Neue Zürcher Zeitung - 18.10.2019

(Barry) #1

24 WIRTSCHAFT Freitag, 18. Oktober 2019


Die traditionsreichen Seiler-Hotels in Zermattkommen in neue Hände.O. MAIRE / KEYSTONE

Aevis übernimmt Hotels in Zermatt


(awp)·Die Aevis-Victoria-Gruppe
expandiert imWallis und übernimmt
die Seiler-Hotels in Zermatt. Das «Mont
CervinPalace» und das Hotel Monte
Rosa ergänzten das Luxushotelport-
folio ideal, teilte dieFreiburger Hotel-
und Spitalgruppe am Donnerstag mit.
Das Hospitality-Segment von Aevis
werde in Zukunft sechs Häuser an fünf
Standorten in der Schweiz betreiben.
Mit knapp 780 Zimmern dürften sie im
nächstenJahr einen geschätzten Um-
satz von rund 115 Mio. Fr. erzielen, liess
Aevis Victoria verlauten.
Die Aevis-Victoria-Gruppe habe den
Aktionären der Seiler &Partenaires
HoldingSA, die über 90% des Aktien-
kapitals der Seiler-Hotelskontrolliere,

ein Übernahmeangebot unterbreitet.
Bis 16.Oktober seien daraufhin 98,75%
des Kapitals angedient worden. Die Ge-
sellschaft werde deshalb per1. Novem-
ber in dieAevis Victoria integriert und
konsolidiert.
Zu den Seiler-Hotels, deren Bestehen
auf dasJahr 1855 zurückgeht, gehören
dasFünf-Sterne-Luxushotel Mont Cer-
vinPalace und dasVier-Sterne-Bou-
tique-Hotel MonteRosa. Beide liegen
im Zentrum von Zermatt und verfügen
laut den Angaben über191 Zimmer
und eine durchschnittlicheAuslastung
von mehr als 70%. Die Seiler Hotels
AGbesitzt daneben auch das Gebäude
des Monte-Rosa-Hotels sowie weitere
Immobilien in und um Zermatt.

Ein Plus


im Schweizer


Exportgeschäft


(awp)· Die Schweizer Exportwirtschaft
hat im September zumWachstum zu-
rückgefunden, nachdem die Ausfuh-
reninden beidenVormonaten rückläu-
fig gewesen waren. Soresultierte auch
auf das Quartal gesehen eine Zunahme
des Exports, allerdings nur dank der
Pharma- und Chemiebranche.
Mit konjunkturellem Gegenwind und
schwindendenAusfuhren hatte dagegen
die MEM-Industrie – Maschinenbau,
Elektronik und Metalle – zu kämpfen,
die ihren Sinkflug fortsetzte.Die Uhren-
exporte stagnierten über die vergange-
nen drei Monate.
Im gesamten dritten Quartal des
laufendenJahres nahmen die Exporte
nominal um 0,9% zu, allerdingsresul-
tierte auf preisbereinigterBasis (also
real) ein Minus von 1,0%, wie die Eid-
genössische Zollverwaltung am Don-
nerstag mitteilte. Die Importe legten
um 1,8% undreal um 0,5% zu.Dank
Exporten von insgesamt 58,7 Mrd.Fr.
und Importen von 52,8 Mrd.Fr. im drit-
ten Quartal 2019 – beides sindRekord-
werte – ergab sich ein Überschuss in
der Handelsbilanz von insgesamt 5,93
Mrd.Fr.
Für das nominale Plus der Exporte im
dritten Quartal sorgte wie erwähnt aus-
schliesslich die Chemie- und Pharma-
branche. Diese trug mit einemVolumen
von knapp 30 Mrd.Fr. rund die Hälfte
zum Export aus der Schweiz bei. Mit
einem Plus von 2,7% übertraf die Bran-
che im dritten Quartal dieWachstums-
rate aus dem zweiten Quartal gar noch.
Maschinen und Elektronik, mit
knapp 8Mrd.Fr. der zweitwichtigste
Exportzweig, verzeichneten im dritten
Quartal jedoch ein Minus von 3,0%.
Auch die separat ausgewiesenen Spar-
ten MetallesowiePräzisionsinstrumente
verkauften weniger Produkte insAus-
land als noch im zweiten Quartal. Die
Uhrenexporte beliefen sich im Quartal
auf gut 5,4 Mr. Fr., was einem minimen
Plus von 0,2% entsprach.
Der mit Abstand wichtigste Handels-
partner war Europa mit einem Export-
anteil von 56 Prozent (und rund 70 Pro-
zent der Importe).Das grösste Plus
bei den Exporten erzielte die Schwei-
zer Wirtschaft aber in Nordamerika, in
etwas geringeremAusmassin Asien.Seit
Jahresbeginn seien die Exporte in den
nordamerikanischenRaum aufWachs-
tumskurs, schrieb die Zollverwaltung.
Jene nach Asien tendierten dagegen
eher seitwärts.
Bemerkenswert ist auch,dass die
Chemie-undPharmabranche nicht nur
der grösste Exporteur, sondern auch
der grösste Importeur in die Schweiz
war.Mit Einkäufen von 13,3 Mrd.Fr.,
was rund einemViertel der Importe ent-
spricht, ist die Dominanz der Branche
hi er zwar weniger ausgeprägt,sie trug
aber auch bei den Importen zumWachs-
tum bei, ganz im Gegensatz zur gebeu-
telten MEM-Industrie.

