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von ulrich hartmann
Mönchengladbach – Für das zehnte
Pflichtspiel gibt es noch keine Blumen,
nicht mal, wenn man Rose heißt. Der neue
Trainer des neuen Tabellenführers Mön-
chengladbach hat vor dem 5:1 gegen den
FC Augsburg, anders als sein Stürmer Pa-
trick Herrmann für das 300. Pflichtspiel,
keinen Strauß erhalten. Aber Komplimen-
te hat er zuhauf bekommen nach dem Kan-
tersieg, der die Borussia unverhofft erst-
mals seit acht Jahren wieder an die Spitze
der Bundesliga geführt hat. „Marco Rose
hat den größten Anteil daran“, lobte Mittel-
feldspieler Christoph Kramer, und von
Journalisten erhielt Rose ein verstecktes
Kompliment bei der Frage, ob Gladbach
spielerisch bei „einhundert Prozent Rose“
angekommen sei. Doch Rose wollte gar kei-
ne Blumen, weder echte noch rhetorische.
„Das war kein Rose-Fußball“, dementierte
er brüsk und deutet damit auch an, dass
Gladbach auf dem Gipfel der Bundesliga
nicht den Ausblick genießt, sondern weiter
visionär gen Himmel schaut.
Als die Borussia letztmals solch ergiebi-
ge erste sieben Saisonspiele hingelegt hat-
te, war der gebürtige Leipziger Rose im Sep-
tember 1976 zwei Wochen alt. 43 Jahre ist
das her, und von ähnlich historischem Aus-
maß, so hätte man gedacht, müsste nun
auch der Stolz am Niederrhein sein. Doch
die Spieler winkten ab, und Rose teilte nur
nüchtern mit, man müsse „solche Dinge
sachlich einordnen“. Spitzenreiter am sieb-
ten Spieltag? Kein großes Ding!
Lieber würde dieser Trainer wohl eines
Tages stolz mitteilen, die Borussia habe
nun tatsächlich „Rose-Fußball“ gespielt.
Allerdings ist das ein hehres, vielleicht so-
gar nur ein idealistisches Ziel.
Für den Trainer Rose ist der Fußball zur
Wissenschaft geworden. Der frühere Links-
verteidiger des VfB Leipzig, von Hanno-
ver96 und Mainz 05, der als Spieler gerade
mal auf 65 Bundesliga-Einsätze kam,
schärft als Trainer seinen obsessiven Blick
auf die taktischen Geheimnisse des Fuß-
balls immer weiter.
Zu diesem Zweck hat sich Rose ein Trai-
nerteam zusammengestellt, das genauso
groß ist wie eine Fußball-Elf: im Zentrum
er selbst als Chefcoach und Experte für das
Spiel „gegen den Ball“, für die Offensive
sein Assistent Alexander Zickler, fürs Ball-
besitzspiel René Maric, für die allgemeine
Spielanalyse Frank Geideck, für die Inte-
gration der Nachwuchsspieler Eugen Po-
lanski – und dann noch dazu zwei Tor-
wart- und vier Athletiktrainer.
Keine noch so kleine Facette des Spiels
darf vernachlässigt werden, und wer einen
solch mikroskopischen Blick auf den Fuß-
ball hat, ist natürlich nicht euphorisch,
bloß weil man mal 5:1 gewonnen hat gegen
eine Augsburger Mannschaft, die eindeu-
tig neben sich stand. Und doch war in die-
sem Gladbacher Spiel recht gut zu erken-
nen, was Rose von seinen Spielern will. Je-
der Einzelne soll latent aktiv sein, immer
offensiv denken und den Gegner unter
Stress setzen. Dazu ist eine hohe Grundag-
gressivität unerlässlich, sowohl ohne Ball
als auch mit. Ist das Spielgerät erst erobert,
geht es entweder schnell in Richtung Tor
oder, wenn alles zugestellt ist, mit gewis-
ser Geduld in die Ballzirkulation.
