Die Zeit - 26.09.2019

(Nandana) #1

Von Tillmann Prüfer


Um der Skater-Kultur zu huldigen, muss man heute nicht mehr


auf Rollen durch die Gegend fahren. Sogar Marken wie H&M und
Forever 21 drucken Logos wie das des Skater-Magazins Trasher auf


ihre T-Shirts. Skate-Fashion-Labels, etwa Supreme, sind stil bildend
und gehen viele Kooperationen mit Marken wie Comme des Gar-


çons bis Meissen ein. Der Look der Skater-Kultur spiegelt sich in
etlichen Kollektionen wieder: Bei Louis Vuitton sehen wir eine


Skatermütze, bei Gucci trägt man Lagenlook, bei Balenciaga Over-
sized-T-Shirts. Das Verführerische am Skater-Look ist, dass man


recht teure Produkte lancieren kann, denen gleichzeitig das Image
der Subversion anhaftet. Anti-Establishment, Anti-Konsum. Wer


skatet, lehnt die Karriereleiter ab und widmet sich stattdessen der
Half-Pipe. Man übt lieber ein paar Tricks, als vor dem Chef zu bu-


ckeln. Statussymbole und Sicherheiten braucht der Skater angeblich
nicht, er will nur grinden.


Manche warnen daher vor einem Ausverkauf der Skater-Kultur an
die Luxusmode. Dabei vergessen sie allerdings, dass Skaten nie eine


Anti-Konsum-Haltung war. Im Gegenteil: Die Mode liebäugelt
heute so gerne mit den Skatern, weil sie schon immer einer zutiefst


durchästhetisierten Szene angehörten. Sie waren von Beginn an
produktverliebt. Skaten war kein Sport der Arbeiterkinder wie Fuß-


ball, sondern ein Hobby der Kinder der besseren Gesellschaft. Es
entstand in den USA in den Sechzigerjahren, auf dem Höhepunkt


der Surf-Welle: Skaten sollte Surfen auf dem Asphalt sein. Es war
eine Beschäftigung junger Mitglieder der Ober- und Mittelschicht.


Später wurde der Stil wilder, man pflegte lange Haare und zerschlis-
sene Kleidung. Der Fahrstil wurde riskanter und ging mit vielen


Stürzen einher; Skater trugen nun Kleidung in mehreren Lagen, da-
mit sie sich nicht so schnell die Knie und Ellbogen aufschürften.


Dadurch war Skaten sofort mit einen Look und einem Lifestyle ver-
bunden: Es ging um Maskulinität, Selbstzerstörung und Jugend.


Beim Skaten spielte die Optik eine Rolle, denn die Stunts waren
nur etwas wert, wenn man sie anderen auch zeigen konnte. Skater


machten nicht unbedingt Punkte in Wettkämpfen, aber sie nahmen
ihre Tricks auf Video auf und teilten diese mit anderen. Es war so-


zusagen eine Social-Media-Sportart, bevor es Social Media gab. So
entstanden schnell Skate-Modemarken wie Santa Cruz, Vans und


Vision. Es dauerte nicht lange, da wurden die Skater-Stars von den
entsprechenden Labels ausgestattet. Somit hatte der Sport auch den


Influencer erfunden, bevor es Instagram gab.


Rollende Mode


Stil

Foto Peter Langer


Meine kleine Tochter liebt Granatäpfel. Vor allem liebt sie es, die
Samen der Granatäpfel mit ihren Fingern herauszupulen und auf
den Boden fallen zu lassen, sodass ich, wenn ich barfuß durch die
Wohnung gehe, ständig rote Fußsohlen bekomme. Hoch im Kurs
stehen bei ihr auch Erbsen, die sie ebenfalls mit Vorliebe in der
Wohnung verteilt. Wenn sie draußen spielen geht und nach Hause
kommt, bringt sie Erde, Sand und Gras mit. Vielleicht ist es also
verständlich, dass ich mich so für Saugroboter interessiere.
Ich habe schon einige getestet und mir ein Modell namens Eufy von
Anker RoboVac gekauft, doch ich bin noch nicht hundertprozentig
da, wo ich hin will. Jedes Mal, wenn ich von einem neuen Gerät
höre, möchte ich es ausprobieren.
Dieses Mal ist es ein Saug- und Wischroboter von der Firma ZACO.
Mir gefällt schon mal sehr gut, dass er nass wischen kann, weil mei-
ne Tochter auch gerne Getränke jeder Art verschüttet, zum Beispiel
Säfte. Das Problem: Der Roboter verheddert sich bei seinen Fahrten
durch unsere Wohnung ständig, an herumliegenden Kabeln etwa,
und wenn ich es nicht bemerke, wischt der feuchte Lappen so lange
auf einer Stelle, dass sich eine Pfütze bildet. Ansonsten macht er
seinen Job aber richtig gut. Er ist sogar per App steuerbar, sodass ich
ihn von unterwegs aus anschalten kann, wenn ich möchte.
Für meine Tochter hat der Saugroboter aber noch eine andere
Funktion: Sie sieht ihn als ihren Mitbewohner an. Den Vorgänger
in unserem Zuhause, den Eufy, hat sie anfangs nur begrüßt und
verabschiedet, irgendwann begann sie aber, sich richtig mit ihm zu
unterhalten. Das Verhältnis zu ihrem neuen Mitbewohner befindet
sich noch in der Aufwärmphase. Sie sagt, wenn sie geht, immerhin
schon »Ciao, Roboter«.

Mirko Borsche sehnt sich nach einem


sauberen Boden


Unter Strom

Technische Daten
Staubtank: 6 0 0 ml
Wassertank: 30 0 ml
Betriebszeit: 12 0 Minuten
Preis: 50 0 Euro

Mirko Borsche, Creative Director des ZEITmagazins,
schreibt jede Woche die Kolumne »Unter Strom«

Foto

Robovox

/^ ZACO 2019

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