Handelsblatt - 22.10.2019

(Joyce) #1

Dialyseanbieter


Ermittlungen


gegen FMC


Die Staatsanwaltschaft geht
dem Vorwurf der Bestechung
durch Mitarbeiter des
Dax-Konzerns Fresenius
Medical Care nach.

Maike Telgheder Frankfurt


D


ie Korruptionsfälle in ver-
schiedenen afrikanischen
Ländern holen den Dialyse-
konzern Fresenius Medical Care
(FMC) erneut ein. Jetzt ermittelt auch
die Frankfurter Staatsanwaltschaft,
wie die Behörde am Montag bestätig-
te. Vor einem halben Jahr konnte der
Dax-Konzern die Untersuchungen in
den USA mit einem millionenschwe-
ren Vergleich beenden.

Die Frankfurter Staatsanwaltschaft
ermittelt nun wegen des Vorwurfs
der Bestechung gegen mehrere Mitar-
beiter von FMC sowie Personen aus
dem Umfeld. Genauere Angaben
machte die Staatsanwaltschaft nicht.
Zuvor hatten „Süddeutsche Zeitung“,
NDR und WDR darüber berichtet.
Grundlage der Untersuchung ist
ein Bericht der amerikanischen Bör-
senaufsicht SEC, der zahlreiche Fälle
von Bestechung in verschiedenen
afrikanischen Staaten sowie Saudi-
Arabien in den Jahren 2007 bis 2016
auflistet. Insgesamt flossen laut SEC
Millionen an Ärzte und Manager von
Kliniken in 17 Ländern. Dabei ging
es sowohl um die Einrichtung von
Dialysestationen wie auch den Ein-
satz der Dialyseprodukte. In Zusam-
menhang mit den Schmiergeldzah-

lungen wurden laut Bericht der US-
Börsenaufsicht auch zahlreiche
Dokumente verändert, gefälscht
oder zerstört. Dabei sollen auch Mit-
arbeiter in der Bad Homburger Zen-
trale involviert gewesen sein.
Fresenius Medical Care ist der
weltweit führende Anbieter von Pro-
dukten und Dienstleistungen für
Menschen mit chronischem Nieren-
versagen. Das Unternehmen mit zu-
letzt rund 16,5 Milliarden Euro Jah-
resumsatz betreibt ein weltweites
Netz von mehr als 3 900 Dialyseklini-
ken. FMC wird über die Struktur ei-
ner Kommanditgesellschaft auf Ak-
tien vom ebenfalls im Dax notierten
Gesundheitskonzern Fresenius kon-
trolliert.
In den USA hat sich FMC im Früh-
jahr mit den Behörden außergericht-
lich geeinigt und 231,7 Millionen US-
Dollar gezahlt. „Wir sind sehr froh
über die erzielte Einigung“, kom-
mentierte Konzernchef Rice Powell
damals den Vergleich laut einer Mit-
teilung des Unternehmens. Die Fälle
seien intern gründlich aufgearbeitet
worden. „Wir haben ethisches und
regelkonformes Verhalten noch stär-
ker in unserer Unternehmenskultur
verankert“, so Powell weiter. Der US-
Amerikaner führt das Unternehmen
seit 2013.
FMC hatte nach eigenen Angaben
die Behörden bereits im Jahr 2012
freiwillig über damals selbst einge-
leitete Untersuchungen zu Ge-
schäftspraktiken in einigen Ländern
außerhalb der USA informiert, die
möglicherweise gegen das US-Anti-
korruptionsgesetz verstoßen haben.
Im Bericht der SEC wird allerdings
kritisiert, dass die internen Untersu-
chungen des Unternehmens in eini-
gen Fällen erst spät aufgenommen
wurden.
Auf der Hauptversammlung von
FMC im Mai hatten verschiedene Ak-
tionäre bereits ihrem Unmut über
das Thema Luft gemacht: Die Anteils-
eigner entlasteten den Vorstand um
Konzernchef Rice Powell mit nur
knapper Mehrheit von 56,8 Prozent.
Der Aufsichtsrat von Fresenius Medi-
cal Care kam auf 52,3 Prozent der
Stimmen. Üblich sind auf dem Aktio-
närstreffen von Fresenius Zustim-
mungsquoten von 90 Prozent und
mehr.

231,7

MILLIONEN
US-Dollar hat FMC im Rahmen
einer außergerichtlichen Einigung
in den USA bereits gezahlt.
Quelle: Unternehmen

Produktion bei FMC: Der Dax-Konzern ist der weltweit führende Anbieter
von Produkten und Dienstleistungen rund um die Dialyse.

Fresenius


Sartorius will in den


USA zukaufen


FRANKFURT Der La-
borausrüster Sartori-
us will sein Angebot
durch die Übernahme
von Geschäftsteilen
der US-Firma Danaher
ausbauen. Sartori-
us habe eine Vereinba-
rung über den Erwerb
von Teilen des Life-
Science-Portfolios für
rund 750 Millionen
Dollar in bar unter-
zeichnet, teilte der
Konzern am Montag
mit. „Das zur Über-
nahme stehende Port-
folio passt strategisch
hervorragend zu Sar-
torius“, erklärte Vor-
standschef Joachim
Kreuzburg.
Den Angaben zufolge
erzielten die Geschäfte

im vergangenen Jahr
mit weltweit rund 300
Mitarbeitern einen
Umsatz von rund 140
Millionen Dollar bei
prozentual zweistelli-
gen operativen Ge-
winnmargen. Der Zu-
kauf ist aber abhängig
davon, ob Danaher
seinerseits wie geplant
das Biopharma-Ge-
schäft von General
Electric übernehmen
kann. Der Abschluss
der Transaktion ist für
das erste Quartal 2020
geplant.
An der Börse konn-
te Sartorius mit seinen
Plänen punkten: Die
Aktie legte um mehr
als vier Prozent auf
rund 175 Euro zu. rtr

IN KÜRZE


UFO legt


Streikpause ein


FRANKFURT Nach
zahlreichen Flugaus-
fällen durch Streiks
des Kabinenpersonals
bei der Lufthansa und
ihrem Billigflieger Eu-
rowings will die Ge-
werkschaft UFO von
Ausständen in dieser
Woche absehen. „Soll-
te es zu weiteren Ak-
tionen seitens des
Konzerns kommen,
sind wir aber kurzfris-
tig in der Lage, die Si-
tuation neu zu bewer-
ten und unverzüglich
zu reagieren“, erklärte
UFO-Vizechef Daniel
Flohr am Montag.
Am Sonntag fielen
nach Darstellung der
Lufthansa rund 100
Flüge an mehreren

deutschen Flughäfen
wegen des ganztägi-
gen Streiks aus. Die
Gewerkschaft zählte
mehr als 150 Stornie-
rungen bei Eurowings,
Germanwings und
dem Regionalflieger
Lufthansa Cityline.
Während die Lufthan-
sa bekräftigte, mehr
als 90 Prozent der
Flugbegleiter seien zur
Arbeit erschienen, be-
teiligte sich laut UFO
die Mehrheit der Be-
schäftigten an den
Streiks. Die Warn-
streiks waren aus Sicht
der Lufthansa illegal,
weil UFO derzeit kei-
nen Vorstand habe,
der zu Tarifverhand-
lungen befugt wäre. rtr

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