Der Spiegel - 26.10.2019

unter einer instabilen Gefühlswelt und
können Impulse kaum kontrollieren. Die
Frau berichtet von chaotischen Männer -
geschichten und ihrer spirituellen Erfül-
lung im Islam. Dann spricht sie über Peci.
Am 17. Juli schreibt sie eine private
Nachricht an die Facebook-Seite »Melde-
stelle Islamismus«. Dass Peci dahinter-
steckt, weiß sie zu diesem Zeitpunkt nicht.
Burow ist Konvertitin und will sich be-
schweren, sie empfindet vieles auf der Sei-
te als rechtsradikal und beleidigend. Mi-
nuten später kommt die Antwort des Ad-
ministrators: Man wolle keinen Islamhass
schüren, alle Kommentare würden durch-
gesehen. Es entwickelt sich ein Dialog, in
dem sich Peci zu erkennen gibt. Er zeigt
sich interessiert an weiteren Gesprächen
mit Burow via WhatsApp.
Mehrfach kommt es in den Chats zu Dis-
kussionen und Konflikten, doch sie ist von
Peci fasziniert und schreibt ihm immer wei-
ter. In den kommenden Tagen werden die
Unterhaltungen auch sexuell explizit. Und:
Es geht häufig um den Islam und das The-
ma Flüchtlinge. Peci fällt aus seiner Rolle.
Angesprochen auf seinen eigenen Migra-
tionshintergrund, antwortet er am 29. Juli
in einer Sprachnachricht: »Irgendwelche
Halbwilden aus Afrika oder sonst irgend-
was ist einfach nicht integrierbar. Das ist
der große Unterschied.« Pecis Stimme
klingt ruhig und ernst. Anfang August
bricht Burow den Dialog ab.
Konfrontiert mit den Äußerungen, sagt
Peci, er könne sich nicht erinnern, so etwas
gesagt zu haben. Jeder, der ihn kenne, wis-
se, dass er so nicht rede und kein Rassist
sei. Generell könnten Sprachnachrichten
auch manipuliert werden. Dazu liegen je-
doch keine Hinweise vor. Irfan Peci bat
den SPIEGELauch nicht um eine Über -
sendung der Dokumente. Stattdessen sag-
te er: Selbst wenn die Aussagen von ihm
stammen sollten, gäbe es kein öffentliches
Interesse daran.
Die Nachrichten fügen sich jedoch in
das Gesamtbild eines Mannes der Extre-
me. Dass Peci sich auch in der Realität in
rechten Kreisen bewegt, zeigte sich Mitte
September in Wien. Dort hatte die FPÖ
zu einer Veranstaltung vor großem Publi-
kum geladen. Es ging um den »politischen
Islam als Herausforderung für die innere
Sicherheit«. In einem feinen Palais, unter
Kronleuchtern und Stuckdecke, durfte
Peci referieren. Er war der Star des
Abends – was ihm schmeichelte: Es sei
ihm »eine Ehre«, sagte er. Anders als im
Chat waren seine Worte am Rednerpult
gemäßigter. Er warnte vor dem Salafismus
und einer drohenden Islamisierung. Man
müsse dringend handeln. »Vorausgesetzt,
man will, dass Österreich auch in 20 Jah-
ren noch Österreich ist.« Roman Lehberger

Mail: [email protected]

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SAMSTAG, 26. 10., 20.15 – 22.45 UHR, ZDF

Gottschalks große

80er Show

Thomas Gottschalk feiert das belieb-

teste Jahrzehnt der Deutschen mit

einer großen Party und ganz viel

Livemusik. Nik Kershaw, Paul Young,

Kim Wilde, Peter Schilling, Heinz

Rudolf Kunze und viele mehr singen

ihre größten Hits, und auf dem

Sofa schwelgen Stars wie Katarina

Witt, Barbara Wussow und Mike

Krüger in Erinnerungen.

SPIEGEL TV

MONTAG, 28. 10., 23.25 – 0.00 UHR, RTL

Lost place Zeitz

Die Doku zeigt eine kleine Stadt in

Sachsen-Anhalt, die seit Jahren ver-

fällt und mittlerweile halb leer steht.

Hass per WhatsApp und

Facebook

In Verschwörungsvideos schüren

Propagandisten der rechten Szene

den Fremdenhass. Ein Blick hinter

die Bildschirme.

ARTE RE:

DIENSTAG, 29. 10., 19.40 – 20.15 UHR, ARTE

Erdoğan gegen die Kurden –

Was wird aus den

IS-Kämpfern?

Noch sind rund 12 000 ehemalige

IS-Kämpfer in Nordsyrien inhaftiert.

Im Zuge der Militäroffensive

der Türkei sind einige von ihnen im

Chaos bereits freigekommen.

Droht ein Comeback des IS?

SPIEGEL GESCHICHTE

DONNERSTAG, 31. 10., 21.55 – 22.40 UHR, SKY

Der Hitler-Stalin-Pakt

Nazideutschland und die Sowjet -

union als Partner im Zweiten

Weltkrieg – was auf den

ers ten Blick unglaublich erscheint,

war fast zwei Jahre lang Realität.

Mit dem Abschluss eines

Nichtangriffspakts im August 1939

teilten die beiden Staaten Osteuropa

unter sich auf.

Programm

ZDF

Entertainer Gottschalk

SPIEGEL TV

IS-Frauen mit ihren Kindern

ULLSTEIN BILD / GETTY IMAGES

Historische Innenstadt von Zeitz