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Die meisten Menschen, die eine Bootstour
auf dem Königssee unternehmen, hoffen
auf gutes Wetter: So kommt das Panorama
besser zur Geltung – und angenehmer ist
es auch. Die Bauern und ihre Kühe, die am
Montag zum Almabtrieb antreten muss-
ten, hatten da weniger Glück. Bei Regen-
wetter mussten die mit Glocken und Krän-
zen bunt geschmückten Tiere, 15 an der
Zahl, auf zwei Kähne getrieben und übers
Wasser gefahren werden. Anders als im All-
gäu, wo es große Almabtriebe gibt, holt in
Oberbayern meist jede Alm ihre Tiere für
sich ins Tal. Die Saison hatte in diesem
Jahr wegen der Schneemengen des Win-
ters vielerorts verspätet begonnen. Für die
Mittenwalder Schafhalter war der Berg-
sommer zudem von einem Unglück über-
schattet. Knapp 200 ihrer 450 Tiere ka-
men bei einem Hangrutsch am Predigt-
stuhl um. Insgesamt werden jeden Som-
mer in Bayern etwa 55 000 Rinder, Schafe,
Ziegen und Pferde auf die Alpen und Al-
men gebracht – und im Herbst wieder hin-
unter. Am Königsee sollen Kühe einer ande-
ren Alm ihren Kolleginnen am kommen-
den Samstag folgen. Vielleicht haben sie ja
mehr Glück mit dem Wetter. dpa, maxi
Nürnberg – Der Verkehrsverbund Groß-
raum Nürnberg (VGN) zählt zu den größten
Verkehrsverbünden in Deutschland, er um-
fasst ganz Mittelfranken, größere Teile
von Ober- und Unterfranken sowie der
Oberpfalz und steuert vereinzelt sogar Zie-
le in Schwaben, Ober- und Niederbayern
an. Vom Schuljahr 2020/2021 an werden
insgesamt 360 000 Schüler und Auszubil-
dende diesen Verkehrsraum für einen Eu-
ro pro Tag ein Jahr lang nutzen können.
Dies hat Ministerpräsident Markus Söder
(CSU) nun in Nürnberg angekündigt. Ur-
sprünglich hatte Söder prüfen lassen, das
365-Euro-Schülerticket bereits im laufen-
den Schuljahr starten zu lassen. Dies aber
hatte sich als zu ehrgeiziger Plan erwiesen.
Am Donnerstag müssen noch die betei-
ligten Städte und Kreise über das geplante
Ticket abstimmen, der Fürther Landrat
Matthias Dießl (CSU) sieht aber gute Chan-
cen, dass die Zustimmung „einstimmig“ er-
folgen wird. Die Kommunen müssen ein
Drittel der Mehrkosten übernehmen, der
Freistaat hat angekündigt, die restlichen
zwei Drittel zu begleichen – was etwa
30 Millionen Euro entsprechen dürfte.
Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Ma-
ly (SPD) sieht im neuen Ticket einen wichti-
gen Schritt, immerhin werde das „Mobili-
tätsverhalten“ des Menschen in jungen Jah-
ren geprägt. In seiner Generation – Maly
ist 59 – habe man noch das 18. Lebensjahr
herbeigesehnt, um selbst Auto fahren zu
dürfen. Inzwischen beobachte er, dass jun-
gen Menschen verstärkt auf den Nahver-
kehr umstiegen und Autos nur noch im Be-
darfsfall nutzten. Das geplante Ticket sei
in der Lage, dieses Verhalten zu fördern
und die „Mobilitätswende“ in den Köpfen
zu verankern. Zumal das Ticket „komplett
unkompliziert“ zu nutzen sein werde.
