34 REFLEXE Freitag, 18. Oktober 2019
Domino’s Pizza zieht sichaus der Schweiz zurück
Den Kampf
um die Kochmuffel verloren
Daniel Imwinkelried· Erneut hat eine Gastrokette
zu spüren bekommen,welch schwieriger Markt die
Schweiz ist. Hierzulande kann einsolches Unter-
nehmen zwar hohe Umsätze generieren, dieKos-
ten haben es aber ebenfalls in sich.Verluste zwin-
gen den britischen Pizza-Lieferanten Domino’s
Pizza nun, sich aus der Schweiz zurückzuziehen.
Mit Pizzas kann sich ein Anbieter eben heutzutage
fast nicht mehr von derKonkurrenz abheben:Das
Gericht ist ein hochstandardisiertes Produkt, das
aus rein gastronomischer Sichtkeine Hexerei dar-
stellt. Gleichzeitig ist die Essensauslieferungkein
so banales Geschäft, wie es manchmal scheint –
für den Erfolg braucht es jedenfalls mehr als einen
Pizza-Ofen und eine Flotte von schnittigenVespas
oder Kleinwagen.
Erstensreicht es heute wohl nicht mehr, ein-
fach Pizzas auszuliefern.Die Produktepalette muss
breiter sein, etwa auchTeigwarengerichte umfas-
sen. Erfolgreiche Lieferketten zeichnen sich zwei-
tens durch eine ausgeklügelte Logistik aus. So nut-
zen sie etwaAlgorithmen, um dieRoute derZustel-
ler zu optimieren.Längst arbeiten nicht mehr bloss
Gastronomen für die Lieferdienste, sondern auch
Informatiker und Marketingspezialisten. Berühmt
ist etwa der nochrelativ junge russische Pizza-Lie-
ferant Dodo für seine bisins letzte Detail durchge-
taktete Produktion.
Mittlerweile hat das Unternehmen sogar den
Vorstoss in denWesten gewagt. Rein vomWachs-
tum her wäre auch die Schweiz für Dodo ein inter-
essanter Markt. Sich das Essen nach Hause liefern
zu lassen, wird hierzulande immer beliebter. Und
so kurven zunehmendFahrzeuge von Zustellern
durch die Schweizer Städte. Uber Eats etwa lie-
fert seit neuestem Mahlzeiten für McDonald’s aus.
Derweil schauen mittelgrosse einheimischeRestau-
rantketten nicht einfach zu, wie sich die Liefer-
dienste ausbreiten. Aus Konkur renzgründenkön-
nen auch sie es sich in vielenFällen nicht mehr leis-
ten, auf einen solchen Service zu verzichten. Zu-
mal ihreKöche ohnehin an der Arbeit sind, so dass
jede ausgehändigte Mahlzeit einen Deckungsbei-
trag ans Geschäft bringt. Offenbar ist es Domino’s
Pizza nicht mehr gelungen,mit diesenVeränderun-
gen fertig zu werden.
Matthias Benz, Wien· Wahrscheinlich wird es ein
kurzes Kapitel in der österreichischenFinanz-
geschichte bleiben. Im vergangenenJahr hatte es
der Staat erstmals seitJahrzehnten geschafft, eine
«schwarze Null» zu erzielen. Und auch in diesem
Jahr dürfte er nochmals einen kleinen Überschuss
schreiben. Es war ein zentrales Ziel der schwarz-
blauenRegierung unter Bundeskanzler Sebastian
Kurz gewesen, der staatlichen Schuldenpolitik ein
Ende zu setzen. Aber nunkönnte es damit bereits
wieder vorbei sein. Überraschendhat derFinanz-
minister der amtierenden Übergangsregierung,
Eduard Müller,Alarm geschlagen. Nach seinen
Prognosen wird der österreichische Staat bereits
2020 wieder leicht in dieroten Zahlen rutschen.
Während die führendenWirtschaftsforschungs-
institute dieLage optimistischer sehen, rüttelt das
Finanzministerium dasLand auf, das auf die Bil-
dung der nächstenRegierung wartet. Zum einen,
so heisst es, werde sich dieKonjunktur deutlicher
als gedacht abkühlen; das werde sich in den Staats-
finanzen niederschlagen. Zum andern schlägt be-
sonders zu Buche, dass dieParteien imParlament
vor denWahlen nach Lust undLaune Geschenke
für Rentner und andere Interessengruppen verteil-
ten. Das werde allein 2020 über1Mrd.€zusätzlich
kosten, verlautet aus demFinanzministerium.
Wie es scheint, wird die «schwarze Null» eine
vorübergehende Erscheinung bleiben.Für eine
solideFinanzpolitikreicht eseben nicht, sich auf die
gute Konjunktur zu verlassen, sondern es braucht
viel Ernsthaftigkeit,Verantwortungsbewusstsein
und strukturelle Reformen.Davon haben fast alle
Parlamentsparteien in derVorwahlzeit nichts er-
kennen lassen. Die nächsteRegierung muss jetzt
zeigen,dass sie es besser macht. Einfach wird es
nicht:Falls es zu einer schwarz-grünenKoalition
kommen sollte, hegen sowohlKurz’ ÖVP (Steuer-
entlastung) als auch die Grünen (Klimaschutz)
Pläne, die das Staatsbudget belasten werden. Ob
man dem lockenden Griff zur Neuverschuldung
wirklich wird widerstehenkönnen?
Österreichs Budgetpoli tik
So schnell ist eine
«schwarze Null» dahin
Jeden Tagwerden in der
Schweiz knapp 200 neue
Unternehmen gegründet.
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