An Roses Anspruch nach Tempo, vielen
Sprints und unabdingbarem Gegner-Stres-
sen sind die Gladbacher in den ersten zehn
Spielen ein paar Mal verzweifelt. Man hat
das vor allem beim 1:3 gegen Leipzig sowie
beim 0:4 gegen Wolfsberg und beim 1:1 bei
Basaksehir Istanbul in der Europa League
gesehen. Es hat aber auch Spiele mit aller-
hand Blitzmomenten gegeben wie das 3:1
in Mainz oder das 3:0 in Hoffenheim. Da
dachte mancher schon, Gladbach könne
„Rose-Fußball“ nur auswärts spielen, aber
dann kam dieses 5:1 gegen Augsburg mit
drei Toren in den ersten 13 Minuten. Kata-
pultstart. So etwas gefällt dem Trainer.
Sechs Siege, zwei Unentschieden, zwei
Niederlagen, so lautet Roses Bilanz in drei
Wettbewerben. Das Torverhältnis steht bei
17:11. Bester Torschütze mit vier Treffern
und bester Vorbereiter mit fünf Assists ist
der Franzose Alassane Plea, zweitbester
mit vier Treffern und einer Vorlage der
Franzose Marcus Thuram. Zusammen mit
Breel Embolo bilden sie einen vorbildlich
aktiven Sturm. An 16 der 17 Tore war min-
destens einer der drei beteiligt. Vergessen
sind in Mönchengladbach Zeiten, als das
Spiel so gemächlich aufgezogen wurde,
dass aufgerückte Abwehrspieler die torge-
fährlichsten Borussen waren.
Doch schon bald, nach der Länderspiel-
pause, werden die Gladbacher auf eine har-
te Probe gestellt, und das liegt nicht nur
daran, dass sie am übernächsten Samstag
bei Borussia Dortmund spielen und fünf
Tage später bei AS Rom. Sie müssen dann
vermutlich auf Rechtsverteidiger Stephan
Lainer verzichten – sowie auf Innenvertei-
diger Matthias Ginter, der sich gegen Augs-
burg die Schulter ausgekugelt hat. Beim
Österreicher Lainer ist ein Kapselband im
linken Sprunggelenk gerissen.
Die beiden waren zwei von fünf Spielern
(neben Torwart Yann Sommer, Mittelfeld-
mann Denis Zakaria und Stürmer Plea),
die bisher in jedem der zehn Pflichtspiele
unter Rose in der Startelf gestanden ha-
ben. Der Trainer wird jetzt neu tüfteln müs-
sen. Aber umso besser, dass er den jüngs-
ten Triumph nicht allzu sehr abgefeiert
hat. Jeder weiß doch, wie schnell Blumen
verwelken können.
Rom – Die drei Herren auf der Tribüne wer-
den sich die Augen gerieben haben, denn
unten auf dem Rasen gab es Fußball para-
dox: 24 Pässe hintereinander und dann
erst ein Tor – konnte das tatsächlich Juven-
tus sein, die Hohepriesterin des italieni-
schen Effizienzfußballs? Immerhin führte
nach allem Getändel der sehenswerte Tref-
fer von Gonzalo Higuain zum Sieg. Im Spit-
zenspiel. 2:1 gegen Inter Mailand, die Erzri-
valin, die an den sechs Spieltagen zuvor die
Tabellenspitze besetzt hatte.
Auf Platz eins in Italiens Serie A thront
jetzt also wieder die Juve aus Turin, erklär-
tes Ziel: neunter Meistertitel in Serie. Revo-
lutionär neu ist, dass für diesen neunten Ti-
tel schön gespielt werden soll. Unvorstell-
bar war das in Zeiten, da die drei Herren
auf der Tribüne noch selbst aktiv waren:
Die Freunde Francesco Totti (ewiger Kapi-
tän der Roma), Christian Vieri (Ex-Juve, Ex-
Inter, Ex überall) und Marco Materazzi (Ex-
Zidane-Provokateur und Inter-Urgestein)
trafen sich am Sonntagabend im Giuseppe-
Meazza-Stadion zum Fußballgucken.