Mit dem Ticket werden Schüler und Aus-
zubildende für einen Euro pro Tag zu-
nächst zwischen Roth und Lichtenfels, Kit-
zingen und Amberg unterwegs sein kön-
nen. Künftig soll der Verbund auch zusätzli-
che Orte im Norden Oberfrankens umfas-
sen. Auch das werde die Staatsregierung
unterstützen, kündigte Söder an. Um eine
dichte Taktung gewährleisten zu können,
habe Nürnberg „neue U-Bahnen und Stra-
ßenbahnen“ bestellt, sagte Maly. Mit Mit-
teln des Freistaats sollen 2020 zudem die
VGN-Tarife stabil gehalten und die Digitali-
sierung des Verkehrsverbundes weiter vor-
angetrieben werden. olaf przybilla
Eine Kahnfahrt
nach Hause
365-Euro-Ticket
für Schüler und Azubis
München – In der AfD-Fraktion im Land-
tag zeigen sich weitere Auflösungserschei-
nungen. Die Abgeordneten Franz Bergmül-
ler und Anne Cyron treten laut einer Mittei-
lung vom Montag von ihren Ämtern in der
dreiköpfigen Kassenkontrollkommission
zurück. Grund dafür sei „mangelnde Ko-
operationsbereitschaft seitens des Vor-
stands“. Das dritte Mitglied, Ulrich Singer,
soll dies schon zuvor getan haben. Die Kom-
mission hatte bei den internen Konflikten
im ersten Jahr der Fraktion eine maßgebli-
che Rolle gespielt: So hatte sie der Führung
rund um Chefin Katrin Ebner-Steiner dubi-
ose Ausgaben etwa für luxuriöse Büromö-
bel vorgeworfen, ferner nicht nachvollzieh-
bare Zulagen für angebliche Günstlinge.
Aktueller Anlass für den Bruch sind aber
wohl auch die Vorgänge rund um die Neu-
wahl des Fraktionsvorstands, bei der das
Zerwürfnis zwischen völkischem „Flügel“
mitsamt Unterstützern und Kritikern der
Führungsriege offen zu Tage getreten war.
Ebner-Steiner und ihre Gefolgsleute hat-
ten bei der Herbstklausur in Wemding das
vorherige Patt zwischen den Lagern aufge-
löst, offenbar auch über weitere Zulagen
für Kollegen – und sie hatten dann in einer
rasch angesetzten Vorstandswahl ihr Per-
sonaltableau einstimmig beschließen las-
sen. Acht von 20 Abgeordneten waren gar
nicht zur Wahl erschienen, darunter auch
Bergmüller und Cyron; sie sprachen von ei-
nem „pseudodemokratischen“ Spiel.
„Bei der Prüfung der buchhalterischen
Unterlagen war eine konstruktive Zusam-
menarbeit mit dem Fraktionsvorstand lei-
der zu keiner Zeit möglich“, schreiben die
beiden nun. Auf Kritik an der „ungeordne-
ten Buchhaltung in desolatem Zustand“ ha-
be die Führung mit „persönlichen Angrif-
fen“ geantwortet. So habe Ebner-Steiner
in Chatgruppen „Gerüchte gestreut“, wo-
nach die Kommission die Erhöhung der Zu-
lagen gefordert habe. In Wahrheit habe
man „eine nachvollziehbare Regelung“ an-
geregt – beziehungsweise, das Zulagensys-
tem „generell neu zu überdenken“. In Wem-
ding wurde nach Informationen derSüd-
deutschen Zeitungder Zulagentopf nahezu
verdoppelt. Ebner-Steiner begründete das
mit neuen Aufgaben in der zunehmend pro-
fessioneller arbeitenden AfD. Zum Rück-
tritt der Kommission teilte ein Fraktions-
sprecher am Montag mit: Die Buchhaltung
werde extern von einem Steuerbüro erle-
digt, ein Wirtschaftsprüfer habe für das
erste Halbjahr bestätigt, dass die Buchfüh-
rung „einwandfrei und ordnungsgemäß
ist“. Im Übrigen könnten alle Abgeordne-
ten jederzeit alle Dokumente einsehen.
