Die Zeit - 26.09.2019

(Nandana) #1

viel.« Boze, einem freundlichen Schweiger, obliegt in die-


sen Tagen die Organisation der Geburtstagsfeiern für die
Carters, wie jedes Jahr. Er wählt die Republikaner wie die


meisten in Plains, gut die Hälfte haben Trump gewählt,
Boze hat Trump im Wahlkampf durch eine Spende unter-


stützt. Er sammelt Zeitungsartikel zur »Klimalüge«. Doch
er ist ein guter Nachbar. Als Oberhaupt von Plains hat er


Anfang der Achtzigerjahre für Jimmy Carter den israelischen
Ministerpräsidenten Menachem Begin am regionalen Flug-


hafen abgeholt, Ägyptens Präsidenten Anwar al-Sadat und
den Palästinenserführer Jassir Arafat. Und noch heute erzählt


Betty, wie Arafat nach Arabersitte Boze auf beide Wangen
küsste, und noch heute errötet Boze dabei.


In der Ratssitzung hören sie den Bericht des Sheriffs, den
sie vor Kurzem gewählt haben. Er hat im Berichtsmonat


23 Verwarnungen wegen Geschwindigkeitsüberschreitun-
gen ausgestellt und 1032 Dollar für Reparaturen an seinem


Streifenwagen ausgegeben. Boze und seine sechs Räte be-
schließen die Erhöhung der Grundsteuer um ein Prozent,


nehmen die Rüge der Umweltverwaltung von Georgia ent-
gegen, nach dem Hurrikan im letzten Herbst nichts gegen


das Verbrennen von Sturmholz in den Gärten getan zu ha-
ben. Zum Schluss berichtet Kim Fuller, Carters Nichte, die


ebenfalls Rätin ist, über die Aktivitäten des Jimmy-Carter-
Freundeskreises, dessen Geschäftsführerin sie außerdem ist.


Die Nostalgie-Eisenbahn, die einmal im Monat über die
sonst nahezu stillgelegten Gleise Ausflügler ins Dorf holt,
droht eingestellt zu werden.
»Wie können wir Plains am Leben erhalten?«, entfährt es
einem schwarzen Ratsmitglied. »Nur mit dem Tourismus
wird es nicht gehen!« Da herrscht Schweigen unter den sechs
Räten, drei Weiße, drei Schwarze. Boze schweigt auch.
Nur einen Kilometer von den Bahngleisen entfernt, die in
Plains die Grenze zwischen Schwarzen und Weißen ziehen,
markieren Ortsschilder das Ende von Plains, obwohl Plains
damit noch lange nicht endet. Ein Großteil der Wohnquar-
tiere, in denen überwiegend Schwarze leben, liegt außerhalb
der offiziellen Ortsgrenze. Diese Einwohner gehören zum
Landkreis. Sie leben in Plains, nutzen wie die anderen seine
bescheidene Infrastruktur, haben aber nicht das Recht, bei
den Wahlen für den Stadtrat teilzunehmen. Sie sind gewis-
sermaßen ausgebürgert. Die Schwarzen in Plains sagen: So
sichern sich die Weißen im Ort ihre Mehrheit. Die Weißen
im Ort reden nicht darüber. So ist es hier. So ist es im nahen
Ella ville. So ist es in Americus. Die politischen Grenzen der
Rassentrennung, gezogen lange vor der schwarzen Bürger-
rechtsbewegung, bestimmen in der Region noch heute die
Machtverteilung. »Carter reist durch die ganze Welt und
fordert, dass alle Menschen das Recht haben, zu wählen«,
klagt ein schwarzer Lokalpolitiker in Americus. »In seiner

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AB26.SEPTEMBERIMKINO


Basierend auf dem Pulitzerpreis-prämierten Roman.
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Leben für immer und zieht eine ergreifende Odyssee zwischen Trauer und
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