Handelsblatt - 22.10.2019

(Joyce) #1

SAP in Zahlen


HANDELSBLATT


Kennzahlen für das 3. Quartal


+36 %


1,


1,


Betriebsergebnis
in Mrd. Euro

2018 2019


+13 %


6,7 9
6,

Umsatz
in Mrd. Euro

2018 2019
Quellen: Unternehmen, Bloomberg

Aktienkurs in Euro
118,52 €

1.1.2019 21. 10.


130


120


110


100


90





SAP


Anschubhilfe von Microsoft


Eine Kooperation soll dem
Softwarekonzern beim
Vertrieb seines wichtigsten
Programms S/4 Hana helfen.
Das sorgt für Neugeschäft.

Christof Kerkmann Düsseldorf


D


as SAP-Management betont
stets die Bedeutung des
Cloud-Computings – immer
mehr Kunden greifen übers Netz-
werk auf Software und Dienstleistun-
gen zu. Doch fürs wichtigste Produkt
des deutschen Softwareherstellers
gilt das nur bedingt. Von den 12 000
Kunden, die einen Vertrag für das
Programmpaket S/4 Hana unter-
schrieben haben, wollen bislang nur
2000 die Cloud-Version nutzen.
Das soll eine Kooperation ändern:
SAP will mit Microsoft bei der Markt-
einführung zusammenarbeiten, wie
der Dax-Konzern am Montag bei der
Veröffentlichung der Zahlen fürs drit-
te Quartal bekannt gab. „Bei dieser
Partnerschaft geht es darum, die
Komplexität zu reduzieren und die
Kosten für die Kunden zu minimie-
ren, wenn sie S/4 Hana in der Cloud
einführen“, sagte die neue Co-Chefin
Jennifer Morgan, die mit Christian
Klein kürzlich die Aufgaben von Bill
McDermott übernommen hatte.
Wenn Kunden die SAP-Software
S/4 Hana auf der Microsoft-Plattform
Azure laufen lassen wollen, sollen
„ganzheitliche Pakete“ die Einfüh-
rung erleichtern, zum Beispiel mit
Referenzmodellen für den techni-
schen Aufbau, genauen Zeitplänen
und beispielhaften Kundenfällen. Mi-
crosoft wird zudem über den eigenen
Vertrieb die Software von SAP weiter-
verkaufen. Das Kalkül: Der eine er-
leichtert den Kunden die Einrichtung
der eigenen Software, der andere
steigert die Auslastung der Plattform.
Die Partnerschaft verschafft SAP
zusätzliches Neugeschäft. Microsoft
zahlt ab dem vierten Quartal 74 Mil-
lionen Euro für die Nutzung der SAP-
Cloud-Plattform, die beispielsweise
genutzt wird, um S/4 Hana zu erwei-
tern oder mit anderen Programmen
zu integrieren. Diese Summe wird
über eine Laufzeit von drei Jahren
realisiert.
S/4 Hana ist für SAP ein zentrales
Produkt: Das Programmpaket zur
Steuerung von betriebswirtschaftli-
chen Prozessen verhilft dem Soft-
warehersteller zu einem langfristig
stabilen Geschäft und bietet zahlrei-
che zusätzliche Verkaufsmöglichkei-

ten – ist es einmal installiert, können
die Vertriebler oft Folgeaufträge für
andere Produkte abschließen.
Die Cloud-Version habe eine strate-
gische Bedeutung, betonte Maximili-
an Hille, Analyst beim deutschen Be-
ratungsunternehmen Crisp Research,
im Gespräch mit dem Handelsblatt:
„Die Zukunft der IT liegt langfristig in
der Cloud.“ Experten beobachten,
dass die Nutzung von Software, Spei-
cher und Prozessorleistung aus den
Rechenzentren von verschiedenen
Dienstleistern zum Standard wird.
Um eine reibungslose Integration zu
ermöglichen, müsse möglichst auch
die SAP-Software in der Cloud laufen.
Die Partnerschaft könne helfen,
Probleme bei der Umstellung zu
überwinden, sagte der IT-Spezialist –
die Einführung von S/4 Hana auf der
Plattform eines anderen Unterneh-
mens sei komplex. „Das Wissen der
Anwender ist beschränkt, daher
braucht es sehr viel Begleitung durch
Dienstleister wie auch die Cloud-An-
bieter.“ Ob die Kooperation zwischen
SAP und Microsoft das erfüllen kön-
ne, müsse sich aber noch beweisen.
Um möglichst viele Kunden zu be-
dienen, seien allerdings ähnliche In-
tegrationen mit den anderen Plattfor-
men wie Amazon Web Services
(AWS) und Google Cloud Platform
notwendig, sagte Analyst Hille. SAP-
Managerin Morgan erklärte, dass der-
artige Partnerschaften in Zukunft
möglich seien, wollte aber keine De-
tails nennen. In einem Projekt na-
mens „Embrace“ arbeitet SAP indes

schon mit den drei großen Plattfor-
men sowie einigen IT-Dienstleistern
zusammen, um die Einführung des
Programmpakets zu erleichtern.

Starkes Quartal
Auch unabhängig von diesem Deal
lief das Geschäft bei SAP im dritten
Quartal sehr gut. Der Umsatz stieg
um 13 Prozent auf 6,79 Milliarden
Euro. „SAP ist in einer Position der
Stärke“, sagte Finanzchef Luka Mu-
cic. Das Unternehmen sei auf Kurs,
die Ziele für 2019 und darüber hinaus

zu erreichen. Dazu trug das Geschäft
mit dem Cloud-Computing entschei-
dend bei: Es wuchs von Anfang Juli
bis Ende September um 37 Prozent
von 1,3 auf 1,79 Milliarden Euro, wo-
bei 103 Millionen Euro aus dem Zu-
kauf des Marktforschungsspezialisten
Qualtrics resultierten. Allerdings hät-
ten alle Segmente positive Resultate
geliefert, betonte Mucic.
Ebenso wichtig wie das Wachstum
ist die Profitabilität – das Manage-
ment verspricht, die operative Marge
in den nächsten fünf Jahren um fünf
Prozentpunkte zu verbessern. Das
dritte Quartal war ein Schritt in die
richtige Richtung: Die operative Mar-
ge stieg um 4,2 Prozent, bereinigt
und ohne Währungseffekte immer-
hin um 1,5 Prozent.
Das lässt sich am Betriebsergebnis
ablesen: Nach einem Plus von 36 Pro-
zent stehen unter dem Strich 1,
Milliarden Euro. Selbst wenn man
Sondereffekte herausrechnet, sind es
noch 15 Prozent mehr als im Vorjah-
reszeitraum.
Das im Frühjahr angekündigte Effi-
zienzprogramm zeige Wirkung, be-
tonte Finanzchef Mucic. Viele Zahlen
waren bereits bekannt, trotzdem rea-
gierten die Aktionäre positiv, der
Kurs der SAP-Aktie lag am Montag
um bis zu drei Prozent im Plus. Mit
einem Kurs von 118,50 Euro ist das
Allzeithoch nicht weit entfernt. Die
Mehrzahl der Analysten empfiehlt
die Aktie trotzdem zu Kauf.


Leitartikel Seite 28



SAP-Management:
Bill McDermott (l.)
hat die Führung an
Jennifer Morgan
und Christian Klein
übergeben.

Ralph Orlowski/REUTERS


DIENSTAG, 22. OKTOBER 2019, NR. 203 Unternehmen & Märkte^19


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