Augenscheinlich unterbindet der Streit,
der neben Richtungsfragen auch persönli-
che Animositäten einschließt, die Arbeits-
fähigkeit. Wie die zwei Lager in einer Frak-
tion überhaupt weiterarbeiten können, ist
unklar. Die Kritiker sondieren dem Verneh-
men nach ihre Optionen, Beobachter hal-
ten Fraktionsaustritte noch 2019 nicht für
ausgeschlossen. Nach wie vor herrscht Ent-
täuschung nach dem Coup mit der Frakti-
onswahl und der Brüskierung der Kritiker,
man fühle sich „wie ausgekotzt“, sagte ein
Abgeordneter. Am Donnerstag, zum Ple-
num, werden die 20 AfDler wohl wieder al-
le aufeinandertreffen. johann osel
von sabine buchwald
München – Mit einem Symposium ist am
Montag das Institut für Ethik in der Künst-
lichen Intelligenz an der Technischen Uni-
versität (TU) München eröffnet worden. In
der digitalen und von der englischen Spra-
che geprägten Welt wird das Institut auch
als Institute for Ethics in Artificial Intelli-
gence, kurz: IEAI, firmieren. Es ist Teil des
2012 an der TU eingerichteten Munich Cen-
ter for Technology in Society (MCTS). Erste
Projekte werden sich unter anderem mit
Problematiken des autonomen Fahrens
und ethischen Fragen im Alltag von Klinik-
ärzten beschäftigen.
Die offizielle Eröffnung fand nur knapp
neun Monate nach Bekanntgabe der Insti-
tutsgründung statt. Mitte Januar war She-
ryl Sandberg, Geschäftsführerin von Face-
book, dazu nach München gereist. Denn:
Facebook sponsert das Institut mit 7,5 Mil-
lionen Dollar, was erst am Tag der Vertrags-
unterzeichnung veröffentlicht worden
war. Das Geld fließe ohne irgendwelche
Auflagen und Erwartungen vonseiten des
amerikanischen Unternehmens, beteuert
seitdem die TU, allen voran ihr neuer Präsi-
dent Thomas Hofmann, der maßgeblich
an dem Coup beteiligt war.
In seiner Eingangsrede verwies Hof-
mann auf die unaufhaltsamen Veränderun-
gen in der Wissenschafts- und Wirtschafts-
welt, in den Arbeitsmärkten, bei Gesund-
heit, Mobilität und Kommunikation. Diese
eröffneten enorme Möglichkeiten für dieje-
nigen, die in der Lage seien, darauf zu regie-
ren. Hofmann machte klar, dass er die TU
in diese Richtung führen wird – wofür er
weitere Geldgeber suchen will.
Ob sich Facebook tatsächlich aus der In-
stitutspolitik und der Forschung heraus-
hält, wird die Zukunft zeigen. Deutlich
aber wurde am Montag bei der gut besuch-
ten Veranstaltung: Die Verbindung mit die-
sem Geldgeber erhöht die Aufmerksam-
keit, wovon womöglich beide Seiten profi-
tieren. Die Universität mit dem neuen Insti-
tut und der Möglichkeit, Forscher nach
München zu holen; Facebook wiederum
profitiert vom Renommee der Universität.
Mit der Anwesenheit von Staatsministe-
rin Dorothee Bär, Beauftragte der Bundes-
regierung für Digitalisierung, kam auch
der Segen aus Berlin zum Institutsstart.
Bär betonte, dass es ohne Künstliche Intel-
ligenz (KI) in der Gesellschaft nicht mehr
gehe, man sie schnell voranbringen möge
und sich niemand davor fürchten sollte.
Sie wünschte, dass Entscheidungsträger
Vorlesungen am IEAI besuchten. Denn
auch wenn wir das derzeit anders sehen
mögen, warte die Welt nicht auf Deutsch-
land. Besonders angetan ist Bär von den ge-
planten Tandem-Projekten, in denen je-
weils Geistes- mit Naturwissenschaftlern
Forscherteams bilden. Mit Blick auf die
Bundesregierung sagte sie: „Ich finde, das
Ressortprinzip tötet alles. Vielleicht kön-
nen Sie hier beweisen, dass es wirklich
nicht gut ist.“
Der Wirtschaftswissenschaftler und Phi-
losoph Christoph Lütge wird das neue
Ethik-Institut leiten, für das die TU eine
Startförderung von 2,3 Millionen Euro für
die ersten Forschungsprojekte bereitstellt.