Gegeben wurde ein Klassiker, dasDerby
d’Italiajener beiden Klubs mit den meis-
ten Anhängern im Land. Jahrzehntelang
war es auch das Duell der einzigen Nie-Ab-
steiger, aber das hatte sich mit Juves Aus-
flug in die zweite Liga 2006/07 erledigt.
Fußball paradox bedeutet, dass die Juve-
Männer urplötzlichspielenmüssen, um
das Publikum zu unterhalten – und dass
bei Inter Antonio Conte auf der Bank sitzt.
Für den Trainer Conte, der quasi sein gan-
zes Spielerleben in Turin absolviert hatte
und als Trainer die ersten drei der acht Ju-
ve-Meisterschaften in Serie einfuhr, war
es die erste Begegnung als Gegner mit dem
Verein, der einmal seine Heimat war. Also
eine höchst emotionale Angelegenheit, die
der Coach mit gewohnt markigen Trotz-
und Kraftgesten hinter sich bringen woll-
te. Also ließ Conte seine Mailänder Interna-
zionale auftreten, wie er früher die Juve
spielen ließ: rennen, kämpfen, hechten.
Sein Pech war, dass auf der anderen Sei-
te jetzt ein Mann die Kommandos gibt, der
nicht nur keine Juve-DNA hat, sondern als
eingeschworener Feind des Turinercalcio
cinico, des zynischen Ergebnisfußballs, ei-
nen ziemlich gewundenen Karriereweg ge-
macht hat: Maurizio Sarri ist angeheuert
worden, um Juventus das schöne Spiel ein-
zutrichtern – weil das Präsident Andrea
Agnelli neuerdings gefällt. Ungeheuerlich
und nie da gewesen in einem Klub, dessen
Patriarch Gianni Agnelli anno 2001 seinen
Starspieler Zinédine Zidane mit den folgen-
den Worten nach Madrid verabschiedet
hatte: „Kann schön spielen, war aber nicht
besonders nützlich.“
Statt Zidane hat Juve jetzt Cristiano Ro-
naldo, kein geborener Schönspieler, aber
zur Not auch dazu in der Lage. CR7 zündete
rund um den Inter-Strafraum ein schönes
Feuerwerk, mit Bewacher Diego Godin als
hypnotisiertem Zuschauer: Sieben Tor-
schüsse, 66 Ballkontakte, 40 Zuspiele und
ein Abseitstor, das nennt man dann wohl
l’art pour l’art. Immerhin assistierte Ronal-
do auch Higuain beim 2:1. Der Argentinier
war in Turin mit der Ankunft des großen
Portugiesen eigentlich für überflüssig er-
achtet worden, man lieh ihn an den AC Mi-
lan und später zum FC Chelsea aus. In
diesem Sommer hätte Juve den teuren Hi-
guain am liebsten verkauft, fand aber kei-
nen Interessenten. Higuain blieb, genau
wie Landsmann Paulo Dybala, der gegen In-
ter endlich mal wieder so jung wirkte, wie
er mit 25 tatsächlich ist. Dybala hatte Juve
bereits in der 4. Minute in Führung ge-
bracht, danach blieb genügend Zeit, um je-
ne Kombinationen zu zeigen, die Sarri üben
lässt – und damit den funkelnden Beweis
zu erbringen, dass er den SpitznamenLa
Joya(das Juwel) nicht von ungefähr trägt.
Andere Abreisekandidaten haben es da
schwerer. Der deutsche Weltmeister Sami
Khedira ist für Sarris Kombinationskünste
ein wenig zu hüftsteif, der in der Schluss-
phase eingewechselte Emre Can wirkte al-
lerhöchstens solide. Richtig enttäuschend
war Juves 75-Millionen-Zugang Matthijs
de Ligt. Neben dem erfahrenen Abwehrkol-
legen Bonucci wirkte der 20-Jährige Nie-
derländer wie ein Greenhorn, tatsächlich
unterliefen ihm jede Menge Anfängerfeh-
ler. Sein überflüssiges Handspiel im Straf-
raum war einer davon – Lautaro Martínez
verwandelte den fälligen Strafstoß zum 1:1.
