Die Zeit - 26.09.2019

(Nandana) #1
Illustration: Matthias Seifahrt für DIE ZEIT

Wer vertraut ARD und ZDF?


Eine Studie belegt angeblich, dass die Öffentlich-Rechtlichen vor allem für ein linkes Publikum senden. Stimmt das? VON ANN-KATHRIN NEZIK


Was ist passiert?


Vor gut zwei Wochen veröffentlichten Medien-
wissenschaftler der britischen Oxford-Universität
Studienergebnisse über den öffentlich-rechtlichen
Rundfunk in Deutschland, die es scheinbar in sich
hatten. Der AfD-Politiker Alexander Gauland sah
darin einen Beleg, dass ARD und ZDF nur einen
»Bruchteil der Menschen« erreichten und mit ihrer
»tendenziösen Berichterstattung mehrheitlich das
linke Spektrum« bedienten.
Die Neue Zürcher Zeitung formulierte es sach-
licher, stimmte aber mit Gaulands Kernaussage
überein: Die Zuschauer der Rundfunkanstalten
verorteten sich »fast vollständig links der Mitte«,
hieß es in einem Bericht. Am Wochenende ent-
schuldigte sich die Redaktion für diesen Artikel.
Man habe einen Teil der Studie falsch interpretiert,
schrieb die Schweizer Tageszeitung auf ihrer Web-
site und auf Twitter.


Was steht wirklich in der Studie?


Dafür, dass ARD, ZDF und Deutschlandfunk vor
allem für ein linkes Publikum senden, liefert die
Studie keine Belege. Die Forscher des Reuters In-
stitute der Universität Oxford haben untersucht,
welche Reichweite öffentlich-rechtliche Nach-
richtenprogramme bei den Bürgern in acht euro-
päischen Ländern erzielen und wie es um deren
Glaubwürdigkeit bestellt ist.
Für Deutschland kommt die Studie zu folgen-
den Ergebnissen: Tatsächlich konsumieren Men-
schen, die sich selbst als politisch in der Mitte oder
links bezeichnen, Nachrichtensendungen wie die
Tagesschau, das heute-journal oder die öffentlich-
rechtlichen Radioprogramme eher als jene, die
sich als »weit rechts« oder sogar als »rechts außen«
bezeichnen. Von ihnen nutzt nur etwas mehr als
die Hälfte regelmäßig (mindestens einmal pro
Woche) diese Informationsangebote, während es
in der politischen Mitte und am linken Rand rund
drei Viertel tun.
Auch das Vertrauen, das Menschen den öffent-
lich-rechtlichen Medien schenken, hängt mit ih-
rer politischen Haltung zusammen. Auf die Frage,
für wie glaubwürdig sie die Nachrichten der
Öffentlich-Rechtlichen halten, gaben Menschen
mit sehr rechter Orientierung ihnen im Schnitt 5
von 10 Punkten. In der Mitte und links liegt das
Vertrauen der Zuschauer höher, bei durchschnitt-
lich 7,1 Punkten.
Hat Gauland also recht? Nein. Zwar schauen
und hören Linke öfter ARD, ZDF und Deutsch-
landfunk als Rechte. Aber dass die drei Rundfunk-
anstalten nur einen »Bruchteil« der Bürger errei-
chen, stimmt nicht – im Gegenteil, wie ein näherer
Blick auf die Daten zeigt. Denn der Anteil derjeni-
gen, die sich weit rechts oder rechts außen verortet,
liegt nur bei 6,5 Prozent. Mit anderen Worten: Es
gibt eine Gruppe weit rechts, die öffentlich-recht-
liche Medien weniger nutzt und ihnen auch weni-
ger glaubt, doch die ist klein.


Wer misstraut den Medien?

Menschen an den politischen Rändern misstrauen
den Medien ohnehin, wie verschiedene Erhebun-
gen zeigen. Laut der Langzeitstudie der Universität
Mainz, die regelmäßig das Medienvertrauen der
Deutschen untersucht, sind jene, die etablierte
Medien pauschal ablehnen, eher wenig gebildet,
weniger politisch interessiert und sorgen sich mehr
um ihre wirtschaftliche Zukunft. Diese »Medien-
zyniker«, schreiben die Mainzer Forscher, fänden
sich überdurchschnittlich oft am einen oder ande-
ren Ende des politischen Spektrums, also weit
links oder weit rechts. Anstatt etablierte Medien zu
nutzen, informiert sich diese Gruppe vielfach auf
Blogs und in Diskussionsforen oder auf sogenann-
ten alternativen Nachrichtenseiten wie dem rechts-
populistischen Onlinemagazin Compact.
Jedoch gibt es Belege dafür, dass eine Ableh-
nung der Medien im rechten Milieu verbreiteter
ist als im linken. Als einzige Partei im aktuellen
Bundestag fordert die AfD, die Rundfunkgebüh-
ren abzuschaffen und durch eine Art Pay-TV zu
ersetzen. Laut einer Studie im Auftrag der gewerk-
schaftsnahen Otto-Brenner-Stiftung halten Men-
schen mit Ressentiments gegenüber Muslimen
oder Sinti und Roma die Medien eher für un-
glaubwürdig. Derselben Erhebung zufolge geht
Medienmisstrauen vielfach mit Institutionenmiss-
trauen einher. Wer unzufrieden mit dem Funktio-
nieren der Demokratie ist, wer grundsätzlich an
Parteien, Parlament, Regierung und Justiz zweifelt,
misstraut tendenziell auch den Medien.
Die Zahl solcher Skeptiker ist in den vergange-
nen Jahren gestiegen. Laut der Mainzer Langzeit-
studie vertrauten im vergangenen Jahr 22 Prozent
der Menschen den Medien bei wichtigen Themen
eher nicht oder überhaupt nicht: wenn es zum Bei-
spiel um politische Skandale oder Krisen geht.
2008, zehn Jahre zuvor, waren nur neun Prozent in
dieser Kategorie. Fragt man nach bestimmten
Themen, ist der Anteil der Zweifler noch höher.
Etwa jeder Dritte findet die Berichterstattung über
den Islam und die Kriminalität von Flüchtlingen
wenig oder gar nicht vertrauenswürdig.

