Der Spiegel - 26.10.2019

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Deutsche Bank


Gericht kippt Entlastung


 Peinliche Schlappe für die Deutsche
Bank: Das Landgericht Frankfurt hat die
Entlastung von Konzernchef Christian
Sewing, der Vorstände Karl von Rohr,
Garth Ritchie und Silvie Matherat sowie
des Aufsichtsratsvorsitzenden Paul Ach-
leitner durch die Hauptversammlung im
Mai für nichtig erklärt (AZ 3-05 O 54/19).


Geklagt hatte unter anderem die Riebeck-
Brauerei. Hinter ihr steckt der Aktionär
Karl-Walter Freitag, er macht der Bank
seit Jahren das Leben schwer. Die Kläger
bemängelten, die Aktionäre seien unzu -
reichend über Haftungsrisiken sowie das
Beratungshonorar informiert worden,
das die Bank dem US-Finanzinvestor Cer-
berus zahlt. Cerberus ist mit drei Pro-
zent einer der größten Aktionäre der
Deutschen Bank und berät sie bei ihrem

Umbau. Ausschlaggebend für den Be -
schluss des Gerichts waren letztlich die
mangelnden Informationen über Cerbe-
rus’ ungewöhnliche Doppelrolle. Konkre-
te Folgen hat die Entscheidung zunächst
nicht: Ritchie und Matherat haben die
Bank inzwischen verlassen. Sewing, Ach-
leitner und von Rohr können vorerst in
ihren Ämtern bleiben. Die Bank teilte mit,
Berufung beim Oberlandesgericht Frank-
furt einlegen zu wollen. BAZ

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Wirtschaft


Haushalt

Steuer-Plus trotz Konjunkturflaute


Die deutsche Wirtschaft steht am Rande der Rezession, trotzdem nimmt der Bund mehr ein als erwartet.

 Die spürbare Abkühlung der Konjunktur schlägt bislang
nicht auf den Bundeshaushalt durch. Finanzminister Olaf
Scholz (SPD) rechnet auch für dieses Jahr mit zusätzlichen
Steuereinnahmen. Allein der Bund kann demnach 2019
gegenüber der Steuerschätzung vom Frühjahr mit einem Plus
von rund vier Milliarden Euro kalkulieren. Das geht aus dem
Prognosevorschlag des Bundesfinanzministeriums (BMF) für
die Steuerschätzung hervor, die Anfang kommender Woche
stattfindet. An der Runde nehmen neben dem Bund unter
anderem auch die Länder, die Bundesbank und die Wirt-
schaftsforschungsinstitute teil. Hauptgrund für den unerwar-
teten Anstieg sind die nach wie vor robusten Einnahmen bei

der Einkommen- und Umsatzsteuer. Beide Quellen sprudeln,
weil weiterhin die Beschäftigung steigt und die Löhne an -
ziehen. Das wiederum wirkt sich positiv auf den Konsum
und die darauf entfallende Umsatzsteuer aus. Für 2020 geht
das BMF davon aus, dass die Steuereinnahmen des Bundes
um eine halbe Milliarde Euro niedriger ausfallen als noch in
diesem Frühjahr vorausgesagt. In den Folgejahren bis 2023
sollen dann im Vergleich zur Frühjahrsschätzung jährlich
rund eine Milliarde Euro fehlen. Grundlage für die Steuer-
schätzung ist die Konjunkturprognose der Bundesregierung.
Sie erwartet ein Wachstum von 0,5 Prozent in diesem Jahr
und einem Prozent im kommenden Jahr. REI

»Vielleicht kann ich eines Tages auf Deutsch erklären, was negative Zinsen sind.« ‣S.70

DER SPIEGEL Nr. 44 / 26. 10. 2019

R.CLASSEN / SHUTTERSTOCK
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