„Er hat halt eine schwierige Phase, aber je-
de Menge Potenzial“, urteilte Sarri milde
über seinen Zögling de Ligt.
Der Trainer jedenfalls scheint sich in Tu-
rin akklimatisiert zu haben. Contes Inter,
soviel steht fest, wird in dieser Saison aber
ein ernst zu nehmender Konkurrent sein.
Über beides staunen nicht nur die drei Her-
ren auf der Tribüne. birgit schönau
Dortmund/München – Wann immer in
den vergangenen Tagen das Mobiltelefon
des Bundestrainers klingelte, und es klin-
gelte oft, dann wusste Jogi Löw: Oje, jetzt
kommt‘s noch schlimmer! Eine Flut von
Absagen beeinträchtigt die beiden Länder-
spiele in dieser Woche, den attraktiven
Test der DFB-Elf am Mittwoch gegen Ar-
gentinien (20.45 Uhr, Dortmund, RTL) und
das Qualifikationsspiel zur EM 2020 am
Sonntag in Estland (2o.45 Uhr, Tallinn).
Der Ausfall der langfristig verletzten Le-
roy Sané, Antonio Rüdiger, Leon Goretzka,
Julian Draxler, Nico Schulz, Thilo Kehrer
und Kevin Trapp stand bereits bei der No-
minierung des Kaders fest. Am Samstag-
abend sagten dann auch Schlüsselspieler
Toni Kroos (Real Madrid) und der Kölner
Linksverteidiger Jonas Hector ab, die bei-
de ihre Ligaspiele am Samstag muskulär lä-
diert beendet hatten. Absage Nummer
zehn folgte am Sonntag, weil der Mönchen-
gladbacher Verteidiger Matthias Ginter
das 5:1 gegen Augsburg mit einer schweren
Schulterblessur (Luxation mit Kapselband-
verletzung) teuer bezahlt hatte. „Ich habe
am Telefon nur schlechte Nachrichten be-
kommen. Das tut uns weh, und ich finde
das sehr schade, weil unsere junge Mann-
schaft, wenn sie sich entwickeln will, einge-
spielt sein muss“, klagte Joachim Löw –
und kündigte Nachnominierungen an.
Als zweiter A-Elf-Debütant neben Na-
diem Amiri (Leverkusen) wurde der junge
Schalker Suat Serdar nachträglich zum
Treffpunkt am Montag in Dortmund be-
stellt. Serdar, 22, gehört zu den prägenden
Spielern bei Schalkes Wiederaufschwung
dieser Saison, zu dem der EM-Zweite mit
der U21 bereits drei Tore beitrug, zuletzt
das 1:0 beim 1:1 gegen Köln. Eine Verlet-
zungsmisere sei „manchmal auch eine
Chance für andere, junge Spieler“, erklärte
Löw, „ich möchte auch nicht lamentieren,
wir machen das Beste daraus. Aber im Mo-
ment ist es ungewöhnlich hart für uns.“
Zu den zehn Ausfällen kommen vor dem
Duell in Dortmund mit Argentinien noch
weitere Probleme: Stürmer Timo Werner
reiste mit einem grippalen Infekt an, Ilkay
Gündogan klagt ebenfalls über muskuläre
Beschwerden. Beide stießen zudem frus-
triert zur DFB-Elf: Werner hatte in den
jüngsten drei Pflichtspielen mit RB Leipzig
(1:3 gegen Schalke, 0:2 gegen Lyon, 1:1 in Le-
verkusen) zahlreiche Riesenchancen ver-
ballert, Gündogan verlor am Sonntag mit
Manchester City überraschend mit 0:2 ge-
gen Wolverhampton. Damit hat der engli-
sche Meister bereits acht Punkte Rück-
stand auf Tabellenführer FC Liverpool.
