Der Spiegel - 26.10.2019

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Musik

Zurück zum Anfang


 In seinem Musikvideo zu »You’re
Beautiful«, dem Song, der James Blunt
welt berühmt machte, springt der Brite
am Ende von einer Klippe ins Meer.
14 Jahre später beginnt genau dort, im
stürmischen Wasser, das Video von
»Cold«, der ersten Auskopplung seines
neuen Albums »Once Upon a Mind«, das
am 25. Oktober erscheint. Blunt wird
an den Strand gespült, erklimmt einen


Hügel und fliegt am Ende mit einem Heli-
kopter über die Küste davon. Ganz ähn-
lich kehrt Blunt mit seinen neuen Songs
musikalisch zu seinen Anfängen zurück.
Während sein letztes Album 2017 elektro-
nische Einflüsse hatte, sind auf seiner
neuen Platte davon wenige, dafür wieder
Akustikgitarren mit Piano zu hören.
Seinem Produzenten hatte er vorher das
Gegenteil angekündigt, er würde ein
»Techno-Album« machen. Das war nur
ein Scherz. Denn es ist ein Album voll mit
dem, was Blunt wohl am besten kann:

traurige Songs, deren Melodie und Text
in Ohr und Herz bleiben. In den 15 Jahren
ist Blunt ein sehr erfolgreicher Musiker
und 45 Jahre alt geworden, er hat geheira-
tet, eine Familie gegründet, der er sein
Album widmet. Einer der elf Songs ist für
seinen schwer erkrankten Vater. Es ist
das stärkste Lied auf »Once Upon a Mind«.
Auch auf seinem neuen Album singt er
wieder einmal von Abschieden, vom
Lebensende, von der Angst vor Verlust.
Traurige Songs sind wohl die Musik, die
Blunt am liebsten macht. RED

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Kultur


 Lang erwartet, ultrageheim gehalten: Der neue Asterix
»Die Tochter des Vercingetorix«, Band 38 der Reihe und der
vierte des Teams Jean-Yves Ferri/Didier Conrad, ist da. Dies-
mal soll das gallische Dorf eine junge Frau namens Adrena -
line, die Tochter des historischen Vercingetorix, vor Cäsar
schützen – der will sie als Geisel nehmen und romanisieren.
Wem das bekannt vorkommt (»Asterix in Spanien«), den
erwarten eine Menge Déjà-vus. Ständig tauchen Possen alter
Bände auf, auch Running Gags werden skrupellos geklaut.
Adrenaline selbst etwa ist ein Klon von Grautvornix (»Aste-
rix und die Normannen«), die nur zwei Gesichtsausdrücke
kriegt: verschlossen schmollend, offen strahlend, die Mimik
eines Briefkastens. Innovativ ist nur der weitgehende Ver-

zicht auf Asterix und Obelix: Rund 350 Panels gibt’s, beide
erscheinen lediglich auf etwa 130 davon. Gefühlter Minus -
rekord, aber konsequent, denn es gibt keinen Konflikt oder
Feind, den Asterix überwinden müsste, seine Ideen braucht
es so wenig wie seine Schlagfertigkeit.
Die Gags bestehen vor allem aus Wortspielen: Wer trom-
melt, muss auf die »Pauke« hauen, wer auf einem Mast sitzt,
hat einen »hohen Posten«, Tusch. So verfolgt man fassungs-
los, wie Conrad und Ferri Asterix und Obelix als ahnungs -
lose, oft dümmliche Leibwächter Adrenalines zu irgendwas
zwischen Dorftrottel und Adabei herunterwirtschaften. Der
Qualitätsabstand zum Hauptwerk von Albert Uderzo und
René Goscinny wächst immer weiter. MUR

Das Haus Windsor ist das Haustier Großbritanniens.‣S. 120

DER SPIEGEL Nr. 44 / 26. 10. 2019

Comics

Ein Drittel Asterix


»Die Tochter des Vercingetorix« wärmt leider nur alte Motive neu auf.

GOSCINNY _ UDERZO
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