Domino’s Pizza will Läden


in der Schweiz abstossen


(awp/Reuters)· Der britische Pizzalie-
ferant Domino’s Pizza will sich wegen
zunehmenderVerluste aus vierAus-
landsmärkten zurückziehen.Auch die
Schweiz ist betroff en. «Wir sind zu dem
Schluss gekommen, dass wir nicht die
besten Eigentümer dieser Geschäfte
si nd,obwohl das attr aktive Märkte
sind»,erklärteder scheidendeKonzern-
chefDavid Wild, als er am Donnerstag
die Zahlen des dritten Quartals 2019
vorlegte. Ein Käufer für die 22 Schwei-
zer Filialen werde gesucht. Ziel sei es,
die Läden und die Arbeitsplätze zu er-
halten. Der britischeKonzern, einFran-
chise-Unternehmen des amerikani-
schenPendants gleichen Namens, be-
treibt ausser in Grossbritannien und
Irland auch Restaurantketten in der
Schweiz, Norwegen, Island und Schwe-
den und ist Miteigentümer des deut-


IN KÜRZE Auch die CS führt für reiche
Anleger Negativzinsen ein
(awp)· Die Credit Suisse folgt dem Bei-
spiel der UBS und führt Negativzinsen
auf hoheFrankenguthaben vermögen-
der Privatkunden ein.Auch Firmen-
kunden mit Millionenguthaben sollen
zur Kasse gebeten werden.«Wie dies an-
dereBanken bereits handhaben, führt
auch die Credit Suisse Negativzinsen für
Kunden mit sehr hohenFranken-Bar-
beständen ein», hiess es in einer Stellung-
nahme derBank. Wie die Nachrichten-
agenturAWP aus banknahen Kreisen
erfuhr, betreffen die Gebühren sowohl
Privat- als auchFirmenkunden mitBar-
beständen ab2Mio.Fr. Für darüber lie-
gende Beträge soll ein Negativzins von
-0,75% gelten. BeiFirmenkunden wird
ab einemBarbestand von über 10 Mio.
Fr. sogar ein Zinssatz von –0,85% be-
rechnet. Die UBS hatteim Sommer an-
gekündigt, ab November aufBarbestän-
den von über2Mio.Fr. einen Negativ-
zins von –0,75% einzuführen.Auf Euro-
Guthaben wird bereits ab 500000 € ein
Negativzins von –0,6% fällig.


UBS setzt auf B lockchain
für Ha ndelsgeschäfte
(awp)· Die UBS bietet ihrenFirmen-
kunden den Zugang zu einer Block-
chain-basierten Plattform für Handels-
finanzierungen. Unternehmenkönnten
auf der Plattform «we.trade» ihre Han-
delsgeschäfte digital und einfach ab-
wickeln, teilte die Grossbank am Don-
nerstag mit. Die Plattform wird neben
der UBS auch von 13 weiteren euro-
päischenBanken angeboten. Handels-
geschäfte würden auf der «we.trade»-
Plattform von der Erfassung bis zur Lie-
ferung der Waren online erfasst, so die
UBS. Käufer undVerkäufer geben auf
der Plattform die Details des Geschäfts,
die Konditionen und die Zahlungsbedin-
gungen ein. Zahlungen werden auto-
matisch durchgeführt, sobald dieKon-
ditionen erfüllt sind und ausreichend
Liquidität verfügbar ist. Die Block-
chain-Technologie liegt unter anderem
Kryptowährungen wie dem Bitcoin zu-
grunde. Der Bereich der Handelsfinan-
zierungeignet sich laut Expertenrecht
gut für den Einsatz dieserTechnologie.