Keine Option für Löw war eine Nominie-
rung des Dortmunder Abwehr-Routiniers
Mats Hummels, dessen starke Leistungen
beim BVB zuletzt öffentliche Comeback-
Debatten forciert hatten. Obwohl der Bun-
destrainer auf die beiden Innenverteidiger
Rüdiger und Ginter verzichten muss und
auch Weltmeister Jérôme Boateng ausge-
mustert hat, sah er „keine Veranlassung,
den Mats zu nominieren. An ihn habe ich
nicht gedacht. Ich habe gesagt, dass wir
erst mal unseren Weg mit den jungen Spie-
lern gehen“, betonte Löw. sz, dpa, sid
Wolfsburg – Maximilian Arnold kam aus
dem nervösen Kichern gar nicht mehr her-
aus. Durch den 1:0-Sieg gegen Union Ber-
lin hatte sich sein VfL Wolfsburg auf den
zweiten Tabellenplatz vorgeschoben; die
üblichen Champions-League-Verdächti-
gen wie der FC Bayern (3.), Leipzig (4.), Le-
verkusen (7.) und Borussia Dortmund (8.)
stehen für mindestens die Dauer einer Län-
derspielpause hinter den Niedersachsen.
„Wenn das jetzt am 34. Spieltag so wär‘...“,
kicherte Arnold also, nur auf eine bestimm-
te Debatte wollte er sich nicht einmal aus
Spaß einlassen: auf die Frage, ob es in die-
sem hypothetischen Falle, also dem zwei-
ten Platz für Wolfsburg am letzten Spieltag
der in Wahrheit erst sieben Runden alten
Saison, nicht bitter wäre, so knapp am
Meistertitel vorbeizuschrammen? Das war
der Moment, als Arnold an seine Gesichts-
muskeln das Kommando: „Ernsthaftigkeit
mimen!“ sendete, um dann zu sagen: „Wir
sind froh, wo wir jetzt stehen.“
Führt man sich vor Augen, wo die Wolfs-
burger vor gar nicht allzu langer Zeit stan-
den, wie sie zweimal vor zermürbenden Ab-
stiegs-Relegationsrunden zitterten, dann
ist diese bescheidende Freude nur allzu
nachvollziehbar. Der VfL hatte sich schon
in der vergangenen Saison unter Trainer
Bruno Labbadia rehabilitiert und für die
Europa League qualifiziert. Jetzt, unter
dem neuen Trainer Oliver Glasner aus Ös-
terreich, setzen sie noch einen drauf: Der
VfL ist die einzige Mannschaft der Liga, die
bis dato ungeschlagen ist; wettbewerbs-
übergreifend war der Sieg gegen den Bun-
desliganeuling Union der sechste in zehn
Pflichtspielen. Und: Die neu strukturierte,
auf einem zentralen Dreierverbund ruhen-
de Abwehr steht. „Wir haben eine gewisse
defensive Stabilität“, sagte Glasner.
Diese Einschätzung bewegte sich am
Rande des unzulässigen Understatements.
Kein Bundesligist hat bisher weniger Ge-
gentreffer hinnehmen müssen als Wolfs-
burg – obwohl sich Stammtorwart Koen
Casteels und Innenverteidiger John Antho-
ny Brooks (mal wieder) verletzt haben. Die
Partie gegen Union war die dritte ohne Ge-
gentor, kurioserweise war es der Drittligist
Hallescher FC, der es im DFB-Pokal bei der
3:5-Niederlage gegen Wolfsburg als einzi-
ger von bislang zehn Gegnern schaffte,
mehr als einen Treffer gegen Wolfsburg zu
schießen. Das aber war im August.
