Die Zeit - 03.10.2019

(singke) #1

DIE ZEIT


STELLENMARKT


Zurzeit ist hierzulande wohl in keinem Beruf der
Fachkräftemangel größer als in der Pflege. Immer
mehr Menschen aus den geburtenstarken Jahr-
gängen werden alt, das strapaziert die gesundheit-
liche und soziale Versorgung. Heute gibt es 3,5
Millionen Pflegebedürftige, nach seriösen Hoch-
rechnungen werden pro Jahr 200.000 dazukom-
men. Deshalb sind immer mehr Fachkräfte nötig:
zur ambulanten Versorgung und Pflege, zur Unter-
stützung pflegender Angehöriger, in Heimen,
Krankenhäusern, Reha-Kliniken und in Hospizen.
1,1 Millionen Männer und Frauen arbeiten in der
Pflege, Tendenz steigend – im gesamten Gesund-
heitssystem gibt es keinen Beruf, in dem mehr Men-
schen tätig sind. Zum Vergleich: Es gibt 380.000
Ärzte. Aber während diese in Deutschland eine der
besten Ausbildungen der Welt erhalten, werden
Pflegekräfte in überholten Sonderstrukturen aus-
gebildet. Pflegeschulen gehören oft zu Kranken-
häusern, sie sind nicht Teil des dualen Ausbildungs-
systems und haben oft auch nicht dessen Niveau.

Noch schlimmer: Es gibt für diesen komplexen Beruf
keine ausgebaute, international anschlussfähige hoch-
schulische Qualifizierung.
Zwar bieten Fachhochschulen zahlreiche Bache-
lorstudiengänge an, von denen viele für die Arbeit
am Patienten qualifizieren und zu einer staatlichen
Berufszulassung führen. Das neue Pflegeberufe-
gesetz erlaubt es, sie ab 2020 in Regelstudiengänge
zu überführen. Aber es fehlt an weiterführenden
Masterstudiengängen, ebenso an Promotionspro-
grammen. Nur 0,6 Prozent der Pflegefachkräfte in
Deutschland haben ein Hochschulstudium absol-
viert. Der Wissenschaftsrat drängte schon 2012
darauf, dass es mindestens 10 bis 20 Prozent sein
sollten. In den Nachbarländern ist die akademische
Ausbildung die Regel. Unter dem interdisziplinären
Dach Health Sciences finden sich dort an den
Universitäten Medizin, Zahnmedizin, Pharmazie,
Public Health und Pflegewissenschaft. In diesem
geordneten Nebeneinander kann sich jede Disziplin
selbstständig entfalten.

In Deutschland hingegen sitzen die alten Muster
aus dem vorigen Jahrhundert noch in den Köpfen,
mit der Vorstellung von Pflege als »Heilhilfsberuf«
ohne eigenständige Aufgabe, als Anhängsel der
Medizin. Welche Fehleinschätzung! Alterung,
neue Krankheitsmuster, Digitalisierung stellen
völlig neue Anforderungen an die Gesundheits-
berufe – besonders in der Pflege.
Doch die deutschen Hochschulen halten unter
dem Druck der mächtigen Fakultäten am Alten fest:
Medizin, Zahnmedizin und Pharmazie entwickeln
sich prächtig, Pflegewissenschaft und Public Health
können sich kaum entfalten. Insgesamt gibt es viel-
leicht 20 Lehrstühle für Public Health, die Pflege-
wissenschaft ist ähnlich schlecht vertreten. In den
vergangenen Jahren entstanden zwar einige neue
Lehrstühle, aber alle an medizinischen Fakultäten.
Um sich zu entwickeln, bräuchte die Pflegewis-
senschaft jedoch die Autonomie eines eigenen Fach-
bereichs. Gesucht wird deshalb eine Universität, die
eine Pionierrolle übernimmt und einen Fachbereich

für Pflegewissenschaft etabliert – die erste deutsche
School of Nursing, mit allen Stufen der Ausbildung
und Qualifikation bis hin zu Promotion und Habi-
litation. Denn die Voraussetzungen, um neue Pro-
fessoren auszubilden und Forschung zu betreiben,
haben nur die Universitäten.
Der Pflegenotstand stellt nicht nur eine politische,
sondern auch eine wissenschaftliche Herausforderung
dar. Den Universitäten böte die Stärkung der Pflege-
wissenschaften und der damit einhergehenden
Forschung enorme Chancen. Ebenso der Gesell-
schaft: Wissenschaftlich qualifizierte Pflegekräfte
können in Kindergärten, Schulen und Betrieben, aber
auch in Regionen mit dünner Besiedlung neuartige
Leistungen der gesundheitlichen Erstversorgung
übernehmen, die Ärzte nicht bewältigen können.
Auch in Deutschland brauchen wir deshalb die
akademische Ausbildung in vielen Berufen unter
dem Dach der Health Sciences – einschließlich des
am meisten vernachlässigten Gesundheitsberufs,
der Pflege.

