MIT DEM LAUF DER ZEIT
DIE ARTEN, DIE DAVID HERASIMTSCHUK FOTOGRAFIERT, SIND
URALT. DOCH NICHT ALLE HABEN EINE ZUKUNFT.
BIS ZU ZEHN STUNDEN VERBRINGT
David Herasimtschuk oft in Wasser,
das kaum wärmer ist als der Gefrier-
punkt. In seinem Neoprenanzug treibt
er dahin, die Kamera fest umklammert
- und wartet geduldig. Auf Wesen, die
vielleicht nicht mehr so viel Zeit haben
wie er. „Viele der Arten, die ich foto-
grafiere, leben schon seit Millionen
von Jahren auf dem Planeten“, sagt
Herasimtschuk. „Aber seit dem letzten
Jahrhundert verschwinden sie.“
Herasimtschuk arbeitet für die NGO
Freshwaters Illustrated. Die schickt
ihn um die Welt, um bedrohte Arten
in Flüssen, Seen und Bächen zu do-
kumentieren. Laut Wissenschaftlern
trifft das auf bis zu 20 Prozent aller
Süßwasserfische zu – weil Dämme
die Fischmigration verhindern oder
Lebensräume durch Verschmutzung
und zu hohe Wassertemperaturen
verloren gehen. Dieser Verlust hat auch
Auswirkungen für die Menschen:
Trinkwasser braucht funktionierende
Ökosysteme. Muscheln und Pflanzen
absorbieren Schadstoffe, auch einige
Tiere verstoffwechseln sie. Diese wich-
tige Rolle der Natur wurde lange unter-
schätzt. Schon mittlere Regenfälle
können Verschmutzungen in Lebens-
räume spülen und deren Bewohner
ersticken. Viele Unterwasserfotogra-
fen tauchen lieber in den Ozeanen,
wo sich ihnen majestätische Wale,
Haie und bunte Korallenriffe bieten.
Herasimtschuks Objekte sind weniger
spektakulär: einheimische Fische,
Salamander, Wasserschlangen, die
Menschen meiden. Nicht immer wird
seine Geduld belohnt. Und doch wird
er nicht müde: „All diese Lebewesen
werden verschwinden“, fürchtet er.
Also wartet er weiter.
Herasimtschuk fotografiert in Süßwasser, zum Beispiel im vielfältigen Tellico River in Tennessee.
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PROOF