„Wir haben mittlerweile das Selbstver-
trauen, um hinten sicher zu stehen“, sagte
Glasner, „und zu wissen, dass wir ein Tor
machen können.“ Zuständig dafür war am
Sonntag wieder mal Wout Weghorst, mit
vier Toren und zwei Vorlagen der Topsco-
rer des VfL. Der 27-jährige Niederländer er-
innert an einen Landsmann, der vor ein
paar Jahren in Wolfsburg spielte und nun
über den Umweg Portugal in Frankfurt ge-
landet ist: Bas Dost, 30. Beider Arbeitsauf-
fassung ist von ähnlicher Aufopferungsbe-
reitschaft getragen, sie machen kein gro-
ßes Gewese um Fragen der Finesse, wobei
Weghorst technisch eine Spur besser ist als
Dost. Gegen Union traf Weghorst in der
- Minute, nach Vorarbeit von Josip Bre-
kalo stand er allein vor Torwart Rafal Gikie-
wicz – und kannte kein Pardon.
In der ersten Halbzeit war Weghorst in
ähnlicher Konstellation noch gescheitert,
nach einem Pass von Maximilian Arnold.
Der Mittelfeldspieler kündigte an, Weg-
horst dafür noch zur Rede stellen zu wollen
- doch auch das meinte er im Scherz.
Die große Frage blieb, wie ernst man
nun die Tabelle nehmen sollte. So ein zwei-
ter Platz nach sieben Spieltagen ist kein Zu-
fall, andererseits ließe sich einwenden,
dass der Spielplangestalter es bisher nicht
so schlecht mit den Wolfsburgern gemeint
hat. Unter den bereits abgewickelten Geg-
nern waren unter anderem jene vier
Teams, die am Ende der Tabelle stehen (Pa-
derborn, Köln, Union, Düsseldorf), die rest-
lichen stehen allesamt ebenfalls in der un-
teren Tabellenhälfte. Insofern wird es span-
nend zu sehen sein, wie sich Wolfsburg ge-
gen stärkere Gegner schlägt.
Doch das System Glasners, das auf so ge-
nanntem Umschaltspiel basiert, ist ein Re-
zept, das tendenziell gegen Mannschaften
besser funktioniert, die den Ball haben wol-
len. Und die stehen in der Regel oben in der
Tabelle. Zum Beispiel RB Leipzig, das nach
der Länderspielpause der nächste Gegner
der Wolfsburger ist. javier cáceres
Bitte keine Blumen!
Tempofußball und immerzu Stress für den Gegner: Marco Rose führt Mönchengladbach an die Tabellenspitze
Doch der Trainer mahnt zur Nüchternheit, weil es neben Blitzmomenten bisher auch zähe Leistungen gab
Kiel – Fußball-Zweitligist Holstein Kiel
hat sich von Sportchef Fabian Wohlge-
muth getrennt. Nachfolger ist Uwe Stöver,
früherer Sportdirektor des FC St. Pauli.
Wohlgemuth war im Sommer 2018 als
Nachfolger von Ralf Becker (zum HSV) ver-
pflichtet worden. Gründe der Trennung
teilte Kiel nicht mit. Holstein liegt mit nur
acht Punkten derzeit auf dem 16. Platz, seit
der Beurlaubung von Trainer André Schu-
bert ist Ole Werner Interimscoach. Uwe Stö-
ver, 52, war bereits von Ende 2015 bis Mai
2016 Geschäftsführer in Kiel. dpa
München – Der FC Bayern hat den franzö-
sischen Verband (FFF) wegen der Länder-
spiel-Nominierung von Lucas Hernández
kritisiert. Vorstandschef Karl-Heinz Rum-
menigge sagte, er sei „irritiert“. Hernández
hatte bei den Münchner Pflichtspielen der
Vorwoche in Tottenham und gegen Hoffen-
heim gefehlt. Sportdirektor Hasan Saliha-
midzic bekräftigte, Hernández habe eine
Stressreaktion in seinem im Februar ope-
rierten Knie und werde daher nicht zur Na-
tionalelf reisen. Der französische Verband
(FFF) nominierte Hernández trotzdem für
die EM-Quali-Spiele gegen Island und die
Türkei – laut Fifa-Statuten ist das möglich.
