Der Spiegel - 26.10.2019

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DER SPIEGEL Nr. 44 / 26. 10. 2019

Erinnerung mit


Nachtrag


»Ich bin so glücklich«,
sagte ein sichtlich gelöster
Saša Stanišić, 41, während
seiner letzten Lesung auf
der Frankfurter Buchmesse
am ver gangenen Samstag.
Vorher gab es kleine Geschen-
ke von Vertrauten. Danach
Standing Ovations. Grund
genug, glück lich zu sein, hatte
er: nicht nur weil er für sein
Buch »Herkunft« wenige Tage

zuvor den Deutschen Buch-
preis erhalten hatte. Auch
weil es in der vergangenen
Woche das meistverkaufte
Buch in Deutschland war und
somit erneut auf Platz eins
der SPIEGEL-Bestsellerliste
landete, auf der es bereits seit
30 Wochen vertreten ist.
Seine Kritik an der Entschei-
dung, Peter Handke den
Literaturnobelpreis zuzuspre-
chen, hatte für Spannungen
gesorgt. Stanišić wollte da -
raufhin nichts mehr zu seiner
Kritik sagen, was er einer ita-

lienischen Journalistin vor
der Lesung am Rande erklär-
te: Es sei »zu emotional«.
Seine Textauswahl war Stel-
lungnahme genug: »Unbe-
schwert ist an Višegrad für
mich kaum ein Ort mehr.
Kaum eine Erinnerung nur
persönlich. Kaum eine kommt
ohne Nachtrag, ohne eine Fuß -
note von Tätern und Opfern
und Gräueltaten, die sich dort
abgespielt haben. Was ich ein-
mal empfunden habe, ist ver-
mengt mit dem, was ich über
den Ort weiß.« NAM

VOTOS-ROLAND OWSNITZKI / IMAGO IMAGES

Zukunftsmusik


An der britischen Eliteuniversität
Cambridge sind für das neue akademische
Jahr 91 schwarze Briten und Britinnen
zugelassen worden, fast 50 Prozent mehr
als im Vorjahr – ein Rekord, den Rapper
Stormzy, 26, mit ermöglicht hat. Der als
Michael Ebenazer Kwadjo Omari Owuo Jr.
geborene Musiker stiftete im vergangenen
Jahr zwei Stipendien für Schwarze. Seither
seien die Bewerbungen – und somit auch
die Zulassungen – stark angestiegen, berich-
tet die Universität. Insgesamt studieren
damit im kommenden Jahr zum ersten Mal
mehr als 200 Schwarze an dem Traditions-
ort. Stormzy, der als erster schwarzer
Künstler im Juni Headliner des renommier-
ten Glastonbury-Festival war, sagt von
sich selbst, ein aufsässiges Kind gewesen
zu sein, manchmal nahe daran, von der
Schule zu fliegen; studiert hat er nicht. Vor
zwei Wochen kürte ihn »Time« für 2019
zu einem der »Next Generation Leaders«
neben Greta Thunberg und anderen. KS

Personalien


STAR-MEDIA / INTERTOPICS

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