Handelsblatt - 22.10.2019

(Joyce) #1

Lea-Sophie Cramer


Ende der


Erotik


E


ine der bekanntesten Gründerinnen
Deutschlands tritt ab: Lea-Sophie Cra-
mer, 32, hört zum Jahresende als Che-
fin des Erotikversands Amorelie auf. „Das ist
für beide Seiten ein guter Zeitpunkt“, sagte
die Managerin. Cramer hat Amorelie vor sie-
ben Jahren gemeinsam mit Sebastian Pollok
gegründet. 2015 Jahren verkauften die Ge-
schäftspartner ihre Firma an die Münchener
TV-Gruppe Pro Sieben Sat 1. Cramer hält heu-
te noch gut zwei Prozent der Anteile. Amore-
lie und seine 140 Mitarbeiter sehen sich als
„eine der führenden Marken für das Liebesle-
ben“. Zu Umsatz und Gewinn macht Pro Sie-
ben Sat 1 allerdings keine Angaben.
Viele Gründer ziehen sich schnell zurück,
wenn ein Konzern einsteigt. Cramer wollte
das 2015 nicht. Sie sagt: „Wir haben in jüngs-
ter Zeit noch eine Schippe draufgelegt, sind
jetzt bei dm und Douglas vertreten.“ Außer-
dem sei ein gesellschaftliches Umdenken in
Sachen Erotikprodukten eingetreten. All das
sei vor vier Jahren noch nicht der Fall gewe-
sen. Zuletzt hat Cramer das Geschäft mit
Handelsketten und Eigenmarken forciert.
Zudem erschloss sie dieses Jahr den chinesi-
schen Markt.
Amorelie ist Teil von NuCom, der E-Com-
merce-Sparte von Pro Sieben Sat 1. Florian
Tappeiner, Co-Chef von NuCom, würdigte
Gründerin Cramer: „Leas Vision und Tat-
kraft beim Aufbau und der Entwicklung von
Amorelie waren außergewöhnlich.“ Nun
müsse das Unternehmen weiter wachsen,
auch Übernahmen seien denkbar. Aufgabe
ihrer Nachfolgerin sei auch, das Geschäft im
Ausland voranzutreiben.
Darum wird sich Claire Midwood küm-
mern müssen. Die Managerin aus dem Sili-
con Valley soll Nachfolgerin von Cramer
werden, teilte Amorelie mit. Midwood arbei-
tete die letzten zwei Jahre im Vertrieb von
Apple. Zuvor war sie 20 Jahre lang bei Adi-
das und baute dort die Sportmodemarke
Neo auf. Midwood sagte, sie sehe bei Amo-
relie die „einmalige Chance, die Liebesin-

Lea-Sophie Cramer:
„Ich werde jetzt
ein Jahr in mich
investieren.“

Amin Akhtar/laif


Sylvia De la Cruz


Gewerkschafterin auf Abruf


E


iner Gewerkschafterin kann kaum
Schlimmeres passieren, als vom Ar-
beitgeber nicht ernst genommen zu
werden. So ergeht es derzeit Sylvia De la
Cruz, der Chefin der Flugbegleiterorganisa-
tion Ufo. Die Lufthansa zweifelt, ob der Vor-
stand der Gewerkschaft, die zuletzt vor al-
lem durch Personalquerelen und interne
Machtkämpfe Schlagzeilen gemacht hatte,
rechtmäßig zustande gekommen ist.
Dass Ufo am Wochenende die Lufthansa-
Töchter bestreikt hat, ist daher als Lebens-
zeichen der Gewerkschafterin zu werten.
Die 41-Jährige, die ihre Laufbahn 1999 bei

Condor begann und 2012 in den Ufo-Vor-
stand einzog, ist entschlossen, weiter die
Kampfbereitschaft der Ufo zu zeigen. Unter
dem Ende Mai nach Untreuevorwürfen zu-
rückgetretenen Chef Nicoley Baublies habe
die Gewerkschaft sehr erfolgreiche Tarifpo-
litik gemacht, sagt De la Cruz, eine enge Ver-
traute von Baublies. Wenn die Lufthansa
Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Ufo-Vor-
stands äußere, sei das ein Versuch, einen
unbequemen Verhandlungspartner loszu-
werden und lieber Verträge mit der „hand-
zahmen“ Konkurrentin Verdi zu schließen.
Mitte Februar 2020 soll ein neuer Vor-
stand gewählt werden. Ob sie wieder antritt,
will De la Cruz derweil noch nicht sagen.
Wenn sie überhaupt so lange durchhält. Für
die Mitgliederversammlung am 1. November
liegen Abwahlanträge gegen den Vorstand
vor. Frank Specht

BusinessLoungeLounge


Auszeichnung: Zum Abschluss der Frankfurter
Buchmesse hat der brasilianische Fotograf
Sebastião Salgadoden Friedenspreis des Deut-
schen Buchhandels bekommen. Der 75-Jährige
ist der erste Fotograf, der diese Anerkennung
bekommt.

Berlinbesuch:Bun
desaußenminister
Heiko Maas (SPD)
hat am Montag
den weißrussi-
schen Außenminis
ter Uladzimir
Makej(l.) in der
Hauptstadt zu ei-
nem Gespräch
empfangen.





s-


Reifenprüfung:Die Fußballer Niklas Stark, Ale-
xander Esswein und Per Skjelbred(v.l.) von Her-
tha BSC Berlin tauschen den Schlauch eines
Fahrrads. Das war Auftakt für die bundesweite
Aktion „Schichtwechsel“, bei der 500 Angestell-
te ihren Arbeitsplatz mit behinderten Menschen
für einen Tag tauschen.

Übergabe:Die DRF Luftrettung fliegt künftig mit
neuen Airbus-Helikoptern. Wolfgang Schoder
(r.), CEO von Airbus Helicopters Deutschland,
übergibt den symbolischen Hubschrauber an
DRF-Vorstandschef Krystian Pracz.

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imago images/epd, obs, krohnfoto.de, dpa


Die Gründerin des Erotikversands
Amorelie zieht sich zurück. An ihre
Stelle tritt eine Apple-Managerin.

Die Tage an der Spitze der
Flugbegleiterorganisation Ufo
dürften für die 41-Jährige gezählt
sein.

Sylvia De la Cruz:
Sie sieht sich als Op-
fer eine Kampagne.

UFO


dustrie zu entwickeln, unsere internationale
Präsenz auszubauen und den aktiven Aus-
tausch über unseren Körper und dessen se-
xuelle Gesundheit zu fördern“.
Und Cramer? Ganz verabschieden will
sich die Berlinerin nicht: Sie zieht in den
Beirat von Amorelie ein. Konkrete Pläne für
ein neues Start-up habe sie noch nicht. Viel-
mehr wolle sie erst einmal reisen, sich auf
Konferenzen weiterbilden und auch mehr
Zeit mit ihren Kindern verbringen. „Ich
werde jetzt ein Jahr in mich investieren.“
Joachim Hofer

Namen des Tages


DIENSTAG, 22. OKTOBER 2019, NR. 203^47


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