Sind die Sender zu links?

Seit es die Öffentlich-Rechtlichen gibt, wird über
die Frage gestritten, wo sie politisch stehen. »Rot-
funk« und »Schwarzfunk« sind Kampfbegriffe, die
vor allem im alten Jahrhundert immer wieder her-
vorgeholt wurden. Heute wird eher darüber dis-
kutiert, ob ARD und ZDF zu sehr nach links ge-
rückt sind. Würde das zutreffen, müssten Parteien
wie die Grünen oder die SPD unverhältnismäßig
oft vorkommen oder müsste ein linkes Weltbild
im Programm deutlich stärker vertreten sein.
Als Angela Merkel und Martin Schulz im TV-
Duell vor der letzten Bundestagswahl sehr lange über
die Flüchtlingsfrage diskutierten, werteten Kritiker
wie der Journalist Stefan Niggemeier das als erfolg-
reiches Agendasetting der AfD. Die Moderatoren

hätten die beiden Politiker »weitgehend aus der Per-
spektive der Rechten« befragt, schrieb Niggemeier.
Die Berichterstattung über Flüchtlinge folgte
offenbar keiner klaren ideologischen Linie, son-
dern passte sich dem veränderten gesellschaftli-
chen Klima an, wie eine weitere Studie der Univer-
sität Mainz nahelegt. Demnach berichteten ARD,
ZDF, RTL und verschiedene Tageszeitungen vor
der Silvesternacht 2015, als überwiegend aus
Nordafrika stammende Migranten am Kölner
Hauptbahnhof etliche Frauen angriffen, positiver
über Flüchtlinge als danach. Von Januar 2016 an
hätten sich die untersuchten Medien stärker auf
Kriminalität unter Flüchtlingen konzentriert – ein
Thema vor allem der AfD.
Befürworter der These, die Öffentlich-Rechtli-
chen seien links, verweisen gern darauf, dass Jour-
nalisten mehrheitlich dem links-grünen Milieu
angehörten. Tatsächlich stehen sie, verglichen mit
dem Rest der Bevölkerung, viel häufiger den Grü-
nen nahe. Einer Befragung aus dem Jahr 2005 zu-
folge sympathisierten schon damals 36 Prozent der
Journalisten mit den Grünen und beispielsweise
nur elf Prozent mit der CDU/CSU.
Aber bedeutet das auch, dass sich linke und
grüne Positionen überproportional im Programm
wiederfinden? Wenn man etwa die Kommentare
in den Tagesthemen betrachte, seien progressive
Standpunkte bei bestimmten Themen häufiger
vertreten als konservative, sagt der Kom mu ni ka-
tions wis sen schaft ler Nikolaus Jackob. »Ich kann
nachvollziehen, dass sich Zuschauer aus dem bür-
gerlich-konservativen Milieu dort manchmal nicht
ausreichend repräsentiert fühlen«, sagt Jackob.
Marcus Bornheim widerspricht dem. Bornheim
wird im Oktober Chefredakteur von ARD-aktuell
und damit unter anderem verantwortlich für die
Tagesschau und Tagesthemen. Es sei keineswegs so,
dass Tagesthemen-Kommentare öfter von der linken
als der rechten Seite kämen, sagt Bornheim. Beim
NDR etwa gebe es durchaus konservative und markt-
liberale Kommentatoren. Daneben würden die Chef-
redakteure der neun Landesrundfunkanstalten in
ihrer täglichen Telefonschalte über das Thema ent-
scheiden, nicht die Hamburger Redaktion. Der Ein-
druck, dass Tagesthemen-Kommentare mit links emp-
fundenem Tenor dominierten, komme womöglich
daher, dass sie größere Aufmerksamkeit auf sich zö-
gen. Sie würden stärker in den sozialen Netzwerken
geteilt und dort von der Gegenseite mehr attackiert.
In Nachrichtenbeiträgen zu politischen Debat-
ten achte seine Redaktion »peinlichst genau« da-
rauf, das gesamte demokratische Spektrum abzu-
bilden, sagt Bornheim. Dass nicht immer alle Par-
teien in den meist kurzen Filmen zu Wort kämen,
habe einen anderen Grund: Mitunter habe nicht
jede Partei zu jedem Thema etwas zu sagen. Und
nicht immer seien sie in der Lage, einen Vertreter
vor die Kamera zu schicken. Die AfD, die sich
immer wieder von den Medien ungerecht behan-
delt fühlt, habe aber keinen Sonderstatus, versi-
chert Bornheim: »Wir behandeln sie wie alle ande-
ren Parteien.«

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