schenAblegers. Im dritten Quartal trieb
die starke Nachfrage in Grossbritannien
und Irland den Gesamtumsatz um 3,4%
hoch auf 313,5 Mio.£(umgerechnet 400
Mio. Fr.). Die Umsätze im kleineninter-
nationalen Geschäft sanken jedoch um
2,7% auf 25,3Mio.£ (32,2 Mio.Fr.).
In der Schweiz seien die Umsätze um
2,9%ges chrumpft.Auf ve rgleichbarer
Basis hätte das Minus gar 6,6% betra-
gen, schrieb Domino’s Pizza. Im dritten
Quartal wurde noch einLaden in Zürich
eröffnet. In der Schweiz hat die Pizza-
kett e laut ihrer Homepage 22 Stand-
orte in Zürich, Genf, Basel, Lausanne,
Bern,Winterthur, Dietikon und Neuen-
burg und beschäftigt420 Mitarbeiter. Im
vergangenenJahr steigerte das Unter-
nehmen den Schweizer Umsatz um 7%
auf umgerechnet 25 Mio. Fr.Allerdings
fuhr es dabei einenVerlust ein.Poten-
zial gebe es in der Schweiz für 100 Pizza-
läden, schrieb Domino’s Pizza im Ge-
schäftsbericht 2018. Man sei die Num-
mer zwei auf diesem Markt.Das Unter-
nehmen ist seit demJahr 2000 in der
Schweiz präsent.
«Reflexe», Seite 34

HERAUSGEGRIFFEN


Mein Trauma mit


den Nobelpreisträgern


ThomasFuster· Zu den klugenRegeln desJournalismus ge-
hört, dass der Schreiberseine persönlicheBefindlichkeit stets
ausser acht lässt.Für einmal sei dieseRegel aber ignoriert. Zu
verworren war die Gefühlslage, als am Montag publik wurde,
dass derWirtschaftsnobelpreis unter anderen an EstherDuflo
und ihren Lebenspartner AbhijitBanerjee verliehen wird.
Einerseits freute man sich über den Entscheid, da die Leis-
tung desForscherpaars ausserFrage steht.Anderseits machte
sich schlagartig wieder jenes flaue Gefühl in der Magengegend
breit, das man zuletzt am19.September 2017 verspürt hatte.
An jenemTag war man frohen Mutes an die Uni Zürich
spaziert.In derTasche lagenFachartikel vonDuflo, die man
in Bälde –sowar einem zugesichert worden–zum Interview
treffen würde. Doch im vereinbartenZimmer sass nicht nur die
französische Ökonomin, sondern auch ihrPartner.«Oh, wel-
che Überraschung», sagteder Journalist. Man sei lediglich von
ein em Interview mitDuflo ausgegangen.Daraufhin meinte
Banerjee, er wolle diesem Plan nicht imWeg stehen. Und er
verliess, trotz allem Zureden desJournalisten,schnurstracks
denRaum. Als der Interviewer in derFolge seine ersteFrage
an Duflo richtete, folgte nur ein langes Schweigen – und dann
der Satz, das Verhalten desJournalisten sei sehr unhöflich ge-
wesen, woraufhin auchDuflo das Zimmer verliess.
Da sass man nun: mutterseelenallein in einem riesigen Sit-
zungszimmer, und ohne Gesprächspartner.Wie konnte es sein,
dass einem innert Sekunden gleich zwei Interviewgäste abhan-
den gekommen waren?Was hatte man falsch gemacht?Fragen
üb er Fragen, und dazu dieses flaue Gefühl im Magen. Nun,
einem Mitarbeiter des Uni-Instituts gelang es auf wundersame
Weise, das Forscherpaar zu besänftigen.Undnach langem Hin
und Her fand das Interview doch noch statt, und zwar zu dritt.
Richtig entspannen wollte sich die Stimmung aber nicht mehr.
Sei t jenemTag wertet es der Schreibende stetsschonals klei-
nen Erfolg, wenn bei einem Interview vor der erstenFrage
noch niemand weggerannt ist.Wenn er dann sogar noch Ant-
worten erhält, fühlt sich das schon wie eine Zugabe an.

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Apéro:18.00Uhr, Seminar:18.30bis20.30Uhr

Ort
NZZ-Foyer,Falkenstrasse11,8008Zürich

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AbonnentenpreisFr.150.–/NormalpreisFr.180.–

Anmeldung
nzz.ch/weinseminar 0442581383

Wein undMusik:


EinErlebnisfür Gaumen undOhr


Seminarleitung
PeterKeller,Weinred aktorder«NZZamSonntag»undWeinakad emiker
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