Autonomes Fahren wird einer der For-
schungsschwerpunkte sein. In seinem just
am Montag erschienenen Buch „Ethik in
KI und Robotik“ (Hanser) setzt sich Lütge
mit der Problematik bei Unfällen auseinan-
der. Wer wird die Verantwortung tragen,
wer am Ende dafür haften, wenn Men-
schen verletzt werden? Eine komplexe Fra-
ge, die in absehbarer Zeit Hersteller von
selbstfahrenden Autos und Gerichte be-
schäftigen wird. Ähnlich gravierende Fra-
gestellungen wird der Einsatz von Robo-
tern in Krankenhäusern aufwerfen. Wer-
den sie schon bald Ärzte ersetzen? Oder
werden sie vielleicht bessere Diagnosen
stellen als Menschen, sodass sich Patien-
ten auf das Urteil von Personen nicht mehr
verlassen mögen?
Ein anderes Projekt wird sich mit der
Dynamik von sogenannten Fake News und
Hasskommentaren in den Sozialen Medi-
en beschäftigen. Dazu soll die Meinungsbil-
dung nach mathematischen Gesichtspunk-
ten untersucht werden. Ein anderes For-
scherteam soll sich mit der Optimierung
von vernetzten Fertigungsanlagen durch
KI in der Industrie beschäftigen, die
ethisch problematische Aspekte aufwer-
fen, wenn sich etwa der Mensch den techni-
schen Gegebenheiten unterwerfen soll.
Am Ende der Forschung sollen Hand-
lungsempfehlungen stehen, damit die Ge-
setze den gesellschaftlichen Entwicklun-
gen angepasst werden können. „Gesetze
können falsch sein“, sagte Gastredner Lu-
ciano Floridi, Philosoph und Direktor des
Digital Ethics Lab der Uni Oxford, der vor
allem dazu aufrief, sich in Bezug auf KI zu
beruhigen: „Sie wird keine Zombies hervor-
bringen.“ Meinung, Feuilleton
Feldkirchen – Staatsanwaltschaft und
Münchner Kriminalpolizei haben die Ge-
schäftsstelle des Landesjagdverbands vier
Stunden lang durchsucht und zahlreiche
Akten auf Papier und Datenträgern mitge-
nommen. Seitens des Jagdverbands hieß
es, die Aktion habe sich nicht gegen den
Jagdverband als Ganzen gerichtet, son-
dern stehe im Zusammenhang mit einer
Strafanzeige gegen Präsident Jürgen
Vocke und den früheren Landesschatz-
meister Wolfgang S. Diese Anzeige wegen
des Verdachts der Untreue und der Unter-
schlagung hatte der Vorsitzende des Mem-
minger Jagdvereins, Andreas Ruepp, ge-
stellt. Erst vor wenigen Tagen hatten sich
der Landesausschuss und das Präsidium
des Jagdverbands auf eine gemeinsame
Empfehlung geeinigt. Demnach soll die au-
ßerordentliche Delegiertenversammlung
am 26. Oktober in Schrobenhausen einer
größeren Wirtschaftsprüfungsgesell-
schaft den Auftrag geben, die Finanzen des
Jagdverbands und das Geschäftsgebaren
seines umstrittenen Präsidenten Vocke zu
durchleuchten.
Doch die Unterlagen, die dazu wohl nö-
tig wären, haben am Montag die Ermittler
abgeholt. Die Beamten kamen unauffällig
in zivil und gleich am Morgen, noch vor
manchen Mitarbeitern des Verbands. Um
die Mittagszeit rückten sie wieder ab, mit
etlichen Kartons voller Unterlagen. Zurück
ließen sie unter anderem Vocke, der eben-
so wie Schatzmeisterin Mechtild Michaela
Maurer und der Hauptgeschäftsführer des
Jagdverbands, Joachim Reddemann, bei
der Durchsuchungsaktion anwesend war.
Persönlich äußern wollten sich allerdings
weder Vocke noch Reddemann. Sie schick-
te stattdessen den Vizepräsidenten und
Verbandssprecher Thomas Schreder vor.
Er bestätigte am Nachmittag die Durchsu-
chungsaktion, die kurz vorher zu Ende ge-
gangen war.
Andreas Ruepp, der selbst ein höherran-
giger Polizeibeamter ist, verweist ebenso
wie Verbandssprecher Schreder auf die Un-
schuldsvermutung, die auch für Vocke gel-
ten müsse. Gleichwohl sieht sich Ruepp
mit der Durchsuchung bestätigt: „Das
stimmt mich froh. Ich hätte die Anzeige
nicht gemacht, wenn das substanzlos gewe-
sen wäre.“ Er hoffe nun, „dass eine neutra-
le Aufklärung durch die Staatsanwaltwalt-
schaft erfolgt, ohne dass der Präsident die
Möglichkeit hat, da Einfluss zu nehmen“.