Die Position


In keinem Gesundheitsberuf fehlen so viele Fachkräfte – und in keinem ist die Ausbildung so veraltet


Pf lege in den Hörsaal!


Fotos: privat (l.); Hertie School of Governance (r.)

Klaus Hurrelmann, 75,
war Gründungsdekan
der ersten deutschen
School of Public Health
an der Universität
Bielefeld. Heute ist
er Professor an der
Hertie School of
Governance in Berlin


  1. OKTOBER 2019 DIE ZEIT N
    o


(^4148)
Doris Schaeffer, 66,
war die erste Professorin
für Pflegewissenschaft an
der Universität Bielefeld.
Heute leitet sie dort
das Institut für
Pflegewissenschaft
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Das Meininger Staatstheater ist ein traditionsreichesViersparten Theater von überregionaler Bedeutung
und Ausstrahlung.Esbietet mit seinen rund 300 Beschäftigten auf zwei Bühnen ein vielfältiges Repertoire
mit Oper,Konzert,Schauspiel,Tanz, Operette, Musical und Puppentheater an. Das Theater arbeitet inner-
halb der Stiftung eng mit dem Landestheater Eisenach zusammen.
Der Intendanz obliegt die verantwortliche Führung des Theaters im künstlerischen Bereich. Dabei stehen
ihr neben derVerwaltungsdirektorin der Generalmusikdirektor und die Spartenleiter*innen zur Seite.
Es wird eine Persönlichkeit gesucht, die aus ihrenbisherigen künstlerischen, organisatorischen und wirt-
schafftlichenErfahrungenheraus in derLage ist,sowohldem traditionsreichen Rufdes Hauses undseinem
Publikum als auch den Interessen der Zuwendungsgeber gerecht zu werden.
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Nachzuweisen sind



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Mehrspartenhauses,oder herausragende, ausgewiesene künstlerische Expertise



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Die Position erfordert die Bereitschaft,inMeiningen den erstenWohnsitz zu nehmen.


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Die Kulturstiftung Meiningen-Eisenach


Geschäftsbereich Meininger Staatstheater


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Ihre schriftlicheBewerbung mit den üblichen Unterlagen sowie Aussagen zu künstlerisch-konzeptionellen


Vorstellungen richten Sie bittebis zum 15. November 2019an:


Persönlich/vertraulich


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Herrn Prof. Dr.Benjamin-Immanuel Hoff


c/o Thüringer Staatskanzlei, Regierungsstraße 73, 99084 Erfurt


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Die Max Planck Schools
sind Deutschlands neue
Marke für eine Graduierten-
förderung mit internationaler
Strahlkraft. Als gemeinsame
Initiative deutscher Universi-
täten sowie außeruniversitärer
Forschungseinrichtungen
bündelt jede School die
deutschlandweit verteilte
Exzellenz in einem innova-
tiven Feld. Diese intelligente
Vernetzung soll der deutschen
Wissenschaft noch mehr
Sichtbarkeit im internationa-
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wissenschaftler/-innen aus
aller Welt anzuziehen.

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Max-Planck-Gesellschaft e. V.
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    Max Planck School haben sich die besten
    Wissenschaftler/-innen ihres Gebiets zu-
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    Universitäten und mehr als 30 Instituten
    der außeruniversitären Forschungseinrich-
    tungen.


Drei Schools – drei Wege zur Promotion
An der Max Planck School of Cognition
durchlaufen alle Studierenden ein einjähriges

Start in die


zweite Bewerbungsphase


Lab Rotation Year, bevor sie in die
PhD-Phase starten. An der Max Planck
School Matter to Life steigen Studierende
nach Abschluss des von drei Universitäten
etablierten Master-Studiengangs Matter to
Life direkt in die Promotionsphase ein.
An der Max Planck School of Photonics
gibt es zwei Möglichkeiten: einen fünf-
jährigen Direct Track mit integriertem
Master oder einen dreijährigen PhD-Track.

Bewerbung ab Oktober möglich
Von Oktober an suchen die Max Planck
Schools wieder ambitionierte Nachwuchs-
wissenschaftler/-innen, die während ihrer
Promotion von orts- und organisations-
übergreifenden Netzwerken, innovativen
Lehr- und Lernkonzepten, einer attrak-
tiven Vergütung sowie flexiblen Einstiegs-
wegen profitieren möchten.
Interessenten können sich online auf
http://www.maxplanckschools.org informieren
und bewerben.

Cognition, Matter to Life und Photonics –


in diesen Zukunftsfeldern können Studierende


an den Max Planck Schools promovieren.


Studierende der ersten Kohorte der Max Planck Schools mit Ferdi Schüth, Vizepräsident der Max-Planck-Gesellschaft
und Stefan Hell, Nobelpreisträger und Fellow der Max Planck Schools (Fotos © David Ausserhofer)
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