Rummenigge konterte auch Aussagen
von Frankreichs Nationaltrainer Didier De-
schamps, der izitiert worden war, Hernán-
dez sei, „auch bereit, mit einem Bein zu
spielen“; zudem habe sich der Spieler für ei-
nen Einsatz in Tottenham fit gefühlt. Dazu
Rummenigge: „Das hat uns doch sehr über-
rascht.“ FC-Bayern-Arzt Müller-Wohlfahrt
erklärte: „Ich trage die Verantwortung für
die Gesundheit von Lucas, und ich sage: Er
kann bei den anstehenden Partien der fran-
zösischen Mannschaft nicht spielen.“ De-
schamps äußerte sich am Montag eher de-
eskalierend: „Wir stellen die Diagnose
nicht in Frage. Wir wollen uns selbst ein
Bild machen und gehen kein Risiko ein.
Aber wir spielen erst am Freitag.“ sz
Ronaldo zündet ein Feuerwerk,
Higuain entscheidet das Topspiel
Trainer Sarri reformiert Turin,
Kollege Conte ist ein harter Rivale
Wie in Österreich
Bundesliga-Tabellen: Zweimal Rose vor Glasner
Kader der DFB-Elf
Plötzlich schön
Fußball paradox: Juventus Turin, traditionell zynisch-effizient, spielt jetzt mit ästhetischem Anspruch – und besiegt Inter
Kiel entlässt Sportchef
Zoff um Hernández
FC Bayern missfällt Länderspiel-Berufung
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Stürmer Werner ist krank,
Gündogan lädiert und frustriert
Applaus im rheinischen Regen: Trainer Marco Rose feiert den Mönchengladbacher Sprung an die Bundesliga-Spitze. FOTO: INA FASSBENDER/AFP
DEFGH Nr. 232, Dienstag, 8. Oktober 2019 (^) SPORT 25
Zehn Absagen,
zwei Lädierte
Bundestrainer Löw beklagt Ausfälle
und kündigt Nachnominierungen an
Deutsche Bundesliga – 7. Spieltag 2019/20
- Borussia Mönchengladbach 7 15:6 16
(Trainer: Marco Rose) - VfL Wolfsburg 7 10:4 15
(Trainer: Oliver Glasner)
Bundesliga Österreich – Saisonende 2018/19
- Red Bull Salzburg 32 79:27 *52
(Trainer: Marco Rose) - Linzer ASK 32 59:31 40
(Trainer: Oliver Glasner)
* Punktzahl nach 22 Spieltagen wurde halbiert.
Test-Länderspiel gegen Argentinien (Mittwoch,
20.45 Uhr, Dortmund) und EM-Qualifikations-
spiel in Estland (Sonntag, 20.45 Uhr, Tallinn).
Tor: Neuer (FC Bayern), ter Stegen (FC Barcelo-
na), Leno (FC Arsenal)
Abwehr: Süle (FC Bayern), Halstenberg, Kloster-
mann (beide RB Leipzig), Stark (Hertha BSC), Tah
(Bayer Leverkusen).
Mittelfeld/Angriff: Kimmich, Gnabry (beide
FC Bayern), Amiri, Havertz (beide Bayer Leverku-
sen), Brandt, Reus (beide Borussia Dortmund),
Can (Juventus Turin), Gündogan (Manchester Ci-
ty), Werner (RB Leipzig), Waldschmidt (SC Frei-
burg), Serdar (FC Schalke 04).
Schuss an die Tabellenspitze: Stürmer Gonzalo Higuain vollendet eine herrliche
Turiner Passkette zum 2:1-Siegtor im Spitzenspiel gegen Inter. FOTO: A. PIZZOLI / AFP
Trainer und Torgarant: Oliver Glasner
mit Stürmer Weghorst. FOTO: CONTRAST / IMAGO
Die letzten
Unbesiegten
Wolfsburg ist Zweiter – dank neuer
Stabilität und Torjäger Weghorst
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