Ruepp gehört selbst dem Präsidium des
Bayerischen Jagdverbands an und hat des-
sen gemeinsame Empfehlung mit dem zah-
lenmäßig weit stärkeren Landesausschuss
nicht mitgetragen, wonach eine andere
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft die Vor-
würfe gegen Vocke aufklären solle. Der bis-
her damit befasste Wirtschaftsprüfer hat-
te in den Verbandsfinanzen für 2018 erheb-
liche Unregelmäßigkeiten und Hinweise
auf Gesetzesverstöße entdeckt, die sich
auch auf andere Geschäftsjahre beziehen.
Es geht um fast 5000 Euro Aufwandsent-
schädigung, die Vocke jeden Monat steuer-
frei und ohne Sozialabgaben erhalten hat,
um die Nutzung seines teuren Dienstwa-
gens, um die Beschäftigung seiner Tochter
bei einer Tochtergesellschaft des Jagdver-
bands, um Druckaufträge für die Verbands-
zeitschrift in sechsstelliger Höhe sowie um
diverse Spesenabrechnungen und um pri-
vate Kosten, die Vocke dem Verband in
Rechnung gestellt habe – bis hin zur Hun-
depension für seinen Dackel oder der Rech-
nung für seine Lieblingskekse. Der erste
Wirtschaftsprüfer sah deswegen sogar die
Gemeinnützigkeit des Verbands in Gefahr.
Eingeschaltet wurde er auf Drängen der
seit 2018 amtierenden Schatzmeisterin
Maurer, deren Vorgänger Ruepp ebenfalls
angezeigt hat. „Der eine reicht die Belege
ein, und der andere winkt sie durch“, sagt
Ruepp dazu. Die Empfehlung des Landes-
ausschusses bezeichnet er als „das letzte
Aufgebot des Präsidenten“. Dass der seit
1994 amtierende Vocke, der von 1998 bis
2008 auch zehn Jahre lang für die CSU im
Landtag saß, nach der Durchsuchung vom
Montag noch Präsident des Jagdverbands
bleibe, sei niemandem mehr vermittelbar.
Vocke selbst hat seinen Rückzug auf
dem Landesjägertag in Passau bereits an-
gekündigt, allerdings erst für den nächs-
ten Jägertag im März kommenden Jahres
in Lindau. Seinen Auftritt bei der Jagdmes-
se in Landshut hatte sich Vocke in der ver-
gangenen Woche abgesagt und sich krank
gemeldet. Auch bei den Jagd- und Fische-
reitagen am kommenden Wochenende auf
Schloss Grünau bei Neuburg an der Donau
wolle er sich vertreten lassen, heißt es aus
dem Verband.
Im Jagdverband mehren sich die Stim-
men, wonach Vocke sein Amt sofort zur Ver-
fügung stellen sollte. So hat inzwischen
auch der Jagdschutz- und Jägerverein Frei-
sing für den 26. Oktober eine Antrag auf
Vockes Abwahl gestellt. Aus Memmingen
und Starnberg sowie von den Jungen Jä-
gern, der Jugendorganisation des 47 000
Mitglieder starken Verbands, kommen
schon länger Rücktrittsforderungen. Vize-
präsident und Verbandssprecher Thomas
Schreder mag sich dem nicht anschließen.
