenten
der Tagung auftaucht. Stundenlang wurde
diskutiert, entsprechend angespannt war die
Stimmung, gerade unter den Europäern.
Insgesamt sind viele Weltbankmitarbeiter
mit ihrem Chef aber bislang ganz zufrieden.
Malpass habe sich schnell in die Themen ein-
gearbeitet, heißt es. Routiniert beantwortet
er in Washington Fragen nach der Zusam-
menarbeit mit Ägypten, stockende Investitio-
nen in Afrika und das Wachstum in Indien.
Auch das Klimathema verfolgt er als Welt-
bankchef weiter, wenn auch von ihm keine
leidenschaftlichen Appelle zur Rettung des
Klimas zu erwarten sind. Der neue Weltbank-
chef höre auch zu. Nur eines störe dabei et-
was: Seine Meinung ändere er so gut wie nie.
M. Greive, A. Kröner, A. Meiritz

David Malpass


Der gezähmte


Präsident


Der Weltbankchef gilt als Nestbeschmutzer. Bei der Herbsttagung


gab sich der Amerikaner jedoch harmlos – außer bei einem Thema.


Weltbank-Chef
Malpass: Kritiker
seiner eigenen
Organisation.

Bloomberg

Bei der


Weltbank


bleiben wir


fokussiert


auf unsere


Mission.


David Malpass
Weltbankpräsident

Erhard Eppler


SPD trauert um


„großen Vordenker“


SCHWÄBISCH HALL


Der ehemalige Bun-


desminister Erhard


Eppler (SPD) ist tot.


Das teilte die Partei


am Samstag mit. Der


Sozialdemokrat Eppler


wuchs in einem libera-


len Elternhaus auf,


zählte Bundespräsi-


dent Gustav Heine-


mann zu seinen politi-


schen Leitfiguren und


war für die SPD Bun-


desminister für wirt-


schaftliche Zusam-


menarbeit – erst unter


Kurt Georg Kiesinger


und später unter Willy


Brandt. Malu Dreyer,


kommisarische SPD-


Chefin, würdigte Epp-


ler „als einen großen


Vordenker in unseren


Reihen“. Bundespräsi-
dent Frank-Walter
Steinmeier attestierte
dem Gymnasiallehrer
„ein hohes Verständ-
nis von politischer Mo-
ral, das sich aus sei-
nem christlichen Glau-
ben speiste“. Eppler
war fast 20 Jahre Vor-
sitzender der SPD-
Grundwertekommissi-
on und engagierte sich
stark in der Ökologie-
und Friedensbewe-
gung. Trotz seiner Nä-
he zum linken Partei-
flügel unterstützte er
die Reformen der
Agenda 2010 sowie die
Bundeswehreinsätze
im Kosovo und in Af-
ghanistan. Eppler wur-
de 92 Jahre alt. dpa

Namen


des Tages


MONTAG, 21. OKTOBER 2019, NR. 202


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