Da Präsidium sei sich aber einig, „die
Transparenz im Verband als oberstes Ziel
zu sehen“. matthias köpf
Alles eine Frage der Ethik: Staatsministerin Dorothee Bär sitzt zwischen Instituts-
leiter Christoph Lütge, dem neuen TU-Präsidenten Thomas Hofmann und Gastred-
ner Luciano Floridi (von rechts). FOTO: SEBASTIAN GABRIEL
Beim Bayerischen Jagdverband in Feldkirchen bei München standen am Montag-
früh Staatsanwälte und Kripobeamte vor der Tür. FOTO: KPF
Gewissensfragen
Die TU feiert Start ihres von Facebook finanzierten Instituts für Ethik in der Künstlichen Intelligenz, das Empfehlungen
für die Politik entwickeln soll. Der neue Präsident verteidigt das Modell und sucht schon die nächsten Sponsoren
Zoff um die Kasse
der AfD im Landtag:
Der Abgeordnete
Franz Bergmüller
aus dem Landkreis
Rosenheim wirft der
Fraktionschefin Ka-
trin Ebner-Steiner
eine „dreiste Lüge“
vor.FOTO: M. BALK/DPA
Durchsuchung beim Landesjagdverband
Aktenmaterial beschlagnahmt – es geht um den Verdacht der Untreue gegen Verbandschef und früheren Schatzmeister
von andreas glas
V
on allen Freistaaten Deutschlands
ist Bayern der größte, längste,
höchste und damit auch beste Frei-
staat. Da ist es konsequent, dass dieses Su-
perbayern in rekordverdächtiger Regel-
mäßigkeit rekordverdächtig viele Rekor-
de hervorbringt. Kürzlich haben sie in
Mengkofen das größte Schnitzel der Welt
gebraten. Es war so groß, man hätte da-
mit den Fußboden einer Siebzig-Quadra-
meter-Wohnung belegen können. Zwei
Jahre davor war in Pilsting der schwerste
Hamburger der Welt gebrutzelt worden,
1164 Kilo, also in etwa so schwer wie elf
Altherrenfußballer des TSV Pilsting zu-
sammen. Und Zwiesel hielt lange den Re-
kord für den weltweit längsten Leberkas,
100,2 Meter. Was natürlich ein Witz ist ge-
gen den Bratwurst-Rekord: 5888 Meter,
aufgestellt nahe Landshut und damit,
klar, in Bayern.
Und jetzt? Haben die Bayern wohl auch
noch den Rekord im Rekorde-Aufstellen
aufgestellt: drei Superlative binnen einer
einzigen Woche. Erst haben sie in Passau
den größten Holzdackel der Welt enthüllt.
2,80 Meter hoch, 5,50 Meter lang. Am ver-
gangenen Donnerstag war das, bei der
Passauer Dackelparade, der selbstredend
größten Dackelparade der Welt. Am Sams-
tag, ebenfalls in Passau, berichtete die Lo-
kalzeitung über Ewald Kuchler, der in sei-
nem Garten die wahrscheinlich größte
Walnuss entdeckte, die je in der Bundesre-
publik entdeckt wurde. Satte 27 Zentime-
ter Umfang, inklusive Schale. Und dann,
am Sonntag, holte sich Michael Asam aus
Heretshausen den Pokal für den schwers-
ten Kürbis, der in diesem Jahr in Deutsch-
land geerntet worden ist, 687, 5 Kilo.
Größter Dackel, dickste Nuss, schwers-
ter Kürbis, dazu all die anderen bayeri-
schen Rekorde: Schnitzel, Hamburger,
Bratwurst. Wenn man alles erreicht hat,
was soll da noch kommen? Nun, so eini-
ges, denn jeder Rekord produziert neues
Rekordpotenzial. 687,5 Kilo Kürbis? Das
schreit fast nach der größten Kürbissup-
pe aller Zeiten. Und der weltgrößte Holz-
dackel, braucht der jetzt nicht die welt-
größte Holzdackelgarage? Irgendwo in Su-
perbayern findet sich sicher auch je-
mand, der ein Gerät baut, um die Rekord-
Walnuss zu knacken. Noch steht der größ-
te Nussknacker der Welt (5,87 Meter) in
Sachsen, im falschen Freistaat. Wenn das
mal kein Ansporn ist.
Nürnberg habe neue U-Bahnen
und Straßenbahnen bestellt
Die Neuwahl des Vorstands hatte
kürzlich den Bruch dokumentiert
Einer der Schwerpunkte
der Forschung wird
das autonome Fahren sein
(^26) MÜNCHEN · BAYERN Dienstag, 8. Oktober 2019, Nr. 232 DEFGH
FOTO: MATTHIAS BALK/DPA
Kassenkontrolleure
werfen hin
Die zerstrittene AfD-Fraktion zeigt
weitere Auflösungserscheinungen
MITTEN IN BAYERN
Gott mit dir, du
Land der Rekorde
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